Bayern München vs. 1899 Hoffenheim
1/299.992.458 sec
Variationen des Wundersamen
Das war eine herbe 4:0-Niederlage in München. Eine Niederlage, die durchaus auch hätte höher ausfallen können. Eine Niederlage, die deutlich machte, wie weit Wunsch und Wirklichkeit, aber auch Anspruch und Ansporn auseinanderliegen. Nein, keine Lichtjahre. Lediglich die Strecke, die Licht im Vakuum in einer 299992458tel Sekunde zurücklegt. Nichtphysiker nennen diese Distanz Meter.
1 Meter. Mehr war es nicht, was uns das ganze Spiel über von allem trennte, was dem Spiel das Besondere gibt, z. B. dem Ball. Oder dem Gegenspieler.
Keine Chance. Zu keiner Zeit. Das war in der Deutlichkeit zumindest nicht zu erwarten gewesen, ließen doch die Worte aus dem Kraichgau ebenfalls nichts an Deutlichkeit vermissen. Doch es war wohl der Versuch einer „self-fulfilling prophecy“, vor allem nachdem klar war, dass die Münchener in etwas antreten werden, von dem wir gar nicht wissen, was es ist: Bestbesetzung.
Beendet war das Spiel nach weniger als zwei Minuten. Obwohl die Bayern für ihr Führungstor fast dreimal solange dafür brauchten, wie wir für das unsrige im Hinspiel, und wir ja nicht das erste Mal in dieser Saison sehr früh in Rückstand gerieten, genügte ein Blick in die hilflosen Gesichter unserer Männer. Da würde gar nichts mehr gehen.
Doch nicht nur die Einstellung war fragwürdig, auch die Aufstellung. Nachdem klar war, die die Gastgeber spielen würden, war es sehr überraschend zu sehen, dass Pezzaiuoli Alaba und Rudy in der Startelf aufbot. Was war der Plan? Dass Alaba diesmal fehlpassfrei spielt vor heimischer Kulisse? Offensichtlich nicht, denn schon vor dem Spiel soll ja unser Trainer die Befürchtung geäußert haben, dass Alaba eventuell übermotiviert sein könne. Warum bot er ihn dann trotzdem auf?
Und warum nahm er dann nach dem 2:0 der Bayern nach kaum mehr als einer Viertelstunde nicht den Youngster runter, sondern Rudy? Auch nicht wirklich ein Mittelfeldspieler, der Souveränität und Vertrauen ausstrahlt, aber immerhin gewinnt er mal einen Zweikampf und kann Bälle halten und verteilen.
Mit der Einwechslung von Weiss gewann das Spiel unserer Mannschaft zwar nicht an Klasse, aber das der Bayern wurde öfter unterbrochen, was für etwas Entspannung vor dem eigenen Kasten sorgte. Gefahr fürs Tor der Müncner entwickelten wir nicht.
Dabei wäre auch dies möglich gewesen, wenn man Babel auch mal angespielt hätte. Er stand ständig links frei. Aber da kam nie ein Ball hin, womit natürlich der rechte Verteidiger der Bayern alle Zeit und Freiheiten der Welt genoss, sich munter in deren Angriffspiel einzuschalten, womit diese Seite noch stärker wurde. In so einer Konstellation konnte Ibertsberger gar nicht anders, als das ganze Spiel über schlecht aussehen.
In der 2. Halbzeit bewarb sich dann Simunic um einen Vertrag bei einem osteuropäischen Zweitligisten. Er kam für den verletzten Vorsah, dessen Philosophie von Spielaufbau auch eher dem American Football gleicht. Nur haben wir keine wide receiver, die mit einer starken Sprints und robustem Körpereinsatz die Bälle erlaufen und sich zu Boden reißen lassen. Diese Ballverluste blieben uns in der 2. Hälfte erspart. Simunic brachte sie einfach näher vors eigene Tor, in dem Starkes Leistung auch weit weniger markig war als seine Worte im Laufe der Woche.
A propos „Laufe“: Wir waren mal eine Mannschaft, die durch ein schnelles und intensives Spiel auffiel. Von alledem ist seit geraumer Zeit nichts zu spüren: keine Intensität, keine Schnelligkeit, keine Mannschaft.
Dazu fehlen uns nicht die Spieler. Dazu fehlt uns der Kopf. Jede andere erfolgreiche Mannschaft hat eine solche Führungsperson auf oder neben dem Platz. Und solange die wir nur in der Loge haben, wird sich das bei uns nicht bessern.
Darüber könnte man ja mal eine 299992458tel Sekunde nachdenken.
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