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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Spielphilosophie

Spielphilosophie

Spiel und Witz

Ein zeitloses Interview mit Sloterdijk

Vor langer, langer Zeit erschien ein Leserbrief im selbsternannten Nachrichtenmagazin „Focus“ zu einem Interview mit Prof. Dr. Peter Sloterdijk. Darin brachte der Autor, der erste Vorsitzende unseres Clubs, seine Bewunderung darüber zum Ausdruck, dass er, Sloterdijk, über keinen Stylisten, dafür aber über Stil verfügt sowie über einen so elaborierten Code, der alles andere als lustig ist, aber dafür sehr viel Witz besitzt.

Vor der WM 2006 wurde der, ginge man nach der Frisur, Netzer der Philosophen vom Spiegel zum Thema „Fußball“ interviewt. Ein Angebot, das so ein alles andere als medienscheuer und sehr thesenbereiter Mann zu keinem und schon gar nicht zu diesem Zeitpunkt ablehen konnte.

So klärt er darüber auf, dass er sich weniger für Fußball als die Archäologie der Männlichkeit interessiert: „Das Fußballspiel ist atavistisch, und es ist eine anthropologische Versuchsanordnung“, zumal gerade bei diesem Spiel „unsere alten protoartilleristischen Jagderfolgsgefühle so deutlich imitiert werden.“

In dieser Deutlichkeit liest man das selten. A propos Imitation: „Eine Pornodarstellerin müsste sich genieren, verglichen mit diesen seltsamen Torschützenorgasmen, die vor zahlendem Publikum zum Besten gegeben werden.“ Eine Einstellung, die fast schon zwangsläufig die Frage aufwirft, ob dies vielleicht erklärt, warum noch nie ein Verein aus Schleswig-Holstein, der Heimat der Beate Uhse AG, in der 1. Fußball Bundesliga spielte.

Es lohnt sich also, das ganze Interview zu Gemüte zu führen, das wir aus rechtlichen Gründen hier sicherheitshalber nicht in Gänze wiedergeben. Aber gerne verlinken wir auf das gesamte Interview „Ein Team von Hermaphroditen“ auf spiegel.de.

Darin findet der geneigte Leser auch die Antwort darauf,

  • warum Kevin Kuranyi nicht ins WM-Aufgebot bestellt wurde- ein „antihermaphroditisches Votum“ Klinsmanns. („Ich denke, der hat den Kuranyi nicht wegen der angeblich schwachen Leistung rausgeschmissen, sondern weil er ihm übelnimmt, dass er eine halbe Stunde braucht, um sein Bärtchen zu rasieren.“)
  • wie Fußball-Wissen zur Steigerung der Inneren Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland beiträgt: „Wer das Wunder von Bern in Frage stellt, steht vermutlich einer terroristischen Vereinigung nahe.“
  • warum es uns, den Akademiker-Fanclub, gibt:

„Zur Grundausstattung des Menschlichen gehört ein gewisses Maß an Bereitschaft,
gemeinsam mit anderen verrückt zu werden.“

PS: Gerne verweisen wir an dieser Stelle auch auf die Sendung vom 28. Mai 2006 im Rahmen der Reihe „Das philosophische Quartett“. Allerdings ist sie nach unserem Kenntnisstand leider nur noch in Form von weitaus weniger schönen Zitaten in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Bild: Martin Schutt (Quelle)

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