Borussia Mönchengladbach vs. 1899 Hoffenheim
Genesis
Besser gut als perfekt …
Immer weniger Deutsche können etwas mit der Bibel anfangen. Für die meisten dürfte es ein Dekoartikel im Bücherregal sein, evtl. sogar kaum mehr als eine Unterlage für den Terrassentisch, aber mit dem Wortlaut, der Botschaft des Ganzen haben die wenigsten heutzutage noch was an dem Kleidungsstück, das fast minder aus der Mode gekommen und meist nur noch schmuckes Beiwerk ist: Hut.
Auf selbiger – Riesenwortspiel – war die TSG in Mönchengladbach nach dem spielerischen Kackkick zuhause gegen Mainz, an dessen Ende zumindest ein Punkt heraussprang.
Für all die (internen) Hater müsste das Ergebnis jetzt für eine kognitive Dissonanz sorgen, denn hatte man sich letzte Woche noch darüber echauffiert, dass die Mannschaft schlecht spielte, kann man dies nach dem Spiel am Niederrhein nicht sagen. Die Mannschaft spielte dynamisch kontrolliert, erarbeitete sich Chancen und ließ eine einzige zu. Diese führte dann allerdings zum Siegtreffer für die Hausherren, so dass wir mit null Punkten die Heimreise antreten mussten. Gerechter wäre es gewesen, wir hätten das Spiel letzte Woche verloren, dafür dieses gewonnen. Das wäre nicht nur gerechter, sondern auch fürs Punktekonto besser gewesen. Zumindest ein Unentschieden hätte unser Team – im Gegensatz zur Vorwoche – verdient gehabt, aber es hat nicht sollen sein, denn die oben bereits erwähnte eine Chance sowie zuvor eine übermotivierte Grätsche sorgten für die beiden Gegentore, die wir zwar anhand der Chancen locker hätten übertrumpfen können, aber halt nur ein Mal ausgleichen konnten.
Hätten wir die beiden Fehler nicht gemacht, es wäre ein nahezu perfektes Spiel unserer Mannschaft gewesen. War es aber nicht und entsprechend läuft der Geifer mit großem Eifer, der Sabber und das Geplapper, wo es vor allem um die Schuldzuweisung geht.
Ja, Kabak hätte seinen Gegenspieler einfach zur Eckfahne eskortieren können und es wäre nichts passiert. Und ja, auch Bülter hätte einfach nur seinen Gegenspieler weiter eskotieren müssen bzw. Akpoguma sich nicht zusätzlich um Vogts Gegenspieler kümmern, und es wäre nichts passiert, aber hätte, hätte, Fünferkette – Fehler passieren – und das ist auch gut so, denn das macht uns göttlich, womit wir wieder bei der Bibel wären.
Im 1. Buch Mose, 1. Kapitel steht die Schöpfungsgeschichte – und niemals was von Perfektion.
- Am 1. Tag machte Gott Himmel und Erde, und er schied Licht von Finsternis.
- Am 2. Tag machte er die Feste, die da scheide zwischen den Wasser, und nannte sie Himmel.
- Am 3. Tag machte er Erde und Meer und ließ auf der Erde Gras, Kraut, Bäume mit Früchten wachsen.
- Am 4. Tag machte er Sonne, Mond und Sterne.
- Am 5. Tag machte er großer Seeungeheuer und lebendiges Getier im Wasser sowie Vögel an Land.
- Am 6. Tag machte er Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes und zuletzt den Menschen zu seinem Bilde.
- Am 7. Tag machte er nix.
Also keine 5-Tage-Woche oder 35-Stunden-Woche, aber immerhin eine Art Home-Office, denn Gott tat all dies aus dem Nichts.
Interessant ist aber, was uns Genesis (1. Mose) 1, 31 zum Abschluss des 6. Tages sagt:
„Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte, und siehe, es war gut.“
Schon zuvor wird das immer wieder seine Zufriedenheit mit seinen Taten erwähnt. („… und er sah, dass es gut war.“)
Man stelle sich Gott auf einer Pressekonferenz vor und er würde immer wieder betonen, dass es gut war, obwohl doch jeder sah, dass das ein oder andere gravierenden Optimierungsbedarf hat – und das von Anfang an.
Wäre es nicht besser gewesen, Gott hätte die Erde am 1. Tag nicht besser wie eine Weihnachtskugel aufgehängt, gerade, ohne Neigung, so dass die Erde an manchen Stellen nicht monatelang nur in der Helligkeit bzw. Finsternis verharren muss – mit entsprechenden Temperaturen und Mängeln beispielsweise mit der Versorgung mit Vitamin D? So hätten alle immer alles gleich und Jahreszeiten gäbe es auch keine.
Hätte er das, was er an Tag 2 anrichtete, nicht besser gleich mit Tag 4 verbunden? In Anbetracht dessen, was er sonst so zu leisten imstande war, hätte dies doch ein Leichtes für ihn sein müssen.
Auch 3, 5 und letztlich auch 6 scheint arbeitsprozesstechnisch zusammenlegbar, womit er bei der 5-Tage-Woche hätte landen können, aber offensichtlich störte es ihn nicht, denn „er sah, dass es gut war“.
Das hätten die Journalistinnen und Journalisten bestimmt nicht so gesehen. Sie, die selbst nichts machen, rein im Sinne von kreieren, also nichts schaffen, auch nicht im Sinne von kreieren, hätten da gewiss nachgehakt, nachgefragt, warum die mit der besten Vitamin D-Versorgung die schlechtesten Böden für Gras, Kraut und Bäume mit Früchten sowie Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes haben, und entsprechend in ihren Blättern was getitelt von „selbstzufrieden“, „uneinsichtig“ über „arrogant“ bis hin zum Boulevard, der fett aufgemacht hätte mit „Wenig glaub-, sehr fragwürdig – Gott: „Mein Ziel ist der Tod allen Lebens.“ Ist das die frohe Botschaft?“
Es hätte gewiss auch Straßenumfragen gegeben, bei denen die Befragten weltweit eine klare Meinung gehabt hätten, u.a.
– „Das ist nicht mehr mein Buch der Bücher.“
(Muhammed b., Medina)
– „So sehe ich mich nicht.“
(Aiden Titti, Truth or Consequences, New Mexico)
– „Ich habe kein‘ Bock, dass ich da morgen tot aufwach‘!“
(Joey Heindle, 13. Januar 2013 n. Chr., RTL-Dschungelcamp)
Gewiss ist Gott froh, dass es diese PKs zu seiner ganz aktiven Zeit nicht gab – und manch Trainer dürfte auch gottfroh sein, wenn es sie nicht gäbe, denn es ist doch eh jedem klar, was gesagt werden wird. Und auch in Anbetracht dessen, dass man im Anschluss gemeinsam nach Hause fährt und am darauffolgenden Tag(en, Wochen und Monaten) weiter zusammenarbeiten muss und letztlich auch – wie Erfolg haben – will,
Manche Schreibkräfte dieser Zunft sehen hingegen da ihre Chance, in die Rolle des römischen Legionärs zu schlüpfen, und den Herrn (Trainer), wenngleich nur metaphorisch, ans Kreuz zu nageln, wohl nicht selten in der Erwartung, dass er es ihnen gegenüber seinen Spielern, ebenso metaphorisch, gleichtut. Wie oft wohl ein Trainer zu sich selbst dachte: „Vergib‘ ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“?
Sagen tut er natürlich was anderes. Er bedient ihren Wunsch und bestätigt die Mängel, wobei der Grundtenor aber immer der ist, dass es gut war. Aber halt nicht perfekt. Was es aber auch nie sein sollte, denn so besteht immer noch die Aussicht darauf.
Welche Konsequenzen das hätte, wenn man einmal den Grad der Perfektion erreicht hätte, sieht man allein daran, wie die Reaktion auf einen Rückschritt ist, z. B. wie diesmal, wo man zwar auch ein Tor, aber eben keinen Punkt erzielt hat. Und das, obwohl das Spiel insgesamt ein deutlicher Fortschritt war – trotz des Ausfalls mehrerer Stammspieler.
Prömel war gesperrt, Grillitsch, Kramaric unter der Woche nicht so fit und entsprechend nur auf der Bank, was zur Folge hatte, dass wir mit einem sehr veränderten Mittelfeld in die Partie gingen. Die Folge: Tohumcu und Becker in der Startelf – und beide machten ihre Sache gut, im Falle Tohumcu sogar sehr gut und zwar so gut, dass der Ausfall der deutschen, österreichischen und kroatischen (Fast-)Nationalspieler nicht einmal auffiel.
Das Passspiel hatte Zug, war direkt und größtenteils fehlerfrei. Auch wurde sich ohne Ball sehr gut bewegt, so dass der ballführende Spieler immer ein, zwei sichere Anspielstationen hatte, die auch gesehen und genutzt wurden – und das nicht nur, sondern eher selten für den Rückpass. Im Gegenteil.
Keine drei Minuten waren gespielt, als die TSG das erste Mal knappst am Ball und damit am sicheren Torerfolg vorbeischrammte.
Keine zwei Minuten später zeigte sich aber auch, dass der defensive Wille da war, als Kaderabek, der eben noch mit seinem Pass auf Beier die erste Großchance einleitete, die erste Großchance der Hausherren weggrätschte.
Ermöglicht wurde dies durch ein agiles Mittelfeld, das Ball und Gegner gut laufen ließ und sich weitere Chancen erarbeitete, diese aber nicht nutzen konnte. Das war ärgerlich, aber vor allem schade für die junge Truppe, die sich für ihr tolles Spiel nicht belohnte. Dabei gibt es kein Verbot, sich auch mal selbst zu beschenken, insbesondere dann nicht, wenn wie so mancher Angriff nicht nur gut, sondern geradezu perfekt herausgespielt war. Statt dessen ging es torlos in die Pause und in der zweiten Halbzeit gerade so weiter:
Auch wenn die Borussen ihre Angriffsbemühungen verstärkten, ließen wir uns diesmal nicht einschüchtern, sondern glaubten weiterhin an uns: hohes Pressing, direktes Passspiel, gute Strafraumbesetzung und auch Rückraumabsicherung.
Die war sogar vor dem Elfmeter gegeben, denn es gab keinen Grund für Kabak zu grätschen und schon gar nicht zu versuchen, den Ball am Fuß des Gegenspielers zu spielen, aber er tat’s, traf ihn (den Gegenspieler), dafür ihn (den Ball) nicht, und Oli sprang das erste Mal in dieser Saison in die falsche Ecke.
Dasselbe tat der Keeper der Gastgeber keine drei Minuten später nach einem Kopfball von Weghorst, der die Vorbereitung im Zusammenspiel des direkt nach dem Rückstand zusammen mit Kramaric (für Becker) eingewechselten Bülter (für Skov) mit Tohumcu zum Ausgleich nutzen konnte. Es war die bis dahin vielleicht schlechteste Chance der TSG, aber diese wurde genutzt – und weiter ging’s … positiv gestimmt vor dem Fernseher und nach vorn auf dem Feld.
Grillitsch kam in die Partie, was die Hoffnung weiter nährte, dass wir weiterhin in der Ferne würden ungeschlagen bleiben, aber erneut blieb er sowohl unter seinen Möglichkeiten als auch unseren Erwartungen – ganz im Gegensatz zu Tohumcu, der für ihn den Platz verlassen musste.
Rangnicks Recke wartete gleich mit zwei Fehlpässen auf, was einem etwas die Zuversicht nahm und auch die Dynamik im Spiel, denn mit ihm steigerte sich auch die Zahl der Rückpässe zum Keeper. Dieses Weniger an Wucht nach vorn nutzten die Borussen, und ihre erste Chance nach dem Elfmeter zur erneuten Führung.
Hierbei hatte bei uns völlig die Zuordnung gefehlt. Ein klassischer Fall von „Nimm du ihn, ich hab‘ ihn sicher.“ sorgte dafür, dass der Gladbacher Spieler tormittig völlig frei im Fünfer stand und den Ball nur noch einschieben musste, was er auch tat. Das tat weh, denn das war wirklich der einzige kollektive Fehler unserer Defensive.
Diese gab es ja in der bisherigen Saison viele und nicht immer führten sie zu Gegentreffern, aber diesmal reichte einer für eines – und die erste Auswärtsniederlage.
Unnötig? Absolut. Und doch sahen wir ein Spiel, das gut war, unserer Mannschaft, die gut war und die gut und gerne das Spiel hätte auch gewinnen können, aber … sie tat es nicht, sich und uns nicht den Gefallen, zumindest einen Punkt zu holen.
Gut, das Ergebnis lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Aber die diversen Erkenntnisse nutzen, damit wir nicht Routinen vergangener Spielzeiten oder aufgrund der 20 Punkte auf dem Konto das Gefühl falscher Sicherheit verfallen.
Zwar stehen wir immer noch auf Platz 6, aber es sind inzwischen fünf Spiele ohne Sieg. Am Ende des Spieltages könnte es Platz 7 sein und der Rückstand auf Platz 5 bereits sechs Punkte betragen. Die Mannschaften am Ende haben gegen die Mannschaften aus dem Mittelfeld gepunktet, was uns einerseits noch den Platz im oberen Drittel sichert, aber andererseits einen schnellen Rutsch auf die andere Seite der Tabelle befördern könnte. Deshalb schadet es nicht, nicht nur auf die Worte in der Genesis zu achten, so beruhigend und wahr sie sind, sondern auch die von Matthäus – nicht:
- „Das Chancenplus war ausgeglichen.“
(auch wenn das perfekt zur der Partie gegen den Ex-Borussen passen würde.) - „Wir dürfen jetzt nur nicht den Sand in den Kopf stecken.“
(was zumindest auch für Agnostiker gilt)
und auch nicht dieses irdische, obwohl man sich das ein/e jede/r als Grundeinstellung verinnerlichen sollte, um stets gut zu sein und besser zu werden:
- „Ein Lothar Matthäus kann es sich nicht leisten, sich zu blamieren.“
sondern Kapitel 19, Vers 30:
„Aber viele, die die Ersten sind, werden die letzten und die Letzten die ersten sein.“
Wir aber wollen nicht zu den Vielen zählen. Wir wollen oben bleiben. Und auch dafür, dass das klappt, wird man bei Matthäus fündig – und der Glaube daran sollte umso stärker sein, da uns dies diesmal nicht gewährt ward:
„Selig die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
(Matthäus 5,4)
bzw. für die Ungläubigen respektive schon für kommenden Freitag :
„I hope, we have a little bit lucky.“
(Matthäus, L.)
Submit a Comment