Viktoria Köln vs. 1899 Hoffenheim
Nicht Fisch, nicht Fleisch …
Veganer Kick ohne Würze
„Das kann doch nicht wahr sein!“
„Man könnte ja zumindest erwarten, dass sie kämpfen.“
„Und gegen so einen Gegner muss man als Bundesligist nicht nur souveräner auftreten, sondern schlicht und ergreifend bestehen.“
„Mir wird ganz schlecht, wenn ich nach der Partie daran denke, was das wohl für eine Saison werden wird.“
Das sind nur vier der Sätze, die ganz gewiss von sehr vielen Fans zu hören war. Fans von Werder Bremen und Eintracht Frankfurt. Wie auch:
„Es muss unbedingt ein neuer Trainer her!“
Den bekamen sie. Und flogen dennoch raus.
Statt eines neuen Trainers bekamen wir eine neue Mannschaft. Zumindest unsere Startelf klang so ganz anders, wie man es gewohnt war. Und das Zutrauen wäre größer gewesen, hätten auf dem Spielberichtsbogen die Spieler gestanden, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht drauf stehen konnten:
Baumann
Kaderabek, Hübner, Bicakcic, Adams
Samassekou, Grillitisch, Nordtveit
Adamyan, Bebou, Belfodil
(Skov, Brenet)
Aber so sah man eben eine Mannschaft, die man so wohl nie wieder sehen wird, auch wenn sie schon sehr viel von dem zeigte, was man bereits in der letzten Saison sah: wenig. Oder sagen wir es kurz und knapp in einer Form, von der wir sicher sind, dass das Spiel alles war, nur das nicht …
… ein Gedicht:
„Freuten wir uns doch alle, gell?
Auf ein Spiel – direkt und schnell.
Doch es gab: hoch und weit.
Und weiter geht’s … mit der Leidenszeit!“
Nun tut sich die TSG sehr gerne hervor als Gutverein. Ganz gleich, welches Thema gerade politisch und sozial en vogue ist, die TSG ist Avantgarde. Das ist per se super, aber wäre halt noch superer wenn sie sich zuvörderst als Fußballverein hervortun würde – und im DFB-Pokal nicht so vegan spielen würde, denn das, was sie da präsentiert, ist weder Fisch noch Fleisch – und weit davon entfernt, erste Sahne oder gar die crème de la crème zu sein. Allerdings war es sooo vegan auch wieder nicht, denn in weiten Teilen des Spiels war es ein ziemlicher Käse, was unser Team da zusammengekickt hat – zumindest bis in weite Teile der zweiten Halbzeit.
Dazu war es aber nötig, das ganze Spiel zu sehen. In der Zusammenfassung in der Sportschau sah das sogar sehr ansehnlich aus, was da serviert wurde. Die einzige Mango … äh … das einzige Manko schien die Chancenverwertung zu sein. Wer hingegen das ganze Spiel sah, sah, dass wir bis zu unserer 1:0-Führung kaum eine Chance hatten. Und spätestens mit dem Ausgleich wenig später – mit der Gastgeber erstem Schuss aufs Tor hörte man die Hoffenheimer Fans vegan frustriert stöhnen: „Da haben wir den Salat!“
Aber ob nun Salat, Gewürz-, Einlege-, Essig-, Senf-, Schlangen- oder gar See-, es war auf jeden Fall ein enormes Gegurke, was wenig an- oder gar Appetit auf mehr machte.
Nicht ganz unlustig: Schlangengurken sind vegan (Es ist nur eine andere Bezeichnung für die ordinäre „Salatgurke“ – immerhin DAS Gemüse der Jahre 2019 und 2020), während Seegurken Meeresbewohner mit einem ein Millimeter bis zweieinhalb Meter langen, walzenförmigen Körper sind, die in der Tiefsee 90% der bodennahen Biomasse darstellen. Form und Lebensraum waren wohl in Deutschland für die Nomenklatur verantwortlich. In Italien war es wohl mehr die Form dieser Lebewesen, die die Fachwelt Holothurien nennt: cazzi di mare. („Meerpimmel“).
Es entzieht sich unserer Kenntnis, was „Gegurke“ in unserem Sinne auf Italienisch heißt, aber wir fänden „cazzo di calcio“ sehr passend für ein Spiel, das primär schlaff daherkommt, wo nichts pulsiert, in dem es keine Spannung gibt, keinen Druck, keinen Schuss und es entsprechend unbefriedigend und höhepunktsfrei daherkommt.
Zwar gab es in der 2. Halbzeit aussichtsreiche 1:1-Situationen, die aber allesamt danebengingen, so dass es beim 1:1 blieb und somit das Spiel in die Verlängerung ging, wo es dann auch so langsam Fahrt aufnahm.
Insgesamt wurde das Spiel unserer Mannschaft nicht besser, aber immerhin wurde es ein Pokalspiel. Dazu passte sehr gut, dass unserer erneuten Führung durch Dabbur ähnlich zeitnah wie zuvor der Ausgleich durch die Gastgeber folgte. Immerhin war nun Spannung da. Und auch in den Reihen unseres Teams war so etwas wie Erregung zu spüren, den unbedingten Willen, das Elfmeterschießen zu vermeiden – und es war letztlich Kramaric, der das Ding reinmachte, so dass der Start in die diesjährige DFB-Pokalsaison dann doch nicht bereits zum Start zum Rohrkrepierer wurde.
Welche Schlüsse lassen sich aus dieser Begegnung zum Start für die Bundesliga ziehen? Keine, denn es dürfte eine komplett andere und weniger grüne, unreife Mannschaft auf dem Platz stehen, was (zumindest sprachlich) sportlich hoffen lässt:
Gurke leitet sich her von dem altpolnischen ogurek, heute ogórek, derselben Bedeutung. Dieses bereits im frühen Mittelalter aus den slawischen Sprachen übernommene Substantiv stammt über das gleichbedeutende mittelgriechische αγγούριον, angoúrion „Gurke“ (vielleicht auch dessen Diminutivform αγγουράκι, angouráki), vom Adjektiv άγουρος, águros, „grün, unreif (bei Früchten)“ ab, das sich aus mittelgriechisch ἄωρος, áōros„unzeitig, unreif“ entwickelt hat.
(Quelle)
Ja, natürlich sind wir ein Verein, der gerade „jungem Gemüse“ ein Chance gibt. Doch der Strunk muss stimmen, also die Sprossachse. Sie ist ein Organ, das sowohl der Stabilisierung als auch der Speicherung sowie als Transportorgan für das Wesentliche (bei einer Pflanze: Wasser, Nährstoffe und Assimilate). Es braucht halt einfacher mehr Power. Oder wörtlich genommene Poesie ganz im Sinne von Mathias Halfpape aka Heinz Strunk.
Mehr Bock auf Biss einfach … und (Spiel-)Witz …
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