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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Eintracht Frankfurt vs. 1899 Hoffenheim

Unsinn.

Das Spiel dauerte 36 Sekunden.

Es gibt so Sachen, da wundert man sich, woher es kam. Namen werden genannt, weil es doch eine Erklärung geben muss, wer das „verbrochen“ hat, aber keiner davon stimmt wirklich. Ja, möglich, dass es A war oder B, aber auch C könnte sein, am Ende war es keiner und doch war es da.

Oder es fehlte, wie z. B. nach dieser Bildschirmaufnahme das Logo der TSG auf Rupps Trikot:

Rupp_TSG

(Quelle)

Ein ganz hervorragendes Beispiel fürs Dasein ist das folgende Unsinnsgedicht, das man Ringelnatz zuschrieb, aber auch Morgenstern und Goethe. Doch keiner war’s, es war plötzlich da, wenngleich unter großer Mithilfe von James Krüss:

Dunkel war’s, der Mond schien helle,
schneebedeckt die grün Flur,
als ein Wagen blitzesschnelle,
langsam um die Ecke fuhr.

Gerade eine Ecke war’s, die kurz ausgeführt uns lang aus dem Konzept warf, in das wir nie wirklich reinfanden, sodass während des gesamten Spiels nichts rauskam aus den An- und Vorsätzen, die durchaus in der Aufstellung zu erkennen waren, in der Einstellung nicht. Das Spiel hatte kaum begonnen, als es bereits vorbei war.

Ein Rückstand nach 36 Sekunden ist als Trauma eines Profis unwürdig. Mehr als genug Zeit, sich aufzurappeln und mit dynamischen, flotten Kombinationsspiel Räume aufzutun, selbige zu bespielen und zu nutzen. Doch statt dessen ging es weiter mit

Drinnen saßen stehend Leute,
schweigend ins Gespräch vertieft,
als ein totgeschoss’ner Hase
auf der Sandbank Schlittschuh lief.

Ja, so ungefähr sah das dann fast die ganze erste Halbzeit aus. Die Folge waren weitere (Groß-)Chancen der Eintracht, während wir einträchtig Ball und Verantwortung zuschoben, was sich ganz toll in Ballbesitz- und Passstatistiken niederschlägt, was aber außer nichts nichts bringt.
Bis eben kurz vor dem Halbzeitpfiff, wo der Unsinn seinen weiteren Verlauf nahm:

Und ein blondgelockter Jüngling
mit kohlrabenschwarzem Haar
saß auf einer grünen Kiste,
die rot angestrichen war.

So musste sich Geiger gefühlt haben, als sein wunderbar aus einer Ecke herausgespieltes Tor nach Videobeweis wegen Abseits wieder aberkannt wurde. Das wird wohl seine Richtigkeit gehabt haben, aber es fühlt sich komisch an, ein Tor aberkannt zu bekommen, das alle auf dem Platz als solches anerkannten. Aber Wahrheit und Gerechtigkeit sind – Gott sei Dank – keine Begriffe, wo es um Mehrheiten geht (bzw. gehen sollte). Das muss man respektieren und weitermachen, wobei ein solcher Rückpfiff nach rund einer Minute psychisch weitaus schwerer wiegen dürfte als ein Wiederanpfiff nach einer Minute.

Aber auch nach 45 Minuten wurde unser Spiel nicht entscheidend besser. Eher im Gegenteil. Nicht nur hatten wir keinen Zu-, wir hatten auch immer noch keinen Angriff. Mut auch nicht wirklich, dafür jede Menge Glück, dass die Gastgeber, denen deutlich anzumerken war, dass sie viel besser eingespielt waren als wir, die uns auch körpersprachlich in allen Belangen überlegen waren, ihre Riesenchancen in einer derart großzügig kläglichen Art und Weise vergaben, dass die Hoffnung aufkeimte, dass auf die Gastgeber der alte Spruch von den Toren zutrifft, die man vorne nicht macht, dafür hinten kassiert. Die Frankfurter standen voll im Saft …

Neben ihm ’ne alte Schrulle,
zählte kaum erst sechzehn Jahr,
in der Hand ’ne Butterstulle,
die mit Schmalz bestrichen war.

… während wir meist rum oder zu nah an-, auf-, bei-, spielten zu wenig mit-, machten Dinge eher nach- und fanden einfach nicht zueinander. In der zweiten Hälfte der zweiten Hälfte wurde es ganz schlimm, als insbesondere Baumann sich durch Aktionen hervortat, die unterirdisch waren. Aber … die Hoffnung war da … und sie nahm dann auch Gestalt an, genauer: Gestalten, noch genauer: die von Grifo, Samassekou und Belfodil. Alle drei brachten mehr Willen aufs Feld, aber es wollte trotzdem nicht(s) klappen. Jeder hatte seine Aktion, keiner hatte Glück, am wenigsten wohl Belfodil, der den 2. Abseitstreffer des Nachmittags für die TSG erzielte.

Droben auf dem Apfelbaume,
der sehr süße Birnen trug,
hing des Frühlings letzte Pflaume
und an Nüssen noch genug.

Auf solche konnte einem natürlich auch die Gangart der Gastgeber gehen. Andererseits ist eine rustikale Spielweise erlaubt. Sie ist nicht schön, aber das muss so ein Spiel auch nicht sein. Auch wenn das wohl der neuen TSG vorschwebt.

Ja, man hat so eine Vorstellung, welchen Fußball Schreuder spielen lassen will. Die Idee ist gut, und er hat auch die richtigen Leute dafür, nur sie noch nicht den richtigen Draht, das richtige Verständnis und schon gar nicht das richtige Tempo, wobei wir die Präzision heute mal lieber nicht erwähnen wollen, denn was Ballan- und –mitnahmen angeht, lief sehr wenig zusammen, weshalb wir dem Spielgerät oft hinterher. Naja, und dem Rückstand – nach 36 Sekunden.

Und so verloren wir erneut ein eigentlich ganz gutes Spiel in Frankfurt mit nur einem Tor Unterschied mit dem Unterschied, dass der Siegtreffer nicht in der letzten, sondern in der ersten Minute fiel. Damals war es das Ende des Traums vom europäischen Wettbewerb. Diesmal ist es der Anfang des Traums einer Mannschaft, die revolutionären Fußball spielt. Das wird schon noch. Alles andere zu denken wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch genau das, was das Volksmundgedicht ist: Unsinn!

Ganz und gar nicht unsinnig und auch wesentlich unemotionaler, d.h. sachlicher und damit besser zur genaueren Einordnung des Gesamtgeschehens, ist der sehr lesenswerte Spielbericht von Neureich-Bimbeshausen.

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