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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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VfB Stuttgart vs. 1899 Hoffenheim

Amerikanismen
im Wandel der Zeit

Ein Kackkick trotz Taktik

Zuerst waren es Zigaretten, dann Coca-Cola. Es folgte die Musik, insbesondere in Form von Rock’n’Roll und Jazz, einiges an Mode wie „Jeans“ (obwohl diese – wie der Name schon sagt, aus Europa, genauer: Italien, noch genauer Frankreich ursprünglich stammen (Auflösung folgt)), hernach kamen Filme, Fernsehformate, Fast Food-Restaurants („Restau…was ???“, Anm. d. Chefred.))  und mehr und mehr über den Atlantischen Ozean.

Mitte/Ende der 1970er Jahre dürfte der „American Way of Life“ völlig hierzulande angekommen sein. Zu seinen Merkmalen gehörte ein stark ausgeprägter Individualismus, Freiheitsliebe und das Streben nach irdischem Glück (Life, Liberty and the pursuit of Happiness, wie es in der US-amerikanischen Unabhängigkeitserklärung heißt) sowie Wohlstand. Optimismus und Aktivität waren weitere besondere Merkmale dieser Lebenseinstellung. Die Zeiten haben sich geändert.

Haben sie?

Denn selbst wenn es diese positive Zuwendung gegenüber allem, was aus den USA kommt, schon lange nicht mehr in der Ausprägung gibt, hat er doch auch seine Schattenseiten wie exzessiven Konsum, Verschwendung von Rohstoffen, Umweltverschmutzung, die Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft, ist die Affinität gegenüber US-amerikanischen Traditionen wesentlich höher als gegenüber beispielsweise russischen.

Vergangenen Montag war der Internationale Tag der Frauen. In Russland der wohl höchste Feiertag für Frauen. Ihnen wird am 8. März von Männern und Kindern gehuldigt. Kollegen bringen Kolleginnen Blumen mit, Verkehrspolizisten überreichen ihnen welche, auch Frauen untereinander machen sich Geschenke – und er ist (wie in Berlin, aber da halt mit einer ganz anderen Ausrichtung) arbeitsfrei. Aber wer weiß das hierzulande?

Valentins- und Muttertag hingegen kennt man hier – und zumindest der Valentinstag ist keine wirklich urdeutsche Tradition. Auch er fasste erst in den 1950er Jahren Fuß in Deutschland, kam aber nie so richtig in Schwung. Aber so nach und nach gewann er immer mehr an Bedeutung. Selbiges gilt für Halloween – und last but not least die „political correctness”.

1793 wurde erstmals etwas als “not politically correct“ gewertet– und zwar vom Obersten Gerichtshof der USA. Dabei ging es aber nicht um die heute damit assoziierten Themen wie Geschlechter, Religionen, Hautfarben sondern um einen Trinkspruch. Der Supreme Court war der Meinung, es sei „nicht politisch korrekt“, einen Trinkspruch auf den Staat statt auf das Volk auszubringen, weil der Staat zwar „das edelste Werk des Menschen“, der Mensch selbst aber „das edelste Werk Gottes“ sei.

Mitte der 1980er Jahre wurde dieser Terminus vor allem an der University of California neu belebt, dann aber in die Richtung, wie man ihn heute kennt, allerdings ohne die Assoziation „Zensur“, die heute von Gegnern der politischen Korrektheit gerne thematisiert wird. Und während , besser: obwohl in der bundesrepublikanischen Bevölkerung der „Amerikanismus“ stark ab- und der „Anti-Amerikanismus“ hingegen stark zunahm, wurde diese Lebenseinstellung hierzulande und dies insbesondere eher von jenen übernommen, was dem ganzen durchaus auch Witz gibt, die dem American way of life eher weniger angetan waren.

Doch damit nicht genug: Nach wie vor werden hierzulande US-amerikanische Attitüden übernommen – und damit kommen wir so ganz langsam auch zum gestrigen Spiel.

Ganz langsam.

Denn mehr und mehr scheint sich auch in Deutschland diese zumindest in US-Filmen – und das nicht nur in Teeniekomödien – propagierte Regel durchzusetzen, dass es erst nach dem dritten Date zu dem kommen dürfe, was Goethe ehedem „Vollzug“ nannte und die Bibel „beiwohnen“ nennt. (Der Stern machte sogar mit der Überschrift auf: „NIEMALS Sex vor dem 3. Date – So klappt’s!“) Sogar in Sportberichterstattungen fand diese Regel bereits Einzug:

 

Zugegeben, ein langes Intro für einen Gag, aber du, geneigte/r Leser/in, bist hoffentlich unserer Meinung, dass es sich gelohnt hat.

Und weil du immer noch da bist und diese Zeilen liest – keine Sorge, es wird gleich politisch unkorrekt –, kommt hier auch die Auflösung, was die Jeans angeht: Sie verdanken ihren Namen ihrem Ursprungshafen: Genua. Aus dessen französischem Namen („Gênes“) entwickelte sich der Name „Jeans“. Der synonym dafür verwandte Begriff geht auf die Herkunft des Stoffes selbst ein: Aus „serge de Nîmes“ (Gewebe aus Nîmes“) wurde „Denim“.

Es war ein Kackkick unserer Mannschaft – die sich nicht einfach erklären lässt – oder eben ganz einfach mit der legendären Übersetzung der „normativen Kraft des Faktischen“, wie es Immanuel Kant nannte, von Andreas Brehme, die auch perfekt zum Terminus „Kackkick“ passt: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“

Dabei lag die Ursache des Kackkicks nicht an der Taktik, denn der VfB hatte exakt dieselbe. Nur waren die Schwaben extrem effizient, während wir exkremental ineffizient waren.

Das ganze Elend ging los mit der beschissenen gelben Karte gegen Sessegnon. Ja, man muss so nicht reingehen wie er, aber man muss dafür auch zu dem Zeitpunkt keine Verwarnung aussprechen. Der Schiedsrichter aber tat es, so dass wenige Minuten später Sessegnon das Trikot seines Gegenspielers klugerweise losließ, was er ohne die Verwarnung mit Sicherheit nicht gemacht hätte. Der zog dann von dannen, den Ball nach innen, wo ihn sein Mitspieler verfehlte, er aber höchst unglücklich auf Adams‘ Fuß fiel und von da ins Tor.

War man es in der Saison schon gewohnt, dass der Gegner mit seinem ersten Schuss aufs Tor sein erstes Tor erzielt, bedurfte es diesmal nicht einmal eines eigenen Schusses, um in Führung zu gelangen.

Es war zum Haareraufen, zumal in der Folge der VfB keineswegs besser war. Wenn schon, hatten wir Spiel- und Ballkontrolle, auch mehr Abschlüsse und Chancen, diese aber unendlich schlecht vergeigt.

Es war einfach ein sauschlechtes Date. Man mühte sich, versuchte das Ganze in Schwung zu halten, ließ sich aber immer wieder zurückdrängen, sobald es zu körperlicher Nähe kam, statt hier mit Chuzpe und Eleganz weiter ans Ziel zu kommen.

Dabei fehlt es uns ja nicht an Klasse – und auch gestern nicht: Grillitsch machte seinen Job wieder souverän, Adams im Grunde auch und Richards war einfach grandios. Kaderabek machte seinen Job durchaus ordentlich wie auch Samassekou und Bebou, wobei genau er nicht hinreichend ins Spiel gebracht wurde. Und das lag daran, dass Baumgartner keinen Sahnetag erwischt hat, und Rudy wohl dachte, er sei beim ersten Date, wo man bloß nicht allzu forsch auftreten dürfe. Die Folge war eben, dass sich trotz identischer Taktik ein Kackkick entwickelt hat, denn den Hausherren gelang es, ihren sehr schnellen Rechtsaußen durch passende Pässe in Szene zu setzen – und genau das gelang uns nicht. Und einem gelang gar nichts: Kramaric.

Er war gestern das, was der Teil im Gehirn ist, der bei einem Date dafür sorgt, dass man alle Sätze mit „Ich …“ beginnt und vergisst, Fragen zu stellen, um ein Interesse am Mitspieler … äh … Mitmenschen zumindest zu heucheln. Er hätte ja Doppelpässe einfordern können oder einfach mal die anderen machen lassen, um als Entität zum erfolgreichen Abschluss zu kommen, aber nein … er hatte einen solchen inneren Druck, dass er im Grunde alles selbst in aussichtsreichster Position verbockt hat.

Es gibt ja dann aber immer auch die Chance, sich neu zu ordnen. Und was bei einem Date der Gang auf die Toilette, ist beim Fußball der Gang in die Kabine. Hier ist dann die Chance der Schnellanalyse, um sich für den finalen Teil der Veranstaltung entsprechend zu disponieren.

Ja, Hoeneß hätte einiges umstellen müssen: Sessegnon und Baumgartner (wegen einer möglichen Verletzung) raus, dafür Skov und Vogt rein, Grillitsch vor. Damit wäre schon mal etwas mehr Eleganz, Tempo und Spielwitz in das Ganze kommen und auch etwas mehr Physis.

Statt dessen vertraute er denen, die auf dem Platz waren, und die es ja eigentlich auch nicht wirklich schlecht machten, aber halt auch alles andere als gut – und halt einmal schlicht grottig. Es war nur allzu passend für dieses Spiel, dass die Entscheidung in Form eines Konters fiel nach einem Einwurf, der wiederum die Folge einer Folge unfassbarer Unzulänglichkeiten unsererseits war.

Und trotzdem ließ uns die Venus des Fußballs immer wieder an und in die „gefährliche Zone“ kommen, aber es passierte nichts, weil wir es einfach nicht kapierten, unsere Chancen zu nutzen – und Rutter leider sehr spät erst eingewechselt wurde.

War aber auch klar und rchtig, spielte er doch zwei Tage zuvor bei Kälte, Dauerregen und Windböen in der U23 und sorgte dort mit seinem Tor in der 77. Minute für den 1:0-Sieg gegen Balingen – in Unterzahl (Bogarde sah bereits in der 34. Minute die rote Karte.) Damit steht die U23 zwar immer noch auf einem Abstiegsplatz (17 von 22), aber nur einen Punkt vom rettenden Platz 16 entfernt.

Unsere 1. Mannschaft steht da schon etwas besser da. Platz 11 wäre es wohl auch im Falle eines Sieges gewesen, aber man wäre halt punktgleich mit Platz 10 gewesen, was natürlich zusätzliche Kräfte freigesetzt und mit Sicherheit auch für mehr Leichtigkeit gesorgt hätte, um noch mehr zu erreichen, noch mehr zu kommen, also höher zu kommen in der Tabelle.

Jetzt aber kommt Mainz. Dann Pause. Beides macht es, vor allem den Kopf schwer. Dabei ist es ja nicht nur beim dritten Date wichtig, bei aller Existenz seiner selbst, keinen Erfolgsdruck zu spüren oder sich anmerken zu lassen, um Erfolg zu haben. Ansonsten wird so was, das hat man ja gestern gesehen, letztlich zum Rohrkrepierer.

Naja, es sind Jungs. Sie kennen das. „Das kann jedem mal passieren.“, „Das ist schon den Besten passiert.“ etc. Das stimmt zwar, aber ist nur ein schwacher Trost. Aber es bringt ja auch nichts, sich allzu sehr darüber zu ärgern. Man verkrampft dann nur, was es sowohl zurückblickend als auch in Folge nicht besser macht. Vergessen und sich vergeben ist alles, was hilft. Und dann richtet man sich wie von selbst wieder auf … und aus. Auf Sieg.

Denn ganz egal, ob es mit dem dritten Date klappt, wichtig ist, es klappt das nächste Mal mit den drei Punkten.

Musik ab …

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