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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Post an Pellegrino

Post an Pellegrino

Lieber Herr Matarazzo,

wie oft schreien Sie eigentlich „CAZZO!?

Sie hätten unser vollstes Verständnis – und sollten Sie es nicht tun, fangen Sie an damit. Fluchen befreit die Seele. (Natürlich sind Sie nicht so doof wie andere und wissen, dass das nur verbal so funktioniert.)

Wir wollen Ihnen mit diesem offenen Brief nur mal sagen, dass wir Sie gut finden. Punkt.

Nein, wir halten Sie nicht für den besten Trainer der Welt, aber so dürften auch Sie sich selbst nicht sehen. Aber das tut auch gar nichts zur Sache, denn bester Trainer der Welt kann eh nur einer sein. Und ganz gleich, wer das ist, nach Hoffenheim kommt der nicht.

Sie aber taten das. Vor sieben Jahren als Jugendtrainer, wurden dann Co unter Nagelsmann und Schreuder und verließen uns dann Dezember 2019 in Richtung VfB, wo Sie sich damals auf einen echten Schleudersitz begaben, schließlich hatten sie allein in dem Jahr, als sie zu den Schwaben gingen, dort vier Vorgänger. Und nach Ihnen wurde es da auch erst einmal wilder. Aber das ist Vergangenheit.

Im Februar 2023 kehrten Sie dann unter denkbar schlechten Vorzeichen zurück. Nicht nur stand die TSG noch schlechter da als jetzt, sondern angeblich schon ein anderer wortwörtlich vor der Tür. Und Sie selbst wissen, wie Sie es trotzdem auf den Cheftrainersessel bei uns geschafft haben. Wir auch. Das war wirklich gewitzt – und mutig.

Jetzt kommt mal eine steile These von uns dazu:

Eigentlich ist die TSG Ihr Herzensverein. Sie wollten nie zum VfB. Sie wären gerne direkt der Nachfolger von Julian Nagelsmann hier geworden, aber das Vertrauen in Sie war nicht da, so dass Sie, als die Anfrage vom VfB kam, es nicht nur sich beweisen wollten, dass Sie anders sind als Ihre vielen Co-Kollegen, die ja oftmals als Cheftrainer scheiterten.

Sie aber machten sich dort einen Namen und etablierten sich. Sie hatten es geschafft – und das auch in einem extrem fiebrigen Umfeld. Im Vergleich dazu dürfte Ihnen die Situation jetzt bestenfalls als erhöhte Temperatur vorkommen.

Wie aber kommen wir überhaupt zu dieser These?

Zu Nagelsmanns Zeiten waren Sie oftmals der, der während der Live-Übertragungen an die Mikros ging und erklärte, was die TSG „nun in der 2. Halbzeit“ machen will oder wird. Sie bemühten sich schon da um Präsenz und machten das wirklich sehr beeindruckend. Nicht nur, weil Sie sehr gut Deutsch sprechen, sondern Sie es immer auch mutig machten, zuversichtlich, mit fester Stimme. Das passte zur damaligen TSG, das passte zu Nagelsmann, das passte uns.

Nur den Verantwortlichen passte das wohl nicht – oder war ihnen nicht genug. Vielleicht war es ihnen schlicht zu viel, schließlich hatten die damaligen Geschäftsführer auch so ihre ganz persönlichen Schwierigkeiten mit dem selbstbewussten Auftreten dieses bayrischen Youngsters. Dann gleich im Anschluss dasselbe nochmal von der Ostküste? Dann doch lieber einen eher ruhigen Typen von der Nordsee.

Wie gesagt, es ist nur eine Vermutung, aber sie passt zu den Indizien – und zu (der Art und Weise) Ihrer Rückkehr. Wer sonst hätte damals freiwillig unseren Sauhaufen übernommen?

OK, wir wissen es, der Mann, der zuvor Cheftrainer beim Waldhof Mannheim, SV Sandhausen, Hannover 96 sowie Co der türkischen Nationalmannschaft war und heute Cheftrainer von Ankaragücü – und dessen Vertrag dort wie Ihrer hier noch bis zum Ende der Saison läuft.

Diejenigen, die damals gerne Herrn Kenan Koçak verpflichtet hätten, dürften heute froh sein, dass sie Ihnen letzten Endes den Chefposten bei der TSG gaben, denn Herr Koçaks Verein liegt aktuell auch nur auf Platz 14 in der 2. türkischen Liga, in die er letztes Jahr abstieg, während sich die TSG unter Ihrer Leitung für die UEFA Europa League qualifizierte.

Ja, natürlich dürfte es Ihnen nicht gefallen haben, dass Frau Engelhardt auf der letzten Hauptversammlung dies vor allem darauf zurückführte, dass die anderen noch schlechter waren, aber – sind wir ehrlich – so ganz falsch ist das nicht. Aber letztlich auch egal, weil dabei – und das war ja schon mal schön, was Sie mit Ihren Trainerkollegen auch sichtlich in Ihrem hyggeligen Hotel in Herning und der angrenzenden Bar genossen haben. Das hatten Sie sich auch verdient.

Es hat uns gefreut, Sie da so entspannt sitzen und plaudern zu sehen. Sie wirkten ruhig, entspannt, zuversichtlich. „Scheiß dir nix, dann feit‘ dir nix“, pflegte ihr Ex-Chef in seinem Idiom zu sagen (und einmal auch auf einer Pressekonferenz vor einem Spiel bei den Bayern, das wir dann auch dort prompt gewannen) – und exakt diese Attitüde strahlten Sie auch aus.

Das erinnerte an Ihre Zeiten als der Co-Trainer am Mikrofon, wo Sie uns heute viel zu lasch daherkommen. Viel zu rational und kontrolliert. Von daher war es uns eine große Freude, dass Sie genau das auf der Pressekonferenz nach dem Spiel gegen Werder Bremen nicht waren – und dass Sie nicht gegen die eigenen Spieler schossen, sondern auch mal direkt auf die (Dummheit der) Fragen der Reportergruppe, z. B. „Macht das was mit Ihnen?“ und – im Rahmen dessen, was der DFB noch zulässt – gegen den Schiedsrichter.

Es ist ja nicht Ihr Job, objektiv zu sein. Sie können und sollen bzw. sollten viel häufiger subjektiv sein und etwas emotionaler. Nagelsmann war das auch. Ja (s. o), das gefiel nicht jedem in der GmbH, aber uns, den Fans. 🙂

Sie haben aktuell einen sehr schweren Stand, und es ist bewundernswert, wie Sie das alles wegstecken. (Unser besonderer Dank geht da an Ihre Frau und Familie.)

Sie sind nämlich nicht nur Trainer, Sie teilen aktuell auch das Schicksal, das Julian Nagelsmann bei den Bayern hatte, wo er nebst den obersten Übungsleiter auch noch die Rolle des „Außenministers“ übernehmen musste.

Er wurde während seiner Zeit von Kahn und Salihamidzic ebenso allein gelassen wie sie gerade, wobei die Stelle aktuell ja auch bei der TSG (wie so viele) vakant ist.

Unser Eindruck ist:

Eigentlich bräuchte die TSG im Allgemeinen sowie Sie und die Mannschaft im Besonderen gerade in der aktuellen Situation jemanden, der die mediale Aufmerksamkeit auf sich zieht, damit Sie mehr in Ruhe arbeiten können. Aber man behandelt Sie gerade so, wie unsere Defensive so manchen gegnerischen Stürmer im Strafraum behandelt: Man lässt Sie allein. Wenn, dann stellt man Spieler vor die Kamera, was es ja nicht besser macht, denn auch sie sollten sich nicht groß um die Medien(arbeit) kümmern müssen.

Aber wie gesagt, das ist nur unser Eindruck – und der kann falsch sein, was er hoffentlich auch ist und den Sie so (hoffentlich) nicht zustimmen können.

In Anbetracht all dessen machen Sie das ganz hervorragend. Natürlich stimmen die Ergebnisse nicht. Aber das wissen Sie auch ohne uns. Und Sie wissen auch, woran es liegt: viele neue Spieler, viele verletzte Spieler und viele junge Spieler. Aber Sie kriegen das bewundernswert hin, wie Sie vor allem Letztere integrieren und die Verletzungen kompensieren.

Und: Sie haben nicht nur die physische Größe, das zu meistern. Sie scheinen uns auch psychisch stark genug zu sein, dem enormen Druck hier in und rund um unseren Dorfverein standzuhalten. Gelingt es Ihnen, diese Resilienz auch ans Team weiterzugeben, dann wäre das schon sehr viel wert.

Ansonsten bleibt uns nur, Ihnen und der Mannschaft alles Gute zu wünschen – und den vielen Verletzten baldige Genesung. Wir sehen weder schwarz noch rosarot, aber wir sehen, dass es noch mehr Training, Zeit und etwas Geduld braucht, bevor wir, sprich: Sie und Ihr Team den Karren aus dem Dreck auf eine Erfolgsspur bringen. Und es braucht mehr Unterstützung – für Sie, Ihr Team und das Team – nicht nur durch die Fans im Stadion, sondern auch den Damen und Herren Entscheider bei der TSG.

Unsere haben Sie.
Mehr wollten wir eigentlich gar nicht sagen.

Und wenn Sie wollen, können Sie jetzt gerne „CAZZO!“ schreien …

… und (!) 🙂 / oder Sie kontaktieren uns. Wir laden Sie gerne auf ’n gemütliches Abendessen in Heidelberg ein, wo Sie mindestens so entspannt sein können wie in Herning bei Sankt Jørgen.

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