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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Schalke 04 vs. 1899 Hoffenheim

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Die Anomalie eines alles andere als flüssigen Spiels

Deutsche Schreiberlinge sind nicht wirklich variantenreich, wenn es um Sprachbilder geht. Das hat schon Vicco von Bülow festgestellt, der in seinem Werk “Möpse & Menschen – Eine Art Biographie“ festgestellt hat:

Zur Tätigkeit eines satirischen Zeichners fallen der Presse immer wieder neue Formulierungen ein:

Loriot_Hoffenheim

Und ähnlich variantenreich waren auch die Beschreibungen der Sport-Journaille, als es um die Beschreibung des Sieges der TSG Hoffenheim auf Schalke 04 ging:

  • Eiskalte Hoffenheimer“ (kicker)
  • „Hoffenheim nutzt seine Chancen eiskalt aus“ (Süddeutsche Zeitung)
  • „TSG Hoffenheim schießt die Knappen eiskalt ab. (OneFootball)
  • „TSG nutzt ihre Chancen eiskalt aus.“ (Sport.de)
  • Eiskalte und effiziente Hoffenheimer lassen Schalke keine Chance.“ (BWA Sport)

Nun, es sind Journalisten, keine Dichter. Sie wollen keine Kultur schaffen, (Dabei liest sich aus heutiger Sicht Schillers „Lied von der Glocke“ wie eine Aneinanderreihung von Redewendungen, die hat aber alle er erfunden (s. unten), sondern Klicks generieren – und da ist es durchaus nachvollziehbar, dass man so verbalisiert, dass es die Masse goutiert und schnell kapiert.

Da geht man dann auch nicht in chemische Details: Der Gefrierpunkt welcher Flüssigkeit ist überhaupt gemeint? So gefriert Essigsäure bereits bei +16,7 °C, Benzol bei +5,5 °C, während Schwefelkohlenstoff, Diethylether, Propylalkohol mit ihren Gefrierpunkten von -111,6 °C, 116,0 °C bzw. -127 °C sogar noch in der Antarktis flüssig blieben, ganz zu schweigen von Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff, die erst bei -210,0 °C, -218,8 °C respektive -259,2 °C fest werden.

Und welche Maßeinheit zieht man heran? Man könnte ja vor lauter Kreativität und eingedenk des legendären Interviews zwischen Waldemar Hartmann und Rudi Völler, in dem ja vom „absoluten Tiefpunkt“ die Rede war, über Kelvin sprechen, denn 0 Grad Kelvin stellen exakt den absoluten Tiefpunkt zumindest in puncto Temperatur dar (= -273,15 °C)

Und da unser Ex- und der aktuelle Schalke-Trainer nebst seinem Knurren, seiner Wertschätzung gegenüber Journalisten vor allem für seinen Satz „Die Null muss stehen“ steht, könnte man, zumal der Abstand zwischen Kelvin und Celsius immer gleich ist, auch davon sprechen, dass Kramaric & Co 273,15 Kelvin heiß waren. Oder vielleicht auch etwas weniger, denn nur dann ist Wasser Eis, erst dann wird das flüssige Element fest, während es bei 373,15 Kelvin konstant gasförmig wird, wobei es bei 273,25 Kelvin sowohl fest, flüssig als auch gasförmig sein kann. (Darauf wollen wir jetzt aber nicht näher eingehen, denn erstens, hatten wir uns dem sogenannten Tripelpunkt schon mal vor rund drei Jahren gewidmet, außerdem wurde inzwischen ein vierter Aggregatszustand des Wassers entdeckt, den der Entdecker Prof. Dr. Gerals Pollack „Exclusion Zone (EZ)“ nennt („Ausschlusszone“). Dieser Aggragatszustand wurde jetzt auch bei anderen Elementen bestätigt. Ein Wissenschaftler-Team hat die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz genutzt, um die Existenz eines bizarren neuen Aggregatzustands zu bestätigen, in dem Kalium simultan Eigenschaften eines Feststoffs und einer Flüssigkeit aufweist.

„Das wäre so, als würde man einen Schwamm halten, aus dem Wasser heraustropft, nur dass der Schwamm auch aus Wasser bestünde“, sagt der Co-Autor der Studie, Andreas Hermann. Der Physiker der University of Edinburgh und sein Team beschrieben ihre Arbeit im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Science“. (Quelle)

Man könnte aber über das Wasser nachweisen, dass Huub Stevens’ Maxime ihre physikalischen Nachteile hat, denn so fest Wasser bei 273,15 Kelvin (bzw. 0 °C) auch sein mag, wirklich dicht ist es da nicht. Mit ein Grund wohl, von der Anomalie des Wassers zu sprechen, denn am dichtesten ist es bei einer Temperatur von 4 °C (=277,15 K). So gesehen, wäre es für Schalke am besten gewesen, wenn die 04 gestanden hätte.

Hat sie nicht. Dem Fußballgott sei Dank. Überhaupt ist er, den wir zu Anfang der Saison mehr als einmal schmerzlich vermisst haben, seit unserer Niederlage in Frankfurt (und dem Unentschieden in Stuttgart) aktuell sehr hold, denn sagen wir es, wie es war:

Es war ein scheiß Spiel unserer Mannschaft, bei dem bis auf sechs Ausnahmen so gut wie nichts klappte. Einzig Belfodil hatte eine Torchance nicht genutzt, was keine Kritik sein soll, sondern nur darstellen, wie, um es euphemistisch zu sagen, effizient die TSG war. A propos:

Da aber auch Hoffenheim zunächst große Probleme hatte, dem eigenen Spiel eine Linie zu geben, entwickelte sich eine von Fehlern geprägte Anfangsphase auf unterem Niveau.

Dieser Satz stammt nicht von der TSG, sondern der FAZ – und das ist ein 100%iger Euphemismus, also eine beschönigende Umschreibung.

Wir hatten kein Zug im Spiel, keine Kombination in die Spitze, die Pässe zum Mitspieler kamen lasch und schlampig. Kramaric verlor so gut wie jeden Ball und Demirbay schien jedes Tempo jenseits des Trabs vermeiden zu wollen.

Ähnlich der Gesamtbewertung des Spiels waren auch die Kommentare zum Führungstreffer der TSG kein Ausbund an Kreativität. Immerhin gab es hier zwei Varianten, um zu beschreiben, woher das Tor resultierte:

  • „aus dem Nichts“
  • „aus heiterem Himmel“ :

… und beides war auch etwas beschönigend, denn eigentlich resultierte er aus Glück. Denn Belfodils Vorlage misslang ihm eigentlich, wodurch sie ihm perfekt gelang. Der Schuss selbst dürfte zu den schnellsten Toren der Saison zählen, wenn man hier „km/h“ als Maßstab ansetzt.

(Eigentlich überraschend, dass weder die DFL noch ein Verein beispielweise einen Baumarkt angefragt hat, ob sie nicht den „Hammer des Spieltags“ (/der Hinrunde / Rückrunde / Saison) als Preis ausloben wollen. Sollte das jetzt einer tun, bitten wir um Übersendung der Kontaktdaten des Verantwortlichen zur Übersendung unserer Kostennote.)

Dass das Spiel trotz gravierender Mängel in eigentlich allen Belangen gut für uns ausgehen würde, war direkt im Anschluss an den Führungstreffer fühlbar, als drei Königsblaue fast allein vor Baumanns Tor standen, und diese Riesenchance maximal unmajestätisch, kläglichst versemmelten.

Dass wir dann mit Chance 2 Tor 2 erzielten, was wir vor allem Demirbay zu verdanken hatten, der mit einem grandiosen Steilpass Kramaric in den Galopp brachte, erhöhte die Zuversicht, dass wir am Ende des Spieltages bis auf einen Punkt an den derzeitigen Tabellenfünften – und Gegner der übernächsten Partie würden heranrücken können, denn der Treffer fiel kurz vor der Halbzeit, dem Moment, der allgemein als „psychologisch wichtiger Zeitpunkt“ benannt wird. (Zu unserer eigenen Überraschung ist er genau dann genau das, wie eine Auswertung von 45.000 Partien ergab.)

Es war der VAR, der das Spiel wieder spannend machte, denn er bestätigte die Entscheidung des Schiedsrichters, plötzlich Elfmeter für die Gastgeber zu geben. So nachvollziehbar dessen Entscheidung war, denn warum sollte wer keine fünf Meter vor dem Tor eine so dämliche Schwalbe hinlegen, um einen Elfer zu schinden, so wenig nachvollziehbar war die Bestätigung aus dem Kölner Keller, denn der Spieler verlor schlicht das Gleichgewicht. Das fand man aber dort wohl als Erkenntnis zu profan.

Nun, zum Glück verwandelte der zuvor für den stark Gelb-Rot-Gefährdeten Hübner eingewechselte Szalai kurz drauf Chance 3 gegen seinen Ex-Club zu Tor 3 für seinen Jetzt-Noch-Club – und das per Kopf. (Es war sein insgesamt 50. Bundesligatreffer, sein 23. Treffer und sein viertes Kopfballtor für uns. (Nur für ein Bundesligateam traf er öfter: den Gegner unseres letzten Spiel: Für Mainz erzielte er einen Treffer mehr – und insgesamt fünf Kopfballtore.)) (Quelle)

Das Schöne an dem Tor war die Art und Weise, wie es herausgespielt wurde. Endlich klappten auch einmal Kombinationen, was auch beim vierten Tor der Fall war, aber da war Schalke schon so gut wie auseinandergefallen, während die TSG als Mannschaft jetzt auch immer mehr zusammenfand. Dass Kramaric in der Situation nicht selbst abschloss, zeigt, dass sich in dem Punkt – und in Anbetracht von nur noch vier ausstehenden Spielen: zum richtigen Zeitpunkt viel Positives in der Mannschaft getan hat. Dass Belfodil noch ein Tor erzielte, überraschte niemanden, aber dass es auf Außenristzuspiel von Bicakcic folgte, zeigte die desolate Verfassung der Hausherren zum Spielende. Zwar konnten sie da noch mal verkürzen, aber das änderte nichts an dem Sieg der TSG.

Dennoch regte (uns) der Treffer auch wahnsinnig auf, denn er zeigte erneut die großen Schwächen unserer Defensive an diesem Tag auf: wenig Klarheit, wenig Konzentration, wenig Konsequenz.

Ja, natürlich reichte es zu einem Sieg. Ja, natürlich sichert uns der Dreier weiterhin Platz 6 in der Tabelle, aber nicht nur sind wir bis auf einen Punkt an Platz 5 ran, und die nächsten drei Gegner sind auch noch in unmittelbarer Schlagdistanz zu uns. Ja, in Anbetracht deren Restprogramms der anderen Mannschaften könnten wir am Ende sogar Platz 4 packen. Mit so einer Leistung wie gestern wird es am Ende aber bestenfalls zu Platz 8 reichen. Müssen wir leider so 273,15 Kelvin heiß sagen …

Es ist vier vor 12 …

GONG!

Für alle Interessierten …

Hier auch der Originaltext zum Mitlesen („Redewendungen“, Sprachbilder und bekannte Phrasen etc. sind farblich markiert.):

„Das Lied von der Glocke“

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form, aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden.
Frisch Gesellen, seid zur Hand.
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben,
Doch der Segen kommt von oben.

Zum Werke, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernstes Wort;
Wenn gute Reden sie begleiten,
Dann fließt die Arbeit munter fort.
So laßt uns jetzt mit Fleiß betrachten,
Was durch die schwache Kraft entspringt,
Den schlechten Mann muß man verachten,
Der nie bedacht, was er vollbringt.
Das ist’s ja, was den Menschen zieret,
Und dazu ward ihm der Verstand,
Daß er im innern Herzen spüret,
Was er erschafft mit seiner Hand.

Nehmet Holz vom Fichtenstamme,
Doch recht trocken laßt es sein,
Daß die eingepreßte Flamme
Schlage zu dem Schwalch hinein.
Kocht des Kupfers Brei,
Schnell das Zinn herbei,
Daß die zähe Glockenspeise
Fließe nach der rechten Weise.

Was in des Dammes tiefer Grube
Die Hand mit Feuers Hülfe baut,
Hoch auf des Turmes Glockenstube
Da wird es von uns zeugen laut.
Noch dauern wird’s in späten Tagen
Und rühren vieler Menschen Ohr
Und wird mit dem Betrübten klagen
Und stimmen zu der Andacht Chor.
Was unten tief dem Erdensohne
Das wechselnde Verhängnis bringt,
Das schlägt an die metallne Krone,
Die es erbaulich weiterklingt.

Weiße Blasen seh ich springen,
Wohl! Die Massen sind im Fluß.
Laßt’s mit Aschensalz durchdringen,
Das befördert schnell den Guß.
Auch von Schaume rein
Muß die Mischung sein,
Daß vom reinlichen Metalle
Rein und voll die Stimme schalle.

Denn mit der Freude Feierklange
Begrüßt sie das geliebte Kind
Auf seines Lebens erstem Gange,
Den es in Schlafes Arm beginnt;
Ihm ruhen noch im Zeitenschoße
Die schwarzen und die heitern Lose,
Der Mutterliebe zarte Sorgen
Bewachen seinen goldnen Morgen.-
Die Jahre fliehen pfeilgeschwind.
Vom Mädchen reißt sich stolz der Knabe,
Er stürmt ins Leben wild hinaus,
Durchmißt die Welt am Wanderstabe.
Fremd kehrt er heim ins Vaterhaus,
Und herrlich, in der Jugend Prangen,
Wie ein Gebild aus Himmelshöhn,
Mit züchtigen, verschämten Wangen
Sieht er die Jungfrau vor sich stehn.
Da faßt ein namenloses Sehnen
Des Jünglings Herz, er irrt allein,
Aus seinen Augen brechen Tränen,
Er flieht der Brüder wilder Reihn.
Errötend folgt er ihren Spuren
Und ist von ihrem Gruß beglückt,
Das Schönste sucht er auf den Fluren,
Womit er seine Liebe schmückt.
O! zarte Sehnsucht, süßes Hoffen,
Der ersten Liebe goldne Zeit,
Das Auge sieht den Himmel offen,
Es schwelgt das Herz in Seligkeit.
O! daß sie ewig grünen bliebe,
Die schöne Zeit der jungen Liebe!

Wie sich schon die Pfeifen bräunen!
Dieses Stäbchen tauch ich ein,
Sehn wir’s überglast erscheinen,
Wird’s zum Gusse zeitig sein.
Jetzt, Gesellen, frisch!
Prüft mir das Gemisch,
Ob das Spröde mit dem Weichen
Sich vereint zum guten Zeichen.

Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
Lieblich in der Bräute Locken
Spielt der jugfräuliche Kranz,
Wenn die hellen Kirchenglocken
Laden zu des Festes Glanz.
Ach! des Lebens schönste Feier
Endigt auch den Lebensmai,
Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
Reißt der schöne Wahn entzwei.
Die Leidenschaft flieht!
Die Liebe muß bleiben,
Die Blume verblüht,
Die Frucht muß treiben.
Der Mann muß hinaus
Ins feindliche Leben,
Muß wirken und streben
Und pflanzen und schaffen,
Erlisten, erraffen,
Muß wetten und wagen,
Das Glück zu erjagen.
Da strömet herbei die unendliche Gabe,
Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe,
Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus.
Und drinnen waltet
Die züchtige Hausfrau,
Die Mutter der Kinder,
Und herrschet weise
Im häuslichen Kreise,
Und lehret die Mädchen
Und wehret den Knaben,
Und reget ohn Ende
Die fleißigen Hände,
Und mehrt den Gewinn
Mit ordnendem Sinn.
Und füllet mit Schätzen die duftenden Laden,
Und dreht um die schnurrende Spindel den Faden,
Und sammelt im reinlich geglätteten Schrein
Die schimmernde Wolle, den schneeigten Lein,
Und füget zum Guten den Glanz und den Schimmer,
Und ruhet nimmer.

Und der Vater mit frohem Blick
Von des Hauses weitschauendem Giebel
Überzählet sein blühend Glück,
Siehet der Pfosten ragende Bäume
Und der Scheunen gefüllte Räume
Und die Speicher, vom Segen gebogen,
Und des Kornes bewegte Wogen,
Rühmt sich mit stolzem Mund:
Fest, wie der Erde Grund,
Gegen des Unglücks Macht
Steht mir des Hauses Pracht!
Doch mit des Geschickes Mächten
Ist kein ewger Bund zu flechten,
Und das Unglück schreitet schnell.

Wohl! nun kann der Guß beginnen,
Schön gezacket ist der Bruch.
Doch bevor wir’s lassen rinnen,
Betet einen frommen Spruch!
Stoßt den Zapfen aus!
Gott bewahr das Haus!
Rauchend in des Henkels Bogen
Schießt’s mit feuerbraunen Wogen.

Wohtätig ist des Feuers Macht,
Wenn sie der Mensch bezähmt, bewacht,
Und was er bildet, was er schafft,
Das dankt er dieser Himmelskraft,
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,
Wenn sie der Fessel sich entrafft,
Einhertritt auf der eignen Spur
Die freie Tochter der Natur.
Wehe, wenn sie losgelassen
Wachsend ohne Widerstand
Durch die volkbelebten Gassen
Wälzt den ungeheuren Brand!
Denn die Elemente hassen
Das Gebild der Menschenhand.
Aus der Wolke
Quillt der Segen,
Strömt der Regen,
Aus der Wolke, ohne Wahl,
Zuckt der Strahl!
Hört ihr’s wimmern hoch vom Turm?
Das ist Sturm!
Rot wie Blut
Ist der Himmel,
Das ist nicht des Tages Glut!
Welch Getümmel
Straßen auf!
Dampf wallt auf!
Flackernd steigt die Feuersäule,
Durch der Straße lange Zeile
Wächst es fort mit Windeseile,
Kochend wie aus Ofens Rachen
Glühn die Lüfte, Balken krachen,
Pfosten stürzen, Fenster klirren,
Kinder jammern, Mütter irren,
Tiere wimmern
Unter Trümmern,
Alles rennet, rettet, flüchtet,
Taghell ist die Nacht gelichtet,
Durch der Hände lange Kette
Um die Wette
Fliegt der Eimer, hoch im Bogen
Sprützen Quellen, Wasserwogen.
Heulend kommt der Sturm geflogen,
Der die Flamme brausend sucht.
Prasselnd in die dürre Frucht
Fällt sie in des Speichers Räume,
In der Sparren dürre Bäume,
Und als wollte sie im Wehen
Mit sich fort der Erde Wucht
Reißen, in gewaltger Flucht,
Wächst sie in des Himmels Höhen
Riesengroß!
Hoffnungslos
Weicht der Mensch der Götterstärke,
Müßig sieht er seine Werke
Und bewundernd untergehn.

Leergebrannt
Ist die Stätte,
Wilder Stürme rauhes Bette,
In den öden Fensterhöhlen
Wohnt das Grauen,
Und des Himmels Wolken schauen
Hoch hinein.

Einen Blick
Nach den Grabe
Seiner Habe
Sendet noch der Mensch zurück –
Greift fröhlich dann zum Wanderstabe.
Was Feuers Wut ihm auch geraubt,
Ein süßer Trost ist ihm geblieben,
Er zählt die Haupter seiner Lieben,
Und sieh! ihm fehlt kein teures Haupt.

In die Erd ist’s aufgenommen,
Glücklich ist die Form gefüllt,
Wird’s auch schön zutage kommen,
Daß es Fleiß und Kunst vergilt?
Wenn der Guß mißlang?
Wenn die Form zersprang?
Ach! vielleicht indem wir hoffen,
Hat uns Unheil schon getroffen.

Dem dukeln schoß der heilgen Erde
Vertrauen wir der Hände Tat,
Vertraut der Sämann seine Saat
Und hofft, daß sie entkeimen werde
Zum Segen, nach des Himmels Rat.
Noch köstlicheren Samen bergen
Wir trauernd in der Erde Schoß
Und hoffen, daß er aus den Särgen
Erblühen soll zu schönerm Los.

Von dem Dome,
Schwer und bang,
Tönt die Glocke
Grabgesang.
Ernst begleiten ihre Trauerschläge
Einen Wandrer auf dem letzten Wege.

Ach! die Gattin ist’s, die teure,
Ach! es ist die treue Mutter,
Die der schwarze Fürst der Schatten
Wegführt aus dem Arm des Gatten,
Aus der zarten Kinder Schar,
Die sie blühend ihm gebar,
Die sie an der treuen Brust
Wachsen sah mit Mutterlust –
Ach! des Hauses zarte bande
Sind gelöst auf immerdar,
Denn sie wohnt im Schattenlande,
Die des Hauses Mutter war,
Denn es fehlt ihr treues Walten,
Ihre Sorge wacht nicht mehr,
An verwaister Stätte schalten
Wird die Fremde, liebeleer.

Bis die Glocke sich verkühlet,
Laßt die strenge Arbeit ruhn,
Wie im Laub der Vogel spielet,
Mag sich jeder gütlich tun.
Winkt der Sterne Licht,
Ledig aller Pflicht
Hört der Pursch die Vesper schlagen,
Meister muß sich immer plagen.

Munter fördert seine Schritte
Fern im wilden Forst der Wandrer
Nach der lieben Heimathütte.
Blökend ziehen
Heim die Schafe,
Und der Rinder
Breitgestirnte, glatte Scharen
Kommen brüllend,
Die gewohnten Ställe füllend.
Schwer herein
Schwankt der Wagen,
Kornbeladen,
Bunt von Farben
Auf den Garben
Liegt der Kranz,
Und das junge Volk der Schnitter
Fliegt zum Tanz.
Markt und Straße werden stiller,
Um des Lichts gesellge Flamme
Sammeln sich die Hausbewohner,
Und das Stadttor schließt sich knarrend.
Schwarz bedecket
Sich die Erde,
Doch den sichern Bürger schrecket
Nicht die Nacht,
Die den Bösen gräßlich wecket,
Denn das Auge des Gesetzes wacht.

Heilge Ordnung, segenreiche
Himmelstochter, die das Gleiche
Frei und leicht und freudig bindet,
Die der Städte Bau begründet,
Die herein von den Gefilden
Rief den ungesellgen Wilden,
Eintrat in der Menschen Hütten,
Sie gewöhnt zu sanften Sitten
Und das teuerste der Bande
Wob, den Trieb zum Vaterlande!

Tausend fleißge Hände regen,
helfen sich in munterm Bund,
Und in feurigem Bewegen
Werden alle Kräfte kund.
Meister rührt sich und Geselle
In der Freiheit heilgem Schutz.
Jeder freut sich seiner Stelle,
Bietet dem Verächter Trutz.
Arbeit ist des Bürgers Zierde,
Segen ist der Mühe Preis,
Ehrt den König seine Würde,
Ehret uns der Hände Fleiß.

Holder Friede,
Süße Eintracht,
Weilet, weilet
Freundlich über dieser Stadt!
Möge nie der Tag erscheinen,
Wo des rauhen Krieges Horden
Dieses stille Tal durchtoben,
Wo der Himmel,
Den des Abends sanfte Röte
Lieblich malt,
Von der Dörfer, von der Städte
Wildem Brande schrecklich strahlt!

Nun zerbrecht mir das Gebäude,
Seine Absicht hat’s erfüllt,
Daß sich Herz und Auge weide
An dem wohlgelungnen Bild.
Schwingt den Hammer, schwingt,
Bis der Mantel springt,
Wenn die Glock soll auferstehen,
Muß die Form in Stücke gehen.

Der Meister kann die Form zerbrechen
Mit weiser Hand, zur rechten Zeit,
Doch wehe, wenn in Flammenbächen
Das glühnde Erz sich selbst befreit!
Blindwütend mit des Donners Krachen
Zersprengt es das geborstne Haus,
Und wie aus offnem Höllenrachen
Speit es Verderben zündend aus;
Wo rohe Kräfte sinnlos walten,
Da kann sich kein Gebild gestalten,
Wenn sich die Völker selbst befrein,
Da kann die Wohlfahrt nicht gedeihn.

Weh, wenn sich in dem Schoß der Städte
Der Feuerzunder still gehäuft,
Das Volk, zerreißend seine Kette,
Zur Eigenhilfe schrecklich greift!
Da zerret an der Glocken Strängen
Der Aufruhr, daß sie heulend schallt
Und, nur geweiht zu Friedensklängen,
Die Losung anstimmt zur Gewalt.

Freiheit und Gleichheit! hört man schallen,
Der ruhge Bürger greift zur Wehr,
Die Straßen füllen sich, die Hallen,
Und Würgerbanden ziehn umher,
Da werden Weiber zu Hyänen
Und treiben mit Entsetzen Scherz,
Noch zuckend, mit des Panthers Zähnen,
Zerreißen sie des Feindes Herz.
Nichts Heiliges ist mehr, es lösen
Sich alle Bande frommer Scheu,
Der Gute räumt den Platz dem Bösen,
Und alle Laster walten frei.
Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Jedoch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.
Weh denen, die dem Ewigblinden
Des Lichtes Himmelsfackel leihn!
Sie strahlt ihm nicht, sie kann nur zünden
Und äschert Städt und Länder ein.

Freude hat mir Gott gegeben!
Sehet! Wie ein goldner Stern
Aus der Hülse, blank und eben,
Schält sich der metallne Kern.
Von dem Helm zum Kranz
Spielt’s wie Sonnenglanz,
Auch des Wappens nette Schilder
Loben den erfahrnen Bilder.

Herein! herein!
Gesellen alle, schließt den Reihen,
Daß wir die Glocke taufend weihen,
Concordia soll ihr Name sein,
Zur Eintracht, zu herzinnigem Vereine
Versammle sich die liebende Gemeine.

Und dies sei fortan ihr Beruf,
Wozu der Meister sie erschuf!
Hoch überm niedern Erdenleben
Soll sie im blauen Himmelszelt
Die Nachbarin des Donners schweben
Und grenzen an die Sternenwelt,
Soll eine Stimme sein von oben,
Wie der Gestirne helle Schar,
Die ihren Schöpfer wandelnd loben
Und führen das bekränzte Jahr.
Nur ewigen und ernsten Dingen
Sei ihr metallner Mund geweiht,
Und stündlich mit den schnellen Schwingen
Berühr im Fluge sie die Zeit,
Dem Schicksal leihe sie die Zunge,
Selbst herzlos, ohne Mitgefühl,
Begleite sie mit ihrem Schwunge
Des Lebens wechselvolles Spiel.
Und wie der Klang im Ohr vergehet,
Der mächtig tönend ihr entschallt,
So lehre sie, daß nichts bestehet,
Daß alles Irdische verhallt.

Jetzo mit der Kraft des Stranges
Wiegt die Glock mir aus der Gruft,
Daß sie in das Reich des Klanges
Steige, in die Himmelsluft.
Zehet, ziehet, hebt!
Sie bewegt sich, schwebt,
Freude dieser Stadt bedeute,
Friede sei ihr erst Geläute.

(Quelle)

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