Weihnachtsfeier 2022
Das SEK der TSG
Die Weihnachtsfeier 2022 des Akademikerfanclubs:
Speeddating der besonderen Art
Die Nachricht erreichte uns völlig unerwartet. Wir wussten zwar, in welchem Zeitraum die Aktion stattfinden sollte, aber wir hatten anfangs keine Ahnung, wer oder was uns erwartet.
Den Ort konnten wir immerhin vorgeben und auch die Uhrzeit war sicher, so dass wir das Gebäude bereits im Vorfeld auskundschaften konnten. Immerhin würde es dann gerade dunkel geworden sein, aber noch nicht richtig Nacht.
- Gibt es Hinterhalte?
- Wo lauern Gefahren?
- Verstecken wir uns?
Oder agieren wir besser frontal? - Wo platzieren wir unsere Scharfschützen, so dass sie mit ihren Geschossen auch sicher zielen können – und zwar auch erst dann, wenn sie das Weiße in den Augen sehen?
- Welche Waffen bringen wir wie in Stellung und wie sollen sie zum Einsatz kommen:
Fragenflak oder individuelles Mundfeuer? - Auch die richtige Munition wird entscheidend sein:
Schrot oder Schrott? - Oder noch besser:
unterschiedliche Kaliber, um die optimalen Treffer zu erzielen und saubere Antworten zu erhalten?Schließlich sollte die Zusammenkunft nicht in Guantanamo stattfinden, sondern im neu renovierten Restaurant „Ace of Clubs“ des Golfclubs St. Leon-Rot.
Das größte Handicap war dann die schiere Menge. Wir waren es von früheren Einsätzen gewohnt, ein klares Ziel zu haben. Und auch da gab es schon böse Überraschungen.
Dann aber kam Corona, so dass wir uns gezwungen sahen, die Location zu wechseln.
So sehr wir das Nebenzimmer in der Neuenheimer Dorfschänke zu schätzen wussten, es würde für solche – sagen wir, wie es ist: konspirativen – Treffen zu klein, zu eng. Daher suchten wir einen abgelegeneren Ort, weniger zentral, wo auch die Einsatzfahrzeuge unserer Truppe problemlos nah am Ereignisort geparkt werden konnten.
Eine Entscheidung, die sich als Glücksfall erwiesen hat, denn die Nachricht über die Details traf uns völlig unerwartet: Es sollte nicht wie bisher nur einer kommen.
Plötzlich war von drei Spielern die Rede und plötzlich waren sie da:
Sebastian Rudy, Eduardo Queresma, Kevin Vogt.
BÄÄM – Das SEK der TSG!
Das stellte uns vor neue Herausforderungen. Wie können wir sie gezielt unter Fragenbeschuss nehmen? Und das natürlich, weil wir ja an der Location nicht alleine waren, schallgedämpft.
Problemlos.
Unsere Strategie war so einfach und praktisch, nicht unserem Alter, aber dem Zeitalter entsprechend. Wir nannten es „Speeddating“. Das klingt zum einen sexy, zum anderen ist Speed in unseren Kreisen ja so eine Sache. Und es gelang uns dadurch auf elegante Art und Weise, die Hor…Herde zu trennen. Das ist der entscheidende Faktor bei jeder Art von Jagd, inkl. klassischem Dating.
Zudem wollten wir ja keinen Bock schießen und im Gegensatz zu juvenilen Jägern nicht sofort zum Schuss, sondern erstmal politisch korrekt sozusagen sapiosexuell ins Gespräch kommen. Dabei durfte aber der Biss nicht fehlen …
Das gelang uns – getreu dem Motto „Eigenlob stimmt!“ – alles bestens: Aufgeteilt in kleine Inseln gab es nicht nur lukullisch einen Gang nach dem anderen, d.h. jeweils zu Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise gingen die Spieler rum und konnten so auch uns in aller Ruhe Bisschen für Bisschen ein bisschen besser kennenlernen.
Genau die Ruhe war es auch, die alle Spieler genossen – nicht nur an diesem Abend. Es war die Ruhe, die diesen Verein umgibt. Dass sie hier in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen können, dass sie hier in Ruhe leben können, in Ruhe weggehen können, in Ruhe ihre Hunde Gassi führen können.
Ja, alle drei hatten mindestens einen solchen Vierbeiner, mit dem sie wohl Seit‘ an Seit‘ spazieren gehen. (Kann also keine Rede davon sein, dass sie (und oder die TSG) vor die Hunde gekommen ist. – Und kein Wunder, dass sie sich unter uns bunten Hunden so wohl fühlten …) Und keiner der Spieler erwies sich als rüde.
Ganz im Gegenteil: Sie waren offen und lebendig, stellten ihrerseits Fragen, was ja immer ein gutes Zeichen beim Dating ist.
Der Negativklassiker ist ja, dass gerade beim ersten Treffen eine Seite die andere Seite totmonologisiert und am Ende meint, man(n) könne sich so gut mit ihr unterhalten.
Gerade die beiden gestandenen TSG-Profis waren beeindruckend in ihrer Klarheit und Offenheit, zumal sie durch ihre temporäre Abwesenheit von der TSG Einblicke in so ein Fußballerleben geben konnten:
Rudys Wechsel zu den Bayern, zu Schalke und zurück war natürlich von großem Interesse und insofern von (k)einer großen Überraschung, dass seine Sicht sich sehr von der unterschied, wie man sie aus der Presse erfahren hat. Auch sein Stammplatz außerhalb der Stammelf war ein Thema, das ihn glaubhaft nicht schmerzte. Auch als Spieler Nr. 12, 13, 14 … ist man Teil eines Teams und kann gerade als erfahrenerer Spieler im Training dazu beitragen, dass andere besser spielen und somit zum Gesamterfolg der TSG beitragen, weshalb er auch hofft, nach der Saison bleiben zu dürfen.
Vogt war seine Sozialisation im Ruhrgebiet deutlich anzumerken. So durfte er als Jungprofi in Bochum zunächst nicht die Profikabine, „nur“ die Gästekabine zu Trainingszeiten benutzen. Die galt es sich zu verdienen, u.a. durch Unterordnung. (Einmal vergessen, das Tor mitzutragen und schon gab es ein 3-gegen-1-Straftraining.) Auch die Hintergründe seiner Ausleihe nach Bremen waren spannend – sowohl in Sachen Ursache als auch Wirkung. Menschlich herausragend war dabei die Vemeidung von Schuldzuweisungen, sondern die Akzeptanz der Umstände sowie das Entdecken der Möglichkeiten, diese zu verändern bzw. in Zukunft zu vermeiden, so dass er dies insgesamt als einen enormen Reifeprozess für sich empfunden hat.
Hingegen beklagt er – wie wir – den Reifeprozess der jungen Fußballer, die sich doch zu sehr gerade auch vom virtuellen Fußball beeinflussen lassen. Ohne Namen zu nennen stimmte er unserer Beobachtung zu, dass es Spieler im Kader gebe, die man immer wieder daran erinnern müsse, dass ein Spiel auf dem Rasen nicht zu verwechseln sei mit einem Spiel an der Konsole.
Aber die Ästhetik der Reduktion von Komplexität dokumentiere sich doch gerade in der Evidenz der effizienten Effektivität? Ja, sie müssten einfach wieder lernen, wieder einfach zu spielen, denn dann wären wir wieder erfolgreich(er). Einfach. 😉
Es mutet etwas wie ein Trainerantwort nach einem fulminanten Spiel an, aber selbst wenn wir keinen der Spieler besonders hervorheben möchten und können (eigentlich), müssen wir Edu schon ein extra Kompliment machen:
Wir hatten schon Befürchtungen, dass es mit ihm kommunikativ nicht so klappen könnte, da unser Portugiesisch noch schlechter ist als unser Latein, aber diese Sorge war völlig unbegründet. Er kannte da keine Scheu und interagierte perfekt in fließendem Englisch – und erklärte mehrfach, dass er sich aus gutem Grund, genauer: vielen guten Gründen für die TSG entschieden hat. Da waren natürlich seine sportlichen Entwicklungschancen, aber auch seine menschlichen, die Lebensqualität der Region – und die Ruhe. Zusätzlich positiv überrascht habe ihn die Freundlichkeit der Leute. Das Image der Deutschen sei in Portugal per se ja eher nicht so positiv, aber das könne er überhaupt nicht bestätigen. Vielmehr würde er sehr gerne nach seiner Leihe in Hoffenheim bleiben, denn auch seine Freundin und Familienmitglieder, die ihn ins kalte Deutschland begleitet haben, fühlen sich hier sehr wohl.
Natürlich wurden im Laufe des Abends auch andere Themen behandelt, aber Interna heißen so, weil sie intern bleiben. Das gilt auch in dem Fall, schließlich ist das ein ganz wesentliches Element beim Dating: Diskretion.
Nachdem der Abend sehr analog der Fußball-WM verlief, wo ja aus einem gewöhnlichen Fußballspiel dank der Nachspielzeit fast immer ein ungewöhnlich langes Fußballspiel wurde, wurde auch bei uns der avisierte Zeitrahmen durchaus gesprengt. Er grenzte eher an den des WM-Finales 2014.
Das lag aber nicht an viel Leerlauf, denn den gab es null. Der Zeitrahmen wurde schlicht deshalb gesprengt, weil es ein bombe Abend war.
Erst als die begleitende Fanbetreuung diskret auf die Uhr zeigte, wurde uns allen gewahr, a) was die Stunde und b) wie gut wir uns und sie sich geschlagen haben. Einen Sieger gab es nicht. Es gab zwei. Und entsprechend erhielten beide Preise.
Die Spieler erhielten von uns selbstverständlich unseren Fanschal, unseren Akademikertaler von der Konditorei Herrdegen aus Mannheim, …
… – unser niederländisches Mitglied ließ es sich nicht nehmen, den Spielern noch eine Spezialität aus dem Land des Viertelfinalisten (Stand der Veröffentlichung) zu überreichen – …
sowie unser dem ehedemen UEFA-Pokal anmutendem Weizenbierglas.
Letzteres nicht zuletzt als Erinnerung an ihr Versprechen, das jeder Spieler jeder Gruppe gab: alles dafür zu tun, dass die TSG nächstes Jahr wieder international spielt.
Von ihnen gab es nebst jeder Menge Autogrammkarten auch ein von ihnen signiertes Trikot.
Dieses Trikot wurde sofort nach dem 4. Gang des Abends, ihrem Weggang, intern klassisch versteigert. Es brachte 200 € ein, die wir an TSG hilft e. V. spenden werden.
Der Gewinner sei hier ausdrücklich erwähnt: Robert Herff.
Seine Firma, …
HEC sorgt also für perfekte (Ent-)Spannung.
Werbung Ende.
Danke, Robert.
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P.S.: Bereits zu Beginn des Abends äußerte unser CCEO seine Hoffnung, dass dieses Speeddating dazu führen möge, dass es nicht bei diesem One-Night-Stand bleibt. Und vielleicht erfüllt sich das ja.
Aber selbst, wenn nicht: Es war ein super Abend und alle hatten danach nicht das Gefühl, dass da seitens des Spezial-Einsatz-Kommandos (NICHT: Sonder…) der TSG ein routiniertes Pflichtprogramm absolviert wurde, sondern etwas beidseitig entstand, was beim Dating sonst eher einseitig ist: eine …
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