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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Arminia Bielefeld

Endlich.

Viel Klasse – mit Klassiker.

Ja, endlich.
Endlich waren wieder mal richtig Leute im Stadion.
Endlich war das Spiel mal wieder (offiziell) 🙂 ausverkauft.
Endlich waren auch wieder Fahnenträger auf dem Platz.(Wir natürlich auch. Endlich wieder stehen auch wir wieder auf dem Platz.)
Endlich steht die TSG wieder auf einem Europapokalplatz.
Endlich haben wir mal wieder gewonnen.

Endlich ist das hoffentlich so – oder besser – erst nach einem weiteren Dutzend Spielen. (Nochmal lesen und anders betonen, damit das Wortspiel klarer wird. Saisonschlussletztendlich 🙂

Diese Dutzend Spiele alle zu gewinnen, hätten wir natürlich Chancen. Geringe. Theoretische. Das einzige Problem dabei ist nur, wir hatten sie (zum Glück nur gefühlt! 🙂 ) alle gestern.

Natürlich haben wir uns sofort die Frage gestellt, was der Mannschaft fehlt, wussten es auch sofort. Theoretisch. Aber wir haben uns auch sofort auf die Suche gemacht, um ganz praktisch zu helfen, aber das, was uns fehlt, genauer: wer – gibt es nicht mehr. Und gab es noch nie im Fußball. Weder in Deutschland noch sonstwo auf der Welt.

Wir haben das auf transfermarkt.de gecheckt. Wir suchten den Mann, der auch unter höchstem Druck nur eine Chance braucht, um zu treffen, und noch was im Köcher hätte, sollte sein erster Schuss daneben gehen. Zwar fanden wir was, was recht vielversprechend anklang und gewiss auch Anklang gefunden hätte, wie Locatelli, Balotelli, Alex Telles, aber das war uns einfach zu viel. Nicht nur Geld, sondern auch Buchstaben.

„Ein rechter Schütze hilft sich selbst.“

Das klingt zwar jetzt nicht wirklich nach Teamgeist, aber andererseits profitieren ja alle von seiner Treffsicherheit. Und mit seiner Sturheit bringt er letztlich ja nur sich in Gefahr.

Du, geneigte/r Leser/in, wirst natürlich an Namen, Aufbau und Zitat längst erkannt haben, wessen fußballerisches Pendant wir suchten, zumal er ja seine legendäre Form durch einen Mann erreichte, der eng mit unserer Region verbunden ist und wie kein anderer für Sturm und Drang steht, nämlich Friedrich Schiller. Die Rede ist natürlich von Wilhelm Tell.

Die eigentliche Geschichte ist ja die, dass sich jener Tell weigerte, einen Hut auf einer Stange zu grüßen, den zu grüßen Gessler zu Altdorf, ein habsburgischer Landvogt, seinen Untertanen befahl. Ein „redlicher Mann“, genannt Tell, verweigert den Gruß. Dass erzürnt den Vogt, so dass er befiehlt, dass Tell seinem Sohn mit der Armbrust einen Apfel vom Kopf schießen soll. Er traf bekanntermaßen – und dass Kevin Vogt auch gerne Hut trägt ist zwar auch bekannt, hat aber mit der Geschichte nichts zu tun. So.

Bis dahin noch alles kein Drama – und selbst Schiller nannte sein Werk (uraufgeführt 1804 in Weimar) lediglich „Schauspiel“ – und kein Grund jetzt so berühmt zu werden, schließlich gibt es immer wieder mal Sonntagsschüsse. Spannend wird das Ganze ja nur, weil Tell gefragt wird, warum er noch einen zweiten Pfeil dabei hatte. Da schwieg er sich lieber aus, aber nachdem der Vogt ihm zusicherte, dass er ihn, ganz gleich wie die Antwort ausfallen werde, nicht werde töten lassen, antwortete Tell, dass der für den Vogt bestimmt war.

Nun war der Vogt kein Depp und ein Ehrenmann. (In dem Punkt gibt es Parallelen zwischen unserem Spieler und jener Figur. Aber das war es dann auch …) Er hielt Wort, ließ Tell fesseln und wollte ihn lebenslang einkerkern. Zumindest war das sein Plan.
Denn auf der Überfahrt auf dem See, die den Tell zu seiner endlichen Destination bringen sollte, stürmte es und man befreite ihn von seinen fesseln, auf dass er das Boot sicher ans Ufer bringen soll. Was ihm gelang. Mehr noch. Es gelang ihm zu entkommen, über die Berge zu fliehen und schlussendlich den Vogt in einem Hohlweg zu töten. Mit einem Schuss. Aus seiner Armbrust. (Bevor dieser Schuss fällt, fällt der berühmte Satz: „Durch diese hohle Gasse muss er kommen.“ (4. Aufzug, 3. Szene) Ganz unverhohlen aus dem Hinterhalt.

Nicht wirklich sauber, aber erster Punkt: Er war quantitativ unterlegen, zweiter Punkt: Es war ein Tyrannenmord, sowas ist zumindest moralisch immer in Ordnung, und schlussletztendlich dritter Punkt: Dieser Schuss führte zum sogenannten „Burgenbruch“, wodurch die Eidgenossenschaft ihre (Macht-)Position in der Region etablieren konnte.

Und genau das, welche Überleitung, gelang auch der TSG mit ihren zwei Treffern und drei Punkten nach diesem Spiel.

Und wenn man denn wirklich noch einen richtigen super Schlussgang an diesen Einschub ein-/anhängen will – und wir wollen – und wie wir wollen – weder in dem klassischen Schauspiel noch im gestrigen Fußballspiel traf …

Vogt. Machte ein erneut starkes Spiel und schaltete sich nicht nur durch scharfe Pässe ins Mittelfeld in das Aufbauspiel unserer Mannschaft ein, sondern auch durch bis dato seltenst gesehene Soli. Vielleicht hätte er viel, viel früher damit anfangen sollen, damit auch er mal zum Abschluss und Torerfolg kommt, denn, so steht es in Schillers Tell:

»Früh übt sich, was ein Meister werden will.«
(3. Akt, 1. Szene. Hieraus stammt auch obiges Zitat.)

Aber immerhin ist ein Anfang gemacht, so dass wir
100 € wetten, dass ihm noch in dieser Saison sein erster Treffer für die TSG gelingt.

Kein Witz: Wer hält mit jeweils 100 € dagegen?
Sollten wir nicht Recht behalten, teilen wir diesen Betrag unter allen auf, die dagegenhielten. (Bitte in den Kommentaren vermerken.) Sollten wir aber Recht behalten, wollen wir von dem/der, der/die dagegen hält, seiner-/ihrerseits 100 € und spenden diesen Betrag dann an TSG hilft e. V. Deal?

Wie gesagt: Einfach in die Kommentare schreiben: „Topp, die Latte hilft.“. Oder „Wette angenommen.“ Oder sonst was in der Art. Das ist jetzt aber kein Witz.

Wer mitmacht, macht zu obigen Konditionen mit. Und es ist ja auch für eine gute Sache – entweder für sich selbst oder eben den gemeinnützigen Verein aus der Region für die gemeinnützigen Vereine in der Region – und ganz im Sinne von Schillers Tell:

»Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt.«
(1. Akt, 1. Szene)

Man hätte sich nicht nur bei Vogt gewünscht, dass er bisweilen doch noch ein bisschen egoistischer gewesen wäre. Vielleicht hatte er in diesen Momenten einfach zu viel Schiss vor einem potenziellen Ballverlust, der dann zu einem Konter der Gäste und eine entsprechende Gefahr für unser Tor hätte führen können. Oder er bzw. die Mannschaft hatte für solche Momente nicht das Gefühl, Getruds Worte aus Schillers Tell wirklich verinnerlicht zu haben.

»Der kluge Mann baut vor.«
(1. Akt, 2. Szene)

Ganz anders stellt sich das natürlich bei Eckbällen dar. Da sind nicht nur die Varianten hinsichtlich Treffer einstudiert, sondern auch die Absicherungen hinsichtlich der Vermeidung von Gegentreffern. Die übernimmt meist Vogt, der zwar auch ein starkes Kopfballspiel hat, wobei es da weniger die Stirn, als seine Platte bzw. sein Hinterkopf ist, mit dem er die Bälle AUS der Gefahrenzone bringt, nicht IN, geschweige denn ins Netz des Gegners.

Da ist sein Defensivpartner Hübner besser. Deswegen steht er in solchen Situationen auch immer vorne mit drin und gestern auch im Mittelpunkt des Geschehens, obwohl es auch ihm in seinem 100. Spiel nicht gelang, den Ball in des Gegners Netz zu köpfen. Aber über die Linie reicht ja – und so stand es nach 22 Minuten endlich 1:0 für uns.

Herrjeh, was hatten wir zuvor schon Chancen nach Eckbällen. Aber wie bereits im Spiel letzte Woche ging der Ball überall hin: links neben das Tor, rechts neben das Tor, über das Tor, auch wieder an das Tor, aber es dauerte eben, bis er endlich auch in das Tor ging, wobei der Ball ja auch da zuerst an das Tor ging – und des Gästetorwarts Rücken.

Das war einerseits glücklich, aber auch in der Wuchtigkeit Hübners beeindruckend. Oder wie es das Äffle und das Pferd einst sagten:


Zumindest erinnert es nicht wenig an das geflügelte Wort

»Die Axt im Haus erspart den Zimmermann.«
(3. Akt, 1. Szene)

Leider ließ dann die Anspannung und Zielstrebigkeit nach. Das war umso bedauerlicher, als dass die Gäste aber mal so gar nichts auf die Reihe brachten – und wir mit einem 9:0 sogar auf Platz 4 hätten hochrücken können.

Immerhin gelang sehr schnell nach Wiederanpfiff das 2:0, mit dem dann Nord- an Südbaden aufgrund der mehr geschossenen Toren auf Platz 5 vorbeiziehen konnte. Eine famos konsequente Einzelleistung Rutters, der überhaupt mit beeindruckendem Mut und Spaß in die absurdesten Situationen brachte (allein gegen sieben Gegenspieler im Spalier) und sich dort durchzusetzen gedachte, was ihm zum Teil sogar sehr gut gelang.
Bei seinem Treffer war es zugegebenermaßen etwas einfacher, aber der Drehschuss mit dem Rücken zum Tor war auch alles andere als leicht. Und der landete dann auch mal aluminiumfrei direkt im Netz.

»Der Starke ist am mächtigsten allein.«

heißt es im 1. Akt, 3. Szene von Schillers Schauspiel – und das war stark. Und jetzt hieß es nachlegen. Aber bekanntlich kam nichts mehr. Letztendlich. Chancen kamen und bekamen wir genug. Diese aber nicht zu Ende gespielt. Kein einziges Mal. In aussichtsreichsten Positionen. Und vielleicht war auch schlicht das das Problem. (Noch ein Zitat aus dem) Klassiker:

»Wer gar zu viel bedenkt, wird wenig leisten.«
(3. Akt, 1. Szene)

Das aber klingt in Anbetracht des insgesamt sehr souveränen Auftritts unserer Mannschaft und ihres Sieges doch unverhältnismäßig hart. Denn man darf ja nicht vergessen, dass wir auch in den letzten Spielen gut bis sehr gut spielten und nach 90 Minuten jedes Mal mit leeren Händen dastanden. Und das „Argument“ „Bielefeld“ wollen wir aus Gründen der Überheblichkeit nicht gelten lassen.

Dieses „Argument“ gab es auch schon, als wir in Bochum spielten – und da sind schon andere Mannschaften geschlagen, manche sogar hergeschlagen worden.

Im Verhältnis zum Hinspiel, einem trägen, drögen Torloskick haben wir da eine echte Mannschaft nicht nur kicken, sondern (wieder einmal schönen Fußball) spielen sehen. Es scheint doch sehr so, dass es Hoeneß, aus den Worten Stauffachers aus dem Schauspiel ein Bewusstsein für Mannschafts- und Kombinationsspiel zu schaffen.

»Verbunden werden auch die Schwachen mächtig.«
(1. Akt, 3. Szene)

Natürlich mit dem Hin-/Verweis darauf, dass es bei Kontern noch viel Luft nach oben gibt. Aber das wird sich geben. „Machen statt mäkeln“ ist unsere platte Devise – oder um es in den Worten Schillers Tell zu sagen:

»Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben,
wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt.«
(4. Akt, 3. Szene)

Gerade wir, die TSG im Allgemeinen und Herr Hopp im Besonderen können ein Lied davon singen. Und auch könnte man sogar mit Tell, also Attinghausen aus Tell antworten:

»Das Alte stürzt, es ändert sich die Zeit,
Und neues Leben blüht aus den Ruinen.«
(4. Akt, 2. Szene)

So gesehen bleiben wir, was wir schon immer sind: ans Pathologische grenzend optimistisch. Auch das wird noch besser werden und noch harmonischer zusammenpassen, so dass auch Dabbur so agiert, dass es passt.

Er war gestern das glatte Gegenteil dessen, was in unserem Eingangsvideo zu sehen ist. Aus Anlass des 100jährigen Bestehens des Tokyo Philharmonic Orchestra wurde dort ein Konzert gegeben unter der Leitung von Myung-Whun Chung – unter anderem mit einem Auszug aus der Ouvertüre von Rossinis „Wilhelm Tell“. Im Gegensatz zu den meisten Menschen an seiner Stelle agiert Myung-Whun Chung fast gar nicht, er fuchtelt nicht, schwingt nicht groß den Taktstock, sondern schaut und hört – und genießt offenbar, was ihm dargeboten wird.

Ganz anders gestern Dabbur. Er gestikulierte und versuchte zu dirigieren, aber keiner schien auf seine Zeichen zu reagieren, so sehr er auch agierte, keiner reagierte, was ihn frustrierte. Während also das Tokyo Philharmonic Orchestra wie ein Orchester ohne Dirigent wirkte, wirkte Dabbur wie ein Dirigent ohne Orchester. Und dabei spielt er ja nicht mal die erste Geige. Das wäre auch zu tief für ihn, zu wenig zentral. Seine Position sehen wir weiter hinten im Raum zentraler stehend. Von da kann er dann auch den ein oder anderen Paukenschlag setzen.

Und das Team. So hoffen wir. Für Hoffenheim. Aber immer mit Maß und Mitte, denn natürlich nehmen wir uns auch da ein Vorbild, hier: Ruden, aus dem 3. Akt, 3. Szene aus Schillers Tell:

„[…] allzustraff gespannt zerspringt der Bogen.“

In diesem Sinne: Entspannte Woche!

P.S.: Denkt an die Wette! 🙂

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