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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Bayer 04 Leverkusen

Das gibt es doch gar nicht …

Über gefühlte Fakten und falsche Effekte

Es geht aufwärts. Jetzt wissen wir nicht, ob das daran lag, dass der Gästetrainer jetzt nicht so interessant war, aber immerhin wurden im Gegensatz zu den letzten Spielen auf der Pressekonferenz nach dem Spiel unserem Trainer diesmal weitaus mehr Fragen gestellt.

Dabei sagte Pellegrino Matarazzo einen Satz über die Truppe, den so viele Singles gerne über sich sagen würden: „Wir sind angekommen.“

Er nahm auch das Wort „Klassenerhalt“ in den Mund. Doch diese Körperhöhle dient dem Menschen ja nicht nur zur Stimmerzeugung und Klangformung, sondern auch zur Nahrungsaufnahme, wodurch sie gemeinsam mit den sie umgebenden Weichteilen im Kopf des Menschen obersten Teil des Verdauungstraktes ausmacht. Der untere Teil ist das Intestinum und dessen Ende – ganz unabhängig vom individuellen Bildungsgrad oder Sprachniveau – immer mit A beginnt: Anus, After, Arschloch.

Angelino vertändelt auf der rechten Bahn (mal wieder) leichtfertig den Ball. Die Gäste bringen ihn auf die andere Seite, nach vorne, einen Mitspieler in Position und er ihn dann im Netz unter. 7. Minute, 1. Schuss auf unser Tor. 1. Tor des Spiels. Für die Gäste. Aus dem Nichts. (Wie dieser Spielbezug, gelle?) Tradition ist Scheiße!

Und auch hier wird Klang erzeugt – und manchmal muss man schon sehr genau hinhören, um herauszufinden, wo welcher Klang welchen Körper verließ, auch wenn es zumindest physiologisch dem Menschen möglich ist, über den Mund eine höhere Varianz zu erzielen, was natürlich an den Stimmbändern liegt sowie der Lunge, die einen in der Regel kontrollierbaren Luftausstoß erlaubt.

All das hat ein Arschloch nicht. Und damit klingt das alles oftmals gedärm… erbärmlich. Das Geräusch variiert je nach der Spannung des Schließmuskels, der Geschwindigkeit, mit der das Gas ausgestoßen wird, sowie dem Volumen der ausgestoßenen Gasmenge. Über den Tag hinweg kommen da bei 14 Äußerungen rund drei Tassen Gewä … Gasgemisch (705 Milliliter) zusammen, die dabei eine Geschwindigkeit von fast elf Kilometer pro Stunde erreichen können.

Das ist einerseits beeindruckend, andererseits aber auch nicht, denn diese Geschwindigkeit können auch untrainierte und übergewichtige Menschen zumindest kurzzeitig erreichen. Dennoch scheint es kein Entrinnen von ihnen zu geben.

Das hat was mit der oberirdischen Übertragung der zum Teil unterirdischen Äußerungen zu tun: Schall verbreitet sich in trockener Luft von 20 °C mit einer Geschwindigkeit von über 1230 Kilometer pro Stunde.

(Noch schlimm … schneller verbreiten sich Äußerungen auch von Arschlöchern im Internet. Eine Übertragung via Glasfaser kommt auf rund ein Drittel Lichtgeschwindigkeit.)

Mit großer Verzögerung werden solche Äußerungen vom Menschen erst wahrgenommen, wenn ihm im sprichwörtlichen Sinne das Wasser bis zum Halse steht. Da kann man zwar visuell erkennen, dass da was kommt, aber was genau es ist, erkennt man erst, wenn die Gasbombe platzt.

Da haben Heringe einen großen Vorteil: Sie kommunizieren durch Fürze. Sie pressen Luft aus ihrer Schwimmblase in den Analtrakt und erzeugen damit Töne von bis zu 7,6 Sekunden Dauer und einem Tonspektrum von 1,7 bis 22 Kilohertz. Das sind mehr als drei Oktaven!!!

Also stimmt das Sprichwort wirklich, das man jetzt in den Foren und auf dem Flugblatt in der Südkurve lesen kann:

Ἰχθὺς ἐκ τῆς κεφαλῆς ὄζειν ἄρχεται.

(sprich: Ichthys ek tēs kephalēs ozein archetai.) – auch wenn es da natürlich auf Deutsch steht: „Der Fisch stinkt vom Kopf her.“

(Geneigte/r Leser/in, wir bitten um anerkennenden Szenenapplaus, denn nie im Leben hast du geahnt noch gedacht, dass wir aus der Nummer mit einem Bezug zu Verein und Spiel rauskommen. Danke.)

Wäre die TSG eine Krake wäre das selbstverständlich richtig, schließlich befinden sich bei diesem Tier alle Organe im Kopf, inkl. des Anfangs und des Endes des Verdauungsvorganges.

Der Hintergrund für dieses seit 1500 überlieferten Sprichwort (Erstmals schriftlich erwähnt wurde es in der Sammlung „Adagia“ des Humanisten Erasmus von Rotterdam.) ist, dass sich alle wesentliche Organe des Fisches direkt hinter dem Kopf befinden und bis etwa der Hälfte des Körpers reichen – und bei einem toten Fisch zersetzen sich diese Organe zuerst.

Wenn man damit aber den Kopf sinngemäß versteht, also als Ort des Gehirns, des Steuerungszentrums für den gesamten Organismus, dann trifft das nicht zu, wenn man damit einen Seestern meint, denn ein Seestern hat kein Gehirn. Nur mal so nebenbei: Ein Seestern hat genau genommen auch kein Herz.

Und wenn wir es ganz, ganz genau nehmen, kann das Sprichwort überhaupt gar nicht stimmen, denn so etwas wie einen Fisch gibt es gar nicht.

Bekanntlich sind weder Erd- noch Himbeeren Beeren, Tomaten und Gurken schon, denn eine Beere ist eine Frucht, die aus einem ­einzigen oder mehreren verwachsenen Fruchtblättern hervorgegangen ist und mehrere Samen mit ihrem ­Fruchtfleisch ein­hüllt. Es besteht aus drei Schichten: der Außenhaut (Exokarp), dem fleischigen Mittel­teil (Meso­karp) und dem oft etwas dunkleren In­nenteil (Endokarp), der die Samen umgibt.

Ist der innere Teil einer Frucht zu einem Sa­men verholzt, ist es eine Steinfrucht (Kirsche Pfirsich etc.), sind alle drei ­Schichten verholzt, han­delt es sich um eine Nuss, womit auch klar ist, dass auch eine Kokosnuss keine Nuss ist, sondern eine Steinfrucht. Aber wir wollen ja nicht ausschweifen …

Es gibt keine klare Definition und allgemein gültige Definition von „Fisch“. Natürlich gibt eine Speisekarte in einem Restaurant so eine ungefähre Vorstellung, aber das liegt nicht zuletzt daran, dass man darauf zumindest in Deutschland weder Wal noch Delfin findet.

Das sind bekanntlich Säugetiere, die im und oftmals unter Wasser leben. Das machen aber auch einige Reptilien.

Früher bezeichnete man mit dem Wort „Fisch“ praktisch jedes Lebewesen, das sich unter der Wasseroberfläche aufhielt. Als sich die Menschen nach und nach mehr mit der Biologie dieser Tiere befassten, wurde klar, dass einige „Fische“ zu anderen Gruppen wie Reptilien oder Säugetieren gehörten. Und was ist mit Rochen, Schleimaalen, Stören, Lungenfischen, Goldfischen und Tunfischen? Sie atmen (normalerweise) durch Kiemen, deren Körper (oft) mit Schuppen bedeckt sind und  Gliedmaßen in Form von Flossen haben.

Das Problem ist, dass sich Vögel, Frösche, Eidechsen, Schildkröten, Säugetiere und alle anderen Wirbeltiere aus den Vorfahren der Fische entwickelt haben. Streng genommen müssten diese landlebenden Wirbeltiere also auch als Fische bezeichnet werden.

Wir hoffen, geneigte/r Leser/in, dass du an diesen Ausführungen keinen Anstoß nahmst. Wir sind der Überzeugung, dass es – vielleicht auf niedrigem Niveau – allemal interessanter war, als das, was sich auf dem Platz nach dem Führungstreffer der Gäste ereignete. A propos Anstoß …

Gerade mal eine Minute gespielt. 1. Ballverlust der TSG. 1. Schuss auf unser Tor in der 2. Halbzeit. 2. Tor des Spiels. Wieder für die Gäste. Wieder alles fürn Arsch – sei es die Auswechslung auf dem Rasen (Dolberg für Geiger) oder der auf der Bank.

Früher sprach man ja gerne vom „psychologisch wichtigen Zeitpunkt“, wenn eine Mannschaft kurz vor der Halbzeit ein Tor erzielte. Jeweils eines zu Beginn einer selben ist psychologisch noch wichtiger, weil für den Gegner, gerade wenn er so verunsichert ist wie wir, verheerend.

Und schon ist das Momentum hin, das man sich wahrscheinlich durch den Trainerwechsel versprach. Die Ohnmacht der sportlichen Führung aufgrund der Grundkonstellation im Team (viele Verletzte, viele Neue) konnte natürlich auch Matarazzo in der Kürze der Zeit nicht beheben, zumal er die erste komplette Trainingswoche, die die TSG hatte, nicht nutzen konnte, weil er ja erst Mitte der Woche das Training übernahm.

Und das Grundproblem unseres Teams – die fehlende Abstimmung in allen Bereichen, insbesondere der Defensive wurde kurz darauf noch offenbarer: 0:3 – und da war noch über eine halbe Stunde zu spielen.

Zum Glück müssen die Gäste unter der Woche wieder international antreten, so dass sie mit ihren Kräften vermehrt haushielten. Gleichzeitig hat sich Matarazzo dann doch getraut, den Jungen ihre Chance zu geben. Deren Unbekümmertheit sowie der Gäste zunehmende Lethargie sorgten immerhin noch für den Anschlusstreffer und erstaunlich viele Torchancen unsererseits. Aber nicht getroffen hatten wir auch unter Breitenreiter.

Das soll jetzt nicht zynisch klingen oder hinterher ist man immer schlauer: Wir plädierten schon letzte Woche dafür – wenngleich intern nicht einstimmig –, Breitenreiter bis zur Länderspielpause in Amt und Würden zu lassen.

Hach, würden die Verantwortlichen doch nur mal auf uns hören. Statt dessen gibt es auf die Flossen … Nein, stimmt nicht. Aber das Wortspiel bot sich halt gerade an, wo wir eingangs doch etwas fishy waren.

Schon lustig, nicht wahr, geneigte/r Leser/in, dass es genau genommen so etwas wie einen Fisch gar nicht gibt?

Was es gibt, ist so etwas wie ein generelles Verständnis oder einen Glauben an etwas, das es aber so nie gab:

      • „Harry, fahr schon mal den Wagen vor.“ – wurde in der Serie „Derrick“ nie gesagt.
      • „Beam me up, Scotty.“ – wurde in Star Trek nie gesagt.
      • “Luke, ich bin dein Vater.“ – wurde in Star Wars nie gesagt.

Genauso hat …

      • …, wo wir gerade bei „Star Wars“ sind, C3P0 ab Episode IV ein silbernes Wadenbein.
        (Er ist also nicht 100% golden.)
      • … das Pokemon Pikachu keine schwarze Schwanzspitze. (Sie ist gelb.)
      • … der Tiger auf der „Frosties“-Verpackung keine schwarze Nase. (Sie ist blau.)
      • … der Mann im Logo des Monopoly-Spiels kein Monokel. (s. Bild auf der Startseite)
      • … das Logo der T-Shirt-Marke „Fruit of the loom” nur Obst, kein Füllhorn.
      • … der Markenname „Febreze“ genau diese Schreibweise – nicht „Febreeze“.

Einen solch kollektiven Irrglauben nennt man Mandela-Effekt …

… und einen solchen scheint es auch rund um die TSG zu geben, denn – zumindest offiziell – waren wir nie „der Dorfverein“. Was schade ist, aber auf uns … (s. o.)

Und auch sonst ist vieles nicht so, wie wir uns gerne selbst erzählen, sondern basiert auf Einzelauf- bzw. -ausnahmen, insbesondere der Herbstmeisterschaft in unserem Premierenjahr in der Bundesliga 2008/09, mit zum Teil spektakulären Ergebnissen 4:5 (gegen Werder Bremen) oder Spielen (3:0 gegen den HSV), sowie dem Zitat (aus dieser Zeit) von Ralf Rangnick:

„Wenn Sie flotte Sprüche hören wollen, müssen Sie nach München fahren. Wenn Sie flotten Fußball sehen wollen, sind Sie in Hoffenheim richtig!“

Aber a) sind die Zeiten schon lange her (so lange, dass nur fünf der aktuellen Bundesligamannschaften mit uns seitdem nicht abgestiegen sind), und b) geben die Endergebnisse das nicht her.

In der Saison landeten wir auf mit Siegen Unentschieden Niederlagen
2008/09 Platz 7 15 10 9
2009/10 Platz 11 11 9 14
2010/11 Platz 11 11 10 13
2011/12 Platz 11 10 11 13
2012/13 Platz 16 8 7 19
2013/14 Platz 9 11 11 12
2014/15 Platz 8 12 8 14
2015/16 Platz 15 9 10 15
2016/17 Platz 4 16 14 4
2017/18 Platz 3 15 10 9
2018/19 Platz 9 13 12 9
2019/20 Platz 6 15 7 12
2020/21 Platz 11 11 10 13
2021/22 Platz 9 13 7 14

 

Unsere bisherige Saison mit 5 Siegen, vier Unentschieden und elf Niederlagen sieht nicht aus, aber es war nicht selten ähnlich schlecht. In 14 Spielzeiten nur vier Mal weniger als zehn Niederlagen. Das soll nicht heißen, dass wir unsere Ansprüche herunterschrauben sollten, aber sie durchaus mit etwas Wirklichkeit würzen.

Legt man die aktuelle und die „Bruchhagen-Tabelle“ für diese Saison (Stand 23. Januar 2023) übereinander, trennen uns nach dem gestrigen Spiel acht Punkte vom gestrigen Gegner, dessen Marktwert aber fast das Dreifache des unseren darstellt. Auf den vor der Saison grob avisierten Platz 6 haben wir 16 Punkte Rückstand – und etwas über 51 Mio. €.

Durch den Verkauf Rutters dürfte der monetäre Abstand sogar noch größer geworden sein.

Damit sind wir noch mehr in den Bereich es kommenden Gegners gerückt. Zum FCA betrug der Abstand in der „Bruchhagen-Tabelle“ ebenfalls rund 50 Mio. €. Wichtig vor allem aber: Er beträgt nur zwei Punkte. Damit haben wir es selbst in der Hand, sie zu überholen und dass es eben nicht nur auf den Pressekonferenzen nach dem Spiel aufwärts geht.

Auf dass wir hoffentlich Freitag Abend nach dem Spiel die letzten Worte des Queen-Klassikers „We are the champions“ (s./h. Video oben) korrekt herausbrüllen können – und diese sind weder Fisch noch Fleisch und – das ist wahrscheinlich der größte Mandela-Effekt für dich, geneigte/r Leser/in definitiv nicht :

„… of the world“

🙂

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