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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1. FSV Mainz 05 vs. 1899 Hoffenheim

Kick zurück nach vorn

Hoffenheim goes Hollywood?
Jedenfalls ganz großes Drama auf dem Feld – inkl. Happy End

Wo soll man anfangen? Am besten mit dem Anpfiff. Das wird der Mannschaft inzwischen auch klar sein, nachdem sie wie bereits im Vorjahr die erste Halbzeit erst nach einem mehrtorigen Rückstand ihrerseits mit dem Spiel(en) begonnen hat.

Kaum mehr als eine Viertelstunde war gespielt, da lag unsre Mannschaft bereits mit 2:0 zurück. Das war noch schlimmer als bei unserem letztjährigen Gastspiel, bei dem es 23 Minuten dauerte, bis die Hausherren unsere Keeper zweimal überwunden hatten.

„Ich war wütend, weil es meine Zeit verschwendet hat.“

Bekanntlich blieb es nicht dabei – damals. Diesmal war die 23. just jene Minute, in der wir den Anschluss erzielten – und damit dann auch anfingen, (unseren) Fußball zu spielen.

Für den Zuschauer war es eine 2-in-1-Halbzeit: Die erste Hälfte der ersten Hälfte gehörte den Mainzern, die zweite unserem Team, wobei letzteres auch nicht so ganz stimmt, denn während wir bis zu unserem Treffer durch Amiri keinen Ball ans, geschweige denn aufs Tor der Rheinhessen brachten, kamen diese noch zu drei Riesenchancen, so dass diese eigentlich wie im Sommer 2016 binnen 43 Minuten vier Treffer hätten erzielen können. Taten sie zu( unsere)m Glück nicht, dafür machte auch diesmal wie bei dem denkwürdigen 4:4 Wagner sein Tor in der (Nachspielzeit der) ersten Halbzeit.

„Ich gebe zu, dass (es) wohl ein Stück für den Geschmack der Minderheit bleiben wird. Ich zweifle, ob ich jemanden mögen könnte, der (es) nicht sehen möchte. Es ist das beste Jugendstück des Jahrzehnts.“

Graefe sei Dank.

Was haben wir uns in den letzten Spielen, insbesondere beim Spiel gegen Braga sowie gegen Hertha BSC über die Haupt-, aber vor allem die Linienrichter aufgeregt! Dabei ging es nicht um Millimeterentscheidungen bei (vermeintlichen) Abseitspositionen. Das ist uns sowieso ein Rätsel, wie man das sehen kann. (Willst du deine Fahnenschwenkerkompetenz testen? Klick hier!)

Aber wenn mehr oder weniger direkt vor einem eine Regelwidrigkeit begangen wird oder der Ball ins Aus geht, sollte man schon in der Lage sein, sein Fähnchen in eine, idealerweise die richtige Richtung und nicht nach dem Wind (aus der Pfeife des Schiedsrichters) zu hängen, denn dann ist man alles als Assistent nur kein Assistent, schlimmer noch: ähnlich sinnlos wie der Torrichter bei UEFA-Pokalspielen.

Nun wissen wir nicht, wie so ein Schiedsrichtergespann gepolt ist. Ob es da auch interne Hierarchien gibt, wo einer den großen Zampano geben will, nach dessen (in dem Falle: stiller) Pfeife alle zu tanzen haben, oder ob der Hauptschiedsrichter eine solche natürliche Autorität besitzt, dass er lieber selbstständige Entscheidungen fordert und dabei Fehler akzeptiert, die er dann ja immer noch korrigieren kann, anstatt letztlich alles selbst bestimmen zu wollen. Herr Graefe scheint einer der Letzteren zu sein.

Wie er von Sekunde 1 an, als er das Spiel freigab – und wir sogar Anstoß hatten, so dass es umso mehr überraschte, dass unsere Mannschaft erst so spät ins Spiel kam –, strahlte er die absolute Kontrolle aus: keine hektischen Bewegungen, immer auf Ballhöhe, aber nie in das Passpiel störender Ballnähe, und eine große (souveräne) Ruhe ausstrahlend, auch wenn ihn rum so mancher Spieler glaubte, sich wie die Hauptfigur aus dem Film „La strada“ von Fellini, eben jener „Zampano“, gebärden zu müssen.

Diese Ruhe bewahrte er sich bis zum Schluss des Spiels, wo er aus einer fünfminütigen Nachspielzeit eine über siebenminütige machte, wobei er die Verlängerung derselben in der Spielzeitverlängerung selbst immer anzeigte. Und es gab ja dafür gute Gründe – vor allem einen: unseren Siegtreffer.

Aber schon das Ausgleichstor Wagners geht auf seine Entscheidung zurück, seinen Linienrichter sehr zum Unmut der Mainzer zu überstimmen. Während der auf Abseits (?) oder irgendwas anderes, jedenfalls Ballbesitz „Rot“ entschied, wurde er von seinem = dem Chef auf dem Platz überstimmt – und das nicht nur glücklicher-, sondern, wie die TV-Bilder zeigten, auch korrekterweise.

Ecke Rupp, Kopfball Wagner, Tor!

Was auch wieder beweist, wie wenig Ahnung wir haben bzw. dass unser Meckern und Motzen zu helfen scheint, denn im Rahmen des Sieges über die Bayern schwadronierten wir hier noch über die eigentliche Bedeutungslosigkeit von Eckbällen als Torchancen – und ZACK erzielten wir hier wie bereits gegen die Hertha nach einer solchen einen Treffer – allerdings war es nicht wie am Sonntag die erste, sondern bereits die siebte, was an sich schon eine beeindruckende Zahl ist und dies umso mehr, wenn man sich vergegenwärtigt, dass wir ja erst nach dem Rückstand Zugriff auf Ball und Gegner hatten.

„Es ist beeindruckend, zornig, fiebernd undiszipliniert und vor allem jung…“

Dieses Unentschieden hat sich eigentlich schon vor dem Spiel auf dem Weg ins Stadion angedeutet – durch ein Zeitspiel der anderen Art:

Rot schimmerte das Stadion in Sichtweite über das Feld.
Rot war die Fußgängerampel – und noch einige Hundert Meter zu gehen, bei nur noch wenigen Minuten bis zum Anpfiff, die Straße leer.
Für Fans sind solche Momente kein Spaß, was/den die Polizei nicht verstand, und folgerichtig schallte es aus den Megaphonen ihrer Streifenwagen, die an der Kreuzung standen: „Das ist jetzt nicht euer Ernst!“.
Zwei Heimfans erkannten zwar die Zeichen der Zeit, aber halt nicht die Gesetzeshüter, liefen über die Straße und ihnen in die Arme.
„40 Euro und ein Punkt!“, wussten einige der Umstehenden, was in Anbetracht der Situation einfach mal zur Kenntnis genommen wurde, insbesondere von uns, ahnten wir doch, dass die Mainzer hier schon zwei Punkte verschenkt haben.

Inzwischen wissen wir es besser: Laut Bußgeldkatalog kostet es nur 5 Euro (wenn ohne Unfallfolge, mit 10, was unglaublich billig ist) – und bringt, so kam es ja dann auch für den FSV, keine Punkte, denn in der Nachspielzeit einer turbulenten, aber bei weitem nicht so vogelwilden 2. Halbzeit, in der wir auch weniger vom Spiel und auch wieder erst gen Ende derselben unsere Torchancen hatten.

Eigentlich hatten wir nur eine: den Freistoß Kramarics bereits in der Nachspielzeit, den der Gästekeeper sehr gut zur Ecke parierte, die 11., die diesmal aber nicht auf dem Kopf Wagners, sondern einem der Verteidiger landete, der den Ball in schlechtester TSG-Manier der 1. Halbzeit klärte – in die Mitte.

Das tat Nordtveit vor dem 1:0 und in der Folge taten es ihm andere TSG-Akteure gleich. Hier war es nun ein FSVler, wobei der Ball in einem Raum landete, in dem kein TSG-Spieler stand, aber in Form von Vogt (was jetzt kein schönes Bild, aber eine schöne Alliteration ist) auf seinem Weg auf seine angestammte Position kurzfristigste besetzt wurde.

Während er also sich auf dem Weg in Richtung Mittellinie machte, spielte er den aus der Defensive kommenden Ball seinerseits zurück, also nach vorn, und lief weiter zurück. Klickt verwirrend? War es auch für die Mainz-Abwehr.

Uth lief um seinen Gegenspieler nach vorn in den freien Raum, wo der Ball plötzlich landete, den er dann versenkte – und das mit rechts! – und eben in der Nachspielzeit, was all-, genauer: blauenthalben großen Jubel auf den Rängen und auf der Trainerbank hervorrief und auf dem Platz zu einer riesigen Jubeltraube, eher einem Jubelrebstock, genauer: -pulk, -haufen, -berg, genau vor den TSG-Fans führte – und der seine Zeit brauchte, bis er abgetragen war, was zu der oben bereits angesprochen Nachspielzeitverlängerung um rund 150 Sekunden.

Diese überstanden wir aber auch noch und so gab es ganz und gar keinen Grund, den Titel des ersten und 1956 uraufgeführten und 1958 verfilmten Theaterstücks des britischen Dramatikers John Osborne zu zitieren, obwohl bestimmt jeder TSG-Fan, wäre das Spiel nach 20 Minuten ähnlich der ersten 20 Minuten fortgesetzt worden, auf diese Auswärtsfahrt einen „Blick zurück im Zorn“ geworfen hätte.

Dieses (Schau-)Spiel spaltete die Meinung der Zuschauer, was die eingepflegten Zitate in diesem Werk dokumentieren. Aber, wie wir heute wissen, hat sich die (oben erstaufgeführte) Meinung Ivor Brown von der BBC im Gegensatz des Theaterkritikers Kenneth Tynan (Zitat #2) sowie die des Daily Express (#3) nicht durchgesetzt.

Unserer Mannschaft gelang das. Sie hat sich durchgesetzt – trotz zum Teil hanebüchener Fehler, wie z. B. Polanskis Ballverlust und dem Unfähigkeit unserer zwei Verteidiger vor dem 2:0, dem Mainzer das Spielgerät abzujagen. Diese Fehler haben Schlimmstes befürchten lassen, aber dazu kam es nicht. Im Gegenteil: Es kam zum Schönsten, was sich ein insbesondere mitgereister Fan in dem Moment wünschen kann – dank Vogts Kick zurück nach vorn. Und damit belassen wir es dabei und lassen einen anderen britischen Dramatiker, Shakespeare, mit einem Titel zu Wort kommen:

„All well that ends well.“

Well, that’s it: the end (of this review)
Und ob’s „well“ war, entscheidest du, geneigte/r Leser/in …
… und ob es (je) zu einem Titel reicht, das Team – und die Gegner …

Der nächste kommt bereits übermorgen und ist der, gegen den wir in der letzten Saison unseren ersten Sieg unseren ersten Sieg einfuhren: Schalke 04.

Vorfreude …

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