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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfB Stuttgart

Geschmackssachen

Kein Sieger in einem Spiel ohne Pfeffer

Tore sind das Salz in der Suppe. So sagt man. So gesehen, war die Partie gegen den VfB überdurchschnittlich gut gewürzt. Es gibt aber auch Tore, die einem alles versalzen können. Das war im Spiel gegen Werder so – und jetzt wieder.

„Es ist natürlich glücklich, wenn man in der 90. Minute noch den Sieg holt“, sagte der Gästetrainer auf der Nach-Spiel-PK und drückte damit, auch wenn die Aussage an sich nicht stimmte, exakt das Gschmäckle aus, was diesem 2:2 anhaftete: eine bittere Niederlage für die TSG.

Für die Wahrnehmung des Geschmacks ist die Zunge zuständig – und auf jene musste sich wohl jeder, zumindest jeder Offizielle, nach der Partie ob des wiederholten Punktverlusts in den Schlussminuten beißen. Dabei gab es durchaus, wenngleich wenige Szenen in diesem Spiel, die man sich auf selbiger hat zergehen lassen können, denn das Spiel ließ sich so an, wie Jäger die Zunge unter anderem bei Elchen nennen: lecker.

So gab es endlich einmal Kreativität bei Standards zu entdecken, gutes und gefährliches Pass- und Kombinationsspiel zu sehen, sowie so etwas wie Spielwitz, vor allem von dem ersten und einzigen Spieler aus den Reihen der TSG, der je für die Wahl bei der FIFA zum „Spieler des Jahres“ nominiert war: Eduardo Vargas.

Dies hat er natürlich weder seiner Leistung bei den Queens Park Rangers noch bei der TSG zu verdanken, sondern seinen Auftritten bei der Copa America, und er wird die Wahl allerhöchstwahrscheinlich ebenso wenig gewinnen wie der Ex-TSG-Spieler Alaba, der ebenfalls nominiert ist, aber es stellt etwas aktuell sehr Seltenes für die Verantwortlichen bei der TSG für ihr Tun dar: eine positive Bestätigung.

Ansonsten steht ja gerade die sportliche Leistung sehr in der Kritik. In den Medien wird Gisdol als Dogmatiker dargestellt und es ist von einem Zerwürfnis (der Fraktionen) zwischen Hopp und Gisdol die Rede. Aber sagen die Medien die Wahrheit?

Nein. Denn jene steht nicht in den Zeitungen, Blogs, Postings etc., sondern sie liegt auf’m Platz – und da war weniger Dog- als Pragmatismus zu sehen – und eine gut organisierte Mannschaft, die sehr konzentriert und wohltemperiert zu Werke ging.

Kein ungestümes Anrennen wie in den ersten beiden Spielen, sondern vielmehr eine solide Defensive um die Mittellinie herum, in der sich die Angriffsbemühungen der Gäste immer wieder verloren, sowie ein recht ansehnliches Passspiel, das zwar noch weit von einem klassischen Ballbesitzspiel entfernt ist, aber immerhin reichte, sich den Gegner ein ums andere Mal zurechtzulegen.

Sicherlich war es dabei hilfreich, dass die TSG zum dritten Mal in Folge mit der gleichen Startelf in die Partie ging. Aber auch der Umstand, dass bei den Gästen ihrerseits eine durch Verletzungen geschwächte, neuformierte Mannschaft auf dem Platz stand, trug seinen Teil dazu bei, dass in den ersten 20 Minuten nur eine Mannschaft spielte: die TSG.

Diese hätte bis dahin schon längst führen können, aber leider scheiterte Bicakcic nach einer schönen Eckballkombination nach fünf Minuten an zehn Zentimeter Aluminium, und noch leiderer übersahen unsere Spieler bei guten Gelegenheiten den noch besser postierten Spieler.

So wurde unser Spiel so langsam fad, auch weil man das Gefühl hatte, es wäre an der Zeit, den Gegner nicht nur zu biogaren, sondern dem Spiel eine Prise Salz beizugeben, sprich: ein Tor zu erzielen.

Doch das Gegenteil war der Fall. Unser Spiel verkam zu einer Art Reduktion, allerdings ohne an Biss zu gewinnen. Schlimmer noch: Nach und nach kamen die Gäste eigentlich grundlos besser ins Spiel, aber da „eigentlich“ ein Wort ist, das man eigentlich nicht braucht, gab es natürlich einen Grund, genauer gesagt: einen Mangel – und das war neben Salz der Einsatz jener, die für die richtige Dosierung, also die Zu-, sprich: Vorbereitung von Toren zuständig sind: die (Ball-)Streuer, sprich: unser Mittelfeld.

Schwegler war völlig verklumpt. Von ihm kam eigentlich gar nichts, dafür dann nach etwas mehr als einer halben Stunde, seinetwegen ein Pfiff, da er zuerst sehr gut von Vargas in Szene gesetzt im Strafraum zu Fall kam. Volland verwandelte zur etwas späten, aber immer noch verdienten 1:0-Führung.

Dieses Tor tat der Mannschaft und auch dem Spiel gut. Stuttgart machte etwas mehr für die Offensive und offenbarte dabei gleichzeitig Lücken in der Defensive, die Vargas kurze Zeit darauf fast genutzt hätte, doch der Lupfer seitlich aus um die 20 Metern, der ihm auch eine Nominierung zum Tor des Monats eingebracht hätte, konnte vom Gästekeeper gerade noch so an den Pfosten gelenkt werden.

Zum Zungeschnalzen:

 

Auch in der zweiten Hälfte blieb es ein Spiel mehr oder weniger auf Augenhöhe, wobei, um dem Ganzen etwas Realistischeres zu geben, man einräumen muss, dass beide Mannschaften knieten. Oder, um in den Termini der Kulinarik zu bleiben: Es fehlte jegliche Raffinesse.

Insbesondere die Abschläge von Baumann landeten nie da, wo sie sollten. Das kann man natürlich ihm ankreiden – oder aber den fehlenden Streuern. So simmerte das Spiel auf niedriger Temperatur vor sich hin, abgesehen von einzelnen, zum Teil gehaltvollen Chancen, die man aber behandelte, als ob es sich um Reste der Vorwoche handele. Das schmeckte niemandem auf den Rängen – und eine Minute nach dem Dreifachwechsel der Gäste wurde einem dann auch das erste Mal übel: Ecke der Gäste, keine Zuordnung in der Abwehr, Ausgleich.

Das sind die Momente, wo einem klar wurde, wie wichtig es gewesen wäre, vorher schon den Deckel zuzumachen, so aber verwässerte das Spiel aus Sicht der TSG noch mehr, und der VfB pfefferte einen Ball nach dem anderen auf Baumanns Tor. Meist wahllos, doch zum Teil musste Baumann auch grandios das Unentschieden retten.

Wieder gab es eine Ecke für Stuttgart, doch diesmal stimmte die Zuordnung, Baumann konnte den Ball sicher fangen und entschied sich dann richtig gegen einen Abschlag und für einen Abwurf, der exakt bei Vargas landete, der mit einem perfekten getimten Pass Volland in Szene setzte, der zwar zuerst scheiterte, dann aber, begünstigt durch einen Ausrutscher des Gästekeepers, den Ball virtuos über ihn hinweg ins Netz zirkelte.

Die erneute Führung gab dem bis dahin zwar ansehnlichen, aber nicht wirklich sättigendem Spiel wieder Kick. Und die drei Punkte würden der doch bisher mageren Ausbeute unserer Mannschaft gut tun, was sich auch gewiss Gisdol dachte, der dann in der 89. Minute Vargas (1,75m) aus- und Schär (1,86m) einwechselte.

Und trotzdem bekamen eine Minute später alle (nicht nur TSG-Anhänger) metaphorisch das Kotzen, als ein Stuttgarter zweimal hintereinander gegen zwei Gegenspieler zum Flanken kam, wobei die zweite dann a) den Weg in den Strafraum und b) den Weg exakt zwischen Schär und Süle auf den Kopf eines weiteren Angreifers der Schwaben fand: Augleich.

Und fast wie gegen Bremen hätte es in der Nachspielzeit noch ein zweites Tor für die Gäste gegeben, doch der Torschütze zum Ausgleich vergab zum Glück für uns und sehr zum Unbill seines Trainers kläglich, der daraufhin in den Interviews seinem Namen alle Ehre machte, denn machten ihn bislang die ausgelassenen Chancen zornig, machte ihn diese noch … (genau).

Aber in dieser Gemütslage war er nicht allein. Auch die TSG-Fans spien so manches gegen Trainer wie einzelne Spieler aus, was ihnen schwer im Magen lag.

Natürlich gab das Tor der Schwaben kurz vor Schluss dem Spiel etwas schwer Verdauliches. Aber wie es in solchen Fällen ist, ist es besser, dies nicht in sich reinzufressen. Es belastet einen nur unnötig, sorgt für manchen Krampf und letztlich kommt doch nur Scheiße bei raus.

Daher ist „Logoperestaltik“ dann doch besser, also dass man sich verbal auskotzt (Genau das taten die Spieler ungewohnter- und löblicherweise in den Interviews nach Schlusspfiff.) und sich dann für eine Weile aus dem Weg geht.

So gesehen kommt die Länderspielpause gerade recht. Dass bei den elf Spielern, die dabei für ihre Verbände auf Reisen sind, unsere komplette Abwehr dabei ist, ist schade, aber entscheidender ist eh das Mittelfeld, auf dass es lerne, seine Zuspiele als Beigaben zu verstehen und genau das zu spielen, mit dem dann das Salz noch besser zur Geltung kommt: Zuckerpässe.

Mahlzeit!

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