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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Eintracht Frankfurt vs. 1899 Hoffenheim

10. März

Der Tag, der mal ein Highlight war –
und das (Spiel) war gar nicht gut.

Nach so einem Spiel spricht man ja gerne von einem gebrauchten Tag. Und der 10. März 2024 war einer. Wie kaum ein anderes steht dieses Datum für Auf-, aber auch Zusammenbruch.

Wer an die TSG denkt, denkt an Dietmar Hopp. Wer an Dietmar Hopp denkt, denkt an SAP. Wer an SAP denkt, denkt an DAX und IT. Wer an DAX denkt, denkt an Börse und wer an Börse und IT denkt, denkt an den Neuen Markt, der am 10 März 1997 seinen Dienst aufnahm und genau drei Jahre später am 10. März 2000 mit 9666 Punkten seinen Höhepunkt erreichte. Dann platzte die DotCom-Blase. Die Gier hatte sie groß werden lassen, die fehlende Substanz führte zu ihrem Absturz.

Und natürlich sehen viele TSG-Fans da gewisse Parallelen gerade hinsichtlich der beiden kommenden Spiele sowie der Liste der nicht einsatzfähigen Spieler, zu der sich jetzt zwei Innenverteidiger hinzugesellten.

Und die notorischen Schwarzseherinnen und -seher fühlen sich durch den weiteren Verlauf an der Börse bestätigt, …

So schnell wie der NEMAX, der Index des Neuen Markts gegründet wurde, so schnell wurde er auch geschlossen. Am 5. Juni 2003 war es offiziell so weit, doch bereits zuvor am 28. März 2003 nahm sein Nachfolger, der noch heute gültige TecDAX, seine Arbeit auf – mit 338,76 Punkten.

Ja, das ist deutlich weniger als die 9666, aber in dem neuen Index waren nur noch 30 und keine 50 Werte mehr vertreten, …

… aber es gibt auch den ein oder anderen Lichtblick, insbesondere das Zustandekommen des Zusammenbruchs.

An der Börse war es eine Blase wie jede andere. Und doch ganz anders. Denn diesmal ließ sie nicht nur Zerstörung zurück. Die Exzesse der 1990er schufen die Grundlage für eine reale New Economy: die digitale Wirtschaft, die eine Dekade später jeden Winkel der Welt, jede Wohnung und jedes Unternehmen durchdrungen hat. Ihren atemberaubenden Fortschritt verdankt die Internettechnologie den Verrückten von damals, die das Unmögliche für selbstverständlich erreichbar hielten. Spleenige Start-ups wie Google und Amazon wuchsen zu Konzernen heran, die heute die Welt dominieren. Ein neues Unternehmertum eroberte Deutschland. Viele der Stars von damals sind vom Firmament gestürzt. Aber die Start-up-Szene blüht. Dotcom Mania fügte der Geschichte der Krisen eine Lektion hinzu: Fortschritt gibt es nur mit Versuch und Irrtum. Auch wenn die Balance nicht immer gelingt. (Quelle)

Es war auch auf dem Platz ein Zusammenspiel von maximal ungünstigen Zusammenhängen, die überhaupt nicht zusammenpassten, weil unsere Spieler auch nicht sauber zusammenpassten.

Das war schon früh sichtbar, wurde aber durch den Führungstreffer überstrahlt, der auf seine Art Matarazzos These vom Kipppunkt bestätigen sollte. Erst machen wir gar keine Tore aus Ecken, dann jetzt das zweite im zweiten Spiel hintereinander. Und es wurden sogar leichte Erinnerungen an das Spiel in Köln wach, wo wir auch in einem Jubiläumsheimspiel antraten und zum Spielverderber der Festlichkeiten der Hausherren wurden.

Aber machte in jenem Spiel Grillitsch durch einen außergewöhnlichen Fernschuss auf sich aufmerksam, machte er es in dieser Begegnung durch schludriges Passspiel und behäbiges Defensivverhalten. Seine Lethargie war es, die Brooks überhaupt erst in die Situation brachte, in der er erst zu spät und der Gegner zu Fall kam. Nicht gerade eine klassische Notbremse, vielmehr ein Luftloch, aber in der Situation blieb dem Schiedsrichter nicht wirklich eine andere Wahl.

Die hatte er aber eine Viertelstunde später, als er statt dem bereits verwarnten Frankfurter Spieler unserem Co-Trainer die gelbe Karte zeigte. Das wäre dessen zweite gewesen und folgerichtig wäre das Spiel beim Stand von inzwischen 1:1 mit 10:10 weitergegangen. Aber der Schiedsrichter sah das anders – wie er es auch in der 78. Minute anders sah, als er Kabak, der bereits zu Beginn des Spiels verwarnt wurde, nach einem intensiven Zweikampf mit der Ampelkarte des Feldes verwies.

Immerhin fingen wir nach dem zweiten Platzverweis keine weiteren Gegentore. Wir lagen auch bereits zu dem Zeitpunkt mit zwei Toren zurück, was aber nichts mit der Unterzahl zu tun hatten, sondern mit Unvermögen und unverständlichen Aktionen am und mit Ball.

Kurz nach Wiederanpfiff zur zweiten Halbzeit, in die wir uns mit einem Unentschieden und einigem Dusel haben retten können, zeigte Kramaric, was er alles am Ball kann – und was nicht: nämlich wegdreschen. Stattdessen brachte er Grillitsch in die Bredouille und er dann das Spielgerät nicht geklärt.

Auch vor dem dritten Treffer der Eintracht waren wir schlicht zu blöd, den Ball wegzuschlagen. Oder war es überhaupt „Blödheit“? War es eine Phantasme? Ein Hirngespinst, ähnlich dem, dem die Zocker am Neuen Markt anhingen, blind in die Zukunft, weil geblendet im Heute von den Erfolgen des Gestern?

Einiges am Auftreten gerade der Granden in unserem Kader lassen diesen Rückschluss zu. Und bitte kein Jammern oder Lamentieren wegen Berisha, Prömel, Geiger, Skov, Tohumcu, sowie Bülter und Kaderabek. Die Momente, in denen die Großen fehlen, sind die Momente, in denen man Größe zeigen kann und Kleine groß werden.

Letztere wollten das merklich. Sie alle hatten den körpersprachlichen Willen, vielleicht doch noch was zu reißen. Natürlich hing es auch daran, dass die Gastgeber mit zwei Toren Vorsprung und zwei Mann mehr auf dem Platz nicht mehr in letzter Konsequenz auf Angriff setzten, aber es war doch erstaunlich, dass unser Spiel mehr Dynamik aufwies, als wir Conté und Drexler auf dem Feld hatten. Es war auch mal wieder schön, dass Bischof und Adams, die ja zuletzt keine große Rolle, aber zumindest mal wieder ein paar Minuten spielten.

Der Trainer hat jetzt eine echte Aufgabe zu lösen – und die hat wie so oft bei uns nichts mit den Beinen unserer Spieler zu tun, sondern mit ihren Ohren, genauer dem: was dazwischen ist.

Ja, geneigte/r Leser/in, du darfst das gerne auch auf beides beziehen, denn unsere Jungs brauchen natürlich auch „cochones“, aber vor allem brauchen sie mal einen klaren Kopf, einen klaren Gedanken, damit sie klare Pässe spielen – in einem klaren Konzept. Denn auch wenn wir das Spiel klar verloren haben, sollte allen klar sein, dass wir noch viel zu verlieren haben – und folgerichtig auch noch sehr viel gewinnen können.

Gehen wir nochmal zurück zum Neuen Markt:

Dotcom Mania fügte der Geschichte der Krisen eine Lektion hinzu: Fortschritt gibt es nur mit Versuch und Irrtum. Auch wenn die Balance nicht immer gelingt.

Heute, der 10. März 2024, war für die TSG einfach ein gebrauchter Tag. Aber andererseits steht heute, am 10 März 2024, der TecDAX auf 3464,00 Punkten, also mehr als zehnmal höher als zu Anfang – und die Aussichten sind auf dem Börsenparkett aktuell sehr gut. Warum sollten sie es auf dem Fußballplatz nicht sein?

So eine Nieder- wie auch personelle Notlage kann und sollte Impulse freisetzen. Diesmal fehlte uns die Gier, aber was uns nicht fehlt, ist die Substanz. Alles andere ist eine Frage der Investition. Heute war es zu wenig. Und nächste Woche? Wer weiß das schon – und deshalb schließen wir diese Rückbetrachtung mit dem klassischen Satz aus einer Investitionsbroschüre:

„Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die künftige Entwicklung zu.“

Na, wenn einen das nicht zuversichtlich auf Samstag schauen lässt … 🙂

Die Momente, in denen die Großen fehlen, sind die Momente, in denen Großes entstehen kann.

 

 

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