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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1. FC Germania Egestorf/Langreder vs. 1899 Hoffenheim

F

Es geht wieder (so (langsam)) los!

Wenn es darum geht,  den vulgären, primitiven, sprich: hässlichen Deutschen und seine Hobbies alliterativ darzustellen, werden gerne jene F-Worte bemüht, z. B. „Fressen, ficken, fernsehen.“ Als Freunde rhetorischer Figuren finden wir das gut, hingegen können wir uns dem selbstverständlich weder sprach-ästhetisch noch inhaltlich anschließen. Dafür gibt es andere F-Worte. Solche, die viel besser zu dem Spiel gestern im Allgemeinen und uns im Besonderen passen:

Fulminanz, Firlefanz, Fußball.

Schließlich ging es ja auch gleich so los! Gewiss kann man das ein oder andere unserem Erstrundenspiel im diesjährigen DFB-Pokal gegen den 1. FC Germania Egestorf/Langreder absprechen, aber Fulminanz nicht:

  • sechs Tore (alle für uns, wobei insbesondere der letzte Treffer des Spiels und zugleich der erste von Sandro Wagner bei dem Thema „Fulminanz“ besonders hervorgehoben werden sollte/muss)
  • drei Tore davon von Kramaric
  • zwei rote Karten (eine für uns),
  • ein verschossener Elfmeter (von uns)

– das sind doch mal vielleicht nicht beste, aber doch zuversichtlich stimmende Omen für die kommende Saison.

Natürlich war die Abwehrleistung Firlefanz, also: noch nicht wirklich erstligatauglich, die rote Karte doof (gerade im Hinblick auf die nächste Partie) und das mit dem Elfer hoffentlich nur ein Überbleibsel aus der vergangenen Saison (und nicht der Beginn einer neuen Tradition), aber das Ergebnis allein zählt. („Fußball.“)

In den letzten Jahren haben sich ja die Saisoneröffnungspartie sowie die 1. Runde in den Pokalwettbewerb als ganz gute Indikatoren für den Saisonstart und –verlauf dargestellt. Wir alle erinnern uns noch an die Nullnummer gegen Bournemouth sowie das Erstrundenaus gegen 1860 München in der Vorsaison, die wir letztlich so glücklich wie nicht unverdient auf Platz 15 beendeten – ganz zu schweigen von der Blamage von vor vier Jahren gegen den Berliner AK, die uns zwang, durch die Hölle der Relegation zu gehen.

Deshalb war es nur richtig, dass unsere Mannschaft sich mit Chievo Verena und Atletico Bilbao nicht nur zwei sehr valide Testspielgegner aussuchte, und sich gegen diese mit Bravour und sehr gut schlug, sondern auch dieses Pokalspiel sehr ernst nahm und hochkonzentriert anging.

Die Tore waren die logische Folge gegen einen tapfer kämpfenden, aber dennoch in allen Belangen unterlegenen Gegner. Doch man sah auch – und auch das stimmt uns froh, denn eine allzu überzeugende Frühform hat sich auch noch nie über die Saison hinaus ausgezahlt –, dass in allen Mannschaftsteilen noch einiges an Luft nach oben ist.

Trotz des deutlichen Sieges wird jeder unserer Verteidiger wissen, dass und was er zu verbessern hat, und unsere Stürmer auch, denn trotz eines halben Dutzend Toren ließen wir aus den unterschiedlichsten Gründen mindestens so viele Großchancen liegen, was einen besonders nervte: Wagner war deutlich anzumerken, dass er in Sachen Torausbeute nicht die Nachfolge Kuranyis antreten will. (Hat ja dann auch mit dem Schlusspfiff noch geklappt. — Danke fürs Foto, Ulrike.)

So starten wir also in diese Saison mit einer großen Portion „unsicherer Zuversicht“: Die Mannschaft wird noch besser zueinander finden – und die anderen Erstligisten (wohl leider) auch, von denen zwar fast alle, aber davon nicht wenige nur mit Dusel in die zweite Runde einzogen.

Einer, der es nicht geschafft ist, ist auch gleich unser nächster/erster Gegner. Entsprechend motiviert werden die Leipziger (zum Gutteil: (nach Sins-)heim-)kommen – und auch sie mit zwei Silbermedaillengewinnern.

Könnte es einen krasseren Gegensatz für Niklas und Jeremy geben, als das, was sie jetzt erwartet? Was muss das für ein Gefühl sein, mehr oder weniger direkt aus dem Olympischen im Kraichgauer Dorf zu landen?

Immerhin umgekehrt gelang es ihnen ja ganz hervorragend, wenn man bedenkt, dass sie ohne Vorbereitung in das olympische Turnier gestartet sind und da weiterkamen als sowohl die A- als auch die U19-Nationalmannschaft bei ihren jeweiligen Europameisterschaften. Wenn man sich das mal vergegenwärtigt, konnte man im Sommer 2016 nicht wirklich von einer fußballfreien Zeit sprechen.

Oder doch? Denn bei keinem dieser Turniere wurde wirklich Fußball ge“spielt“.

Immerhin setzten sich mit den Franzosen bei der U19-EM nicht nur im Finale in unserer RHEINECKARENA, sondern über alle Partien hinweg die spielerisch beste Mannschaft durch. Bei der EURO in ihrem Land unterlagen sie als die doch beste Mannschaft des Turniers der besten Turniermannschaft aus Portugal – und das, obwohl deren Star im Finale selbst nur wenige Minuten auf dem Platz stand, noch weniger lief und letztlich runterhumpelte, womit bewiesen ist, welche Bedeutung sowohl Trainer als auch Teamgeist haben können.

Der portugiesische Trainer wurde nie müde, auch nicht nach der alles andere als überzeugend dargebotenen Vorrunde vom Turniersieg zu sprechen, was ihm niemand abnahm. Aber als dann der ausfiel, der auf dem Platz den anderen Verantwortung hätte abnehmen können, taten sie es gemeinsam und gewannen das Ganze als Ganzes.

Der deutsche U19-Trainer hingegen ließ sowohl mit seinen Worten als auch mit seinem Körper sprachlich jede Zuversicht und Motivationskompetenz vermissen. So spielte unsere U19 zum Teil hervorragend, aber vergaß ähnlich der A-Nationalmannschaft das Toreschießen und verlor deshalb, wenngleich höchst unglücklich, klar dominierte Spiele, unter anderem das gegen den späteren Finalisten Italien mit 1:0 trotz gefühlten und nur unmerklich übertriebenen 55:1 Torchancen. Und hier stand vor allem „unser“ Philipp Ochs im Fokus und der Verantwortung, was oftmals dazu führte, dass, wenn bei ihm nichts ging, gar nichts ging. (Zum Glück ging es dann letztlich doch insofern gut, dass wir das entscheidende Spiel für die Qualifikation zur U20-WM dann doch noch gewannen, allerdings ebenfalls völlig unnötigerweise erst im Elfmeterschießen gegen die Niederländer, die wir sowohl über 90 als auch 120 Minuten klar dominiert haben.)

Unsere Olympia-Mannschaft war da anders. Da übernahmen zwei die Verantwortung: der Trainer und der aus den unterschiedlichsten Gründen fast schon wahllos zusammengewürfelte Haufen, der sich am Schluss als eine echte Mannschaft herausstellte und dann auch (mindestens) einen Star hatte: Niklas Süle.

Er spielte nicht in allen Begegnungen fehlerfrei, aber immer überzeugend – und im Finale überragend. Auch Toljan, der ja im Ligabetrieb auch nicht gerade ein steter Ausbund an Konstanz darstellt, wusste im Maracana gegen einen gewissen Neymar sehr zu gefallen. Beide trugen sich auch noch als Torvorbereiter in irgendwelche Statistiken ein, so dass wir berechtigten Anlass zur Hoffnung haben, dass sich durch ihre Rückkehr unsere Defensive definitiv stabilisieren und somit unser Spiel das tun wird, was der Ruf der TSG 1899 Hoffenheim jetzt auch endlich durch die U19-EM und eben das olympische Turnier bereits tat: deutlichst verbessern.

Selbst größte Widersacher in der Moderatoren-/Kommentatorenbranche beginnen anzuerkennen, was Dietmar Hopp in seiner/unserer Heimat aufgebaut hat. Und in der Fanszene hat man ja spätestens ab nächster Woche ohnehin ein neues Feindbild.

Vielleicht ist das der Grund, warum die DFL das Spiel dieser beiden in weiten Teilen der Fußballmedienöffentlichkeit gleich an den Schlusspunkt des Saisonauftakts und gleichzeitig den Beginn der ersten Saisonunterbrechung gestellt hat. Wissen wir nicht. Ebensowenig wie das, was sich die Verantwortlichen bei der Gestaltung dieses Spielplans gedacht haben, nach dem ersten Spieltag erst mal eine Länderspielpause einzulegen. Wahrscheinlich waren es „Sachzwänge“, denn bekanntlich wird so ein Spielplan in die Lücken gesetzt, die bleiben, nachdem FIFA und dann UEFA ihre Termine festgelegt haben. Aber jetzt ist es eben so und das ist vielleicht auch ganz gut so. Was weg ist, ist weg. Dann Pause, aber dann kommt es ja recht schnell Schlag auf Schlag, inklusive „englischer Woche“, so dass man doch schon in Bälde wieder so etwas wie Ligaalltag hat.

Zudem haben wir dieses Jahr einen Saisonauftakt, der mit weniger Wahrscheinlichkeit behaftet ist als der des Vorjahres, wo es ja gleich gegen Bayer und die Bayern losging. Denn nach dem Saisonauftakt gegen die Leipziger und der Länderspielpause geht es (zum Teil für die Fans mit dem Schiff) in die Nachbarschaft nach Mainz, die sich ja ebenfalls alles andere als bravourös im Pokal schlugen, aber immerhin weiter dabei sind.

Wer seitens unserer Mannschaft dann noch dabei ist, zumindest bis zum 16. Spieltag der Hinrunde, werden wir dann auch wissen, denn ab Ende August ist auch das Transferfenster bis zum Ende des Jahres geschlossen. Zum Ende der Hinrunde könnte es aber wieder Veränderungen im Kader geben, alldieweil das Transferfenster im Januar wieder auf ist – und da dann auch, nach der Winterpause, erst der 17. Spieltag stattfinden und damit die Hinrunde beendet sein wird.

Ja, das ist alles etwas anders dieses Jahr, und wir sind einfach sehr gespannt, wie es wird.

  • Wird der positive Trend bei der Wahrnehmung der TSG zumindest in den Medien anhalten?
  • Wird die Südkurve in Hoffenheim sich die Chance entgehen lassen, was zu wünschen wäre, auf den RB-Hater-Zug aufzuspringen?
  • Wird das Traditionsclub-Gefasel durch die Teilnahme von RB Leipzig neuen Aufwind erfahren oder wird sich irgendwann doch mal die Erkenntnis Bahn brechen, dass es ohne Unterstützer aus der Wirtschaft für die allerwenigsten Bundesliga-Mannschaften nicht möglich wäre, sich wirtschaftlich selbst zu tragen – und dass die wirtschaftliche Unterstützung durch Einzelne einem Verein sowie dem Sport weitaus weniger schadet, als wenn man auf Unterstützung durch die Öffentliche Hand (sprich: Steuergelder) oder „Fan-Anleihen“ setzt, die nicht zurückgezahlt werden (können), was in dem ein oder anderen Fall den ein oder anderen Anwalt dazu bringen könnte, sich das Verhalten mal im Hinblick auf § 15a Absatz 4 der Insolvenzordnung anzuschauen („Insolvenzverschleppung“).

Die Hoffnung lebt. Aber schwach, denn bereits bei der EM wie auch bei den Olympischen Spielen hat man wieder sehen können, wie rückwärtsgewandt so mancher Fußball-Traditionalist ist. Immerhin, und das ist ein gutes Zeichen, interessiert es die fußballinteressierten Menschen außerhalb der Medien nicht wirklich, ob ein Fußballspieler schwul ist, welche Hautfarbe oder Religionszugehörigkeit er hat. Nur sollte er die Nationalhymne mitsingen.

Aber selbst das bewusste Verschweigen von „Einigkeit und Recht und Freiheit“ wird zumindest im Erfolgsfalle besser akzeptiert als das, was sich das ZDF im Jahre 2016 nach Christus bei den oben genannten Turnieren erstmals erlaubt hat: Sie ließen bewusst und mehrfach ein Fußballspiel in ganzer Länge und das auch noch live von einer Frau kommentieren. Das war, wie gesagt: 2016 n. Chr., neu – und eine nicht unlustige Koinzidenz, dass diese Frau „Neu!mann!!“ heißt.

Doch bekanntlich geschehen ja noch Zeichen und Wunder. Vielleicht sogar große, so dass die Dummen verstummen, wir vom vulgären, primitiven, sprich: hässlichen „Fan“ verschont bleiben,  damit alle noch mehr Spaß am schönen Spiel haben können. In diesem Sinne („furiose Fanfare frei!“):

Friede! Freude! Feierabend!

 

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