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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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SC Freiburg vs. 1899 Hoffenheim

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Meinungsstark und ahnungsfrei

Nicht alles weise, was –weise ist. Aber so isses.

Am Donnerstag vor dem Spiel auf der Pressekonferenz brachte Julian Nagelsmann deutlich seine Bewunderung für den Gästetrainer zum Ausdruck, zum einen für dessen Äußerungen zu welt- und gesellschaftspolitischen Fragen, zum anderen für seine sowohl Kompetenz in Sachen Motivation und nicht zuletzt auch Taktik.

Das hörte man sich so an und konnte dem beipflichten, schließlich sind Herrn Streichs Aussagen sowohl zur Flüchtlingspolitik, Fremdenfeindlichkeit, aber auch der „causa Schmidt“ inklusive der scheinheiligen Moralapostel der Medien wenn vielleicht nicht legendär, so doch sehr vielen Menschen bekannt.

Dass man da vorschnell glaubte verstanden zu haben, verstand man während der Pressekonferenz nach dem Spiel, als beide Trainer von diversen taktischen Umstellungen in den Anfangsminuten sprachen.

Wir Akademiker hatten da natürlich eine Frage (keine Antwort, denn sonst wären wir ja auch Handwerker, Programmierer, Ingenieure) zu diesen Äußerungen, die wir so kompakt stellen wollten wie Streich seine Defensive. Nach langem Zaudern gelang es uns dann, dies perfekt zu formulieren: „Hä?“

Wir sind bekanntlich anders als andere Fanclubs. Klar sind wir wie die meisten anderen auch meinungsstark und ahnungsfrei, aber im Gegensatz zu vielen anderen Menschen wissen wir das. Bei allem anderen, wie z. B. der Antwort auf die Prägnanzfrage sieht es dünn aus.

Also entweder sind damit Umstellungen gemeint gewesen, die nur Experten und auch nur mit einem Elektronenmikroskop entdecken können, oder: Wir sind doof. Die Wahrscheinlichkeit für Letzteres ist erwiesenermaßen größer.

Wir sahen keine Umstellungen. Wir sahen einfach ein von Anfang an gutes Spiel unserer Mannschaft. Die Tatsache, dass es nach und nach noch besser wurde, sahen wir mehr der Tatsache geschuldet, dass unsere Jungs besonders in der Defensive und im Spielaufbau eine große Ballsicherheit unter Beweis stellten, so dass sich die erste Verteidigungsreihe der Breis- immer weiter weg vom Tor der Kraichgauer postierten, einfach sicherheitshalber, denn der Ball schien aus Wasser zu sein, so flüssig lief er.

Was der Schönheit des Spiels ebenfalls sehr zuträglich war, war die insgesamt sehr aufs Fußballspielen und nicht –zerstören fokussierte Herangehensweise beider Teams. (Gewiss war dafür auch die sehr frühe gelbe Karte gegen einen Freiburger nicht abträglich.)

So entwickelte sich ein Spiel, das vor allem die TSG entwickelte – und auf den pickepackevollen Rängen im Gästeblock entwickelte sich eine hervorragende Stimmung, wenngleich man zugeben muss, dass die auch ihre Zeit brauchte, die sich aber die allermeisten TSG-Fans sowohl nahmen als auch hatten, schließlich fuhren sie mit einem Entlastungszug an. So etwas ist immer etwas Besonderes und das war es auch diesmal. Vielleicht haben wir nicht die größte Fanbasis, aber in Sachen sozialer Bandbreite inklusive aller Begleiterscheinungen. So lasen einige einfach nur Zeitung, andere verteilten selbstgebackene Berliner an die Mitreisenden in der näheren Sitznähe, die meisten unterhielten sich einfach nur oder wärmten ihre Stimmbänder durch erste Gesangsübungen auf und einige sehr wenige zogen es vor, Blechbrötchen zu leeren, um so ihr Testosteron- ganz im Gegensatz zu ihrem sonstigen Niveau zu steigern, was wenig überraschend bei der Ankunft an der Endstation dafür sorgte, dass der ein oder andere statt dem Stadion eine Wache in Freiburg zu sehen bekam. Dein Freund und Helfer war aber so freundlich, alle wieder pünktlich zur Abfahrt zurückzubringen. Leider …

Super Stichwort: Leider konnten unsere Jungs aus der Überlegenheit nichts Zählbares herausholen – außer diesen statistischen Werten, die keinem was bringen: Ecken, Ballbesitz und Großchancen. Letztere waren jetzt zwar nicht im Übermaß vorhanden, aber in schöner Regelmäßigkeit. Doch der Torhüter der Freiburger hatte leider einen Sahnetag und deshalb auch jeden (Fern-)Schuss unserer Jungs erwischt.

Das war das große Manko: Wir kamen einfach nicht in die Box. Die Gastgeber aber auch nicht. Vielmehr erst kurz vor der Halbzeitpause zu ihrem ersten Schuss auf unser Tor, den Baumann glänzend um den Pfosten lenkte, so dass wir sehr zuversichtlich der zweiten Halbzeit entgegensahen, wohl wissend, dass sie mit Grifo und Petersen noch zwei echte Alternativen auf der Bank hatten, während die bei uns nicht dergestalt bestückt war, dass berechtigte Hoffnung bestand, notfalls noch einen Zahn zulegen zu können.

Unser Führungstor lag aber so was von in der vorfrühlingswarmen Luft, dass wir uns diesbezüglich keine Sorgen machten, was sich gravierend änderte, nachdem Vogt etwas arg ungeschickt (seinen Gegenspieler um-)grätschte.

Selbst mir der blausten aller Brillen gab es an dem Elfmeter keinen Zweifel, dafür große daran, dass Baumann den halten würde, denn so gut und herausragend gerade im 1:1 er ist, ein Elfmeterkiller ist er nicht.

So nahm also das Übel (in Form des Freiburgers seinen An-)Lauf und JAAAAA Baumann hält. Sensation, wunderbar, scheiße, denn leider sprang der Ball wieder zurück zum Schützen, der den Nachschuss dann aus blauer Sicht bedauerlicherweise nicht versemmelte.

Plötzlich waren all unsere sicheren Gefühle dahin. Plötzlich lief die erste Halbzeit im Schnelldurchlauf Revue – und die Hoffnung war passé, dass wir hier doch noch siegen und somit plötzlich dank der anderen Ergebnisse auf einem sicheren Champions League-Platz stehen würden.

Doch wie bereits in der Vorwoche gelang es unserer Mannschaft in kürzester Zeit, den Rückstand zu egalisieren – durch mindestens das Tor des Spieltages.

Im Fernsehen muss es genial ausgesehen haben, was es ja auch war, aber live war es noch um einiges beeindruckender, was auch dem sehr engen Stadion geschuldet ist, denn von Kramarics Ballannahme bis zum Geräusch des an den Netzmaschen entlang rutschenden Balles waren das vielleicht fünf Sekunden, in denen das komplette Gefühlsrepertoire eines Fans zu Tage trat.

Erregung durch die Ballannahme im Strafraum. Steigerung derselben, da Toljan ihn überlief. Ein gut getimter Ball in dessen Lauf und er wäre hinter der Abwehr. Wagner stand perfekt mittig zum Tor. „Spiel ab, spiel ab, spiel doch verdammt noch mal ab!“, aber nein. Der ohnehin zu einer gewissen ballverliebten Eigenwilligkeit neigende Kroate ließ Mitspieler und Passgelegenheit passieren, was zu einem sofortigen Abbau der Erregungskurve sorgte, was dann in Verärgerung umschlug, schließlich standen zwei Gegner vor ihm. Als er dann doch sozusagen Reißaus vor den beiden nahm, aus dem Strafraum lief und immer noch mit dem Ball am Fuß den Strafraum verließ, wurden die verbalen Ratschläge lauter und die Injurien zahlreicher. Dann plötzlicher Dreh nach links. Schuss – und das Problem des Blickwinkels. Zwar sah man schnell, dass der Ball für eine Flanke zu hoch war, aber geht er auch übers Tor? Oder vorbei? Stille. – rrrrtsch – Das war doch das Tornetz. Es beult sich aus. Drin. Drin. Drin. JAAAAA!

Hammertor.

Sagenhaft. Ausgleich. Mehr als verdient. Jetzt weiter, weiter, doch unsere Bank … hatte immerhin das Potenzial zur Solidität. Bicakcic kam zuerst für Hübner, der stark gelb-rot gefährdet war. Dann Szalai – für den Traumtorschützen – und zuletzt dann Terrazziono für Amiri.

Dazwischen wechselte auch Freiburg immer ein – und das war schon sehr interessant zu sehen, dass Freiburg immer erst auf unsere Aktion wartete, um auch hier, wie auf dem Feld, ausschließlich zu reagieren.

Aber unsere Konditionsabteilung wusste wohl, was da der Plan war, denn auch in der 93. Minute – die Nachspielzeit war die einzige Drangperiode der Gastgeber – waren wir noch hochkonzentriert und retteten den Ausgleich über die Zeit, wobei wir nicht unterschlagen wollen, dass wir noch drei, vier gute Chancen hatten, wobei aber auch enormes Glück, als ein Schuss der Gastgeber an den Pfosten und von da zurück auf Baumann und dessen Kopf knallte, jedoch von da dann nicht ins eigene Tor.

So blieb es beim 1:1, wir auf Platz 4 und damit alles beim Alten.

Nur der Druck steigt, also unser Blutdruck, denn es ist immer noch alles drin – außer dem Abstieg. Und das ist doch zu dem Zeitpunkt der Saison im Vergleich zu fast allen Spielzeiten zuvor schon eine riesen Freude an sich. Aber wie man halt so ist: Mit den Erfolgen steigen die Begehrlichkeiten.

Bei den einen nach mehr Zuschauern (nachvollziehbarerweise), bei den anderen nach mehr Punkten (idealerweise) und wieder anderen eine kleine, klitzekleine Verbesserung der Platzierung (gierigerweise) – wobei wir uns da sehr tolerant geben, was den letzten Punkt angeht. Es reicht, wenn wir erst in zehn Spieltagen auf dem Treppchen stehen. Und dafür reicht’s, wenn unser Team ihren Mann (auf dem Rasen und auch die nächsten vier Spiele gut be-)steht – und einfach wieder weiter dreifach punktet.

Wie? Ist uns ehrlich gesagt (fast) egal, denn wir verstehen es eh nicht mit diesen taktischen Raffinessen. Aber wir geben uns Mühe und auch nächsten Samstag wieder unser Bestes, damit fairerweise das bessere Team gewinnen möge: wünschenswerterweise unseres!

So wird es auch kommen, wenn die Verantwortlichen weiter wie bisher agieren: beharrlich, konzentriert, weise.

Comments

  1. Jürgen Buchner

    Puuuh – ich dachte schon der „Loriot“ sei der Kommentar zum Spiel :-).
    Aber der hier ist wieder von allerspitzester Feder! Die Überschrift werde ich sicher in einer der nächsten Gemeinderatssitzungen anbringen können und die geleerten Blechbrötchen bringen mich jetzt noch zum Glucksen…

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