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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Schalke 04 vs. 1899 Hoffenheim

Tag des Standards

Die Papierform ist nicht das Maß aller Dinge

Ein Witz:

„Das Vaterunser hat 56 Wörter, die Zehn Gebote haben 297 und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300. Aber eine Verordnung der EWG-Kommission über den Import von Karamellen und Karamellprodukten zieht sich über 26 911 Wörter hin.“

Ein immer wieder gerne in der oder ähnlicher Form übernommenes Zitat des ehemaligen Präsidenten des deutschen Bankenverbandes Alwin Münchmeyer. Er hat es frei erfunden, um sich über die wuchernde EU-Bürokratie zu monieren. Und das bereits im Jahre 1974.

Im Ernst:

„Der Satz des Pythagoras umfasst 24 Worte, das Archimedische Prinzip 67, die Zehn Gebote 179, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 – und allein Paragraf 19a des deutschen Einkommensteuergesetzes 1862 Worte.“

In Anlehnung an das einleitende Zitat sagte dies der CSU-Politiker Erwin Jahre später – und immerhin gab es diesen Paragrafen (Inzwischen ist er abgeschafft.) und die Anzahl der Worte stimmt – als einzige.

Die Fehler:

Mathematische Sätze lassen sich unterschiedlich fassen, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung hat rund 1.300 Wörter, also mehr als das Vierfache, während die 10 Gebote gerade mal 81 Worte umfassen (+/- ein paar, je nach Version).

Die Wahrheit:

Menschen brauchen Normen und Regeln. Doch nicht nur sie. Auch die Wirtschaft. Und das sieht man am besten da, wo es keine gibt. Stecker und Steckdosen, z. B.. Weltweit gibt es 14 verschiedene Steckdosentypen, oder Ladekabel. Wobei – das muss es korrekt lauten: gab, denn die EU hat es nun – sehr zum Missfallen von Apple – den USB-C-Stecker als Standard durchgesetzt – sehr zum Gefallen der EU-Bürgerinnen und –Bürger, die sich ja sonst auch gerne über den Regulierungswahn des Brüsseler Behördenmonsters beschweren. (Die meisten von ihnen dürften aber dasselbe tun, wenn es keine Vorgabe gibt.)

Das erkannte man auch nach Ende des 2. Weltkrieges. Weder Sold- noch Bürokraten sollten gegeneinander agieren – und so wurde fast ein Jahr später nach den Vereinten Nationen in San Francisco (am 24. Oktober 1945) in London 1946 beschlossen, eine internationale Organisation zur Erleichterung der Standardisierung zu schaffen. Seitdem ist der 14. Oktober der Weltnormentag – und dieser steht immer unter einem Motto.

Dieses lautet 2022: „Shared Vision For A Better World“ – und aufmerksamen Menschen wie dir, geneigte/r Leser/in, ist der subtile Scherz in dem Motto gewiss nicht entgangen: Einzahl.

Noch lustiger allerdings ist für uns aus heutiger, genauer gestriger Sicht das Motto des Weltnormentages, den wir angesichts unseres Hauptthemas in „Tag der Standards“ umbenennen möchten, aus dem Jahre 2019: „Videostandards schaffen eine globale Bühne.“

Lustigerweise Mehrzahl. Warum? Weil es sie wohl schon gab, wobei die passendere Antwort wohl bei Kant zu finden ist: die normative Kraft des Faktischen. (umgangssprachlich: „weil … isso“)

Zudem ist die faktische Kraft des Normativen nicht zu unterschätzen: Das Deutsche Institut für Normung beschäftigt lt. wikipedia rund 28.500 externe Experten sowie etwa 380 eigene Mitarbeiter/innen. Etwa 2600 Normen entstehen jährlich in 75 Kommissionen und Normenausschüssen, ferner Entwürfe und Vornormen. Der wirtschaftliche Wert seiner Arbeit, also der Normen wird vom Institut selbst auf ca. 16 Milliarden Euro pro Jahr beziffert.

Allein in Deutschland existieren 30.000 Normen des Instituts, das besser als DIN und den meisten in Kombination mit dem Buchstaben A sowie einer Ziffer bekannt sein dürfte, und die das definiert, was auch im Fußball immer wieder herangezogen wird, um ein Projekt, ein Ziel, ein Ergebnis zu skizzieren:

Die Papierform.

Nach der war die einzige offene Frage, wie hoch wir auf Schalke gewinnen würden. Aber … genau diese Frage gab es schon einmal – und das Ergebnis dürfte heute wohl das größte Trauma in der Bundesligageschichte der TSG sein. Bis zum 15. Spieltag der Bundesligasaison 2020/21 – ist also gar nicht mal so lange her – waren die Gastgeber nämlich saisonübergreifend 30 Spiele lang sieglos geblieben und besiegten uns mit 4:0.

Die Knappen stiegen trotzdem ab in der Saison, dann wieder auf und so war dies also die Folgepartie, die für uns selbstverständlich nicht dieselben Folgen haben sollte, d.h. das sollte nicht zur Norm werden – oder zur Regel.

Kleines Quiz zur Auflockerung:

Wie viele Regeln gibt es eigentlich im Fußball?
A – 17
B – 21
C – 31

Und wie viele Standards?
A – 6
B – 8
C – 11

A propos 11: Seit wann gibt es den Elfmeter?
A – 1891
B – 1899
C – 1971

Die korrekte Antwort ist jeweils der Ton der Erkenntnis. 🙂

Aber bei aller Notwendigkeit von Regeln und Standards ist auch wichtig, sie zum einen einzuhalten als auch zu brechen, um Erfolg zu haben.

In diesem Zusammenhang wollen wir – auch wenn es vielleicht gar nicht mal so unpassend wäre – nicht auf uns verweisen, sondern jene Spiel(zugs)eröffnung, die wir fast schon seit Anbeginn unserer Zeit auf unserer Seite als herausragende Idee integriert haben:

Und ähnlich forsch und gewitzt startete auch die TSG ins Spiel: Statt des inzwischen fast schon standardmäßigen Rückpasses eines Spielers standen diesmal gleich derer zwei parat und versuchten es klassisch durch die Mitte. 1. Ecke nach 10 Sekunden Spielzeit. 2. Ecke nach 48 Sekunden Spielzeit. Das ließ sich sehr gut an und wir nicht nach.

Die ersten Minuten nahmen also den erwarteten Verlauf, wobei da auch bereits erkennbar war, dass man das, was man die letzte Woche schwerpunktmäßig trainiert hat, weiter trainieren muss: Torschüsse. Und auch trainieren kann, denn eine Trainingseinheit zu einem Standard muss man definitiv nicht forcieren: Strafstoß.

Bekamen wir in der letzten Saison keinen einzigen Elfmeter gepfiffen, waren es in dieser Saison bereits zwei, deren Torausbeute aber dieselbe, nachdem Kramaric beide Male vom Punkt nicht traf. Er wäre wohl diesmal auch nicht dann an selbigen getreten, wäre er auf dem Platz gestanden, aber er fehlte verletzungsbedingt, was zum einen endlich mal wieder einen Startelfeinsatz von Rutter zur Folge hatte und eben einen neuen Elfmeterschützen.

Sah es in der TV-Übertragung erst danach aus, als ob sich Dabbur den Ball schnappte, als der Schiedsrichter zum Monitor am Spielfeldrand zu gehen, um sich davon zu überzeugen, dass er das Foul an Baumgartner wirklich übersehen hatte, war es dann doch der Skov, der sich erst den Ball, dann Maß nahm und das Spielgerät derart unter die Latte drosch, dass der Torwart bestimmt froh war, seine Hand nicht drankam.

Endlich mal wieder eine Führung für uns, dachte man – und dass es so forsch weitergehen würde. Aber plötzlich? Ging gar nichts mehr. Kein Kombinationsspiel mehr, kein Aufbauspiel, keine Ballsicherheit. Vollkatastrophe, die von Vogt perfektioniert wurde, als er sich wegen eines einfach grandios läppischen Ballverlusts nach 20 Minuten seine 5. gelbe Karte einfing und damit beim nächsten Bundesligaspiel (gegen Bayern München) gesperrt ist.

Es gab zwar einige hochkarätige Konterchancen, die aber eindringlich zeigten, dass wir unbedingt weiter Torschüsse trainieren müssen. Zudem konnten wir froh sein, dass das Fußballtor auf 8 Yards normiert ist, denn so trafen die Schalker nur ans, nicht ins Gehäuse. Das gelang dann uns in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit durch Dabbur. Überhaupt ließen seine Aktionen für seine Verhältnisse überraschend viel Effektivität erkennen.

In Anbetracht der Führung, der anstehenden Englischen Woche sowie der Überlegenheit der individuellen Klasse (sprich: Papierform) war von uns jetzt kein Feuerwerk an Dynamik in Durchgang 2 zu erwarten, aber einmal ging es dann doch schnell und das sogar durch Baumann, der für seine Verhältnisse geradezu raketenartig schnell den Ball nach einer Ecke der Schalker ins Spiel brachte. Skov war da zwar recht allein auf weiter Flur, aber klug genug, mit dem Ball weiter nach vorn zu gehen, in den Strafraum und dann zu flanken.

Wie oben erwähnt, war „Videostandards schaffen eine globale Bühne.“ das Motto des Weltnormentags 2019. Zwei Jahre zuvor wurde in der Bundesliga der „Video Assist Referee“ eingeführt – und der meldete sich jetzt wieder. Schon nach seiner Flanke tobte Skov und fuchtelte und deutete Handspiel an – und das wurde dann auch gegeben, wieder Elfer, wieder Skov, wieder rechts, diesmal unten, aber wieder knapp an § 223 StGB vorbei (versuchte schwere Körperverletzung), weil wieder Hammer.

3:0 – jetzt noch mindestens ein Tor gegen das Trauma, war die Bitte, aber sie wurde nicht erhört. Sie ward auch nicht laut zum Ausdruck gebracht. Dafür vielmehr die Freude nach drei sieglosen Spielen mal wieder einen Dreier gelandet zu haben und, wenn auch nur temporär, auf Platz 3 zu stehen.

Schön ………………………………………

 

P. S. Der 14. Oktober hätte sich auch aus einem weiteren Anlass als Referenzdatum für diesen Kommentar geeignet, denn gestern vor 10 Jahren flog ein gewisser Baumgartner aus Österreich aus 40 Kilometer Höhe, ergo der Stratosphäre, auf die Erde. Warum also nicht das nehmen? Aus guten Gründen:

  • Es war ein Felix, nicht unser Christof Baumgartner.
  • Es war ein Projekt (Red Bull Stratos) und das sind wir ja nicht.
  • Von der Metaebene aus betrachtet, war das Bemerkenswerte ein freier Fall.
  • Und sooo bemerkenswert war der gar nicht, wie der ehemalige Google-Manager Alan Eustace, der am 24. Oktober 2014 bewies, als er im Alter von 57 Jahren aus 41 km Höhe absprang.

 

Da finden wir das Normen doch bemerkenswerter – und passend zu den drei Punkten von gestern drei Punkte hierzu …

  • DIN EN ISO 20126 – allgemeinenAnforderungen an Handzahnbürsten.
    Dort ist u. a. festgeschrieben, dass jede einzelne Borste eine Zugkraft von 15 Newton aushalten muss.
  • DIN EN 1860-1 – Anforderungen an Grillgeräte, die mit festen Brennstoffen betrieben werden, ausgenommen Einweggrills.
    Hierin ist die Bestimmung zu lesen, dass der Abstand zwischen den Stäben eines Grillrosts nicht größer als 20 Millimeter sein darf.
  • DIN EN ISO 4074 – Beschaffenheit von Kondomen.
    Um verkauft werden zu dürfen, müssen Kondome demnach mindestens 16 Zentimeter lang sein, eine feste Breite ist nicht definiert, jedoch . darf die angegebene Breite maximal um 2 Millimeter von dem auf der Packung angegebenen Wert abweichen und muss jedes Kondom je nach Breite ein bestimmtes Füllvolumen aushalten, Mindestwert: ca. 5 Liter.

Wir wünschen ein schönes Wochenende.

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Quiz-Lösung: jeweils A (Ton der Erkenntnis? „Ah!“) 🙂

Die Regeln

  1. Das Spielfeld
  2. Der Ball
  3. Die Zahl der Spieler
  4. Die Ausrüstung der Spieler
  5. Der Schiedsrichter
  6. Die Schiedsrichterassistenten
  7. Die Dauer des Spiels
  8. Beginn und Fortsetzung des Spiels
  9. Ball in und aus dem Spiel
  10. Wie ein Tor erzielt wird
  11. Abseits
  12. Verbotenes Spiel und unsportliches Betragen
  13. Freistöße
  14. Strafstoß
  15. Der Einwurf
  16. Der Abstoß
  17. Der Eckstoß

6 Standards

Aus Regel 8 (Anstoß) sowie den Regeln 13-17 ergeben sich die sechs sogenannten Standardsituationen, ein Terminus, der erstmals in den 1970ern in der DDR aufkam und im Westen erst gegen Ende der 1980er Jahre übernommen und im Laufe der Zeit zu „Standards“ verkürzt wurde.

Elfmeter

Als Bestrafung für ein Foul bzw. ein Handspiel im Strafraum gibt es den Elfmeter bereits seit 1891. Doch erst 1971 wurde das heute so vertraut erscheinende Elfmeterschießen eingeführt, um K.O.-Spiele in absehbarer Zeit zu entscheiden.

Pssst … Der Elfmeter ist gar keine elf Meter von der Torlinie entfernt, sondern 12 Yards (10,97 m).

 

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