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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Hertha BSC vs. 1899 Hoffenheim

Frechheit

Die TSG braucht KGB

Was die Mannschaft im Berliner Olympiastadion gestern dargeboten hat, war, so der einhellige Tenor, und damit ist nicht die Stimmlage bei Männern gemeint, „eine Frechheit“.

Aber war es das?

Sieht man es so, wie man in einem der vielleicht reaktionären Bereiche alles Gesellschaftlichen, dem Fußball, alles sieht bzw. dazu angehalten ist, es zu sehen, nämlich „traditionell“, wäre das nämlich ein Kompliment. Im Althochdeutschen bedeutete frech so viel wie „ungezähmt“, „begierig“. Und wenn das Auftreten der Mannschaft gestern eines war, das war es nicht.

Und auch, wenn man die Bedeutung des Wortes in der Wandlung in vrech, wie sie sie im Mittelhochdeutschen erfuhr, heranzieht, trifft das Wort nicht nur nicht, sondern null zu, denn das Auftreten konnte man beim besten Willen nicht als „tapfer“, „kühn“, „lebhaft“, „keck“, „dreist“ bezeichnen. Also bleibt nur, die moderne Bedeutung heranzuziehen, wie sie der Duden nennt, der Frechheit als Synonym von Zumutung aufführt.

Von Beginn an mutete die Aufführung unserer Mannschaft den Fans einiges zu. Einfachste Pässe im Niemandsland an der Rändern des Spielfeldes landeten ohne Not im Aus und auch sonst gelang wenig bis nichts. Dass wir uns in der Tabelle NICHT haben verbessern können und nach wie vor auf Platz 6 stehen, hat (eigentlich mehr als diese) 5 Gründe:

  1. Das Spiel war grottenschlecht.
  2. Wir haben es nicht geschafft, unser Spiel auf den Platz zu bringen.
  3. Wir waren sehr träge und sehr langsam im Passspiel.
  4. Deshalb waren wir auch so ungefährlich und haben verdient verloren.
  5. Unser Spiel war sehr pomadig.

Das ist nicht unsere „Analyse“ – und es sind auch nicht unsere Worte, sondern die von Christoph Baumgartner. Überhaupt waren er und der Rest der Mannschaft erfrischend ehrlich mit sich selbst, wie man hier nachlesen kann. Und auch das Social Media-Team der TSG kam erfreulicherweise nicht auf die Idee, irgendetwas beschönigen zu wollen:

Denn genau das war es: nichts. Aber auch konsequent, denn wie alle anderen Spiele vor einer Länderspielpause haben wir auch das in fast beschämender Art und Weise verloren.

Eine einzige Torchance, wenngleich eine im Grunde 200%ige, in insgesamt 96 Minuten ist insgesamt zu wenig. Und drei Gegentore nach drei Standards ist definitiv zu viel.

Nun könnte man sich damit beruhigen und den Groll relativieren, dass die 4:0-Niederlage ehedem gegen den noch bis zu diesem Sieg wesentlich erfolgloser kickenden Schalke 04 schlimmer war, aber da hatten wir eine andere Ausgangslage, da waren wir selbst nicht auf dem Niveau wie heute und hatten nicht so einen Lauf wie zuletzt.

Fünf Spiele hintereinander ungeschlagen und dabei im einzigen der Spiele, bei dem wir keinen Dreier geholt haben, in der Partie am vergangenen Samstag gegen die Bayern, die vielleicht beste Saisonleistung abgerufen – und ausgerechnet da sollen wir gegen die heuer sieglosen Herthaner verlieren, die sich noch im Laufe der Woche mit der Neubesetzung des Cheftrainerpostens in Person von Medizinball-Magath (medial!) völlig lächerlich gemacht haben, der dann nicht mal am Spielfeldrand stehen kann, weil er positiv auf Corona getestet wurde?

Diese Arroganz, diese Selbstgefälligkeit, diese Hybris ist es vor allem, die uns … NEIN, NICHT den Sieg gekostet hat, sondern … so verärgert, denn diese Attitüde wurde vor allem von uns Fans an den Tag gelegt.

Bei der ja auch nicht völlig unbegründeten Hoffnung auf die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb wurde gern erwogen, welche Mannschaft vor uns noch straucheln könnte, auf dass uns womöglich die Teilnahme an der UEFA Champions League gelingen möge? Leverkusen, zumal hier viele wichtige Spieler schwer verletzt sind und damit langfristig ausfallen? Der SC Freiburg, dem doch irgendwann mal die Puste ausgehen könnte, zumal er auch noch im DFB-Pokal vertreten ist? Auf die Idee, dass wir es sein könnten, kam kaum wer bis keiner.

Aber man hätte darauf können, denn bei aller Freude über die Siegesserie übersah man gern, dass die Leistung weder gegen Bielefeld, noch Wolfsburg (da gar nicht), gegen den VfB oder den 1. FC Köln über alle Maßen souverän war. Es waren allesamt knappe Ergebnisse, bei denen wir letztlich auch Glück hatten, weil wir da im alt-, aber auch mittelhochdeutschen Sinne frech bzw. vrech spielten.

Es geböte sich also auch für uns, realistisch zu bleiben. Dazu zählt aber auch, jetzt nicht gleich die Mär vom Aufbaugegner aus den Ganglien des Angsthirns zu zaubern. Wenn auch nicht völlig dominant gespielt, haben wir doch gegen Bielefeld und den VfB, die es gewiss gerne gesehen hätten, wären wir deren Aufbaugegner gewesen, gewonnen. Und man darf auch nicht unterschlagen, dass es sehr kurzfristig zu drei coronatestbedingten Ausfällen in unserer Stammformation gab: Kaderabek und Grillitsch und Bebou … Das war schon sehr hart, zumal diese Ausfälle im Gegensatz zum bekanntesten Coronafall der Gastgeber keinen telekommunikativen Einfluss aufs Spiel nehmen konnten. Hinzu fehlte auch noch Samassekou wegen Gelbsperre.

Letzteres wusste man vorab und konnte entsprechend trainieren, aber der KGB-Ausfall killte die TSG an diesem Tag. Und das sah man nicht nur an den extrem leichten und dämlichen Ballverlusten zu Spielbeginn (s. o.), sondern auch der Orientierungslosigkeit der Spieler. Niemand schien zu wissen, wohin mit sich.

  • Akpoguma fand sich auf links wieder und schien nicht wirklich zu wissen, was er da zu tun hat. Nun stand er aber eben da und da leider völlig neben sich. Erst als er später und viel zu spät auf rechts agierte, war eine Wiederkennung seiner Klasse möglich. Aber er wurde nach 77 Minute durch Bischof ersetzt, der aber an diesem März-Nachmittag so viele Akzente setzen konnte, wie eine Predigt an einem Juli-Sonntag.
  • Stiller hätte man gestern auch umtaufen können in Amstillsten, da man unauffälliger, ergo: stiller als er gestern gar nicht spielen kann. Es soll Leute gegeben haben, die in der Nachbesprechung des Spiels überrascht waren, als sie hörten, dass er nicht nur auf dem Platz, sondern in der Startelf stand.
  • Kramaric hatte das Glück, dass sein Name bei Eckbällen und Freistößen erwähnt wurde und er dann auch im Bild erschien. Um ihn war es nur wenig stiller als um Stiller.
  • Geiger schien sich besonders schwer mit dem Untergrund zu tun. Nicht nur versprangen ihm sehr viele Bälle bereits bei der Ballannahme, auch in seinen Zweikämpfen hatte man eher das Gefühl, er wolle sich lieber primär als Rasenmäher betätigen. Und als er auch dafür nicht mehr taugte, der Acker konnte einen schon kaputtmachen, tauchte mit Dabbur der nächste Rasenmäher auf. Vielleicht hätte durch einen anderen Spieler sogar das 2:0 verhindert werden können, was kurz nach seiner Einwechslung fiel (durch Belfodil, der überraschender- wie freundlicherweise nicht so jubelte), aber …
  • Hübner saß bis zum Schluss nur auf der Bank, wo man doch allerspätestens nach dem 2:0 hätte merken müssen, in welchem Bereich wir die größten Defizite (und eben nicht die größten Spieler) hatten. Zudem hätte er gewiss etwas mehr Sicherheit bei Standards gegen uns auch für mehr Gefahr bei Standards für uns gesorgt. Aber erst nach dem 3:0 wechselte Hoeness das zweite Mal – und da war es dann auch irgendwie wurscht.

Es dauerte eine Weile, bis das Aufstellungs-Mash-Up erkennbar wurde (vgl. Begleit-Video), aber da war das Spiel, das Stück, die Aufführung, auch schon rum.

Gott sei Dank hatten wir ohnehin schon ein schlechtes Torverhältnis, so dass es vor vornherein klar war und jetzt erst recht klar ist, dass wir uns nur über die Punkte für einen europäischen Wettbewerb werden qualifizieren können – und das ist bei aller Verärgerung über die Niederlage, zumal der SC Freiburg nur 0:0 in Fürth spielte, immer noch locker drin, denn wir haben es immer noch selbst in der Hand, genauer: Fuß, denn wir spielen noch gegen drei der fünf Mannschaften, die vor uns stehen.

10.04. in Leipzig.
30.04. (?) gegen Freiburg
07.05. (?) gegen Leverkusen

Und dazwischen gibt es aber auch noch Spiele gegen andere Gegner, die es gilt, mit hoher Konzentration (Team) und auch Demut (Fans) anzugehen. Dann, vor allem dann, wenn wir alle Spiele mit Hand und Fuß angehen. klappt das auch mit der UEFA Champions League. 🙂

Vrech, gelle?

🙂

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