Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image

Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

Scroll to top

Top

No Comments

FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

Der Fluch der Qualität

Auf das richtige Ergebnis kommt es an …

Regen wir uns auf? Und wie! Wenn sich die Mannschaft halb so viel regen würde wie wir uns aufregen, regte sich gewiss nur halb so viel Groll gegen Team und vor allem Trainer.

Was wird dem Mann alles vorgeworfen? Aber wer soll das alles auffangen? Und wo soll man anfangen? Und wo wir gerade so viele Fragen stellen, fangen wir mit der Trainerfrage an. Genauer: den Trainerfragen.

Wo ist die Ambition?
Wo ist der Druck?
Wo ist die Absicherung?

So (oder so ähnlich) klangen nämlich die Fragen, die während des Spiels vernehmlich von unserer Seitenlinie von unserem Trainer zu hören waren – und wir sagen: Gute Fragen.

Die Antworten blieb aber nicht er schuldig, sondern die Spieler. Nun kann man sagen, dass es seine Aufgabe ist, die Spieler genau darauf vorzubereiten. Dies aber, so sagten sie ja auch nach diesem Spiel, waren sie. Sie haben es halt nur nicht hinbekommen.

13:3.

Das war nicht das Eckenverhältnis, sondern die Zahl der Spieler, die von den Teams abgestellt werden mussten (Wir hatten die 13.) während der Länderspielpause, von der sie zum Teil erst Donnerstag spät zurückkehrten. Da konnte freitags nochmals kurz trainiert werden und schon ging es weiter nach Augsburg.

Einige Spieler hatten während der Pause dreimal durchgespielt, manche hatten sich verletzt oder kamen zumindest angeschlagen zurück, so dass wirklich niemand davon ausgehen konnte, dass man hier eine frische, dynamisch agierende Truppe würde auftreten sehen. Erschütternd war aber schon, wie matt Hoeneß’ Mannen waren. Aber war das nun seine Schuld? (Bekanntlich ist das ja die wichtigste Frage in diesem Land bei allem.)

Es ist wohl der Fluch der Qualität, der uns dieses Jahr zusätzlich heimsucht.

So haben wir in unserem A-Kader viele gute Spieler, die in ihren A-Nationalmannschaften sehr begehrt sind. Allerdings sind das, bei allem Respekt, B-Länder, da darf auch die Vize-Weltmeisterschaft von Kroatien nicht hinwegtäuschen. Und es scheint vor allem dem ein oder anderen Spieler die richtige objektive Wahrnehmung seiner Leistung zu fehlen. So mag der ein oder andere ein Star in seinem Heimatland sein, in unserem Team ist er es nicht. Oder er wähnt sich als Star in unserem Team, ist es aber nicht in seinem Heimatland. Oder er ist es an der Konsole, jedoch nicht auf dem Platz. Zu offensichtlich ist der Versuch der Verschmelzung digitaler Spielelemente auf das reale Spiel. Es geht einfach zu oft um den Effekt, nicht um die Effektivität.

Ganz anders Augsburg. Da war einfacher Fußball, mit einfachen Mitteln, mit denen sie uns einfach, zum Teil sogar erschreckend einfach ausspielten. Lange Bälle – etwas, was bei uns kaum bis gar nicht funktioniert – landeten beim eigenen Mann und nach nur einer weiteren Ballberührung in unserem Tor. Für so etwas ist es natürlich hilfreich, dass Augsburg im Grunde schon nach der Letzten Partie wusste, wie und mit wem sie gegen uns spielen würden, unser Trainerteam gerade mal einen Tag zuvor.

Vielleicht war das der Grund, warum man sich ihrerseits dafür entschied, mit einer Abwehr anzutreten, die alles andere als ausgeruht war, aber man die Hoffnung hatte, sie sei eingespielt. Eine grobe Fehleinschätzung.

Grillitsch, normalerweise ja schon einer der Verlässlicheren in unseren Reihen, war bestimmt ambitioniert, aber offensichtlich nicht in der Lage, sich mental in die richtige Lage zu bringen, den Ernst der Lage für seinen Verein zu erkennen. Auch Posch hatte Probleme bei seiner Wiedereingliederung in den Bundesliga-Alltag. Selbiges gilt für Baumgartner.

So aber spielte unser Austria-Trio, das ja auch nicht gerade ultra felix mit den super Erfolgserlebnisse zurückkehrte (2:2 in Schottland, 3:1 gegen die Färöer-Inseln und zuletzt 0:4 gegen Dänemark) anstatt Adams und oder Akpoguma, Vogt und Skov, die allein von der Belastung her hätten frischer sein müssen.

Andererseits ist auch dies kein Garant, wie man an Rudy erkannte. Auch wenn er offiziell nur Leihspieler ist, müsste er aufgrund seiner Erfahrung, der (vermeintlichen) Verbundenheit mit dem Verein und nicht zuletzt aufgrund seines Salärs der Spieler sein, der das Team führt, der ein Vorbild für die Jüngeren ist. Er war es auch diesmal nicht. Seine Herausnahme war es, die zur Halbzeit am meisten Hoffnung auf eine Besserung unseres Spiel machte.

Am liebsten hätte Hoeneß wohl mindestens sein halbes Team zur Halbzeit ausgewechselt, so enttäuscht muss er von ihnen gewesen sein, erwartete doch nicht nur er gewiss ein anderes Auftreten der Spieler nach dem Katastrophenkick gegen Mainz.

Dass genau das fehlte, machte am meisten Sorgen. Dass wir in dieser Saison keinen passsicheren und virtuosen Ballbesitzfußball mit hoher Laufintensität spielen, ist ja schon unattraktiv genug, mag aber der Belastung sowie den jungen Jahren der Spieler geschuldet sein – und von daher verzeihlich –, aber dass es bei einem Großteil der Mannschaft nicht den unbedingten Siegeswillen zu geben scheint, ist besorgniserregend. Selten wurde ein Vereinsmotto mehr ad absurdum geführt, denn das war vieles, was die TSG da veranstaltet hat, aber keine Bewegung.

Ja, wir wissen, dass dies sich auf die TSG als Ganzes bezieht, inkl. seinem beeindruckenden regional wie global sozialen und ökologischen Engagement, das so und das gewiss nicht nur in der Bundesliga einzigartig ist.

Ein ganz herausragendes Beispiel hierfür ist die zu Beginn der Corona-Krise gegründete Initiative TSG hilft e. V. (siehe Video oben). Da hat die TSG schon sehr früh sehr viel bewegt und vieles, wenn nicht gar alles bereits umgesetzt, was im Ergebnis der Taskforce „Zukunft Profifußball“ der DFL noch als Sollvereinbarung enthalten ist.

Aber im Fußball (als Sport, nicht als Wirtschaftszweig) sowie für den Fan zählen andere Ergebnisse mehr. So, wie es keine Bevorzugung für Tradition geben darf, gibt es auch keine für politische Korrektheit.

Von daher darf es auf dem Platz schon etwas mehr CO2-Verbrauch der Spieler geben, dürfen „andere“ schon mehr unter Druck gesetzt werden und gegen ein gesundes Maß „toxischer Maskulinität“ hat auf dem Platz auch niemand was – wenn schon, dann der Schiedsrichter in Form gelber und roter Karten.

Auch in der 2. Halbzeit gelang uns wenig. Zwar war etwas mehr Wille erkennbar, aber kein Mehr an Witz, kein Mehr an Druck. Es wurde eine Art von gut, wenn der Ball mal in der Offensive bei Rutter oder Bebou landete, die sich immerhin mal trauten, in Zweikämpfe zu gehen. So war es auch kein Wunder, dass es einerseits Bebou war, der die beste Chance der TSG, andererseits Pech beim Abschluss hatte, dass der Ball zwischen den Oberschenkeln des Torwarts der Augsburger flipperte und dann knappst neben dem Tor landete.

Skovs Anschlusstreffer kam in dem Spiel einfach das, was es für die TSG in dieser Saison noch nicht ist: zu spät. Zwar werden wir nach oben gewiss nichts mehr reißen, aber noch haben wir etwas Abstand zu den Abstiegsplätzen. Das sollte uns aber weder in Sicherheit wiegen, noch in Angst erstarren lassen. Vielmehr ist das genau der Zeitpunkt, wo man trainerseitig mit einem politisch maximal unkorrekten „Leckt mich doch alle am Arsch“ ins Risiko gehen sollte.

Das kommende Spiel können wir noch relativ gefahrlos verlieren. Also könnte man das auch nutzen, mal jene elf von Beginn an in die Partie zu schmeißen, die den höchsten Siegeswillen haben, was ja nicht zwangsläufig die sein müssen mit den höchsten Gehältern.

Wer jetzt nicht maximal intrinsisch motiviert ist, bringt uns nicht weiter. Und daran dürfte es Hoeneß gewiss nicht mangeln. Vielleicht ist es nur der Mut vor dem Risiko. Dabei müsste er sich doch nur seiner bayrischen Wurzeln besinnen, denn dort gibt es ja eine Redewendung, die zwar nicht wirklich politisch korrekt klingt und keine Pluspunkte beim Vorstellungsgespräch bei den Schwiegereltern brächte, aber um das Schwiegersohn-Image kann man sich ja wieder nach Schlusspfiff kümmern. Sein Vorvorgänger sorgte jedenfalls mit der Redewendung für Aufsehen und hatte damit auch Erfolg: „Scheiß da nix, dann feid da nix!“

Ob das wirklich erfolgversprechend ist? Nun, zumindest der Umkehrschluss traf in den letzten Begegnungen zu, denn da hatten wir die Hosen sehr schnell oder gar schon von Anfang an gestrichen voll – und jetzt fehlen uns wichtige Punkte. Und davon sind aber immer noch 24 zu holen. Mit einer weiterhin so beschissenen Einstellung und Spielweise werden das aber 25% davon – und die braucht es wie auch einen Mentalitätsboost auf jeden Fall.

 

 

Submit a Comment