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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Rot-Weiß Erfurt vs. 1899 Hoffenheim

Min. & Max

So unspektakulär wie ungefährdet weiter.

Der Pokal. Laut Reportermund hat er was von so manchen Städten und Gemeinden oder gar Staaten der USA: seine ganz eigenen Gesetze.

So darf man in Arizona maximal zwei Dildos besitzen, was immerhin zwei mehr sind als in Alabama, wo Frauen gar kein Sexspielzeug besitzen dürfen. Dafür dürfen ihre Gatten sie nur mit einem Stock prügeln, dessen Durchmesser nicht größer ist als der des Daumens. In Arkansas gibt es derartige Einschränkungen nicht, allerdings ist das Schlagen von Gattinnen auf ein Mal im Monat begrenzt. Zudem ist es gesetzlich verboten, den Namen des Staates falsch auszusprechen. Also aufgepasst: Es heißt „Ahrkännsoa“ – nicht „Ärkännsess“, obwohl es „Känsess“, also Kansas gibt, wo die Misshandlung der Schwiegermutter kein Grund für eine Scheidung darstellt und man auch sonst nichts zu überstürzen scheint. Wenn sich in dem Staat zwei Züge auf der gleichen Schiene treffen, darf keiner von beiden weiterfahren, bevor nicht der andere passiert hat.

Das kann dauern ….

…, womit wir beim gestrigen DFB-Pokalspiel wären, das ja keinen wirklich interessiert hat in Anbetracht des nächsten Pokalspiels am Dienstag. Gleichzeitig war aber auch klar, dass diese Partie gewonnen werden muss. Egal wie. Womit auch klar war, dass es keine Party werden wird.

Hätte es natürlich werden können, wenn Amiri gleich zu Anfang seine Chance verwandelt hätte, als der Thüringer Beton noch nicht so hart war, dass es für die unseren kaum ein Durchkommen gab. So wartete man halt auf Fehler der Thüringer, die uns den Gefallen nicht machten. Dafür taten sie uns einen viel wichtigeren: Sie spielten Fußball. Sie beließen es bei dem, was es war: ein Pokalspiel, kein Pokal-Fight.

So kam es zu keiner Zeit zu einer Renaissance der Blutgrätsche, was es durchaus auch hätte werden können. Doch dies schien auch der Schiedsrichter im Hinterkopf gehabt zu haben, so dass er fast jeden Zweikampf abpfiff, was dem wenig flüssigen Spiel zusätzlich Schwung nahm.

Hauptsache, es verletzt sich keiner – und Hauptsache, wir kommen weiter.

So kam es dann ja auch. Die zweite Halbzeit gingen wir schon etwas beherzter an, ohne je die Kontrolle über das Spiel zu verlieren. Nachteilig hierbei, dass wir nicht jederzeit die Kontrolle über das Spielgerät hatten. Insbesondere Schulz und Toljan, aber auch Polanski und Bicakcic haben zwar solide gespielt, aber durch technische Unkonzentriertheiten dafür gesorgt, dass man im Grunde auf sie verzichten musste, sollte es mal schnell nach vorne gehen.

Man konnte ihnen wie auch den anderen anmerken, dass sie wollten, dass endlich mal das erlösende Tor fällt, damit sie sich endlich voll und ganz auf Dienstag würden konzentrieren können. Aber wie sagte ein großer Sohn der Gastgeberstadt:

„Nur auf dem Boden harter Arbeit bereitet sich normalerweise der Einfall vor.“

Max Weber heißt der Mann – und er dürfte den wenigsten ein Begriff sein. Jetzt werden natürlich die aufjohlen, die den am 21. April 1864 in Erfurt geborenen Mann nicht nur namentlich oder gar seine Werke kennen, sondern ihn geradezu verehren. Er ist für viele der Gottvater der Soziologie – oder um es Millennials zu erklären: der Steve Jobs der Schwarmintelligenzbeobachter.

Und so wie bei Letzterem alles Moderne mit „i“ anfängt (iPad, iPhone, iMac), stand bei Ersterem immer „-soziologie“ am Ende (Herrschaftssoziologie, Religionssoziologie, Wirtschaftssoziologie), aber bei beiden im Kern der Betrachtung der Mensch an sich. Naja, bei wem eigentlich nicht? Selbst Tratschrunden drehen sich ja um nichts anderes …

Doch diese waren nicht Webers Welt. Ihm ging es um die Unterscheidung von Gesinnungs- und Verantwortungsethik sowie ganz zentral das Prinzip der „Werturteilsfreiheit“. Eine Anforderung, mit der selbst rund 100 Jahre später nicht wenige Menschen immer noch völlig überfordert sind – wie eigentlich auch mit der Aufklärung, also der Aufforderung, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, und die liegt ja offiziell noch länger zurück (ca. 1784). Dabei besagt sie nichts anders, als dass die Wahrheit eines Satzes unabhängig von seinem normativen Gehalt beurteilt werden soll. Man darf Aussagen nicht nur deshalb für richtig halten, weil sie dem eigenen Wertsystem (Meinungen, Vorstellungen, Idealen) entsprechen, bzw. nicht deshalb für falsch, weil sie dem eigenen Wertsystem nicht entsprechen.

Max Weber wäre wohl nicht auf Facebook – oder daran verzweifelt. Nachvollziehbar wie der Umstand, dass wir zwar eine Runde weiterkommen, aber dafür nichts riskieren wollten. Und so bewies sich in diesem Spiel auch ein weiteres Zitat des großen Denkers:

„Nichts ist für den Menschen als Menschen etwas wert, was er nicht mit Leidenschaft tun kann.“

Und diese Leidenschaft, die fehlte einfach. Auch der Spielwitz, die Kreativität, die Virtuosität. Doch niemand meckerte, niemand murrte – und das will was heißen unter Hoffenheimern – denn selbst die Fans dachten mehr an Dienstag als an alles andere – und schon gar nicht an Max Weber, zu dem sich auch das passende Zitat zum Tor durch Amiri finden lässt:

„Das Selbstverständliche wird am wenigsten gedacht.“

Da ging es einmal schneller, da wurde kombiniert, mal kurz das Spielgerät verloren, aber rückerobert und dann einfach mit der Picke – PENG – ins kurze Eck. Endlich.

Ja, das hat etwas gedauert, aber da zuvor von den Gastgebern nichts geboten wurde, bestand auch jetzt kein Anlass zur Sorge. Dummerweise nahm die Unkonzentration in der Mannschaft weiter zu, was den schnellen und eigentlich hoch verdienten Ausbau der Führung vermied und zum Schluss für fast so was wie Gefahr vor unserem Tor sorgte, aber darin stand mit Kobel einer, der zeigte, dass er nicht nur alibimäßig unser Pokaltorwart ist, sondern eine Granate im Tor.

Dann war irgendwie Schluss und jeder froh, dass die Pflichtaufgabe zwar ohne Bravour be-, aber halt auch überstanden wurde. Jetzt freut sich alle Welt auf die Kür.

Mal sehen, ob es das wird, wie Max Weber unser Tun beschrieb:

„Das akademische Leben ist (…) ein wildes Hasard.“

Schluss jetzt. Dienstag wartet … auch eine Art Pokalspiel … und das gegen ein Team aus einer Stadt, die ebenfalls ihr ganz eigenes Gesetz hat:

Im englischen Liverpool dürfen Frauen sich nicht mit nacktem Oberkörper in der Öffentlichkeit zeigen – es sei denn, sie arbeiten in einem Fischgeschäft für tropische Fische.

Glaubst du nicht, liebe/r Leser/in? Das bleibt dir unbenommen, aber auch dazu gibt es noch was von Weber und wir dir für alle Zeit auf deinen Weg:

„Der radikalste Zweifel ist der Vater der Erkenntnis.“

 

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