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Eintracht Frankfurt vs. 1899 Hoffenheim

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Alles andere als (ein) Standfest

Mayday im November

Vielleicht war der ein oder andere von uns schon mal auf einer Schiffskreuzfahrt. Aber niemand von uns war auf der Titanic. Gott sei Dank, aber während des Kicks konnte man ein Gefühl dafür bekommen – natürlich nur sehr oberflächlich und metaphorisch –, was es heißt, unterzugehen.

Das Besondere hier war nur, dass der Eisberg, um im Bild zu bleiben, keine Seemeile vor der Hafenausfahrt stand. Denn kaum legte man ab bzw. los, nahm die TSG Fahrt auf, aber kaum ward der Hafen nach kurzer Zeit verlassen, rummste es gewaltig und schon war sowohl von Anfang an als auch Anfang November „Mayday“ angesagt.

Das Riesenproblem ist, dass es heuer bereits der zweite „Mayday“ ist. Dem ersten fiel Herr Hoeneß zum Opfer, nachdem er nach im Frühling plötzlich in einen Strudel und eine Abwärtsspirale geriet, aus der es für ihn bis zum Ende des Spielbetriebs im Mai kein Entrinnen gab, ergo die Entlassung durch Admiral Rosen.

Er heuerte nun Breitenreiter an, der unbelastet das Ruder übernahm und nach ein paar Rucklern mit solidem Rückenwind die angeschlagene MS Hoffenheim in ruhigere Fahrwasser brachte und ein Händchen, Näschen und Auge für die richtige Strömung zu haben schien. Nur ist die TSG – bei allem ökologischen Denken und Handeln, kein Segelschiff. Sie ist auch keine Yacht, aber auch kein schwerfälliger Ozeanriese. Sie ist am ehesten ein RoPax-Schiff, das sowohl Güter als auch Menschen transportiert (wie z. B. Autofähren).

So gesehen wäre die Estonia ein besseres Vergleich, aber ihren Unfall am 28. September 1994, dessen Ursache bis heute als ungeklärt gilt, überlebte ja niemand.

Die TSG hingegen tat das – überraschend gut, wenn man sich gewahr ist, welche Gefahren in Form weiterer Einschläge in Form von Toren da drohten. Und unerklärlich war und ist dieser Unfall nicht. So ist das halt, wenn die Crew neu, jung und unerfahren ist und die Motoren Aussetzer haben und die Ersatzteile in laufender Fahrt zum Einsatz kommen.

Sie müssten bzw. sollten zwar (wünschenswerterweise) sofort unter Volllast funktionieren, aber die Realität sieht oft und sah auch Mittwochabend in Frankfurt anders aus.

Kaum unter Druck kamen sie ins Wanken, fielen hin und damit aus – und hätte sich der Autor nicht inzwischen völlig mit seiner Schiffsmetapher verfahren, könnte man noch erwähnen, dass nicht nur die Spieler auf dem Feld ins Wanken, sondern die TSG bei dem Spiel völlig unter die Räder geriet. Aber ein Schiff hat ja nur einen Reeder, keine Räder und damit ist es nicht verwunderlich, dass unser Spiel nicht ins Rollen kam.

Es gibt aber natürlich auch andere Gründe: der stückchenweise Ausfall der Aggregate.

Natürlich sagt man immer, dass dies keine Ausrede sein darf. Das soll es auch nicht sein. Es war enttäuschend und erschreckend zu sehen, wie schnell so ein Kahn nur eines gewinnen kann: Schlagseite. Aber ohne Kiel, also ohne zentralen Stabilisator, kommt ein jedes Schiff ins Schlingern.

Bicakcics im Grunde Totalschaden war bereits in der Werft klar. Bei Hübner gab es zwar Hoffnung, dass er wieder auf Touren kommt, aber er kam nicht weit. Hierfür war man vorbereitet und fand mit Kabak sogar eine Maschine von Maschine, die seinen Ausfall mehr als kompensieren konnte. Auch Bebous Ausfall konnte durch die entsprechende Restzeit vor dem Stapellauf noch kompensiert werden, nicht zuletzt weil der ansonsten oft träge wirkende Dabbur eine bis dahin ungeahnte Kraft entfaltete, die in Kombination mit Turbo-Rutter die TSG enorm voranbrachte.

Aber just, als alle Motoren perfekt zusammenspielten, fiel immer wieder einer aus – zum einen durch Sperren (Vogt, Kabak), zum anderen durch Verletzung (erst Dabbur, dann Prömel) – und das alles gerade, als die Liga selbst aufhörte herumzudümpeln und auch die anderen Vehik…Vereine ihre Aggregate repariert bekamen, die jetzt immer feiner abgestimmt und perfekt miteinander agierten.

Um in dem Rennen sich noch zu bewähren, entschied sich unser Kapitän zu einem sehr riskanten Manöver. Der Einsatz von nicht getesteten Einheiten (Quaresma, Damar) zum einen und zum anderen Motoren der früheren Generation (Kaderabek).

Nach 45 Minuten behob er zwar den Fehler, aber nach 60 Minuten merkte man, dass auch diese Ein-/Aufstellung den Angriffswellen der Frankfurter nichts entgegenzusetzen hatte.

Es war diese Viertelstunde, in der es unserer Mannschaft immerhin gelang, die MS Eintracht vom Kurs abzubringen.

Nach ihrer schnellen 2:0-Führung nach acht Minuten sowie dem 3:0 nach 30 Minuten nach jeweils erschreckend dummen individuellen Fehlern war gefühlt klar, dass wir in dem Spiel kein Land sehen würden.

Aber plötzlich gab es etwas, was wie eine Fata Morgana anmutete – und nicht ohne Witz war, denn ausgerechnet Baumgartner, ein Spieler aus einem Land ohne Marine, erzielte aus dem Nichts den Anschlusstreffer, dem keine Minute nach Wiederanpfiff das 3:2 durch Kabak folgte.

Kurzzeitig sah es so aus, als ob unser Spiel in ruhigere Fahrwasser geraten könnte. Doch irgendwie schien die Mannschaft Rückenwind zu verspüren und veranstaltete wilde Luv-Lee-Wechsel, aber wie gesagt: Wir sind kein Segelschiff, schon gar kein Segelschulschiff. Die Gorch Fock sieht zwar super aus, ist aber im Grunde seeuntauglich. Warum man sich an der (wie es schien) ein Beispiel nehmen wollte, ist schlicht unerklärlich.

Andererseits waren es auch die kleinen Manöver (Kurzpässe), die völlig missrieten. Und so kam unser Spiel wieder und wieder ins Stocken, die Gäste hingegen immer wieder in Ballbesitz und sie wussten damit viel Schönes anzufangen.

Ihr Spiel war mindestens so ästhetisch wie die Gorch Fock, so wendig wie eine Motoryacht und ihre Spieler tauchten überraschender und freier vor Olli Baumann auf als die Roter Oktober im Penobscot River in Maine.

Das sorgte für maximalen Alarm. Unser Tor geriet massiv unter Beschuss, aber die Eintracht erzielte dankenswerterweise nur einen Treffer, so dass wir uns mit einem höchst schmeichelhaften 2:4 noch ans rettende Schallufer retten konnten: Schlusspfiff.

Vier Ligaspiele ohne Dreier. Abgerutscht auf einen zweistelligen Tabellenplatz und noch ein Spiel vor der WM-Pause, wo es erneut gegen ein Team geht, das inzwischen wieder massig Wasser unterm Kiel hat. Die sind auf Spur. Und wir? Auf bestem Wege unseren Negativrekord zum Ende der letzten Saison einzustellen.

Jetzt kann der Kapitän/Trainer natürlich nur die Spieler bringen, die er hat. Und da waren Mittwoch viele junge dabei, was vielen ja erstmal aus der Seele sprach. Dann hat er aber sehen müssen, dass es diese Leichtmatrosen auf hoher See schwer haben, standfest zu bleiben, wenn da mal ein rechter Sturm aufkommt.

Sie waren diesmal das primäre Problem. Aber das hat ja auch damit was zu tun, dass der Kader zwar die Breite, aber ihre Schwerter die nötige Tiefe (und Ruhe) haben, um auch in rauen Phasen stabil auf Kurs zu bleiben.

Admiral Rosen wird wohl nicht in Katar, aber auf den Bazar gehen müssen, um einen weiteren (metaphorischen) Katarrh der TSG zu vermeiden. Wir haben immer noch mehr als eine Handbreit Wasser unter dem Kiel, aber wenn es mit der Punkteebbe so weitergeht und nicht entgegengesteuert wird, werden wir aufgrund auch vieler externer Faktoren wie langwieriger Verletzungen, aber dann halt auch Tatenlosigkeit 2023 auf Grund laufen. Und es ist besser, einen, zwei Spieler zu holen, als den Trainer Kiel holen zu lassen. Besser, man lässt ihn in Ruhe und spätestens ab Sonntag Ausschau halten, damit er oder der Admiral der Fan-Crew verkünden kann: Land in Sicht.

Besser wäre natürlich, die Mannschaft würde das kommunizieren, am Samstag gegen 17.25 Uhr und mittels eines Sieges die aufziehenden dunklen Wolken umfahren oder deren Kraft für eine neue Woge der Begeisterung nutzen, um dann sicher im Hafen zu überwintern.

Noch einmal gilt 2022:

Volle Fahrt voraus!

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