SC Freiburg vs. 1899 Hoffenheim
Glück im Glück
Das Problem der Leichtigkeit
Natürlich darf man es nicht sagen, aber ein europäischer Wettbewerb ist schon das Ziel des Vereins und natürlich auch die Erwartung der Hoffenheimer Anhängerschaft. Sie wollen ein Spektakel, sie wollen etwas geboten bekommen, sie wollen große Namen. Sonst? Nun, sonst zieht sich diese Eventklientel zurück, bleibt lieber in der warmen Stube und nimmt am nächsten Morgen wohlwollend zur Kenntnis, dass 1899 gewonnen hat. Bester Beweis dafür war das DFB-Pokalspiel letzten Mittwoch.
Das während des Ligabetriebs dauerausverkaufte Stadion war nur zu zwei Dritteln gefüllt. Wären keine Herbstferien gewesen, die Logen und Business-Seats wären wohl gänzlich leer geblieben. So aber kam die etwas andere Nachwuchsförderung zum Tragen: der Fan von morgen in den Logen von heute. Oder: die Business-Kids.
An solchen Spielen erkennt man sehr gut, wie weit der Weg noch ist von der Ware Hoffenheim zur Marke Hoffenheim. Und die Erwartungshaltung. Gegen einen Zweitligisten auf einem Abstiegsplatz, da wurde doch ein wenig Virtuoses in bester Roncalli-Manier erhofft. Da das aber nicht ging (jeder, der mal gekickt hat, weiß, wie schwierig es ist, gegen zehn Abwehrspieler zu brillieren), ging das Publikum gleich zu Unmutsbekundungen über. Wozu reflektieren, schließlich habe ich bezahlt – und es ist kalt. Die Prioritäten sind bei Kraichgauern und Kurpfälzern doch sehr klar gesetzt. Wein ja, weinen nein – So einfach ist das.
Auch die Bereitschaft des Pilgerns ist bei den 1899-Fans so ausgeprägt nicht. Und Fans in der Ferne gibt es auch noch nicht soooo viele. So war es also wenig überraschend, dass trotz relativer Nähe nicht das komplette Kontigent an Gästetickets verkauft werden konnte. Außerdem: So berauschend waren die letzten Auswärtsspiele auch nicht, warum also gut und gerne 50 € für etwas ausgeben, was zu Therapiefolgekosten führen könnte?
Tja, es kam anders. Und so viel besser als erwartet, so viel besser als in den letzten Wochen, so viel besser überhaupt, denn keine der Mannschaften aus dem oberen Tabellendrittel gewann – nur wir. Die Folge: Platz 5, nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter, was bei sehr günstigem Verlauf nächste Woche dazu führen könnte, dass 1899 Hoffenheim nach rund einem wieder auf Platz 1 steht.
Doch dazu müssen nicht nur die beiden Führenden verlieren und die anderen beiden maximal unentschieden spielen, auch wir müssen mindestens dreimal treffen, wenn wir ohne Gegentor bleiben, um zurück an die Spitze zu kommen – aber das dürfte das Problem werden.
So viele Chancen wie gegen Freiburg hatten wir in noch keinem Spiel. Und noch nie hatten wir so viele versemmelt. Andererseits muss man auch dem Freiburger Keeper zugute halten, dass er einen sehr guten Tag erwischt hatte.
Das wir doch noch gewonnen haben, verdanken wir einem Sonntagsschuss von Maicosuel. Vor Saisonbeginn unbekannt, im Laufe der Saison auf der Bank, nutzt dieser Junge seine Chance und vergrößert damit gleichzeitig die Hoffnung, dass 1899 Hoffenheim auch dann gewinnen kann, wenn die Vorjahresstammelf nicht auf dem Platz steht. Er rennt, er spielt, er ackert. Leider fällt er auch leicht, was durchaus auch an der mangelnden Masse seinerseits liegen könnte. Aber da muss er halt was machen. Fußball nach Gewichtsklassen gibt es nicht. Doch ein derartiges Problem lässt sich in der Region schnell beheben.
Die andere Leichtigkeit in den Griff zu kriegen, das ist zugegebenermaßen schwieriger, aber auch nicht unmöglich. Es ist natürlich nie auszuschließen, dass Überlegenheit zu Überheblichkeit führt, aber das in Zukunft bitte erst ab der 80. Minuten bei einem 4:0 Vorsprung. Dann aber bitte richtig, … 🙂
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