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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Bayern München

Wieder ein Rekord.
Wieder kein Sieg.

Eine Geschichte voller Parallelen

Mit leeren Händen, aber erhobenen Hauptes verließen unsere Spieler das Feld. Zu Recht. Denn mit Leib und Seele hat unsere Mannschaft gekämpft, phasenweise sogar ein wenig gespielt, aber leider, leider dennoch verloren.

Eine Niederlage, die trotz desselben Ergebnisses, noch ein wenig mehr schmerzt als die der Vorwoche, denn der Niederlagentreffer fiel erst in der 90. Minute.

Auch wenn das Tor das Spiel nicht auf den Kopf stellte, wollen wir das jetzt aus gegebenem Anlass tun – sozusagen in Echtzeit.

Anpfiff.
Anstoß Bayern. Rückpass. Querpass = Fehlpass.
Neuer rutscht.
Volland schießt …
TOOOR!

In der Tat dauerte es ziemlich genau so lange, wie Sie, geneigte/r Leser/in zum Lesen dieser Zeile brauchte – und die TSG lag schon mit 1:0 in Führung. (Selbst Usain Bolt hätte da erst 93 von 100 Metern zurückgelegt.) Und das, und das ist einer von vielen Rekorden des Tores Nr. 48683 der deutschen Fußball-Bundesligageschichte – mit der ersten Ballberührung eines TSG-Spielers!

Zudem war es das schnellste Tor der Bundesliga-Geschichte. Zwar gab es letztes Jahr eines, das ebenfalls offiziell nach neun Sekunden fiel, im Fotofinish fiel es aber wohl ein Achtzehntelwimpernschlag später. Aber da hatte die erfolgreiche Mannschaft Anstoß.

Und es war höchstwahrscheinlich auch das schnellste Gegentor, das die Bayern je kassierten.

Auch wenn wir es im 15. Aufeinandertreffen letztlich nicht geschafft haben, gegen den deutschen Rekordmeister zu gewinnen, gelang es uns, ihnen erneut den Start ins Spiel zu vermiesen, denn das letzte Tor in der 1. Minute kassierte der Rekordmeister vor fast genau fünf Jahren ebenfalls gegen uns und auch in denselben Kasten. Am 21. September 2010 durch einen gewissen Vedad Ibisevic, allerdings „erst“ nach 34 Sekunden. Auch dieses Spiel ging mit 1:2 verloren. Der Niederlagentreffer fiel damals sogar erst in der 91. Minute.

Doch so weit wollen wir gar nicht zurückschauen. Uns reicht das heutige Spiel, das die Bayern zwar rational faktisch nicht unverdient gewonnen haben, aber doch schmerzt diese Niederlage eben wegen des aufopferungsvollen Kampfes, den unsere Mannschaft da hingelegt hat.

„Es war das Maximum, was wir aktuell spielen können,“ sagte der Trainer nach dem Spiel und es war wohl positiv gemeint, zumal er es noch mit Worten wie „großes Kompliment an die Mannschaft“, „Enttäuschung“, „Trost“, „weh tun“ garniert hat.

Letzteres ist alles richtig und nachvollziehbar. Aber dieser einleitende Satz verwunderte dann doch gerade im Hinblick auf das nächste Spiel. Ist es ein Zurückrudern? Eine Vorabentschuldigung dafür, dass wir vielleicht nächste Woche beim Aufsteiger eine weniger entschlossene und kampfbereite Mannschaft sehen werden?

Natürlich ist nicht ausgeschlossen, dass die Mannschaft auch nächste Woche ihr Maximum abruft, denn ganz genau genommen, ist der Satz ja nur bedeutungsschwanger, ohne jemals Bedeutung zu gebären, denn was heißt schon „aktuell“ – gerade in Zeiten, wo jeder (Trainer) stets behauptet, seine Mannschaft von Woche zu Woche stärker zu machen? Da ist das „aktuell“ von heute das „früher“ von morgen. So gesehen kann es also auch Augenwischerei gewesen sein, sofern der nächste Gegner(trainer) ein großer Fan von Textexegese wäre – was bei ihm wie wohl jedem Übungsleiter Fußball bezweifelt werden darf.

Wir haben nun einmal dieses Faible – und liegen damit so falsch nicht. Vor den beiden Ligaspielen redete unsere Trainer sehr selbstbewusst auf der Vor-Spiel-Pressekonferenz – und die Mannschaft spielte selbstbewusst. Vor dem Pokal wurde der Gegner stark geredet und wir flogen aus dem Wettbewerb.

Letztes Jahr spielten wir gegen die Bayern, als sie bereits als Deutscher Meister feststanden und dennoch waren damals sowohl Vor-Spiel-PK als auch das Spiel dann letztlich von Feigheit geprägt. Die damalige 0:2-Niederlage war schmeichelhaft, auch wenn da der letzte Treffer ebenfalls erst in der 90. Minute (Eigentor Beck) fiel.

(Um es abzuschließen: Der schlimmste Last-Minute-Treffer gelang den Bayern gegen uns im ersten Aufeinandertreffen, als Luca Toni auch erst in der Nachspielzeit das entscheidende Tor gegen uns gelang. Auch da gingen wir 1:0 in Führung. Auch damals war es Ibisevic. Damals … gingen wir ebenfalls sehr selbstbewusst in die Partie, weil wir einen sehr selbstbewussten Trainer hatten, der sehr, vielen: zu selbstbewusst sprach. Immerhin wurden wir damals trotz dieser Niederlage Herbstmeister. Tempora mutantur …)

Natürlich ist es vermessen, unangebracht und letztendlich gefährlich, davon zu tönen, dass man einen Gegner „weghaut“ oder gedenkt, ihn „aus dem Stadion zu schießen“, schließlich gibt es hierfür keine Garantie, dass es so kommt – und dann wäre die Häme nicht zu Unrecht riesig.

Aber dennoch muss man auch eine Haltung nach außen kommunizieren, die einen gewissen Anspruch an und gegen sich stellt und von einer Haltung kündet, die prinzipiell den Sieg als alternativlos postuliert, was ja auch ein deutliches Zeichen nach innen ist, an die jungen Kerle, die sich MANNschaft nennen.

Ein Trainer muss die Kunst der Suggestion beherrschen – und im Leistungssport kann das nur die Kunst der Suggestion der Stärke sein –, aber gleichzeitig darf er selbst nicht den Gefahren der Autosuggestion verfallen.

Das beste Mittel, um diese Gefahr zu bannen, ist selbstkritische Reflektion. Und wenn man einmal verfolgt, wie sich der Tenor seit der Vor-Pokalspiel-PK zu heute geändert hat, scheint sich bei Markus Gisdol was zum Guten geändert haben – zumindest, was das Kämpferische angeht.

Spielerisch war auch in der Partie von uns lange Zeit nichts bis gar nichts zu sehen. Gut, niemand hat erwartet, dass wir gegen den Gegner mit dem jungen Team spielerisch würden dagegen halten können, und jeder war und ist ja immer noch hoch erfreut über den Einsatz, der einen mutmaßen lässt, wäre es kein Heimspiel gewesen, Rolf Rüssmann hat die Kabinenansprache gehalten („Wenn wir hier schon nicht gewinnen, dann treten wir ihnen wenigsten den Rasen kaputt.“).

Aber wenn man es genau nimmt, schossen wir in der ersten Halbzeit ein Mal aufs Tor, in der zweiten zwei Mal (auch wenn kicker online uns acht und den Gästen 21 Torschüsse zurechnet), wobei einmal Zuber verzog und Polanski zu genau zielte.

Es war vielleicht nicht der Schlüsselmoment des Spiels, aber es gibt vieles, was dafür spricht, dass wir es in Pflichtspiel Nr. 15 gegen die Bayern, wenn nicht gar Sieg Nr. 1 gebracht hätten, zumindest zu Unentschieden Nr.5, hätte Polanski wenige Zentimer weniger genau gezielt. Doch leider, leider setzte Polanski den berechtigten Handelfmeter an den Pfosten.

Und die Bayern spielten seit dem Zeitpunkt, bei dem es bereits lange Zeit (und auch dank etwas Dusels) 1:1 stand, nur noch zu zehnt, da Boateng für das Handspiel im Strafraum nach einem Freistoß die gelb-rote Karte sah).

Der Ausgleich fiel wie bereits in der Vorwoche noch in der 1. Halbzeit. Wieder war es ein Ball, den Baumann bravourös parierte, aber eben nicht festhalten konnte, so dass der Abpraller vor dem Füßen des gegnerischen Stürmers landete, der ihn nur noch über die Linie drücken musste.

Es war der x-te Angriff über unsere rechte Abwehrseite, wo sich Kaderabek extrem wacker gegen Costa schlug, zumal unser Außenverteidiger nur sehr wenig Unterstützung von seinem vor ihm postierten Mittelfeldkollegen erhielt. Schmid lauerte mehr wie ein Hund auf den Ball, auf dass er ihm hinterherjagen kann, als dass er ihn sich selbst erkämpfte.

Irgendwann war Costa dann halt mal durch, schoss, super Reaktion von Baumann, aber dummerweise auch von Thomas Müller.

In der zweiten Halbzeit gelang es uns zwar, den Ball eine Idee länger in den eigenen Reihen zu halten, aber auch nicht viel länger. Um einiges kürzer hingegen wurde bei uns die Distanz zwischen zugespielten Ball und Fuß des Mitspielers. Aber auch wenn sich nun der Abstand von 80 auf 20 cm verkürzt hat, de facto bleibt es beim Fehlpass. Immerhin hat sich die von uns das letzte Mal so sehr monierte Fehlpassquote von 48 auf 42% verbessert – und in absoluten Zahlen produzierten wir laut kicker online sogar einen Fehlpass weniger als die Münchner, die aber fast dreimal so viel Pässe spielten. Wirklich gut ist das wirklich nicht.

Zudem erarbeiteten sich die Bayern sehr viel Torchancen, die Baumann allesamt zunichte machte – und wenn nicht er, dann klärte Süle auf der Linie.

Letztlich entschied eine Einzelleistung, als Polanski überlaufen, der Ball klassisch von der Grundlinie Richtung Elferpunkt ge- und dann von Freund und Feind verpasst wurde, letztlich aber doch bei Lewandowski landete, da der kurz zuvor eingewechselte Rudy im Grunde nur daneben, vor allem aber falsch stand, der den Ball dann ebenfalls nur noch einschieben musste. Das Tor war letztlich, wenngleich sehr schön herausgespielt, einfach zu einfach.

Die Schönheit des entscheidenden Spielzuges war aber seine Simplizität. Kein langer Ball mit Ablage, hinterlaufen, Rochade und 720-Back-Flip-Candy oder sonstwas modern Virtuoses, sondern Ballannahme, Ballmitnahme, Laufduell 1 gegen 1, Kopf hoch, Pass zum Mitspieler, fertig.

Dieses spielerische Momentum konnten wir in dieser Saison (leider / natürlich) noch nicht sehen. Aber das kann ja sehr gut passieren – getreu dem alten Börsenmotto: „The trend is your friend!“:

Gegen 1860 München überzeugte die Mannschaft weder kämpferisch noch spielerisch. In den letzten beiden Partien überzeugte sie definitiv in Sachen Kampf. Nächsten Samstag kommt vielleicht und hoffentlich nun noch die Komponente Spielkultur hinzu – und damit vielleicht und hoffentlich auch die ersten drei Punkte.

Zwar hatten wir die wohl zwei größten Brocken zu Anfang und die null Punkte nach zwei Spieltagen sind nicht unerwartet. Aber wenn wir nächste Woche nicht punkten, kann man es nicht (wieder) auf die Stärke des Gegners zurückführen – selbst wenn er sein Maximum spielt.

Auch wenn es in Spiel 1 und 2 in Ordnung war, den Anspruch an sich zu haben, das Maximale aus sich herauszuholen, um eine Chance zu haben, um auf Augenhöhe zu kommen, was ja auch gelang, muss es (endlich/wieder) die Haltung (nicht „Attitüde“) sein, dass wir auch das Maximale mitnehmen, um uns vom aktuellen Relegationsplatz zu verabschieden: … 🙂

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