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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Bayer Leverkusen vs. 1899 Hoffenheim

Das Phantom und sein Tor

Dreier ohne Dreier

In Sachen „Spielbericht“ ist ja die pure Nacherzählung und profane Bewertung des Gezeigten unsere Sache nicht. Wir verstehen uns ja eher als so etwas wie Camus‘ Erben. Von dem französischen Literatur-Nobelpreisträger stammt ja der wunderbare Satz:

„Alles, was ich über Moral und Verpflichtungen weiß, verdanke ich dem Fußball.“

Diesen Satz verfasste er bereits 1953 für die Verbandszeitung seiner algerischen Mannschaft RUA. (Weitere Informationen dazu auf 11freunde.de). Und so biographisch er auch damals gemeint gewesen war, er hat heute fast schon so etwas wie Allgemeingültigkeit erworben. Fußball ist in unserem Kulturkreis die mit Abstand führende Analogie, wenn es darum geht, vermeintlich komplexe Sachverhalte zu simplifizieren.

Und wir machen uns halt manchmal einen Spaß daraus, das Gegenteil zu tun – und versuchen aus dem vermeintlich einfachen Spiel etwas Komplexes zu machen, aus Spaß am Spiel, aus Spaß an der Sprache, aus Spaß an der Freud‘ – mit dem Ziel des Infotainments, also Unterhaltung und über den Rasen hinausgehende Erkenntnis.

Dabei scheitern wir gerne mal und verlieren uns im Dickicht der Gedanken, des Geschwurbels, aber tauchen irgendwie dann doch immer wieder auf. Diesmal aber geht es einfacher mit der Erkenntnis, diesmal muss sich niemand bis zum Schluss durch Halbwissen und Gedankenlabyrinthe quälen, denn diesmal kommen wir gleich zur

„Erkenntnis des Spiels:
Hoffenheim bleibt das Event dieser Saison. Jedes Spiel ein kleines Spektakel, jede Partie eine Werbung dafür, dass das Aufregendste in dieser Republik eben auf dem Dorf passiert.“

So stand es auf spiegel.de und eigentlich Punkt, denn diese conclusio hat genau jenen über die Kreidemarkierung des Spielfelds hinausgehenden, allgemeingültigen Ansatz, der dem Fußball so inhärent ist: Das Dorf als Motor des Fortschritts.

Denn allgemeinhin steht „das Dorf“ zumindest in der (Medien-)Öffentlichkeit für Rückständigkeit, Kleingeistigkeit, Gestrigkeit – und wie so oft ist das Gegenteil des Klischees die Wahrheit – und das gilt auch im Bereich „Bundesliga-Fußball“, denn der Motor des Fortschritts ist auch hier „das Dorf“.

Das Konzept der Jugendarbeit, die Entwicklung junger Spieler auf Basis einer guten, gesamtheitlichen Ausbildung in Sachen Schule, Beruf, Soziales wurde wohl nirgends derart konsequent umgesetzt, wie in Hoffenheim. Hier war die Bundesliga-Mannschaft ja nur das letztendliche Tüpfelchen auf dem i. Die Basis lag und liegt eindeutig in der Nachwuchsarbeit und in der steten Entwicklung des Bestehenden.

Bekanntlich haben auch wir als Vorreiter dieses Systems uns in den letzten Jahren etwas vergaloppiert. Aber wir haben auf den Pfad der Jugend zurückgefunden und auch wenn wir dabei manchmal noch straucheln (wie im Spiel der Vorwoche), unsere Spieler manchmal mehr traben als rennen (wie im Spiel der Vorvorwoche), überwinden wir dann auch wieder selbst größte Hindernisse (wie gestern).

Der gestrige Gegner schien so etwas wie unser Angstgegner. Gegen keinen der etablierten Bundesligavereine hatten wir bisher eine schlechtere Bilanz. In den bisherigen elf Bundesliga-Begegnungen holten wir nur einen Punkt und das bei einem Torverhältnis von 8:30 Toren. Dazu kam noch kurz vor Spielbeginn die Nachricht, dass drei nicht unwesentliche Spieler aufgrund diversester Unpässlichkeiten sich erst gar nicht auf die A3 begaben.

Casteels, Süle und Schipplock blieben zu Hause – und letzterem verdanken wir unseren Sieg.

Seine Abstinenz auf der Bank gewährleistete die dauerhafte Präsenz von Modeste auf dem Platz. Wäre Schippo auch nur halbwegs lauffähig gewesen, die Trainer hätten gar nicht anders gekonnt, als den im Grunde doch sehr unglücklich agierenden und wirkenden Franzosen spätestens zur Mitte der 2. Halbzeit vom Platz zu nehmen. Aber aus Mangel an Alternativen blieb er und wurde, wie auch im Spiel im Breisgau, zum Punkt-, in dem Falle sogar Matchwinner – und mariolle (Spaßvogel).

Phantom

Ja, ja, das Phantomtor aus dem Hinspiel. Das war natürlich DAS Thema in den Medien. Aber es wollte einfach nicht zünden, was auch ein Verdienst des Teams (ums Team) war, denn es überließ dieses Thema denen, die es haben wollten, und blieb ansonsten besonnen – und das tat das Team (im Spiel) auch.

Vom Anstoß an hatte man gemerkt, dass man hier nicht den Fehler beging, das Spiel machen zu wollen. Diesmal war man um Kontrolle bemüht und sich wohl gewahr, dass es die Heimmannschaft war, die aus den unterschiedlichsten Gründen unter Druck stand, verlor sie doch die letzten vier Heimspiele und nach und nach sogar die Aussicht, ihren Titel als „Vize“ zu verlieren.

Der Ball wurde also nicht kurz nach vorn getippt, nach hinten gespielt und dann nach vorne gedroschen, sondern kontrolliert. Das war sehr ungewohnt, eröffnen wir das Spiel doch meist in bester Rugby-Manier, aber eben diesmal nicht. Diesmal lief bzw. rollte der Ball durch unsere Reihen. Es schien so, als ob erst jeder einmal ans Spielgerät kommen sollte, bevor es dann so richtig losgeht.

Allerdings war es kein sinnloses oder gar hilfloses Gepasse, es war deutlich die alte Weisheit von Johan Cruyff zu erkennen, wonach der Gegner nur dann ein Tor schießen kann, wenn er den Ball hat. Den aber hatten wir und dachten erst gar nicht daran, ihn leichtfertig durch lange Bälle zu verlieren und wieder rückerobern zu müssen, was wiederum viel Kraft kosten würde, die eventuell am Ende fehlt.

Also wurde immer wieder ins Mittelfeld gepasst und versucht, durch Flachpass-Kombinationen einen Weg durch die Abwehrreihen des Gegners zu finden. Und wenn das nicht ging, ging es eben wieder zurück. Ballkontrolle heißt Spielkontrolle.

Das wirkte alles sehr konzentriert und nach Plan, zu dem es sicherlich auch zählte, immer auch den Blick für einen freien Mann bzw. freie Räume zu haben und den Ball in diese zu spielen, was wir dann auch nach rund einer Viertelstunde taten.

Ein schön getimter Ball auf den in Richtung Strafraum stürmenden Beck, dessen Gegner dabei den Ball just an der Strafraumgrenze deutlich mit dem Oberarm spielte. Ein klarer Regelverstoß, der korrekt mit der gelben Karte sowie glücklich, aber verständlich mit Strafstoß geahndet wurde, denn das Handspiel war, wie das dritte Standbild deutlich zeigte, eine Handbreit vor dem Strafraum.

(Das war jetzt wieder so ein Beleg unseres Humors. Jeder, der das Spiel live und damit in voller und zudem nicht geringer Geschwindigkeit sah, war sich wie das Schiedsrichtergespann sicher, dass das Handspiel im Strafraum erfolgte. Nach der x-ten Wiederholung aus allen möglichen Kameraperspektiven und dann mittels Stand(!!!)bild dies zu entdecken, daraus dann den „Phantom-Elfer“ zu kreieren, zeigt, wes Geistes Kind hier Feder führt.)

Sei es, wie es sei, es kam zum Duell des besten Elfmeterschützen gegen den besten Elfmeterkiller der Saison, wobei letzterer in der letzten Woche seinem Ruf alle Ehre machen konnte, ersterer nicht, schoss Salihovic den Elfer letzte Woche doch gewohnt wuchtig, aber, sehr ungewohnt, ÜBER die Latte.

Traumatisiert hatte ihn das offensichtlich nicht, denn obwohl das Tohuwabohu um ihn herum groß war, da ein jeder der Gegner ein ernsthaftes Anliegen zu haben schien, dem Schiedsrichter seine ganz eigene Sicht der Dinge zu vermitteln, legte er sich schon einmal den Ball auf den Punkt. Und als sich dann auch das Theater des Chors der Nichteinverstandenen legte, gab der Schiedsrichter den Ball und damit den Strafstoß zur Ausführung, oder sollte man sagen: Aufführung?, frei.

Der Schütze tat, was er immer tat: Im Einklang mit den abebbenden Schallwellen des Pfiffs des Schiedsrichters senkte er langsam seinen Kopf und fokussierte sich auf das, was vor ihm lag. Die Prioritäten waren gesetzt. Die drei wichtigsten Fragen nicht nur eines Elfmeterschützen, sondern die eines jeden, der im Leben zu etwas kommen will, womit wieder einmal die analogische Kraft des Fußballs bewiesen wird, schienen geklärt:

  • Was ist mein Ziel?
  • Wie erreiche ich es?
  • Welche Schwierigkeiten sind dabei zu erwarten und im Vorfeld zu lösen?

Und dann geht man das Ganze rückwärts an. Sein sich langsam senkender Kopf verdeutlichte, dass er eine Antwort auf die letzte der drei Fragen gefunden hat. Eine Art Autoaffirmation, ein halbes Nicken zu sich selbst und zur Bestätigung seiner selbst und seines Plans. Gleichzeitig richteten sich die Augen auf den Ball und damit seine Aufmerksamkeit voll auf die zweiten 50%.

Der erste Schritt: Wie immer war sein Anlauf nicht sonderlich groß, aber kraftstrotzend. Sein Selbstbewusstsein, sein Wille dokumentierten sich in der Kraft seines Anlaufs, auch sein Oberkörper beugte sich leicht nach vorn in einer Haltung, wie man sie von anderen (S)Tieren aus Arenen kennt.

Gespannt warteten die Zuschauer auf den Kontakt: Das Schussbein schwang aus, Kopf und Schulter lehrbuchartig über dem Ball, so dass dieser nicht hoch in die Dämmerung sauste, die sich so langsam breit machte, und das Schussbein senkte sich.

Er brachte den Fuß perfekt unter den Ball, der stieg auch an, aber ohne Kraft, einfach nur so, ein heiterer Ball, dessen Flugkurve Lust auf den Sommer machte, erinnerte sie doch an das unbeschwerte Spiel mit aufblasbaren Wasserbällen im Freibad.

Und so schnell der Ball gestiegen war, so langsam senkte er sich ab. Der gegnerische Torwart lag längst im Eck, als der Ball noch meterweit von der Linie entfernt war. Er erkannte die Chance, die sich ihm dadurch ergab. Vielleicht erinnerte auch ihn die Flugbahn des Balles an die Badesee-Saison, jedenfalls versuchte er, seine Hinterflossen hochzubekommen und zappelte mit ihnen nixengleich, doch auch der Ball im Netz.

Ein echter Panenka – und auch Hammer.

Der Schuss selbst nicht, aber dass wir in Führung gehen und so früh und ohne, dass unsere Defensive, vor allem die mit Vestergaard und Strobl neuformierte Innenverteidigung, bisher in die Bredouille kam, das war einer.

Denn dass Süle ausfiel, gab einem vor dem Spiel nicht gerade ein Gefühl der Zuversicht, denn bei allem, was über den Phantomtorschützen des Hinspiels gesagt wurde, steht außer Frage, dass er ein klasse und damit stets gefährlicher Stürmer für die gegnerische Mannschaft ist.

Doch auch in der Folge verstand es unsere Mannschaft, nicht nur diesen Angreifer aus dem Spiel zu nehmen, da man die Gastgeber erst gar nicht ins Spiel kommen ließ. Alle Räume und Anspielstationen wurden konsequent zu- und abgelaufen, so dass sich ein recht statisches Spiel entwickelte, was uns aber wurschd sein konnte, führten wir doch nicht unverdient mit 1:0.

Auch nach über einer halben Stunde gab es noch keinen nennenswerten Angriff der Gastgeber, geschweige denn einen nennenswerten Schuss auf unser Tor. Selbst wenn wir nicht am Ball waren, kontrollierten wir durch eine konzentrierte Abwehrarbeit das Spiel.

Und es war folglich eine Unkonzentriertheit, die dann zum ersten Ausgleich führte. Der Gegner gewann den Ball und nutzte den sich durch den Fehlpass ergebenden Raum auf seiner linken Angriffsseite. Die Ordnung fehlte plötzlich, Firmino lief nicht konsequent seinem Gegenspieler hinterher, Flanke nach innen, über Strobl hinweg in den freien Raum, in dem Verstergaard zu spät kam gegen den Mann, dessen Kopfballtor im Hinspiel nicht hätte zählen dürfen. Diesmal war regeltechnisch alles korrekt. 1:1

Bis zu diesem Zeitpunkt war im Grunde jeder Schuss aufs Tor ein Treffer – und dabei blieb es auch, jedoch der Spielstand nicht. Rund eine Minute nach dem Gegentreffer waren es diesmal wir, die dem Gegner den Ball in der Vorwärtsbewegung abnahmen, und diesmal reagierte Firmino richtig. Sein Ball in die Tiefe wurde vom bis dahin eher blassen Volland erlaufen, der mit rechts, den Gegenspieler im Nacken, den Ball immer weiter Richtung Strafraum trieb, sich diesen dann mit einem echten Beck hinter seinem Standbein aus dem Lauf auf links legte und aus rund 16 Metern auch mit links abschloss. Sein gefühlvoller Schlenzball landete im langen Eck zur 2:1 Halbzeitführung. Was für eine Antwort. Was für ein Spiel.

Es war klar, dass dies den Druck auf den Gegner nicht reduzieren würde. Entsprechend war damit zu rechnen, dass dieser Gegner seine Angriffsbemühungen verstärken, was wiederum von unserer Mannschaft noch mehr abverlangen würde in genau den beiden Punkten, die wir im letzten Spiel vermissen ließen, weshalb wir ein gewonnenes Spiel noch verloren: Disziplin und Konzentration.

Sie versuchte ihr Möglichstes, dennoch gelang den Gastgebern erneut und leider auch sehr früh in der zweiten Halbzeit der Ausgleich, allerdings aufgrund einer Fehlentscheidung, denn was dem Freistoß, in dessen Folge das 2:2 fiel, vorausging, war kein Regelverstoß, sondern Physik: Vestergaard ist nun halt einmal größer und entsprechend stämmiger als die meisten seiner Gegenspieler. Wenn ein Auto gegen eine Wand rast, ist in den seltensten Fällen die Wand schuld.

Der Schiedsrichter sah das anders, und wieder war es Firmino, der seinen Gegenspieler aus den Augen verlor. Zuerst rettete noch Grahl, der bis dahin wenig zu tun hatte, aber der Gegner kam wieder an den Ball, der wieder nach innen, wo wieder Firminos Gegenspieler frei war und traf – sehr zur Freude des Mannes am Mikrofon bei Sky, dessen Freude über den Ausgleich nahelegte, dass er frisch von einem Torjubel-Praktikum aus Brasilien zurückgekehrt war.

Das war aber beileibe nicht die einzige Situation, in der seine Meinung deutlich machte, was er von einer ausgewogenen Berichterstattung hielt: nix. Und auch seine Metaphern, die es mit jeder guten Salami aufnehmen konnten, so gut abgehangen waren sie, zeigten, dass hier ein Urgestein am Werkself, genauer: Mikro war, oder anders gesagt: ein Fossil. (Wir nahmen dies zum Anlass für einen offenen Brief an Sky Deutschland.)

Camus hat er bestimmt nie gelesen. Eher den Landser. Ist schon lange her, dass sich Fußball-Kommentatoren eines Schützengraben-Vokabulars bedienten, aber gestern kam wahrscheinlich zum ersten Mal in diesem Jahrtausend wieder mal „die letzte Patrone im Schaft“ statt des heutigen „As im Ärmel“ bzw. „Trumpf auf der Bank“ zum Einsatz.

(Selbst die Engländer, selbst deren Boulevard und das selbst bei Spielen gegen Deutschland, lassen inzwischen von der Kriegsmetaphorik ab, weil es einfach keiner mehr lustig findet, aber vielleicht hat er es ja nicht mitbekommen, während seines Torjubel-Praktikums. Was für eine Haubitze! Aber man hätte es wissen können, denn immerhin brachte er es nebst einem wiki-, auch zu einem stupipedia-Eintrag.)

Und während der „Märchenerzähler erster Güte“ (ebd.) noch so wühlte in seiner Motten-, griff in der 70. Minute des Gegners Trainer in die Psychokiste – und ausgekramt wurde der Spieler, der gegen Ende letzten Jahres vor einem Heidelberger Gericht darauf klagte, wieder in der 1. Mannschaft Hoffenheims trainieren zu dürfen, jetzt spielte er gegen sie.

So oft kam dieser auch bei seinem temporären Verein noch nicht zum Einsatz, was aber die Granate am Mikrofon nicht davon abhielt, den Spieler, nachdem er einen Ball gut fünf Meter neben das Tor geköpft hatte, als einen „der bekanntermaßen gefährlichsten Kopfballspieler der Liga“ zu bezeichnen. (Wahrscheinlich gibt es demnächst ein Update der Wikipedia-Seite des Spielers, mit dem Zitat als Quelle, schließlich kann man das Konzept der „self-fulfilling prophecy“ auch positiv einsetzen.)

Und wie bereits in der Vorwoche war dies der Zeitpunkt, wo unserer Mannschaft die Kräfte schwanden – und damit auch die Konzentration. Salihovic war platt und – Psychokiste können wir auch – es kam der Spieler, der das entscheidende Tor beim bisher einzigen Sieg gegen den gestrigen Gegner erzielte: Kai Herdling.

(Wie bitte? Ruft hier wer, dass wir uns widersprechen, war doch zuvor davon die Rede, dass wir bisher noch nie gegen diese Mannschaft gewannen? Ja, schon, aber eben halt nur in der Bundesliga. Am 2.12.2003 schlugen wir sie im DFB-Pokal Achtelfinale – mit 3:2.)

Aber Herdling brachte zuerst auch keine Stabilität ins Spiel. Immer öfter verloren wir immer früher den Ball und liefen jenem dann wie auch den Gegenspielern hinterher. Und dann fiel auch das Tor für die Gastgeber, was aber aufgrund einer Abseitsstellung, die man nicht unbedingt hätte geben müssen, nicht gegeben wurde.

Es war wohl die Verärgerung über die eigene Leistung, die aus dem Trainer des Gegners sprach, als er meinte, deswegen ein Wiederholungsspiel beantragen zu müssen, zumal er dabei ja vergaß, dass dieser Antrag unseres Vereins nicht wegen des wesentlich deutlicheren Nichtabseitstores aus dem Hinspiel gestellt wurde, aber wir verlieren uns hier in Details – und das zieht das alles ja nur unnötig in die Länge. (Wie gesagt, seltsamer Humor.)

Elyounoussi kam dann noch, was uns fragen ließ, was mit Hamad los ist, denn nach den Eindrücken aus der Vorbereitung müsste er doch in der Situation die bessere Wahl sein. Dachten wir uns und zeigten damit, wie klug es ist, uns auch nicht nur ansatzweise bei solchen Dingen mitreden zu lassen, denn es war jener Norweger, der die Drangperiode der Gastgeber beendete.

Zuerst war er es, der den nach langer Zeit ersten gelungenen Angriff unserer Mannschaft in der zweiten Halbzeit abschloss und dabei die wunderbare Vorlage per Hacke des wieder sehr gut spielenden Johnson nur noch an den Gästekeeper brachte, damit aber allen zeigte, dass wir immer noch wach sind und immer noch spielen können und gar nicht daran denken, hier nicht noch unsere Chance zu nutzen, sofern sie sich bietet.

Wenige Minuten später bot sich noch eine und Elyounoussi machte den Özil: Querpass auf ihn, aber er ließ ihn einfach durch die Beine, wohlwissend, dass da wieder Johnson steht – und dann eben mit viel Platz, den der für einen Pass nach innen nutzt, wo dann eben Modeste gefühlt zum ersten Mal im Spiel an den Ball kommt, diesen ins lange Eck bugsiert und dort versenkt.

Zum dritten Mal in Führung. Diesmal durch Modeste, das Phantom. Tor. 3:2 – und noch drei Minuten zu spielen. Wir waren uns sicher, das verlieren wir nicht mehr. Und als dann Grahl noch den letzten Fernschuss abwehrte, war es geschafft. Unser erster Sieg gegen diese Mannschaft, und der war so wichtig, wurde doch aus dem Ein-Team-Mittelfeld, das wir waren, ein punktgleiches Vier-Team-Mittelfeld, wo es einen ganz schnell nach unten hauen konnte.

Jetzt aber haben wir wieder drei Punkte Luft auf den nächsten Verfolger und vier auf den Nächstbesserplatzierten. Somit sind wir wieder das Ein-Team-Mittelfeld – und nie war es wohl weniger grau als dieses Jahr und wer hat schon wieder Schuld daran: wir.

Und das bringt uns zur

„Erkenntnis des Spiels:
Hoffenheim bleibt das Event dieser Saison. Jedes Spiel ein kleines Spektakel, jede Partie eine Werbung dafür, dass das Aufregendste in dieser Republik eben auf dem Dorf passiert.“

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