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Tore am Werk

Tore am Werk

Die Tradition des Mammon

Kein Geld für Fairness

Gestern hat die DFL, also die 36 aktuellen Mannschaften aus der 1. und 2. Bundesliga bekanntlich entschieden, KEINE Torlinientechnologie in ihren Spielen einzusetzen. 2/3 stimmten dagegen, für die Einführung hätten 2/3 dafür stimmen müssen.

Die Gründe, die für die Ablehnung genannt wurden, waren unterschiedlichster Art. Vorangestellt wurden emotionale Faktoren, wonach man dem immer moderner und technisierterem Sport den Faktor Mensch erhalten wolle, dass solche Fehlentscheidungen zum Sport seit jeher dazugehören, dass es neben der Frage, ob drin oder nicht drin, auch andere strittige Fragen gäbe, wie Elfer oder kein Elfer, Abseits oder nicht Abseits oder oder oder. Ach ja, und ganz am Ende kam dann auch mal die Frage nach der Kosten-Nutzen-Relation ins Spiel.

Und da dies, wie Heribert Bruchhagen, sagte, nur alle drei Jahre ein Mal einen Verein beträfe, sei dies kein Verhältnis, das er gutheißen kann, weshalb er, als einer von neun Erstligisten dagegen votierte.

Dieses Zwischenergebnis des Abstimmungsverhaltens ist nicht ganz uninteressant. 9:9 hieß es unter den Erst-, 3:15 unter den Zweitligisten. Viel deutlicher kann man nicht ausdrücken, dass es ausschließlich ums Geld ging und nicht um Fairness, die ja sonst seitens der Verantwortlichen hochgehalten wird.

Diese Fairness hat halt ihren Preis. Interessant, dass der 24 Mannschaften zu hoch war. Die Zahlen, die im Umlauf sind, die so ein System kostet, sind in der Tat hoch. Aber sollten diese Kosten von den Vereinen getragen werden? Warum kann diese nicht die DFL selbst übernehmen, schließlich sprudeln die Einnahmen, zumal hier, gemessen an anderen Ligen, hier angeblich sehr viel Luft nach oben ist?

Die DFL könnte ja, bevor sie sich an die Verteilung der Fernsehgelder und Zuflüsse aus anderen Quellen macht, die Kosten für diese Torlinientechnik einfach abziehen. Es wäre eine Einmalinvestition in 36 Systeme (und da macht der Hersteller bestimmt „einen guten Preis“) sowie die Aufwendungen, der Demontage bei den Absteigern aus der 2. bzw. der Montage deren Systeme bei den Aufsteigern aus der 3. Liga.

Das wäre auch fair. Zwar scheint es auf den ersten Blick fairer, wenn die Vereine, die gemäß dem Verteilungsschlüssel ohnehin mehr Geld erhalten bzw. finanziell besser gestellt sind, die Kosten aus eigener Tasche bezahlten. Das aber hat den Nachteil, dass dies dann für alle Vereine gelten müsste, was für einen Klub, der bisher noch nie groß in den Genuss solcher Zuflüsse kam, wie beispielsweise der aktuell Führende der 3. Liga, Heidenheim, im Rahmen seines Jahresbudgets eine wahrlich große Ausgabe wäre. Diese Ausgaben müssten dann ja irgendwie kompensiert werden, z. B. durch den Verkauf guter Spieler, was sich wiederum negativ auf deren sportliche Leistung auswirken könnte. Das ist aber nicht im Sinne der Chancengleichheit.

Würde es aber die DFL bezahlen, würde zwar weniger an die einzelnen Vereine ausgezahlt werden können. Da dies aber eh über einen Schlüssel erfolgt, über den man trefflich streiten kann, aber bei dem der Erfolgreichste am meisten und der neueste am wenigsten bekommt, fielen die Mindereinnahmen für die Vereine weniger ins Gewicht.

Beispiel:

In der Saison 2013/14 geht es laut fernsehgelder.de insgesamt um 560.001.000 €. Davon gehen etwas über 33 Millionen Euro an den Ersten der ersten und fast vier Millionen an den Letzten der zweiten Liga, was einem prozentualen Anteil von 5,93% bzw. 0,68% entspricht.

Nehmen wir nun einmal an, solch ein System würde wirklich eine dreiviertel Million kosten. Dann beliefen sich diese Gesamtkosten für die drei Dutzend Systeme auf 27 Mio. €.

Zieht man diesen Betrag nun vom großen Kuchen ab, und behält den Schlüssel bei, ergäben sich Mindereinnahmen beim Ersten der 1. Liga von 1,6 Mio. €, beim letzten der 2. Liga von 185.000 €. Natürlich klingt das viel beim Bundesligisten, aber absolut hätte er immer noch Einnahmen von über 31,5 Mio. €.

Nicht zu vergessen: Dieser Vorschlag geht von einer unrealistischen Einmalauszahlung aus. Wahrscheinlicher ist eine Finanzierung über fünf oder zehn Jahre. Damit wären die Mindereinnahmen noch geringer, und es würden nicht nur die Teams betroffen, die jetzt in der DFL organisiert sind, sondern auch die Vereine, die in Zukunft am Betrieb der 1. und 2. Bundesliga teilnehmen.

Das Problem ist halt, dass die beiden Ligen seit 2001 von der DFL ausgerichtet werden und diese eine Gewerkschaft, sprich ein Interessensverband der Vereine ist. Als solche ist sie natürlich um Wohl und Wehe ihrer Mitglieder besorgt, denen es natürlich mehr um Sicherung ihrer Pfründe geht als um sportliche Fairness.

Als solche hatte sie keine Probleme, bei ihrer Gründung gemeinsam mit dem DFB, alle Anforderungen an Fußballstadien in baulicher, infrastruktureller, organisatorischer und betrieblicher Hinsicht in einem 108 Seiten starken Stadionhandbuch festzulegen. Zu tragen vom einzelnen Verein, was in den meisten Fällen nichts anderes bedeutet, als von der Öffentlichen Hand, schließlich verfügen nur die wenigsten Vereine über eine so gute finanzielle Ausstattung wie der FC Bayern München oder einen Förderer wie Bayer 04 Leverkusen, der VfL Wolfsburg oder die TSG 1899 Hoffenheim. Wer über solche finanziellen Quellen nicht verfügt und bisher nicht in den Genuss der DFL-Gelder kam, kann sportlich noch so gut sein, er wird das Unternehmen 1. oder 2. Bundesliga alleine kaum bis nicht stemmen können.

Man darf auch nicht vergessen, dass zu dem Zeitpunkt der Festlegung bereits klar war, dass Deutschland die FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2006 ausgetragen wird, so dass hier von vornherein klar war, dass die zu tätigenden Investitionen aus den diversesten Töpfen bezuschusst werden würden. In solch einem Klima ist es leicht, Forderungen zu stellen, weil man sicher sein kann, dass diese erfüllt werden können, ohne dass man selbst dafür allzu tief in die Tasche greifen muss.

Und es gibt ja noch mehr Anforderungen, die erfüllt werden müssen, z. B. die an ein Rasenspielfeld im Lizenzfußball, in dem die Breite des Streifenmusters genau festgelegt ist (Es gibt vier (!!!) verschiedene Breiten!), in dem bestimmt wird, dass zwischen den Spielen die Schnittrichtung zu wechseln ist, wie hoch die Halme zu sein haben etc.

All das sind Auflagen, die der Verein zu tragen hat – und die auch einen Sinn ergeben, sorgen sie doch für vergleichbare Wettbewerbsbedingungen.

Vor allem aber sorgen sie für Komfort für den Zuschauer sowohl vor Ort im Stadion als auch zu Hause auf der Couch, was wiederum ein wesentlicher Bestandteil der Attraktivität des Spiels ist, was wiederum den Zuspruch erhöht, was wiederum wichtig für die Vermarktung und damit wiederum für weitere Einnahmen eben für die DFL ist – und damit für die Vereine, die ihn ihr vertreten sind.

Die Torlinientechnik trägt dazu nur wenig bis nichts bei. In erster Linie senkt sie die Einnahmen für die meisten Vereine. Klar gibt es einige, die wissen, dass sie davon profitieren können, z. B. die Vereine, die aufsteigen, oder an einem europäischen Wettbewerb teilnehmen wollen. (Das Abstimmungsverhältnis legt auch nahe, dass es genau jene Vereine waren, die dafür stimmten.) Sollte diese Technik nur ein Mal dafür sorgen, dass man eben das erreicht, hätte sich die Investition auf einen Schlag gelohnt.

Wenn man aber das nicht will bzw. nicht daran glaubt, dann ist wichtiger, was in der Bilanz unter der Linie steht, als ob der Ball über der Linie war.

Das ist weder im Sinne des Sports noch im Sinne der Fairness. Das ist einfach nur arm.

P. S. Und der Faktor Mensch bleibt dem Sport auch erhalten, denn es wird auch weiterhin Fehlentscheidungen geben, die eventuell auch mal zu einem Tor oder dessen fälschlicher Nichtanerkennung führen können. Hierbei ist es aber schon so, dass eine Mannschaft mal sowohl Nutznießerin als auch Leidtragende sein kann. Aufgrund der Seltenheit eines Tores aber, sollte der Schiedsrichter genau bei dieser Entscheidung mit allen möglichen technischen Hilfsmitteln unterstützt werden. Dieser Luxus wird ja auch jedem Fernsehzuschauer zuteil, warum also nicht ihm, der das Ganze letztlich auch noch öffentlich und medial auszubaden hat. Diese Entscheidung lässt den für das Spiel selbst wichtigsten Mann auf dem Feld, den Schiedsrichter, völlig allein. Und auch das ist nicht fair.

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