Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image

Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

Scroll to top

Top

No Comments

Schalke 04 vs. 1899 Hoffenheim

Schalke 04 vs. 1899 Hoffenheim

Pro ludo discimus

Auf dem besten Wege, zur Mannschaft mit der höchsten (Spiel)Intelligenz zu werden

Sie kennen das doch auch von sich. Da tun Sie, machen Sie, wissen Sie eigentlich alles, wissen auch, dass Sie es wissen, dass Sie es können, weil Sie es ja auch schon unter Beweis gestellt haben. Sie wissen, dass Ihnen die anderen das auch zutrauen, dass sie sich auf Sie verlassen und Sie wollen dieses Vertrauen natürlich auch rechtfertigen. Deshalb nehmen Sie das nicht auf die leichte Schulter. Sie bereiten sich vor, sehr gewissenhaft, Sie tun, Sie machen, wie oben ja bereits erwähnt, und wenn es dann darauf ankommt, machen Sie so ziemlich alles falsch.

Die Anspielung auf das Spiel unserer Mannschaft gestern ist ja unüberlesbar. Aber zurück zum Anfang: Wie fühlen Sie sich dann? Und wie würden Sie sich fühlen, wenn Ihnen nun die anderen deren Missmut um die Ohren hauen würden? Wenn man Ihnen erst mit Wut, dann mit Spott käme? Vor allem, wenn Sie zu den Besserverdienenden zählen. Würde Sie es da beruhigen, dass Sie mehr Geld verdienen als die, die nun von Ihnen enttäuscht sind? Würde sich Ihr Einkommen positiv auf Ihr unmittelbar emotionales Auskommen mit der Situation auswirken?

Was würden Sie tun?

Als Spieler. Was? Interessanterweise reagieren die meisten Menschen nämlich bei dieser Frage so, als ob Sie als Trainer gefragt würden – und das in einer Form aus einer Zeit als der Unterschied zwischen Pädagoge und Feldwebel höchst marginal war: Zusammenscheißen, Renne losse bisse kotze, alle auf die Bank – ist da zu hören.

Wie so oft spricht ja aus solchen Äußerungen mehr die Wut als wahrer Wille. Dass das auch nichts bringt, dass dies das Geschehene nicht ungeschehen macht, diese Gedanken brechen sich dann mit zunehmendem zeitlichen Abstand zum Geschehen Bahn. Auch der gegebenenfalls stattfindende Abbau von Blutalkohol fördert das reflektierte Denken, so dass man vieles schon einige Zeit später um einiges nüchterner sieht.

Und so beruhigt man sich, denn man spürt plötzlich, dass es da etwas gibt, was einem Hoffnung gibt – und die ist nicht einmal unbegründet. Der deutsche Volksmund ist es, der erfreut. Er weiß „Aus Fehlern wird man klug!“ – und sollte das stimmen – und wer mag das nach all der Zeit, die es dieses Volkes Wissen schon gibt, daran zweifeln, werden wir in Bälde richtig guten, intelligenten Fußball spielen.

Fehler sind also die Voraussetzung der Erkenntnis. Gestern legten wir ein solides Fundament.

Das beginnt mit der Aufstellung. Gewiss werden sich die Verantwortlichen was dabei gedacht haben, Sigurdsson spielen zu lassen, aber dann sollten sie ihn wenigstens die Freistöße treten lassen. Vielleicht war Rudy doch nicht so fit? Wir wissen es nicht. Wir wundern uns nur. Aber das wird den Trainern bestimmt genauso gegangen sein, spielten da doch die, die unter der Woche im DFB-Pokal „geschont“ wurden.

Hätte man sie nicht schonen dürfen, kamen sie aus dem Rhythmus oder fühlten sie sich zu sicher, wissen sie nun doch, dass sie es sind, die der Trainer zur ersten 11 zählt und dass keiner von denen, die am Dienstag wirklich so gut und auch aufopferungsvoll und nicht zu vergessen: erfolgreich gespielt haben, es in die Startelf in diesem Spiel geschafft haben?

Oder lag es daran, dass die Mannschaft daran dachte, dass sie sich mit einem Sieg oben ein wenig hätte festsetzen können? Wissen tun wir das nicht. Wir wissen nur, dass sie es nun nicht tut. Aber warum? Da kommen wir nun zum dritten Mal nicht umhin, unseren Sokrates zu bemühen, um zu wissen, dass wir es nicht wissen.

Nebst Fehlern eignen sich aber auch Fragen dazu, an Wissen zu gelangen. Verfolgen wir diesen Ansatz, käme wohl folgender Fragenkatalog zustande, auch wenn dieser nicht ganz emotionsneutral ist:

Hat Starke seine Gehirnerschütterung wirklich ausgeheilt?
Ja, natürlich hat er auch ein paar tolle Bälle gehalten, beim Elfmeter Pech, aber halt auch einen Doppelaussetzer vor dem letzten Tor. Schon den ersten Ball hätte er festhalten müssen, aber dann, beim zweiten Schuss aufs Tor nur ein wenig in die Höhe zu hüpfen und Abseits zu fordern, anstatt sich nach dem nicht unerreichbaren Ball zu werfen, zeugt nicht von hoher Konzentration – und das ist Kopfsache und der wurde wohl erschüttert. Auch ob man dann den Gegner Lügner nennen muss … naja, verzeihlich, war das doch zeitlich sehr nah am Geschehen und die Zufriedenheit mit dem eigenen Tun hatte gewiss auch schon bessere Tage gesehen. A propos

Wer war der Spieler mit der Nummer 2?
Früher spielte da ein gewisser Andreas Beck. Ein lauffreudiger Verteidiger, der die Bälle gut auf der rechten Seite verteilte, sich seiner Flankeninkompetenz bewusst war und daher dieses Unterfangen auch meist tunlichst unterließ. Gestern spielte jemand, der phänotypisch nicht von ihm zu unterscheiden war, er trug sogar die Kapitätsbinde, aber sonst nichts mit dem gemein hatte, der mal in der deutschen Fußball-Nationalmannschaft spielte und dort sogar auch mal ein Tor erzielte. Der Spieler von gestern kannte den Unterschied zwischen Agilität und Hektik nicht. Wahrscheinlich bekam er bei dem Wort „Stellungsspiel“ auch so ein frivoles Grinsen ins Gesicht, weil er eine altonkelhafte Zote dahinter vermutet. Beck muss langsam mal wieder so spielen, dass er nicht nur gegen seinen Gegenspieler, sondern auch seinen Ruf verteidigt. Gefühlt hatte er gestern 1% aller Zweikämpfe gewonnen, war aber dafür fast zu 100% an allen Torchancen des Gegners beteiligt.

Hatte Compper Geburtstag?
Nein, hatte er nicht, aber es muss wohl etwas gegeben haben, was ihn an früher erinnert hat. Schon am Dienstag wartete er mit einem aus der letzten Saison nicht unbekannten Bock auf. Diese Saison hatte er aber seine Sache sehr gut und souverän gemacht – eben bis auf Dienstag – und gestern. Ein derart ungestümes und auch dümmliches Zweikampfverhalten verlangt schon nach einer sinnvollen Antwort. Aber ob es sie gibt? Fragwürdig.

Wann kam Williams ins Spiel?
Ach, der war in der Startaufstellung? Ach so. Wir ziehen die Frage zurück.

Hat Babel eine Blau-Orange-Sehschwäche?
Natürlich gehen die Trikots gar nicht. Eine Langzeitstudie würde bestimmt ergeben, dass sie netzhautablösend wirken können. Dennoch müsste man gerade von einem Holländer erwarten können, dass er diese Farbe (?) erkennt und als die eigene zuordnen kann. Er aber nahm den Ball an und behielt ihn auch sehr oft sehr lang, so lang, bis ein Blauer da war und ihn übernahm. Dabei hatte er ja einmal großartig gepassflankt (So geht’s, Nr. 2) und schon stand es 1:1. Das hatte Neupapa Ibisevic sehr, sehr gut und sehr schön gemacht.

Wo war Firminos Zahnspange?
Er hatte ja (wie auch die anderen) leider so gar keinen Biss. Eigentlich ein Spiel, das ihm liegen müsste, aber dazu müsste er halt sowohl im Mittelfeld als auch auf den Außen jemanden haben, mit dem er kombinieren kann. Konnte er nicht, was nicht nur an der mangelhaften Ballannahmekunst von Sigurdsson und Obasi lag, sondern auch seinen mangelhaften Zuspielen.

Was gab’s zu Mittag?
Den Spielern schien irgendwie was schwer im Magen zu liegen. Sie kamen einfach nie so richtig in Trott. Das kann natürlich auch die Folge dessen sein, dass der Gegner im eigenen Stadion sehr tief stand, vielleicht verteidigten wir aber einfach nur sehr hoch, zu hoch vielleicht für eine Mannschaft wie die unsere an diesem Tag, bei der die Laufwege und die Passspiele einfach nicht passten.

Der Gegner machte aus der 1. Chance ein Tor (und unsere Abwehr (2) auch alles andere als eine gute Figur). Dass dies ein Ball war, der nur dadurch ins Tor ging, weil der Unterarm des Schützen ihm die entsprechende Richtung gab und so nicht hätte gegeben werden dürfen, gehört mit zum Nachspieleigeneleistungrelativieren. Ursächlich für diesen Treffer war mangelndes Abwehrverhalten. Und hätten wir die eine Chance, die wir zuvor hatten, auch genutzt, hätte wäre wenn …

Keine Wechsel zur Halbzeit. Ein Trainer, der nur kurz in der Kabine war, der die Spieler verdonnerte, sich nach dem Spiel ihr Spiel noch einmal in Gänze anzuschauen, ja da war/ist einer sehr darauf bedacht, Fehler als Erkenntnisquelle zu nutzen. Katzen drückt man ja angeblich auch den Kopf in die Scheiße, wenn diese deplatziert ist.

Was es halt braucht, ist Einsicht beim Einzelnen und Eintracht in der Gemeinschaft. Das kennen Sie ja auch von sich. Wenn Sie Ihren Fehler einsehen, ihn wiedergutmachen wollen und sich dann anstrengen, dann hoffen Sie ja auch darauf, dass man Sie dabei unterstützt. So soll es auch diesmal sein.

Aber wenn es dann wieder nicht klappt, dann sollte man auch mal über Veränderungen nachdenken, auch um Sie aus der Schusslinie zu nehmen. Vestergaard, Johnson, Kaiser, Musona – wir haben keine Bankenkrise.

Submit a Comment