FSV Mainz 05 vs. 1899 Hoffenheim
Dominanz und Firlefanz
Der Sieg der Niederlage
Das Spiel hatte zwei Probleme: Die Tore der Mainzer fielen zu früh, das Tor durch Ibertsberger fiel zu spät.
Die Mainzer gewannen 2:1 – und das mit maximal drei Chancen. Eine Umsetzung des Möglichen ins Zählbare, wovon Hoffenheim nicht nur an diesem Samstag nur träumen konnte. Spätestens ab der 30. Minuten spielte nur noch unsere Mannschaft. Es war ein Spiel auf und um ein Tor.
Wenn man diese Stunde beschreiben will, geht dies am besten, wenn man auf das Standardreperoire zurückgreift. Im Grund muss man nicht viel sagen. Es reicht, wenn man auf Adjektive wie „vielbeinig“ und „aufopferungsvoll“, Alliterationen wie „Mann und Maus“ und „Kopf und Kragen“ sowie Allegorien wie „dicht“ und „vernagelt“ erwähnt, um das Geschehene zu verstehen – einerseits.
Denn neben dem Verstehen des Faktischen gibt es ja auch das Verstehen des Ursächlichen. Warum unsere Mannschaft auswärts so ganz anders spielt, ist so schnell nicht erklärt. Bisher haben wir unsere 11 jedes Auswärtsspiel, vielleicht nicht vergeigt, so doch gerade den Anfang verschlafen. Und nur mit viel Glück stehen da bisher 6 Punkte auf der Habenseite, es hätten auch 0 sein können:
In Leverkusen hatte man Glück aufgrund eines überragenden Torwarts, dass die Niederlage nicht höher ausfiel, gegen Hannover hatte man Glück, dass sie keine ihrer gefühlten 1000 hundertprozentigen Torchancen verwertete und gegen Gladbach hatte man das Glück des Tüchtigen.
Das blieb unserer Mannschaft diesmal verwehrt – und das ist auch gut so. Nein, mit schönem Fußball allein gewinnt man keine Spiele. Nein, die anderen haben keine Angst vor Hoffenheim – und schon gar nicht auf ihrem Platz. Nein, 1899 schafft es nicht immer, ein Spiel noch zu drehen. Ja, ein Spiel dauert 90 Minuten, aber es fängt auch mit der Sekunde 0 an. Alles, was nach Anpfiff passiert, zählt. Deshalb ist das der Zeitpunkt, an dem man nicht nur physisch auf dem Platz präsent sein muss.
Beck machte beispielsweise ein prima Spiel, aber erst nachdem er und Nilsson denn Mainzer Angreifer bei dessen Kopfball zum 2:0 nur optisch in die Mitte genommen haben. Vielleicht sollte man ihn, die Lunge, die letzten zwei Kilometer vor dem Stadion aus dem Bus schmeißen und den Rest laufen lassen, damit er, wenn der Schiedsrichter das Spiel freigibt, im richtigen Aggregatszustand ist.
Und die Mannschaft muss lernen, auch in Hektik ruhig zu bleiben. Warum plötzlich kurze Ecken treten, bloß weil nur noch weniger als fünf Minuten zu spielen sind? Warum einen Freistoß 20 Meter mittig vorm Tor schnell ausführen, wenn man alle Zeit der Welt hat. Und warum immer Salihovic ranlassen, der von der Position sowie nur nach rechts schießen kann? Auch die plötzliche Fallsucht trägt nicht zum Spiel bei. Ja, der Schiedsrichter hätte das Foul gegen Maicosuel sehen und entsprechend Strafstoß geben müssen. Aber wenn er den Eindruck gewinnt, die Blauen fallen sowieso leicht, dann wird er in einer Situation, in der er sich nicht ganz sicher ist, nie Elfmeter geben. So objektiv ist kein Schiri.
Am besten ist es, erst gar keine Hektik aufkommen zu lassen. Und das geht natürlich am einfachsten, wenn man nicht rund 80 Minuten einem Rückstand hinterherlaufen muss. Aber wenn das alles verstanden ist, geht in dieser Saison einiges.
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