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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. SV Darmstadt 98

Maß? Los!

Sitzt, passt, wackelt und hat Luft, viel Luft nach oben

69 – 67 – 64
70 – 65 – 61
75 – 68 – 65
81 – 73 – 64
91 – 66 – 65
90 – 71 – 64
79 – 69 – 66
88 – 78 – 60

Nein, das sind nicht die Maße der perfekten Spielerfrau. (Sähe auch grauslich aus.) Nein, das ist die Punkteanzahl, die, seit wir uns im Oberhaus tummeln, nach 34 Spieltagen genügten, um in der Liga auf dem Siegertreppchen zu stehen.

Davon waren wir selbst in unseren Premierenjahr letztlich weit davon entfernt, obwohl es bekanntlich nach der Hinrunde sehr gut aussah. Doch auf die 35 Punkte aus den ersten 17 Spielen folgten nur noch 20 in der Rückrunde. Am Ende bedeutete das Platz 7 – hinter dem BVB, aber vor Schalke, Leverkusen, Frankfurt, Köln, Mönchengladbach.

Diese Teams stehen auch heuer hinter uns. Und überhaupt erinnert diese Saison vieles an die Zeit, als wir die Liga mit revolutionärem Fußball aufmischten. Nur ist diesmal der Glaube größer, dass es klappen könnte, dass wir diesmal in der Rückrunde nicht so abkacken werden, wie wir es 2008/09 taten, was damals auch sehr daran lag, dass unser damaliger Torschütze vom Dienst sich in einem Testspiel im Wintertrainingslager gegen den HSV sehr schwer verletzt hatte und über Monate ausfiel.

Am Ende der Hinrunde hatten wir 31 Punkte. Würden wir das wiederholen können, hätte es immerhin in zwei der letzten acht Spielzeiten zu Platz 3 gereicht – und nur in unserer Premierensaison 2008/09 hatte der Viertplatzierte mehr als 62 Zähler auf seinem Punktekonto.

Was die Hoffnung zusätzlich nährt, ist, dass es uns gelang eine ganze Hinserie über ungeschlagen zu bleiben, was aber vor allem auf sehr viele Unentschieden zurückzuführen ist. So holten wir in den ersten vier Spielen dieser Saison keinen einzigen Dreier – und in den ersten vier Spielen der Rückrunde haben wir schon zwei Spiele verloren.

Dennoch stehen wir in dem Vergleich besser da, denn es gab auch kein Remis. So haben wir also zwei Punkte mehr – und auch Gutes für unser Torverhältnis getan – als zum Vergleichszeitpunkt der Hinrunde.

Lust auf mehr Positives? Bitte sehr:
Kramaric erzielte seinen ersten Bundesliga-Doppelpack.
Keine Mannschaft schoss mehr Joker-Tore als die TSG.
Das 2:0 gegen Darmstadt bedeutete den 1. Sieg gegen die Lilien in der Bundesliga überhaupt (!), die 8. Weiße Weste für Oliver Baumann und das 11. Heimspiel in Folge ohne Niederlage.

Lust auf noch mehr Positives?
Gibt es nicht. Eher im Gegenteil … Gerade perspektivisch offenbarte das Spiel, dass es bei allen vorangegangenen Zahlen, die uns womöglich gute Laune machen, auch nicht wenig Anlass zu großer Sorge gibt. (Und wie schnell es mit einem Absturz gehen kann, sieht man eben an jener Premierensaison. Da standen wir nach 21 Spieltagen mit 5 Punkten Rückstand auf den damaliger Tabellenführer (Wer weiß, wer’s war?) sogar noch auf Platz 2.)

Zudem darf man sich von dem jetzt vierten Platz auch nicht blenden lassen, schließlich verdanken wir ihn ausschließlich der Tatsache, dass letztes Wochenende alle Mannschaften in unserer Tabellennachbarschaft verloren. Das wird so höchstwahrscheinlich nie wieder vorkommen.

Die Hoffnung war immerhin groß, dass die Mannschaft zeigen wird, dass sie auch kämpfen und dagegenhalten kann, wenn der Gegner die robustere Spielweise präferieren sollte, wovon bei dem Gegner im Vorfeld auszugehen war. Zudem war Wagner wieder im Kader, so dass da auch einer ist, der die Jungen schon dazu bringen würde, ihren Job viel ernster zu nehmen als ihren Besuch beim Friseur oder Autohaus.

Doch der Beginn des Spiels zeigte ein ganz anderes Bild: Vogt passte fehl, Darmstadt konterte gefährlich, Baumann glänzte und Süle schlug Kerzen. Zwar kamen wir kurz danach ebenfalls zu einer Riesenchance, aber ansonsten brachte unser Mittelfeld kaum einen Ball an den beiden Abwehrreihen der Darmstädter vorbei, die ihrerseits immer wieder zu Konterchancen kamen.

Wir sollten froh sein, dass Darmstadt versucht hat, Fußball zu spielen, denn wirklich Biss war in der Mannschaft nicht zu sehen. Das lag aber wohl auch daran, dass der Dr. Brych entschied, Gravitation sowie Körperkontakt mit mehr als 10 Newton als Regelverletzungen anzusehen. Damit sorgte er für die Abstinenz von Zweikämpfen und eben halt Biss. Von daher gehen wir davon aus, dass es sein Zwillingsbruder gewesen sein muss, denn warum sonst sollte er, ein gestandener FIFA-Schiedsrichter, nach dem Regelwerk von Mädchen-Basketball pfeifen?
Oder war es Gesellschaftstanz?

Der Eindruck drängte sich nach einer Viertelstunde einerseits durch diese hundsmiserable Schiedsrichterleistung auf, aber auch das Spiel unserer Mannschaft, das nie wirklich nach vorn kam, sich meist im Kreis, genauer: um den Mittelkreis drehte mit ein paar Sidekicks (zweimal links, einmal rechts) – und dann zurück auf Anfang aka Vogt.

Und so foxtrottete das Spiel in der ersten Halbzeit vor sich hin. Hübsch anzuschauen, aber auf Dauer halt schon ein wenig öd.

Nach wenigen Minuten in der ersten Halbzeit kam es dann zum ersten Wechsel. Demirbay, der nie in den richtigen Rhythmus kam, machte Platz für Kramaric, der von der Mittellinie in Richtung Strafraum trabte, stand doch ein Eckball für die TSG an. Dieser wurde sogar auf ihn getreten und hätte er dem Ball einfach nur die Stirn geboten und nicht die Schläfe, hätte er schon mit seiner ersten Ballberührung das erste Mal ins Netz treffen können. Das tat er dafür wenige Minuten später, allerdings Abseits. Und wiederum ein paar Minuten danach erneut, doch diesmal galt es. Zuvor wurde er von Terrazzino in dessen einzig guter, in dem Falle: sehr guter Szene hervorragend in eine selbige gesetzt, Torwart getunnelt, endlich die hochverdiente Führung.

Zwar war unser Spiel immer noch geprägt von klaren Schrittfolgen, aber das Ganze wechselte dann dankenswerterweise doch in Richtung Rumba und Jive. Es war nicht das Spiel unserer phänotypischen Nr.1 für Paso Doble, aber dafür sorgte unsere Nr. 14 für die Aktivierung des 12. Manns.

Wagner zog zwar immer noch kaum einen Ball auf sich, aber immerhin die zahlreich erschienenen Fans mit. Diese, von denen zur Halbzeit nicht wenige pfiffen, feuerten die Mannschaft nun richtig an, auf dass sie doch diesmal nicht wie im Hinspiel in der letzten Szene blöd den Ausgleich kassiert und statt dessen ihrerseits eine der sich ihr durch die Offensivbemühungen der Gäste ergebenden Konterchancen nutzen möge. So kam es dann ja auch indirekt: Faustabwehr Baumann, Rudy treibt den Ball übers halbe Feld, steht einem Gegenspieler gegenüber, passt (nicht wirklich gut) auf Wagner, der (alles andere als besser) zurück und, als die Chance im Grunde vorbei war, wurde Rudy umgesenst. Und Brych entschied nicht auf Punktabzug in der B-Note, sondern eben auf Strafstoß, und der Gästetorwart sich für eine Ecke, so dass wir jetzt sagen können, dass Kramaric den Panenka von 76 machte – und nicht den Aubameyang von Dienstag.

Überzeugt hat auch das nicht. „Egal. Drin.“ Kann man sagen. Und die Punkte sind da und zwei Punkte besser als in der Hinrunde und und und, ja,ja, ja, alles richtig – und doch: Es ist nicht ganz dieselbe Mannschaft. Sie hat nicht denselben Zug. Vielleicht ist das natürlich auch eine Folge der seit Wochen dünnen Personaldecke, die durch die Verletzung Uths nicht besser wurde. Sind Amiri und Demirbay überspielt oder waren sie diesmal einfach nur anders überheblich als gegen Wolfsburg? Fehlt ihnen vielleicht sogar der Druck? Fängt Süle an zu glauben, dass ihm sowieso immer alles gelingt, weshalb er immer öfter leicht schludrig spielt – und Kaderabek (wieder / meist) konsequent ignoriert.

Auch die frühen Ballverluste im Aufbau, insbesondere wenn Baumann erfrischenderweise das Spiel mal schnell machte, sind kein gutes Zeichen für die Konzentration. – HSV. (Das als Antwort auf die Frage zuvor, wer 2008/09 nach dem 21. Spieltag Tabellenführer war.) – Es gibt also keinen Grund, sich zu sehr über die aktuelle Situation zu freuen. Die wirkliche Arbeit kommt auf Julian Nagelsmann und sein Team jetzt erst zu: die Reaktivierung der intrinsischen Motivation der Mannschaft, die Bereitschaft, jedes Spiel nicht nur gewinnen zu wollen, sondern auch alles dafür tun zu wollen, dass man es gewinnt.

In der Defensive sieht es dabei noch am besten aus. Baumann steht außer Frage, Vogt und Süle bügeln alles (inkl. ihrer Fehlpässe) aus, Bicakcic fügte sich hervorragend auf der Hübner-Position ein. Zuber und Kaderabek werden auch immer besser, aber einfach zu wenig genutzt und erhalten von den „Verbindern“ zu wenig Unterstützung ebenso wie die Stürmer an sich zu wenig Bälle bekommen.

Das war in dem Spiel alles kein Problem, weil sich Darmstadt nicht für die körperliche Variante entschied und technisch keine große Herausforderung darstellte. Aber in der Woche zuvor, war es das – und in der kommenden Woche? Wieder ein Auswärtsspiel – und die haben wir in der Rückrunde bekanntlich alle verloren. Würde uns dies diesmal wieder widerfahren, wären wir plötzlich einen Punkt schlechter als in der Hinrunde. Sagt nichts, muss ja nicht so kommen, aber es zeigt, wie fragil das Fundament der momentanen Freude ist.

Daher sollten wir alle damit Maß halten – und unsere Spieler am Sonntag Abend Maß nehmen, eine heiße Sohle hinlegen, so dass wir uns über den ein oder anderen Schuss der unseren werden freuen können, der sitzt, passt und nichts wackelt – außer dem Tornetz der Gastgeber.

Dann können die Spieler auch gerne ein, zwei, viele Tänzchen aufs grüne Parkett zaubern: Freudentänze.

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