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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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RB Leipzig vs. 1899 Hoffenheim

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No trick, no treat

Ein fabelhafter und geschichtsträchtiger Gastbeitrag

Ich bin mal hier, mal da. Meistens komme ich nur einmal zu einem – und meistens nimmt man mich nur bei den Kleinen wahr. Da fragt man sich immer, wie das kommen kann, dass sie plötzlich ohne äußerlich erkennbaren Grund wachsen – und das sogar, wie man so sagt, über sich hinaus.

Dabei vergisst man schnell die Großen. An ihrem Nimbus scheint man nie zu zweifeln. Noch nie habe ich nach meinem Besuch gehört, dass sie schrumpften – so sehr, dass sie gar nicht zu sehen waren, weil man sie nur unterirdisch wahrnehmen konnte. Dabei hätte allein die Tatsache, dass sie danach bis zum Sommer nicht mehr auf dem Terrain zu sehen waren, in dem ich aktiv bin. Ich bin der Pokalschreck.

Dabei kennt mich Hoffenheim schon lange. Genauer seit dem 3. Dezember 2003. Da wurde ich durch euren Dorfverein verkörpert und sorgte dafür, dass Fußball-Deutschland das erste Mal auf euch aufmerksam wurde. Damals gelang es den Mannen um Hansi Flick (in Rot !) , den Vorjahresfinalisten der Champions League im Achtelfinale des DFB-Pokals unter der Leitung von Dr. Brych mit 3:2 zu besiegen.

Da haben sie mich alle gemocht. Aber ich bin eitel. Ich will wahrgenommen werden. Ich will, dass man meiner huldigt, mich preist und sich mir unterwirft. Denn ich komme immer wieder. Und das tat ich dann auch im Viertelfinale. Weil ich die TSG sympathisch fand, habe ich mich sogar überwunden und mit der blöden Bitch gesprochen, die ich eigentlich nicht leiden kann, obwohl ich sie brauche, um überhaupt so richtig in Erscheinung treten zu können. Aber ich hasse es, dass sie viel öfter erwähnt wird und viel mehr Aufmerksamkeit bekommt als ich. Nie scheint wer sauer auf sie zu sein, wenn sie ihren Job mal nicht richtig macht.

Also sprach ich mit der Losfee, legte ein gutes Wort für euch ein. Da es mir zumal gefiel nachts da oben am dunklen Forst, bekamt ihr nicht nur einen leichten Gegner, sondern sogar ein Heimspiel fürs Viertelfinale zugelost. Doch war da Freude? War da Dank?

Nein, da war nichts von alledem und entsprechend meine Laune. So trug ich meinen Teil dazu bei, dass der DFB-Pokal nicht nur wegen seiner eigenen Gesetze, die nicht seine sind (sondern meine!), sondern vor allem wegen seiner (meiner!) Gnadenlosigkeit von allen gefürchtet wird – und was kann es für mich Größeres geben, als gerade von den Großen, aber auch den Großmäuligen gefürchtet zu werden. Vergessen? Ich bin der Pokalschreck.

Und so kam das Aus für euch gegen einen Gegner, der mir mehr gewogen war, mich anbetete, anflehte, was mir gut gefiel. Oh, ich hatte Großes vor mit dem Kleinen, aber dann trat mir der allmächtige Fußballgott entgegen, der sich dann am 16. März 2004 nach langem Kampf gegen mich durchsetzte, so dass euer Besieger im Halbfinale gegen den späteren Pokalsieger Werder Bremen mit demselben Ergebnis ausschied, mit dem ihr euch für das Spiel gegen ihn qualifiziert habt – allerdings erst nach Verlängerung. Die wahren Fans wissen, von welchem Verein ich spreche, gegen den ihr am 3. Februar 2004 ausschiedet – und wie es sich gehört für wen, der mich nicht ehrt und große Töne spuckt: sang- und klanglos.

Im Jahr drauf war dann auch gleich in der 1. Runde Schluss: 1:2 zuhause gegen Hansa Rostock.

2005/06 gab es wieder Streit mit dem Allmächtigen. Obwohl ich wirklich Freude daran gehabt hätte, wenn ihr euer Erstrundeheimspiel gegen den VfB Stuttgart gewonnen hättet, sorgte er dafür, dass ihr mit 3:4 nach Verlängerung ausgeschieden seid. Oder war es ein abgekartetes Spiel zwischen dem Fußballgott und mir? Ihr werdet es nie erfahren, aber die wahren Fans wissen, was war in der Saison 2006/07, an deren Ende ihr immerhin den Sprung in den Profi-Fußball geschafft habt.

Das hat mir dann auch gefallen – muss ich zugeben:

Fünf Tage VOR der Gründung des Akademikerfanclubs Rhein-Neckar-Heidelberg 2007 e. V. gab es in der 1. Runde ein 4:2 n. V. gegen den FC Augsburg. Dann ein 2:1 gegen Greuther Fürth und mit demselben Ergebnis gegen Hansa Rostock ging es dann ins Viertelfinale, wo ihr dann beim späteren Finalisten Borussia Dortmund 3:1 unterlagt. DARAN erinnern sich jetzt schon mehr, nicht wahr?

Dann wart ihr in der Bundesliga. Und das erste Mal „der heißeste Scheiß“, wie man das jugendlich so sagt. Am Ende der Hinrunde wart ihr gar Herbstmeister, aber auch da schon längst wieder aus dem Pokal geflogen. Euer damaliger Trainer und seine Selbstherrlichkeit, das mochte ich nicht. Also gab es zwei Auswärtsspiele. 0:1 für euch in Chemnitz, 3:1 gegen euch in Freiburg.

Leider meinte es im Rest der Saison der Fußballgott nicht so gut mit euch, weshalb ich es im Jahr drauf gut mit euch meinte. Nach 0:2 gegen Oberneuland, 0:1 in Nürnberg, 4:0 gegen die TuS Koblenz war erst im Viertelfinale nach einem 1:2 in Bremen Schluss für euch.

Im Jahr darauf wiederum ließ ich euch genauso weit kommen, allerdings wurdet ihr da schon übermütig, als die Losfee sich wieder bei euch einschmeicheln wollte. Rostock, Ingolstadt, Mönchengladbach hattet ihr besiegt, was also soll euch schon gegen Cottbus passieren? Ich habe es euch gezeigt.

Dasselbe Spiel in der Folgesaison: Windeck (nach Verlängerung), zuhause dann Köln und Augsburg besiegt und wieder ein Heimspiel bekommen, wieder einen leichten Gegner, wieder diese Hybris und wieder das Aus im Viertelfinale.

Also drei Mal Viertelfinale am Stück. Doch bekam ich Dankbarkeit entgegengebracht? Huld? Zuneigung? Einen Scheiß bekam ich von euch – und ihr dafür aber 2012/13 mal so richtig auf den Sack. 4:0 gegen AK Berlin.

Der Fußballgott und ich waren beide der Überzeugung, dass ihr es verdient habt, zu leiden, weshalb es ja auch in der Liga in dem Jahr nicht soooo gut lief wie ich vernahm. Hehe. Aber irgendwie hattet ihr es dann ja doch geschafft, den Fußballgott milde zu stimmen, so dass er euch bei eurem letzten Bundesligaspiel beim Champions League-Finalisten mit einem sehr blauen Auge zwar, aber immerhin davonkommen ließ.

Ja, ich bin der Pokalschreck, aber kein Unmensch. Also gab es 2013/14 eine super Pokalrunde für euch. 9:0 gegen Aumund-Vegesack, 3:0 (lustigerweise nach Verlängerung) gegen Cottbus, dann 3:1 auf Schalke. Also wieder einmal Viertelfinale, wieder ein Heimspiel, aber ihr habt es wieder vergeigt. 2:3 gegen den VfL Wolfsburg.

14/15 war fast eine Kopie: 9:0 beim USC Paloma, 5:1 gegen den FSV Frankfurt, 2:0 beim VfR Aalen, also wieder Viertelfinale – und diesmal, weil es ja zuletzt mit den Heimspielen nicht so gut klappte, ein Auswärtsspiel. Und das sogar – nach Rücksprache mit der Losfee – in Dortmund. Das fand ich schön, das hatte Drama, und diesmal war ich es, der euch weiterkommen ließ, aber der Fußballgott in seiner unendlichen Gnade wollte nun auch den Borussen ein Erfolgsgefühl gegen euch verschaffen, so dass er sie nach Verlängerung 3:2 gewinnen ließ.

Das heißt, nachdem ich euch danach- einfach gegen den Übermut – in der ersten Runde mit 2:0 bei 1860 München ausschieden ließ:

Vor fast genau vier Jahren (29. Oktober 2014) fand das letzte DFB-Pokalspiel der TSG Hoffenheim in Sinsheim statt – und nach dem dritten Zweitrundenaus in Folge bei einem Bundesligisten (2016/17: Köln, 2017/18: Bremen), wird gut noch ein Jahr vergehen, bis es einen Nachfolger des 5:1 gegen den FSV Frankfurt geben wird.

Hatte ich den letzten Spielzeiten schon noch großen Spaß daran, euch scheitern zu sehen, schließlich wart ihr gegen Bremen das klar bessere Team und im Jahr zuvor wurde euch in Köln der Ausgleich in der letzten Minute der Verlängerung zu Unrecht aberkannt – wer auch immer da seine schrecklichen Finger im Spiel hatte *unschuldigpfeif), war ich diesmal recht entspannt.

Zuerst einmal habe ich die ganzen „Traditionsfans“ ärgern wollen. Womit? Mit Recht – und Erfolg. Euer Spiel wurde im Fernsehen übertragen. Wer sagt denn, dass ich, der Pokalschreck, nur an Spieltagen aktiv bin?

Was gehen mir diese Leute auf den Senkel. Einerseits beschweren sie sich, dass immer die gleichen Mannschaften gezeigt werden, so dass die immer reicher werden, andererseits wollen sie Traditionsderbys sehen, was ja impliziert, dass es immer die gleichen sind. Mit Bayern Dienstag und euch in Leipzig habe ich beide verärgert. Auch das ist fair.

Zugegeben, das Spiel Köln gegen Schalke hatte mehr Dramatik, Mönchengladbach gegen Leverkusen mehr Tore, aber rein sportlich versprach eure Partie im Gegensatz zu der Live-Übertragung am Vortag eine mitreißende packende Partie zu werden mit einer hohen Verlängerungswahrscheinlichkeit.

Aber ich wäre nicht der Pokalschreck, wenn ich das nicht geändert hätte. Und so war es dann auch eher schrecklich, was ihr beiden Teams dem Stadionbesucher sowie dem GEZuschauer darbotet. Ja, der Fußballgott spricht was von taktischem Leckerbissen, aber hallo? Wir schreiben den 31. Oktober. Da heißt es „Süßes oder Saures“. Und weil das, was vor allem die TSG zeigte, alles andere als süß war, gab es eben …

Dieser Spruch ist die Übersetzung von „trick or treat“. Das bedeutet sinngemäß, wenn du mir kein besonderes Vergnügen bereitest, eine Leckerei, ein Betthupferl gibst, dann werde ich dir übel mitspielen.

Nun hat der Fußballgott etwas gegen diese heidnische Bräuche, weshalb er für uns Fabelwesen des Fußballwesens, zu dem er, ich und der Losfee ja auch noch das Abstiegsgespenst zählen, aus dem „or“ ein „and“ machte.

Nach dieser seiner Direktive soll also der belohnt werden, der mehr wagt, der cleverer ist, der mutiger ist. Und euer Team war das nicht.

Zwar brillierten beide nicht durch Spielwitz, aber der Versuch, von seiner Stärke abzurücken (Offensivspiel), um des Gegners Stärke (Umschaltspiel) nicht zu aktivieren, kann nur dann funktionieren, wenn alle physisch und psychisch im Vollbesitz ihrer Kräfte sind. Seid ihr aber nicht. Die ersten fünfzehn Minuten gingen ja noch, aber dann … nichts mehr, vor allem nicht bei der TSG.

Und bei ihr ging erst dann wieder was, als sie 2:0 zurücklag, wobei ich mich ja schon fragte, warum sie sofort nach dem 0:1 so prompt die Strategie änderte, wodurch eben der Gegner sofort seine Stärken ausspielen konnte und die defensiven Schwächen der TSG (sowie die Stärken von Oliver Baumann, der zu Hause blieb) deutlich zu Tage traten. Dass euer Kobel auch außerhalb des Platzes Schwierigkeiten hat mit der Einschätzung von Situationen, ist ein anderes Thema, aber es war nicht unlustig von ihm zu hören, dass er kein Unsicherheitsfaktor gewesen sei. Dabei saß ich ihm doch sehr deutlich im Nacken.

Demirbay bekam ich nicht zu fassen, Bicakcic auch nicht so wirklich (der scheint mir einfach immun gegen alles Fabelhafte zu sein, was aber ja auch von Vorteil ist, wenn sich einer dem widmet, was real ist und nicht genial wäre). Der Rest war für mich ein Kinder-, für alle anderen (außer den Fans der Heimmannschaft) ein Trauerspiel.

Eine Partie also ganz nach meinem Geschmack – ein pokalschreckliches Gekicke.

Jetzt regt euch ab. Seid lieber froh drum, dass ihr mich für diese Saison los seid – und seid mir trotzdem dankbar. Immerhin steht ja am Samstag die Partie bei dem Gegner an, gegen den ICH euch sehr gewogen war, gegen den ihr es DANK MEINER überhaupt erst einmal geschafft habt, nationale Aufmerksamkeit zu erlangen. Und der scheint in Form zu sein. Nach katastrophalem Start spielte er sich nun offensichtlich heiß. 6:2 und 5:0, jeweils auswärts, jeweils gegen top-platzierte Mannschaften – und nun kommt ihr.

Macht euch also keine Sorgen. Ihr wisst ja, was der Fußballgott und ich am wenigsten mögen. Also wisst ihr auch, was zu tun ist. (Tipp: Übermut tut überhaupt nicht gut.)

Ach ja, und falls wer nicht weiß, wer der Gegner im Viertelfinale des DFB-Pokals 2003/04 und was das Besondere drei Jahre später war, dem sei hier seine Wissenslücke geschlossen (Das bin ich dem Akademikerfanclub einfach schuldig für seine Freundlichkeit, diesen Gastbeitrag hier platzieren zu dürfen).

Der Gegner im Viertelfinale 2003/04 war der VfB Lübeck. Die TSG unterlag mit 0:1.
2006/07 war die TSG nicht für den DFB-Pokal qualifiziert.

Ärgert euch nicht.
Mich besser auch nicht. 🙂

Euer
Pokalschreck

 

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