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1. FSV Mainz 05 vs. 1899 Hoffenheim

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Die Grenzen des Trainers

Niederlage in einem Bundesbezirksligafußballspiel

Fußballerzitate sind etwas aus dem Blickpunkt gerückt. Natürlich sind sie nach wie vor populär, aber den Kultstatus von ehedem haben sie nicht mehr. Oder sie haben es aufgrund der Bonmots aus vielen anderen Bereichen schwerer, ihren Status der Besonderheit zu erhalten.

Legendär wurde beispielsweise Horst Szymaniaks

„Ein Drittel mehr Geld? Ich will mindestens ein Viertel!“

Allerdings gibt es dazu keinerlei gesicherte Quelle, wann und wo und zu wem genau er das gesagt hat, allerdings war dies zu einer Zeit, als es in Deutschland noch das gab, was man heute fordert, zumindest diskutiert und Salary Cap nennt.

Die Einkommensobergrenze, wie es damals (zu Oberligazeiten und auch in den Anfangsjahren der Bundesliga) noch gut deutsch hieß, betrug für Vertragsspieler rund 320, in der Bundesliga rund 1.100 DM.

A propos „betrug“: Gesichert ist, am 28. April 2021 erinnerte der damalige Bundesgesundheitsminister Jens Spahn wahrscheinlich ungewollt an dieses legendäre Zitat, als er in einem Interview sagte:

„Wir haben jetzt jeden vierten Deutschen geimpft. Diese Woche wird es noch jeder fünfte werden.“

A propos 4 und 5 und Horst Szymaniak: Er soll gegenüber dem Mann, der als einziger diese beiden Rückennummern der deutschen Fußballnationalmannschaft trug, einem gewissen Franz Beckenbauer, über den Fußball seiner Zeit (Ende der 1960er Jahre) geurteilt haben, heute würde man fälschlicherweise „analysiert“ sagen:

„Wir sind die letzten Helden des 20. Jahrhunderts; nach uns kommen nur noch Spieler aus Kunststoff.“

Falsch? Natürlich. So wie jede (Groß-)Elterngeneration „die heutige Jugend“ als weniger gehorsam, fleißig, respektvoll etc. ansieht als sich selbst – ein Phänomen, das seit gut fünf JahrTAUSENDEN überliefert ist –, sehen sich alle Menschen gerne als die Letzten ihrer Zunft, was eben Ehrgeiz, Kampf, Willen, Fleiß, Tugendhaftigkeit, Verantwortungsbewusstsein etc. angeht.

Denn auch noch nach ihm gab es viele Fußballer, die seine Tugenden mitbrachten, definitiv nicht minder erfolgreich Fußball spielten und, um in seiner mathematischen Logik zu bleiben, viele Hundertstel mehr als er verdienten. Dabei kommen einem die ein oder anderen schon sehr aus Kunststoff vor, aber ein Ronaldo beispielsweise mag als Kunstprodukt erscheinen, aber dies hat er eben diesen Tugenden zu verdanken. Wie auch ein Messi. Wie auch ein Ibrahimovic.

Von diesen drei Letztgenannten erfreut sich aber nur der alte Schwede einer größeren medialen Beliebtheit, weil von diesen Dreien nur er es auch schafft, Bonmot-Bestleistungen hinzulegen. Im Gegensatz zu denen Szymaniaks sind diese allerdings nicht von Bescheidenheit getragen:

„Zlatan ist auch nur ein Mensch. Genauso wie ein weißer Hai auch nur ein Fisch ist.“

Das kommt natürlich sehr großmäulig daher, aber das hat natürlich Witz. Und es birgt das enorme Risiko der Fallhöhe. Sobald er nicht mehr liefert, wäre er geliefert. So gesehen, kann man diese Sätze auch als Eigenmotivation verstehen. Oder aber als Angriff.

„Wer mich kauft, kauft einen Ferrari. Wer einen Ferrari hat, tankt Super, fährt auf die Autobahn und gibt Vollgas. Guardiola hat Diesel getankt und eine Tour ins Grüne gemacht. Hätte er sich gleich einen Fiat kaufen sollen.“

Nun gibt es an sich wenig Diskussionen über diesen Trainer. Ja, er hat sich in entscheidenden Spielen immer wieder mal verzockt, aber letzten Endes auch ohne Ende nationale und internationale Titel mit seinen Vereinen eingefahren.

Er trainierte nicht, er implementierte seine Spielweise – und hat(te) damit riesigen Erfolg. Nur eben nicht bei Ibrahimovic, als er dessen Trainer beim FC Barcelona war und er (I) zu ihm (G) sagte:

„Diesen Philosophen brauchen wir hier nicht. Der Zwerg und ich reichen.“

Das bringt zwar Lacher, aber keine Erfolge. Die aber hatte er, Guardiola, en masse bei den Katalanen, der Mann aus Malmö nicht.

Vielleicht lag es schlicht daran, dass Guardiola alles Mögliche trainierte, aber niemals „das letzte Drittel“. Dort gebe es einfach zu viele unbestimmbare Faktoren und damit Möglichkeiten, so dass man diese alle gar nicht trainieren könne. Daher sah er seinen Job darin, die Spieler so einzustellen, dass sie den Ball immer wieder sicher in diese Zone bringen, und sie dann dort den Mut haben, auf ihren Instinkt zu vertrauen und das einzig Richtige und letztlich einzig Wichtige zu tun: Tore schießen. Und wenn das Spiel gegen Mainz eines gezeigt hat:

Sebastian Hoeneß ist an seiner Grenze angelangt.

Also an Guardiolas. Und das ist toll anzusehen. Haben wir das Spiel gewonnen? Nein. Wie viele Spiele in der Rückrunde haben wir gewonnen? Eins. Sind wir noch im Pokal? Nein. Liegen wir noch auf einem Platz, der uns zur Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb berechtigt? Nein. Fußball aber ist ein Ergebnissport, basta! In Ordnung …

Kann man so sehen und muss man am Ende auch so sehen, aber am Ende einer Spielzeit – und nicht unbedingt eines Spiels. Oder nach vier Spielen.

In Zeiten, als die Fußballberichterstattung generell martialischer war, hätte man das alte Militärzitat gebracht, wonach es nicht darum geht, jede Schlacht zu gewinnen, sondern den Krieg, aber das macht man heutzutage nicht mehr. Stattdessen zitieren wir lieber einen anderen Fußballer, der ebenfalls diese ehedemen Tugenden mitbrachte und auch als Trainer nicht so erfolglos war. So sagte Felix Magath:

„Eine schöne Kombination auf dem Fußballplatz ergibt sich nicht einfach so. Schönheit ist die Abwesenheit von Zufällen.“

Im letzten Drittel, das haben wir ja von Pep Guardiola gelernt (siehe oben) gibt es die aber im letzten Drittel, so dass man nicht umhin kann, zumindest für den Bereich und für dieses Spiel Brehme zu zitieren:

„Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“

Oder Wegmanns:

„Erst hatten wir kein Glück – und dann kam noch das Pech hinzu.“

Wir setzten die Hausherren enorm unter Druck. Wir zwangen sie zu einem Spielaufbau, der mit vogelwild noch sehr positiv beschrieben ist. Es war Bezirksligafußball auf Bundesliga-Niveau.

Meist blieb ihnen gar keine andere Wahl, als die Bälle einfach nur aus ihrer Gefahrenzone wegzudreschen. Und wenn sie es nicht taten, spielten sie die Bälle zu ungenau, sodass es nichts weiter war als enormes Glück, dass unsere Stürmer keinen ihrer vor und um und in den Sechzehner gespielten Zwangsbälle erreichten.

Dabei zwangen wir sie genau zu solchen Bällen. Das war beeindruckend. Das war mutig. Und auch schön. Und dass wir den Ball nicht ins, sondern nur vors und zweimal sogar ans Tor brachten, war schlicht wahlweise „Scheiße“ oder eben „Pech“.

Ja, da mag auch Unvermögen dabei gewesen sein, aber halt immer auch ein Mainzer Spieler davor oder dazwischen. Das war vor allem eines: sehr, sehr ärgerlich – spätestens nach dem zweiten Alutreffer, als die Führung mehr und mehr in der Luft lag, aber der Ball halt nie in deren Netz.

Da schlug er aber nach rund 80 Minuten bei uns ein, weil der ansonsten wieder einmal großartig und aufopferungsvoll spielende Raum mal wieder einen Ball im Spielaufbau zu unpräzise in die Mitte spielte, Ballverlust und der Rest war Magath. Und zum Kotzen. Dass es dann noch einen Handelfmeter gab, der den Sack zumachte, auf den einem das Ergebnis ging, war dann eigentlich auch egal. Brehme. Natürlich auch Liebermann.

Nein, nicht Lieberknecht, Torsten, mit dem sich Ibrahimovic auch nicht anfreunden würde („Wer nicht über Taktik spricht, hat sie am meisten nötig.“) und auch nicht Peter Liebermann, dem defensiven Mittelfeldspieler der SG Barockstadt II, sondern dem deutschen Impressionisten Max Liebermann, von dem das berühmte Zitat stammt, mit dem er seinen Ekel vor dem Sieges-Fackelzug von Nationalsozialisten in Berlin vor knapp über 89 Jahren ausgedrückt hat:

„Ich kann nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte.“

Ja, es war die dritte Niederlage in Folge. Aber de facto haben wir nur einen Punkt weniger als zum gleichen Zeitpunkt in der Hinrunde. Spielen aber wesentlich besser, schneller, direkter, schöner. Das gibt doch Hoffnung. Und dass die Tabellennachbarn auch alle Punkte ließen, lässt einen doch zumindest feststellen, dass wir immer noch alle Chancen haben, wieder/weiter nach oben zu kommen.

A propos „Impressionisten“: Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass es sich bei zahlreichen so genannter, besser: selbst ernannter TSG-Fans um just jene Menschen handelt, die Menschen wie Herrn Eberl, schlimmer noch: Herrn Enke dazu bringen, das zu tun, was sie taten.

Diese persönlichen und völlig sinnfreien, aber dennoch schmerzlichen Angriffe auf die Person, seien es jetzt „Grinsekatze“ bei Herrn Rosen

oder „Saskia“ bei Herrn Hoeneß, tragen nichts zur Besserung der Situation bei. Auch die Kommentare zu Dabbur zeugen mehr von einer generellen Abneigung gegen die Person als von Sachverstand. Wobei: Das „Sach“ hätten wir uns hier auch sparen können.

Hoeneß hat es in den letzten Monaten geschafft, die Mannschaft spielerisch deutlich weiterzuentwickeln. Dafür, dass Samassekou fehlt, kann er nichts, dass Baumgartner aktuell nicht in Bestform ist, stört wahrscheinlich beide, ebenso dass Kramaric nicht so trifft, wie man es kennt und von ihm erwartet, aber er kann etwas dafür, dass die Mannschaft als Team auftritt, dass sie inzwischen beide Seiten recht gleichmäßig bespielt und dass sie eben immer wieder aussichtsreich ins letzte Drittel kommt. Mehr hat Guardiola auch nicht trainiert, allerdings nicht mit einer sehr talentierten U23.

Also sollten wir alle mal einen Gang zurückfahren und uns alle etwas entspannen und etwas mehr Zuversicht an den Tag legen. Mit einem Sieg am Sonntag hätten wir einen mehr als zum gleichen Zeitpunkt der Hinrunde. In diesem Sinne möchten wir enden mit einem der weniger bekannten Zitate eines anderen, sehr bekannten Trainers, in abgeänderter Form. Im Original heißt es „Vereine von Männern geführt“. Aber wir denken, Sepp Herberger hätte nichts gegen unsere modifizierte Version.

„Wenn alle Spiele von Menschen kommentiert würden, die eine Ahnung von Fußball hätten, ginge es dem Spiel besser. Trotzdem ist es so stark, dass es selbst die Dilettanten nicht kaputtmachen können.“

… ebensowenig wir unser Vertrauen in Trainer, Team und einen sehr guten Saisonausgang. Immer dran denken, was einst Sven Ulreich sagte:

Es sind die individuellen Fehler, die uns manchmal aussehen lassen wie ein Bundesbezirksligist. Aber ohne jene Fehler wird es die Bundesliga oben ohne TSG nicht geben. In diesem Sinne unser Appell an alle:

Frei und mit breiter Brust ins nächste Spiel.

 

 

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