Gleðileg jól
Gleðileg jól
Die Weihnachtsfeier 2025 des Akademikerfanclubs
Der moderne Fußball wird heutzutage – wie das moderne Leben eigentlich auch – (nicht selten aus Selbstprofilierungsgründen) komplizierter gemacht, als er ist.
Wir hingegen, der Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V., sind dank unserer kognitiven Kompetenz immun gegen jedwede Form der Niederkomplexitätsphobie.
Wir wissen, worauf es letzten Endes ankommt: was Zählbares – und dafür reicht es oft, wie wir auch auf unserer diesjährigen Weihnachtsfeier demonstrieren durften, einfach 1+1 zusammenzuzählen.
Wir wurden seitens der TSG beschenkt mit dem Besuch zweier Spieler, die uns genau das ermöglichten:
Zum einen machte uns der Mann seine Aufwartung, um den es medial still ist, was für seinen Charakter spricht, der kein großes Aufheben um seine Person macht, was ebenfalls für seinen Charakter spricht, der die klare Nr.1 in seinem Team bei der TSG ist, der seit 2015 bei der TSG spielt und zudem auch im Nationalmannschaftskader steht, was auch sehr viel über seine Qualität sagt – und Oliver Baumann war auch da.
Auch wenn Lúkas Petersson, der Stammkeeper unserer U23 und im Kader des Landes steht, das wie kein zweites einzigartige geologische, aber auch linguistische sowie technologische Besonderheiten sein Eigen nennt – unter anderem Sifjaspellsspillir, eine App, mittels derer man herausfinden kann, ob man mit der Person, die man gerade datet, verwandt ist, was in einem so kleinen Land keine so schlechte Idee ist (auf deutsch heißt es so viel wie „Inszestverderber“): Island – haben, äh: hatten ihn – außer jene, die ein Magenta Sport-Abo haben – die wenigsten auf dem Schirm.
Heute haben ihn über zwei Dutzend mehr Menschen in ihr Herz geschlossen. Was für ein grundsympathischer Kerl. Einfach überragend – was allerdings mit 1,93 m Körpergröße jetzt auch nicht so überraschend ist.
Nicht minder sensationell sympathisch, auch wenn die Höhe einer klassischen Visitenkarte kleiner, ist Oliver Baumann. Man nimmt das so hin „Ja, der Oli war bei uns.“ Aber das ist zu kurz gedacht. Da sitzt der Torwart nicht nur der TSG, sondern der deutschen Nationalmannschaft, der Mann, der uns im Achtelfinale bei der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft in den USA, Mexiko und Kanada im Elfmeterschießen das Weiterkommen sichern wird. Steile These? Begründung folgt.
Oliver Baumann ist zwar nicht der erste Nationalspieler in unserem Weihnachtsfeierkreis (Kaderabek, Szalai (mit Schulz), Bebou, Rudy, Grillitsch und Kramaric), doch er sorgte dennoch für ein Novum bei dieser unserer Feierlichkeit, bei der es ja vor bunten Hunden nur so wimmelt, aber ein echter? Das war neu. Natürlich hießen wir auch Bella herzlich willkommen.

Sie spürte wohl, in was für einem Rudel sich ihr Herrchen befand, denn als der vielleicht bunteste aller Hunde in unserem Kreis, unser CCEO, als Maître de Cérémonie zu seinem Oeuvre anhob, witterte sie wohl Ungemach, und bellte resolut dazwischen.
Doch ihr Herrchen konnte sie wohl davon überzeugen, dass von uns keine Gefahr ausging, zumal der Maitre de Cérémonie dann auch den Facettenreichtum seines tierischen Wesens demonstrierte – aber weder Neidhammel, Schnapsdrossel noch Giftnatter, mehr so als Brillenschlange, später: Leseratte, sowie Spaßvogel, sprich: Rampensau.
Und er suhlte sich weidlich im Kreis unserer Goalies, war er doch selbst mal einer. So begrüßte er unsere Gäste in unserer Mitte in deren Mitte und ließ keinen Zweifel an der Außergewöhnlichkeit dieses Anblicks:

„Liebe Leut‘,
vor euch stehen nicht nur drei Generationen Torhüter.
Vor euch stehen zusammengerechnet beeindruckende, ja geradezu sensationelle 503 Bundesligaspiele.“
Nach ein paar weiteren Aperçus bat er die Gäste auf ihre Plätze. Fertig. Los ging’s … mit seiner letzten Bitte, unseren Gäste keine geschlossenen, sondern offene, am besten bessere Fragen zu stellen als Kathrin Müller-Hohenstein.
(Die Dame ist ja Profi und macht das gut. Der Satz kam zwar bei manchen als Kritik an ihr an, aber wir sind hier bei den Akademikern: „Das Gesagte ist das Gemeinte.“ (Mutmaßungen – gerade dergestalt – sind ein wesentliches Element, die das Leben unnötig kompliziert machen.)
Es war nur die Aufforderung, (noch) bessere Fragen zu stellen, schließlich wollten wir bei unserer letzten Festivität dieser Art, Größe und Güte vor der Fußball-WM auch einen Titel holen:
„Die beste Weihnachtsfeier aller Zeiten!“
Und zu unserer großen Überraschung und Freude begannen die Gesprächskreise mit einer Essensbestellung unserer Gäste. In den letzten Jahren aßen unsere Gäste nichts, diesmal schon, was ein sehr gutes Initial ist. Hätten wir eine Bahnhofstrinkhalle als Location ausgesucht, hätten sie wahrscheinlich von einer derartigen Bestellung abgesehen. Wir aber wählten dieses Jahr die Gaststätte der TSG Rohrbach am Erlenweg aus, deren Namen auch der atmosphärische Leitfaden sein sollte, unter dem die Veranstaltung stattfinden sollte: Amici.
Und die Atmosphäre war wahrlich sehr freundschaftlich. Sie war geprägt von gegenseitiger Offenheit, Ehrlichkeit, Neugier. Und: Es war witzig. (Immer wichtig.)
Und noch wichtiger: Vertraulich.
Natürlich ging es um die Mannschaft heute, die vergangene Saison, der Fanzuspruch, Medien und all so Zeug, aber das bleibt alles entre nous.
Was wir aber gerne verraten – und das ist das Fundament unserer obigen Achtelfinalthese –, ist, wie sehr sich Oli über das Pokalspiel auf St. Pauli geärgert hat. Tagelang. In der Nacht habe er nur zwei Stunden geschlafen, und es dauerte Tage, bis er das so richtig verwunden hatte. So ganz aber merklich nicht, so dass wir davon ausgehen, dass genau dieses Pech auf Pauli den Ausschlag dafür geben wird, dass er diesmal die Bälle, an die er kommt, aber wird abwehren können.
Astrologie ist zwar keine Wissenschaft, aber bereitet euch schon mal darauf vor, uns Nostradamus zu nennen.
Es ging natürlich auch um die Ambitionen nicht nur der National-, sondern auch unserer Mannschaft, den Tabellenstand heute, den kommenden am Samstag sowie den am Ende des 34. Spieltages (auch wenn die 2., selbst wenn sie da auf Platz 1 läge, in der 3. Liga würde bleiben müssen), aber auch den Sonnenstand im Frühjahr und Sommer.
Für uns(eren Architekten im Fanclub) ein steter Aufreger („Was war das denn für ein Depp? Ich könnte jedes Mal kotzen, wenn ich das sehe. Wer hat das denn so abgenommen?“), zumal Oli aus guten Gründen, wie er uns darlegte, auch nicht mit Kappe, Mütze oder so spielen möchte.
(Falls das wer von der TSG liest: Bitte nehmt Kontakt mit uns auf. Unser Mitglied kriegt das hin. (Internationale) Referenzen liegen vor.)
Ja, natürlich steht Europa noch in den Sternen, aber der Nostradamus in uns erkennt da positive Zeichen … Die Zukunft scheint ihm nah … Ja, die Zeit scheint reif …
Aber vor allem fliegt sie (oder, wie der Lateiner sagt: flieht („tempus fugit“)) und plötzlich war auch die der Geschenke gekommen: die der Spieler an uns, die von uns an die Spieler.
Wir sind die Guten.
Als Akademikerfanclub spenden wir jedes Jahr an einen Verein, der sich um den Nachwuchs, Jugendliche und/oder Kinder kümmert. Unsere diesjährige Spende stand noch aus, aber nach der Bekanntgabe, wer uns denn beehren würde, auch sofort fest: Olis Kinderwelt, die Stiftung unserer Nr. 1.
Und damit es noch mehr wird als die fast üblichen 500 Euro, haben wir ihre Geschenke – jeweils ein signiertes TSG-Trikot sowie ein Paar Handschuhe versteigert. Größe war XL, was bei einem Gutteil der Herren nicht so passte bzw. passen würde. Fast zwangsläufig ersteigerte sich eine Dame Olis Leibchen.

Von uns bekamen sie alles, was unsereins zur Befriedigung seiner Bedürfnisse braucht: Kaffeetasse für den kontinuierlichen Energieschub, für die Momente des Genusses sowohl ästhetisch, motivatorisch als auch isotonisch unser Weizenbierglas in UEFA-Cup-Form sowie – Hallo? Wir sind beim Akademikerfanclub. – Bücher.
Von diesen durften sie sich eines für sich aussuchen, alle anderen durften sie signieren, was nebst dem intellektuellen auch einen emotionalen Mehrwert der Werke bot. Sie durften sich entscheiden zwischen:
- Alles für Torwarte – Fußball für Kinder und Jugendliche
222 Coole Fakten, legendäre Geschichten und Geheimnisse des Handwerks für die künftige Nummer 1 – mit Trainingsprogrammen und Spieltaktiken - Torhüter-Legenden
Die 50 besten Keeper aller Zeiten - Der Weg des Torwarts – Körper, Seele und Geist im Spiel
Ein Buch über Bewusstsein, Familie und die Kraft des Spiels - Unter Druck
Was wir aus der Psychologie des Elfmeterschießens lernen können …. - Manchmal gewinnt der Bessere
Über die Physik des Fußballspiels - Die Angst des Tormanns beim Elfmeter
Oli entscheid sich für die Physik, Lúkas für die Psychologie – auf eine Signatur unsererseits wurde ihrerseits verzichtet –, und alle anderen Exemplare wurden ebenfalls versteigert.
Zum Schluss der Bescherung gab es noch was Persönliches für den Nachttisch (oder so), wofür wir uns mal den Möglichkeiten der KI bedienten, …
… wobei uns diese in puncto „Isländisch“ letzten Endes im Stich ließ. Lúkas fand’s trotzdem geil – trotz des wohl falschen Genus‘.
Dann ward alles vollbracht und übergeben – und unsere Gäste hatten selbstverständlich das letzte Wort, zumal ja noch die Frage aller Fragen offen war: Haben wir den avisierten Titel geholt? Hatten wir die beste Weihnachtsfeier aller Zeiten? Haben wir es geschafft?
„Habt ihr!“

Danke, Oli.

Danke, Lúkas.
War richtig geil mit euch!
Ihr dürft wiederkommen.
Wir wünschen euch wie dir, geneigte/r Leser/in:
Frohe Weihnachten!
bzw.
Gleðileg jól!


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