VfB Stuttgart vs. 1899 Hoffenheim
Mahlzeit!
Teil 1 der Ba-Wü-Meisterschaft: wenig schmackhaft, aber nahrhaft
Wenn hierzulande wer was erklären will, bedient er sich gerne der Fußlümmelei. Fußball ist die uneingeschränkte Nr. 1 der Analogien. Eines von zahlreichen Beispielen, wie sie besonders im Bereich „Wirtschaft“ immer wieder vorkommen:
Besonders interessant ist dann natürlich die Frage, wessen man sich bedient, um im Fußball etwas zu erklären. Hin und wieder bedient man sich anderer Sportarten zur Bezeichnung singulärer Ereignisse, so wie beispielsweise „Stockfehler“ für Defizite bei der Ballannahme und „Check“ für das zumindest von einem Spieler bewusst herbeigeführte Aufeinandertreffen auf den Körper des Gegenspielers aus dem Eishockey.
Wenn es jedoch um eine ganzheitlichere Betrachtung bzw. Erklärung eines Spiels geht, reicht das nicht aus. Hier weicht der Fußball, der ja als die schönste Nebensache der Welt gilt, auf eine der Hauptsachen des Lebens aus: das Essen.
Im positiven Fall wird dann meist von einem „Leckerbissen“ gesprochen. Wenn es aber darum geht, ein schlechtes, weniger attraktives Spiel zu bewerten, ist die Meinung schon weniger einheitlich. Hier kämpfen meist die Begriffe „Schonkost“, „Magerkost“ bzw. „schwere Kost“ um die Deutungshoheit.
(Letzterem Begriff „verdankt“ dieser Beitrag sein musikalisches Intro.)
Termini wie „auf den Geschmack kommen“, „Appetit auf mehr“, „Heißhunger“ sind ebenfalls üblich. Hinzu liegen gewisse Schiedsrichter-Entscheidungen und/oder Ergebnisse „schwer im Magen“ und ein erfreuliches Ereignis gegen Ende eines erfreulichen Spiels wird auch gerne als „Nachtisch“ bezeichnet.
Den gab es auch – und der wurde von Elyounoussi serviert, auch wenn das Erfreulichste an dem Spiel das Ergebnis war. Sein 2:0 in der 84. Minute „machte den Deckel“ drauf (OK, zum Bild „Nachtisch“ passt das nicht so wirklich, aber auch das ist eine Phrase aus der Nahrungszubereitung.) und sorgte für den 2. Sieg im 4. Spiel der laufenden Saison, in der die Mannschaft immer noch ungeschlagen ist und entsprechend auch weit vorne in der Tabelle liegt.
Ansonsten liegt aber auch noch einiges im Argen, denn überzeugend war das Spiel nicht. Weit von einem „Leckerbissen“ entfernt, auch wenn es aus unserer Sicht mit einem verspäteten „amuse gueule“ begann.
Die erste Viertelstunde gehörte deutlich den Gastgebern und das lag nur zum Teil an ihnen selbst. Zahlreiche verletzungsbedingte Ausfälle machten bei uns einige Umstellungen in der Mannschaftsaufstellung aka Rezeptur nötig.
Vorne spielte nur Modeste, der den Vorzug vor Szalai erhielt, das Mittelfeld wurde mit Polanski, Firmino, Elyounoussi plus Schwegler und Zuber besetzt. Die beiden Schweizer erhielten nicht den Vorzug vor Rudy und Strobl, sondern ersetzten sie an dieser Stelle, da die beiden sonst hauptsächlich als Mittelfeldspieler agierenden Akteure in der Abwehr standen: Statt Abraham oder Vestergaard stand Strobl für den verletzten Bičakčić neben Süle in der Innenverteidigung und als Ersatz für Kim ließ Gisdol Rudy rechts hinten verteidigen, wo er, um mal wieder den sprachlichen Gang in die Küche anzutreten, nichts anbrennen ließ.
Das erinnerte natürlich an das letzte Spiel der Nationalmannschaft, in dem Rudy nicht nur erstmals von Anfang an, sondern auch erstmals auf dieser Position spielte. Doch das war nicht die einzige Parallele zu dem Spiel. Auch das besagte „Leckerli“ gab es genauso im Europameisterschaftsqualifikationsspiel.
Freistoß von Rudy, lang und hoch in den Strafraum gespielt und letztlich landet der Ball beim schlaksigen, im Grunde wadenfreien Mitspieler, dessen Nachnamen mit M beginnt und seinerseits das 1:0 erzielt.
Unser Müller heißt Modeste, der nichts und damit alles richtig machte. Er bewegte sich nicht zum Ball, er sprang nicht hoch, er blieb einfach stehen, was genau das Richtige war, denn sein Gegenspieler unterschätzte bzw. unterlief die Flanke, sodass der Ball genau auf dem Schädel des Franzosen landete von da im aus seiner Sicht rechten unteren Eck des Tores.
Die Führung aus dem, was der Wettergott präsentierte: heiterem Himmel. Davor war unserer Mannschaft deutlich anzumerken, dass sie so noch nie zusammenspielte. Es gab wenig gelungene Aktionen, dafür Fehlpässe en masse beim Spielaufbau und entsprechend im Spiel nach vorn.
Ohnehin zeigte ja die Aufstellung, dass es unseren Verantwortlichen nicht darum ging, ein Offensiv-Spektakel zu initiieren und womöglich ein ähnliches Debakel wie in der Vorsaison zu erleben. Lieber solide, siegreich und satt Punkte als furios, virtuos und ohne Punkte.
Letztlich ging das Rezept auf und das macht es wieder wett, dass man während des Spiels insgesamt schwer zu schlucken hatte an dem, was da aufgetischt wurde, was aber durchaus an den eigenen Erwartungen liegen könnte.
Wer beispielsweise des Englischen nur bedingt mächtig ist und/oder keine Ahnung davon hat, wie Fleisch sein muss, damit es bekömmlich ist und in einem Restaurant in Schwarzafrika eine „Game Plate“ bestellt, wird auch wenig Freude daran haben, es sei denn, man liebt es, sich mit aller Kraft durchzubeißen.
Denn „game“ heißt neben „Spiel“, auch „Großwild“ und das heißt, man hat eine Auswahl an Löwe, Zebra, Antilope etc. bestellt, also Fleisch von Tieren, deren Muskulatur wenig fettdurchzogen ist – und dementsprechend zäh.
Und das war das Spiel auch: sehr. Aber: auch erfolgreich. Und da das Punktekonto zugenommen hat, ist letztlich ja alles gut und die Vorfreude groß auf das nächste Ma(h)l.
Am Dienstag ist es ja bereits so weit. Und das kommende Spiel gegen Freiburg wird gewiss würziger. Unvergessen das Heimspiel der letzten Spielzeit, in dem es ja während des Spiels auf dem Feld und auch danach auf der Pressekonferenz sehr feurig zuging. Für eine weitere Prise Brisanz sorgt die Tatsache, dass deren ehemalige Nr. 1 jetzt die unsrige ist.
Also alles beste Voraussetzungen dafür, dass es ein völlig anderes Spiel wird. Auch wenn kein 5-Sterne-Menü zu erwarten ist, Hausmannskost wird es auch nicht werden.
Na ja, egal was es wird, hoffen wir einfach darauf, dass wir auch Teil 2 der Ba-Wü-Meisterschaften gewinnen und die Breisgauer vernaschen und damit auch unser Bundesliga-Punktekonto weiter fetter wird.
Mahlzeit!
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