SC Freiburg vs. 1899 Hoffenheim
Glönnen
Viele Parallelen, aber keine Punkte.
Auch wenn wir hier in der Region gerne motzen,
das Spiel gestern war weder super noch zum … Relegationsticketsbuchen.
Es war, wie es war, weil es kam, wie es kommen musste – und zum richtigen Zeitpunkt, auch wenn wir nicht gleich wieder in wenigen Tagen antreten und zeigen können, dass wir es besser können – zumal es ja nicht sooo schlecht war, aber jetzt ist es so, wie es ist: Wir haben das erste Mal in der Bundesligasaison 2017/18 keinen Punkt mitgenommen – und Pause!
Dass wir das erste Spiel in der Saison gegen einen Gegner verloren, der bis dahin noch kein einziges Spiel in der Saison gewonnen hatte, darf nicht als Argument für eine vermeintliche Schwäche der Mannschaft verstanden werden. Denn dass die Breisgauer bisher noch keinen Sieg einfahren konnten war ebenso den Umständen zu verdanken, wie dass wir bisher ungeschoren davonkamen. (Leverkusen, Schalke, du weißt, wovon hier die Rede ist.)
Natürlich kann man sich zu Recht darüber aufregen, dass wir die schnelle Führung noch schneller aus der Hand gegeben hatten und dann sogar in Rückstand gerieten, aber wenn man sah, wie engagiert und giftig die Freiburger mit ihrem klassischen Kindergartenfußball unsere Elf von Anfang an unter Druck gesetzt haben und wie relativ wenig die unseren – aus nachvollziehbaren Gründen – dagegenzusetzen hatten, musste eigentlich mehr über unsere kurzzeitige Führung als die Gegentreffer in der ersten Halbzeit überrascht sein.
Kindergartenfußball? Ja, das typisch Freiburger Spiel, für das einer der ersten Intellektuellen im deutschen Fußball, Volker Finke, den schönen Terminus der „ballorientierten Deckung“ erfunden hat. Im Grunde aber ist das die Spielweise wie Kinder kicken: Alle Mann, äh: Jungs und Mädels, mit Gebrüll auf den/die, der/die den Ball gerade hat.
Das war natürlich die richtige Herangehensweise gegen ein Team, das die letzten Spiele nicht absolut souverän, dafür absolut am Limit gespielt und erst weniger als 48 Stunden zuvor aus Bulgarisch-Uganda mit einer völlig sinnlosen Niederlage zurückgekehrt war. Da war klar, dass deren, zumal die TSG ja seit Wochen mehrfach pro Woche antreten musste und zahlreiche Indisponierte zu beklagen hatte, physische, aber halt auch psychische Konstitution nicht die beste sein dürfte.
Also setzte man seitens des SC alles auf eine Karte, konkret: uns unter Druck. Dass wir dennoch durch Hack, der sein Debüt in der Startelf gab, in Führung gehen konnten, war wie bereits am Donnerstag gegen Rasgrad nicht unserem Aufbauspiel, sondern einem Fehler des Gegners zu verdanken. Es war ein Freiburger Spieler, der den Abschlag deren Torwarts zurückköpfte. (Korrektur: Es war Vogt, der wieder einmal ein Kopfballspiel gewann.) Wagner reagierte schnell und leitete den Ball sofort in die Tiefe weiter, wo ihn Hack ähnlich Amiri in Mainz relativ freistehend nur noch reinhämmern musste. Was er sehr zur Freude aller auch tat. (Ergänzung: Hack hatte bereits in der ersten Minute die Riesenchance nach einer gefühlten 150-Meter-Vorlage von Nordtveit das 1:0 zu markieren.)
Das ist nämlich der Schwachpunkt dieser Taktik, die Christian Streich den seinen verordnete: Wer vorne draufgeht, geht hinten unter. (Klingt eigentlich ganz lustig. Ist aber, nicht nur wenn man ein Schiff vor Augen hat, ein schräges Bild.) Leider kamen wir nicht wirklich dazu, dies im weiteren Verlauf öfter zu machen, denn fast im Gegenzug kamen die Freiburger relativ leicht zum Ausgleich – und auch so ein vermeidbares Tor kassierten wir diese Saison (gegen Liverpool (?)) schon einmal.
Und wie auch gegen Braga reichten drei Minuten, um in Rückstand zu geraten. Was emotional nur sehr betrüblich war, es lag keine Halbzeit dazwischen, was natürlich auch nicht förderlich war für die Moral in der Mannschaft, die es nun zum wiederholten Mal schaffte, aus einer sehr frühen Führung in Rückstand zu geraten.
Entsprechend war danach auch unser Spiel. Fehlpässe häuften sich, das Mittelfeld konnte nicht überspielt, sondern nur mit langen Bällen überbrückt werden. Diese aber fanden keinen wirklichen Abnehmer, so dass Freiburg mehr und mehr Sicherheit in seinem aggressiven Pressingspiel gewann.
Des Weiteren verletzte sich auch Hack bei einem üblen Zusammenprall mit Vogt so schwer am Kopf, dass er sofort ausgewechselt werden musste. (Er wurde sogar zur Kontrolle ins Krankenhaus gebracht, konnte aber mit der Mannschaft zurückfahren.)
Ochs konnte sich zwar sofort ins Spiel gut integrieren, aber eine Entlastung bei hohen Bällen ist er mit seinen 1,74 cm ebenso wenig wie Hack, wenngleich er 2 cm größer ist. So blieb der wieder genesene Wagner als einzige, aber immer mindestens gedoppelte Anspielstation.
Nach der Halbzeit nahmen sich die Hausherren zurück. Die tiefere Verteidigung tat der Ansehnlichkeit unseres Spiels gut. Auch die Sicherheit am Ball wurde besser, jedoch nicht die Schnelligkeit und Präzision des Passspiels, weshalb wir die Freiburger auch nie wirklich in Gefahr bringen konnten, was ihnen wiederum mit uns durch Konter sehr gut gelang. (Wer vorne drauf geht … (s.o.))
Damit spielten wir am Limit, das aber nicht da war, wo es noch vor Wochen lag, wenngleich nicht (wie Wagner Mitte der zweiten Hälfte) am Boden. Unser Mittelstürmer und aktuell einzig nominierter deutscher A-Nationalspieler musste sich wohl in Folge seiner angegriffenen Konstitution und in Anbetracht der Kräfte, die ihn das Spiel bis dahin gekostet hat, übergeben. Wir hatten da schon unser Wechselkontingent erschöpft. Er musste, aber konnte auch nach etwas Cola weiterspielen, doch damit war auch ihm an dem genommen, was wir bis dahin ohnehin kaum im Angriff hatten: Wucht.
Zwar kamen auch wir noch zu zwei, drei Chancen, aber nie in die Situation, die Freiburger systematisch unter Druck zu setzen. Andererseits waren auch die Freiburger nicht wirklich gefährlich. Sie hatten auch gar kein Interesse mehr daran, das Spiel zu machen. Sie lauerten auf Konter, und wir luden sie dazu dann auch ein.
Zwei dieser Einladungen nahmen sie an und schlossen diese erfolgreich ab. Allerdings wurde eines der beiden Tore wegen Abseits zu Recht nicht gegeben. An dem Treffer drei Minuten vor Schluss zum 3:1 gab es eben außer, dass er zu leicht und zeitlich zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt fiel, nichts auszusetzen.
Jedem war damit klar, dass es das war. Und doch war es das nicht, denn plötzlich keimte Hoffnung auf, denn auch wir kamen noch (auch irgendwie typisch für uns in dieser Saison) in der Nachspielzeit zu einem (wenn man ehrlich ist, auch wenn es ein Freiburger erzielte: Abseits-) Tor. Aber zu mehr halt nicht.
Und jetzt?
Außer Pause?
Keine Ahnung.
Wer ist unsere Mannschaft?
0 Punkte in Europa. 14 in der Bundesliga – und dabei schon gegen größere Gegner wie Leverkusen, Bayern und Schalke gespielt und aus den Partien 7 Punkte mitgenommen.
Ist es in der Europa League vor allem Pech – oder Unvermögen?
Und was ist es dann Bundesliga? Unvermögen der anderen (in den direkten Partien) ist es nur bedingt.
Es ist wohl „Glönnen“, eine Mischung aus „Glück“ und „Können“, die zu den einzelnen Ergebnissen und damit trotz Mehrbelastung und Niederlage am 7. Spieltag (eine letzte Parallele zum Schluss: gegen denselben Gegner, den wir am 7. Spieltag der Vorsaison zu Hause mit 2:1 besiegen konnten) mit einer Durchschnittspunkteausbeute von exakt 2 zu Platz 3 in der Bundesliga reicht – punktgleich mit den Bayern und einem Punkt mehr als in der Vorsaison.
So gesehen sieht das doch ganz gut aus. Und die Aussichten sind auch alles andere als düster, schließlich können einige der Spieler generieren, die verletzten Spieler ihre Blessuren auskurieren, so dass wir darauf hoffen können, auch mal wieder ein Spiel zu dominieren und uns weiterhin (oben in der Tabelle) zu etablieren.
Wir hoffen, wir konnten motivieren,
und wünschen erhobenen Hauptes – und nicht auf allen vieren:
eine schöne, fußballfreie Zeit zum Delektieren.
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