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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. RB Leipzig

Mollige Momente

„Ein Meisterwerk ohne Musik“

Die TSG ist Spitzenreiter. Zumindest bei den ganz großen Themen wie Umweltschutz, Klima etc. – und dazu hat es in PreZero auch den richtigen Partner. Stetig werden neue Konzepte und Programme konzipiert und vor allem auch realisiert, die dazu beitragen, für eine bessere Atmosphäre zu sorgen. Das war auch gestern so. Und das bereits vor dem Spiel.

Über 23.000 Zuschauer sind auch das Ergebnis einer kontinuierlichen Arbeit in puncto Rückgewinnung – und der Beweis dafür, dass aus dem Nachher auch Dinge entstehen können, die besser sind als das Vorher – in dem Fall die Stadionatmosphäre. Und das Spiel gegen Leipzig war eine große Chance für die Mannschaft, dies weiterzuentwickeln.

Und auch der Verein selbst nutzte dieses Spiel, um seinen ökologischen Zielen näher zu kommen: Ein neues Abfalltrennsystem kam zum Einsatz, um die rund 3,6 Tonnen Abfall, die bei einem Heimspieltag so anfallen, noch konsequenter als bisher der Wiederverwertung zuführen zu können, um also Wertstoffe zu schaffen. Dazu standen überall neue Container mit dem Aufdruck

„MEISTER DER KREISLAUFLIGA“

Ein schönes Wortspiel, das sich aber leider sehr auf die Mannschaft übertragen hat, denn das Spiel, bei dem bei der TSG wenig nach vorn, dafür viel im Kreis lief, konnte man aus vielerlei Gründen in die Tonne kloppen – mehr aber auch nicht, erst recht nicht, auf wen kloppen.

Auch wenn wir in der vergangenen Spielzeit zum gleichen Zeitpunkt mit zwei Punkten mehr auf Platz 5 standen, ist das nicht miteinander zu vergleichen, denn auch der Tabellenführer hatte zwei, drei Punkte mehr, und zudem beträgt der Abstand auf Bayern München diese Saison einen Punkt weniger als 2021/22.

Der Anfang des Spiels ließ sich sehr schön an und erinnerte in vielerlei Hinsicht an den vielleicht schönsten Kreislauf aller Zeiten, vorgetragen vom britischen Eistanzpaar Jayne Torvill und Christopher Dean zur Musik von Maurice Ravels „Bolero“ aus dem Jahre 1928 bei den Olympischen Winterspielen 1984 in Sarajevo.

Ähnlich lang wie ihre Kür dauerte die Anfangsphase, die ähnlich konzipiert war wie das Originalstück selbst: große Rhythmik, wenig Varianz, die lediglich durch die unterschiedliche und stetig steigende Betonung der einzelnen Instrumente mehr und mehr an Spannung gewinnt.

Gerade da lief der Ball sehr im Kreis und fast ausschließlich in den Reihen der Leipziger. Die beiden Mannschaften bewegten sich dabei von links nach rechts, aber kaum nach vorn oder zurück. Für diese Darbietung hätte auch eine quergestellte Eishockeyfläche gereicht. Wer aber den Ostinato-Rhythmus im 3/4 -Takt im Ohr hatte und das fast ausnahmslose C-Dur des Stücks konnte daran schon Gefallen finden. Problem: Das hatte keiner auf den Rängen. Und das viel größere Problem: Das Spiel endete in sehr viel Moll.

Keine der beiden Mannschaften auf dem Platz hatte den Mut, aus dem Takt zu spielen, also aus dem starren Taktik-Korsett auszubrechen. Leipzig riskierte keinen Ballverlust, wir keinen Ballgewinn.

Klassik- oder auch Taktik-Liebhaber mögen das genossen haben, aber selbst für Ravel selbst war das Stück eine Provokation. Er nannte es ein „reines Orchesterstück ohne Musik“, das nichts weiter sei als ein „langes, progressives Crescendo“.

„Ich habe nur ein Meisterwerk gemacht, das ist der Bolero; leider enthält er keine Musik.“

Das liegt einfach daran, dass im Stück ein archaisch einfaches Thema weder variiert noch entwickelt, sondern innerhalb der rund 15 Minuten einfach 18-mal wiederholt wird.

Und genau dazwischen, also der 15. und 18. Minute begann das Spiel aus unserer Sicht aus den Fugen zu geraten (ohne jetzt auf Bach kommen zu wollen), denn da geriet Baumgartner in Prömel. Der brach sich dabei wohl den Knöchel und merkte sofort, dass er nicht weiterspielen konnte, was Leipzig aber tat.

Darüber kann man sich jetzt aufregen, man muss aber zu deren Ehrenrettung sagen, dass es die ballführenden Spieler nicht sahen und Prömel bei Bewusstsein war und nicht blutete, was den Linienrichter auf den Plan hätte rufen müssen.

So lief das Spiel weiter, Leipzig nach vorn, wir hinterher, Geiger foulte, wofür er (wieder einmal) Gelb und die Gäste einen Freistoß an der Strafraumkante zugesprochen bekamen.

Pause.
Physios.
Sanis.
Trage.
Und der nächste langfristige Ausfall eines Pfeilers im TSGerüst – nach Bebou, Dabbur und in diesem Spiel Kabak. Das sah übel aus …

… und wurde es auch, denn den Freistoß verwandelten die Gäste zur Führung. Zugegebenermaßen ein echter Hingucker, dem sich aber kurz danach überraschend ein Highlight aus TSG-Sicht gesellte, wenngelcih aus einem Fehler der Gästeabwehr. Rutter vergab sehenswert.

Danach hatte dann der Dirigent der Nachmittagsmatinee seinen Auftritt und fuchtelte immer wieder mit seinem rechten Arm. Rund zehn Minuten nach der Gästeführung verteilte er binnen drei Minuten drei durchaus fragwürdige gelbe Karten gegen unsere Spieler.

Nach 13 Spieltagen haben wir nun derer 29. Dazu kommen noch zwei gelb-rote. Damit liegen wir auf Platz 4 (bzw. 3, wenn man alle Karten zusammennimmt). Aber in einer Statistik liegen wir aktuell auch auf Platz 1: der Laufdistanz – mit 1500,5 km. Wie gesagt: Meister der Kreislaufliga, denn das heißt, wir brauchen für ein Tor 78,9 Kilometer. (Zum Vergleich Bayern München: 36,11.)

Das macht natürlich was mit einer Mannschaft, vor allem, wenn es, was es tat, die Abwehrspieler traf. Das Wenige, was wir bisher an Zugriff hatten, wurde geradezu coronakonform – und Leipzigs Ballstafetten entsprechend flüssiger. Ihr zweiter Treffer war dann auch nichts weiter als die logische Folge dessen – Gott sei Dank aber Abseits.

Pause.
Ratlos.
Panik.
Vage.

Was kann der Trainer da machen? Gut und Mut zureden, mehr aber auch nicht.

Aber das reichte. Denn wieder einmal nervte Angeliño durch eine seiner so zahlreichen wie meist sinnlosen Flanken aus dem Halbfeld und just, als man tief einatmete, um sich seinem Frust Luft zu machen, wurde diese für einen Torjubel gebraucht, denn durch sein Zuspiel erreichte der Ball Rutters Schädel und von da den Weg ins Netz.

Leider hielt die Freude nicht lange vor, denn durch einen (eigentlich gefühlt drei Dutzend) Fehler unsererseits und Defensive, weil sie einfach den Ball nicht aus der Gefahrenzone bekam, gingen die Gäste erneut in Führung.

Nicht wenige machten den Eingangsfehler an Nsoki fest, was aber nur bedingt stimmt. Ja, er spielte den entscheidenden Fehlpass auf Kramaric, aber er war es, der ihm den Ball zuvor zuspielte, ihn wieder haben wollte, dem aber nicht entgegenging. So kam der Gästespieler dazwischen und nach einigen missratenen Versuchen, den Ball wegzudreschen, schoben ihn die Gäste letztlich über die Linie. Das Bisschen, das wir den Gästen entgegenzusetzen hatten, war damit gebrochen.

Das 1:3 war eigentlich von Anfang an ein Unding, schließlich ließen wir den Spieler einfach nur aufs Tor zulaufen und abziehen und das war’s dann – auch wenn Asllani, der in den wenigen Minuten von seiner Körpersprache her einen sehr guten Eindruck machte, eine sehr gute Kopfballchance vertat, was vielleicht doch noch mal ein paar Kräftchen freigesetzt hätte, aber das hätte den Spielverlauf auch wirklich konterkariert. Genommen hätten wir den Punkt natürlich trotzdem gern.

Man muss aber fair bleiben. Das war einfach nicht unser Spiel – oder wie die TSG das Ergebnis auf Facebook kommentierte: „ein gebrauchter Nachmittag“. Aber was war da „gebraucht“? Was wurde da „recycelt“? Die Spielweise erinnerte zumindest an den Bolero-Aufbau: Es wurde das Gleiche wieder und wieder gespielt – lang. Obwohl kein Ball ankam, wir uns offensiv nie gegen deren Abwehrrecken und – ja, auch – -bullen weder am Boden noch in der Luft durchsetzen konnten, wurde es nie durch Kombinationen versucht und wenn, versprang der Ball.

Wir finden es ja gut, dass wir keinen Krawall- und Schallegozentriker in der Mannschaft haben, die sich gerne in der Presse sehen. Sie müssen als Spieler nicht ständig irgendwas behaupten. Aber den Ball? Wenn sie den mal besser behaupten könnten, das wäre schon schön.

Mittwoch geht es gegen den nächsten UEFA Champions League-Achtelfinalisten, da wird das (wieder) essenziell werden. Ach ja, das sollte nämlich bei aller auch berechtigten Kritik nicht vergessen werden: Wir spielten gegen einen solchen UEFA Champions League-Achtelfinalisten, der innerhalb dieses Wettbewerbs eine Mannschaft namens Real Madrid besiegte – falls das wem was sagt. Falls ja, dürfte es bei der Einordnung dieser Niederlage helfen.

Die Herausforderung ist halt die, genau gegen solche Mannschaften sich zu bewähren, auf Augenhöhe zu spielen, zu bestehen und halt auch mal zu gewinnen.

Die Chance hatten wir … gestern vergeben. Aber genau diese Chancen bieten sich jetzt wieder – doppelt, sie zu nutzen. Dazu passend … unsere ersten drei Punkte:

  • Wir wollen, dass sich in den kalten Novemberspielen der Gegner warm anziehen muss, nicht wir.
  • Wir wollen keinen Bolero …
    … weder als Tanz noch als Teil eines Toreros – sein taillenkurzes Jäckchen, das vorn offen, langärmig geschnitten und mit farbigen Posamenten verziert ist – oder spanisches Frauentracht (auch Figarojäckchen genannt) – ein taillenkurzes, vorne offenes Jäckchen mit oder ohne Ärmel bzw. Revers, vor allem das nicht in der aus einem Rechteck gefertigten Variante, bei der die Seiten zu Ärmeln zusammengenäht werden. Diese nennt man auch Seelenwärmer. Wollen wir definitiv nicht.
  • Wir wollen Seelenerwärmer …
    Schöne Spiele mit möglichst vielen Punkten.

¡Gracias!

 

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