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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Borussia Dortmund vs. 1899 Hoffenheim

Die Kabine ist das Schlafzimmer der Neuzeit.

The Deadline Day After

Waren wir Hoeneß-Fanboys?

Teilweise, ja, schon. Wir konnten mit all den Vorverurteilungen von wegen 3.Ligatrainer nichts anfangen. Auch alle Anspielungen, dass er die Anstellung vor allem seinem Nachnamen zu verdanken habe, fanden wir ungerecht und unpassend – und es gab ja auch immer wieder Phasen, wo er bewiesen hat, dass er das alles so schlecht nicht macht. Und so bravourös er das Team durch die Coronazeit geführt hat, so klar war auch, dass er zum Ende der letzten Saison gehen musste.

Wäre er beim Erstrundenpokalspiel und der Auftaktpartie der neuen Saison auf der Bank gesessen und wären sie exakt so verlaufen, wie sie verlaufen sind, wäre die Mannschaft nicht so gestärkt in die Begegnungen mit Bochum und Leverkusen gegangen und hochwahrscheinlich auch nicht rausgekommen.

Waren wir Breitenreiter-Fanboys?

Definitiv nicht. Zu lieb, zu brav, zu wenig rau, schlicht: zu wenig Arschloch. Ja, schon nicht schlecht, was er da mit Paderborn hinbekommen hat, aber jetzt mal im Ernst: Paderborn? Ja, aber Schalke? Stimmt, da war er ja auch mal – und gar nicht so unerfolgreich, aber allein die Tatsache, dass wir das gar nicht so(fort) auf dem Schirm hatten, zeigt doch, dass er kein Trainer ist, der die nötige Aura hat, das nötige Feuer entfachen kann, um unseren verwöhnten Hanseln endlich mal dazu zu bringen zu brennen, auf Teufel komm‘ raus gewinnen zu wollen – und sei es aus Angst, auf dem Scheiterhaufen der Gescheiterten auf dem Transfermarkt zu landen, dessen Fenster ja lange bis in die Saison hinein geöffnet ist, was immer wieder neuen Wind bringt und so jederzeit ein Hinweg-Fegefeuer lodern lässt, was jederzeit ausbrechen kann, was karrieretechnisch den Tod bedeuten kann, so dass nur noch die Flucht aus der Komfortzone bleibt an im Grunde irgendeinen Ort, bei dem man aber auch nicht weiß, welcher Wind dort weht. Ja, aber er wurde in der letzten Saison überraschend (und) souverän Meister mit dem FC Zürich, dem Underdog aus Dübendorf. Ja, schon, aber echt jetzt? Schweizer Meister? Ist das besser als Drittligameister? Also, ganz ehrlich? Ne.

Unnu?

Ist es Zeit, Abbitte zu leisten.

Bereits zuletzt hatten wir ja schon mit unserer Bewunderung für seine rhetorischen Künste nicht wirklich hinter dem Berg gehalten. Auch die Spielidee und das Auftreten der Mannschaft im, aber auch nach dem Spiel (Kurvenbesuch ist Pflicht – für das gesamte Team, also auch Stab und Trainer, alle Trainer, auch ihn, dann aber in der zweiten Reihe) ist deutlich besser als jemals zuvor. Und zuletzt konnte die Mannschaft auch mal glanzlos gewinnen und selbst dabei durch ihr Auftreten nicht nur drei Punkte mitnehmen, sondern auch die Fans, uns.

Zum Glück haben wir das Spiel verloren, sonst hätten wir wirklich Schwierigkeiten gehabt, unsere Lobhudelei fortzusetzen – und die Gefahr bestand, denn er spielte erneut mit derselben Startelf wie zuletzt – und auch die erste Chance des Spiels gehörte uns. Nach rund 40 Sekunden. Dann aber ward es … naja …, denn schon im Gegenzug hatten die Gastgeber ihre erste Chance, und die war noch besser als unsere. Es waren vielleicht die besten 90 Sekunden der Bundesligageschichte – und danach leider im Wesentlichen ein Spiel auf ein Tor. Auf unseres. Und nach rund einer Viertelstunde lagen wir dann auch mit 1:0 zurück. Und das … äh … nicht ganz unverdient.

In der Folgezeit wurde unser Spiel nicht besser. Während bei uns die Kugel sich im Raum eher wie beim Flipper der 80er bewegte, rollte der Ball in Reihen der Ruhrpottler wie auf Schienen, ja geradezu zügig. Das hatte was Berauschendes, aber der BVB vergab dankenswerterweise mehrere Doppelkorn, also alle weiteren Hochprozentige (gemeint sind Torchancen), und mindestens so dankenswerterweise der VAR Kabak, dass dessen rechte Hand hinter dem Rücken die Kontrolle über die eigene linke verlor, so dass der dazugehörige Arm kurz rauszuckte, der dann den Ball berührte. Vööölligststst unabsichtlich – natürlich –, aber durchaus auch Glück. Dieses Glück hielt in verschiedenen Formen, aber vor allem dergestalt an, dass es für unsere Elf mit eben nur 0:1 in die Kabine ging.

Eine, zwei, drei kurze Fragen an dich, geneigte/r Leser/in:

Wenn du mit wem ganz normal im Schlafzimmer Sex hast –­ ja, das kommt jetzt überraschend, aber wir sind doch alles erwachsene Leute, wir können doch offen reden –, Licht an oder Licht aus?

Und wie sieht es aus mit der cortīna, sprich: dem Stück Stoff, mit dem man zumindest früher, also früher Früher, sprich: Mittelalter, wo nur die wenigsten Menschen über geräumige Räumlichkeiten für alle möglichen Lebewesen und Bedürfnisse verfügten, das Ehebett den Blicken der Öffentlichkeit entzog (meist Kindern, Eltern, Schwiegereltern, Tanten, Onkeln, Vettern, Basen etc.).

Nach wie vor sind bis heute Blicke aufs (eheliche) Gemach unerwünscht, …

Die größte Ausnahme hierfür dürften Menschen darstellen, die darin was darstellen wollen und dies via Portalen wie OnlyFans nicht nur Dritten, sondern möglichst Millionen zugänglich machen, um selbst Selbige zu scheffeln.

…, aber nichtsdestotrotz gibt es diese cortīna, also Bettgardine heute noch, wobei sie heutzutage nur noch dekorative Funktion erfüllt – oder eine (pseudo-)romantische*, weil man sich da wohl so wohl wie im 7. Himmel* fühlen soll, weshalb man sie wohl auch Himmelbetten nennt.

(* Für diese Emotionen möchten wir auf das Video verweisen.)

Im 14. Jahrhundert war das ganz und gar anders – und alles andere als „himmlisch“ oder „romantisch“. Und auch die Kenntnisse der Physik waren damals wohl nicht so ausgeprägt. Zwar war man sich dessen gewahr, dass man durch diesen Stoff Einfluss auf die Optik von außen nehmen kann, dass er allerdings keine Wirkung auf die Akustik hat(te), war wohl nicht so bekannt – oder der Frau wohl egal. Jedenfalls dichtete Sebastian Brant 1494 in „Narrenschiff“:

„Die ander kyflet an dem Bett:
Der eeman selten fryd do hett
Musz hören predig ouch gar oft,
So manch barfuszer lyt vnd schloft.“

Gewiss sind dir, geneigte/r Leser/in, zwei Dinge nicht entgangen: a) dass wir keine Antwort zu obigen Fragen haben wollen, b) das wesentliche Wort hier.

Aber es dauerte noch fast 300 Jahre, genauer: bis 1743, bis zur nachweislich erstmaligen Verwendung des Fachwortes für die hier gemeinte Zurechtweisung des Mannes durch die gestrenge Gattin in eben dem Bereich, in dem sie den angetrunkenen oder verspätet heimgekehrten Mann anherrschen durfte, ohne dass dieser das Gesicht verlor: „Gardinenpredigt“.

Die Kabine ist das Schlafzimmer der Neuzeit. Zumindest insofern, als dass man keine Augen-, aber auch Ohrenzeugen von außen duldet, wenngleich es viele – nicht only Fans – interessieren würde, was da manchmal abgeht. Aber wir sind uns sicher, ohne es zu wissen, dass das eine richtig fette Gardinenpredigt war, die Big Brust Breiti da der Mannschaft hielt – und, ups, …

… weiter geht’s (Wir wollen ja beim Thema bleiben …) mit unserer Trainer-Lobhudelei.

Nur acht Überlebende gab’s. Drei der elf Spieler, die nach 45 Minuten in die Kabine gingen, ließ er dort zurück. Und als Nächstes traf es einige Minuten später Prömel. Das heißt, nach einer Stunde hat unser Trainer das gesamte Mittelfeld ausgewechselt. Zufriedenheit sieht anders aus.

Wir hingegen waren sehr zufrieden … mit den Wechseln, denn die Mannschaft spielte schlagartig besser, sie verlor weitaus weniger Bälle im Zentrum, kam besser in die Zweikämpfe und auch mal wieder vors Tor. Auch gab sie dann auch mal wieder Schüsse auf das selbige ab.

Zwar allesamt im Großen und Ganzen ungefährlich, aber allemal besser als das, was die Mannschaft in der 1. Halbzeit zeigte. Auch defensiv klappte es besser, was aber insgesamt bei weitem nicht genug war, das Spiel noch zu drehen. Natürlich war die Hoffnung da, denn warum sollte uns nicht gelingen, was dem letzten Gegner dort gelang?

Weil wir nicht selbstbewusst genug, nicht klar genug, nicht ballsicher genug, einfach nicht gut genug waren.

Das sollte nicht, aber das kann passieren. Und das Gute daran ist: Die Spieler, die jetzt mehrfach in Folge in der Startelf standen, wissen, was jetzt passieren wird …

Hätte sich Posch beim Ligaauftakt nicht so dämlich verhalten, hätten wir mindestens einen, wenn nicht sogar drei Punkte mehr auf dem Konto – und er wahrscheinlich noch die gleiche Postadresse. So aber flog er erst vom Platz, dann aus dem Kader und zuletzt, wenngleich mit Rückflugticket, nach Bologna. Er wird intern gewiss richtig (Fege-)Feuer bekommen haben. Ihm wird klar gewesen oder zumindest in den Folgewochen geworden sein, dass er es nach seiner Katastrophenperformance schwer haben wird, seine Komfortzone im Kraichgau zu behalten. Das Transferfenster, also diese Fluchttür, steht den anderen nun nicht mehr so schnell offen. Sie müssen nun selbst löschen, was sie angerichtet haben – und das richtig. Und wir sind uns sicher, dass unser Trainer, obwohl er nicht als Feuerwehrmann kam, weiß, wie er damit umgeht und sicherstellt, dass da nichts weiter schwelt – und wenn, dann nur der Konkurrenzkampf.

So soll es sein – und auch wenn es niemand mag, aber warum sollten für die Spieler andere Regeln gelten als für uns alle:

Raus aus der Komfortzone.
Willkommen in der Wirklichkeit.

Wir freuen uns auf nächsten Samstag!

 

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