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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC Ingolstadt

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17.12 Uhr

… und plötzlich war es (fast) geschafft …

Die TSG ist ganz nah dran – nur wo dran? Einstelliger Tabellenplatz? Relegation? Das einzige, was sicher ist, ist, dass nichts sicher ist.

Zwei Niederlagen und ganz plötzlich sähen wir uns wieder auf Platz 16. Also ist es auch nur zu verständlich, dass Julian Nagelsmann zwar glücklich über den Sieg gegen den FC Ingolstadt war, aber auch betonte, dass außer dem Spiel gar nichts gewonnen war, weshalb er auch die nächsten beiden Spiele gewinnen möchte.

Aber, je nachdem, wie die anderen Partien ausgehen, könnten zwei Siege die TSG sogar noch auf Platz 8 hinaufkatapultieren – und das wäre bekanntlich die gleiche Platzierung wie in der Vorsaison, damit die zweitbeste Platzierung  in ihrer fast schon jahrzehntlangen Bundesligazugehörigkeit, das dritte Mal hintereinander, dass wir die Saison in der oberen Tabellenhälfte beenden, und es böte die Gelegenheit, die beste Rückrunde aller Zeiten hinzulegen.

Das klingt alles andere als schlecht, obwohl nichts davon einen Briefkopfwechsel des Geschäftspapiers bedingt, aber bekanntlich ist es so: Allein gut klingen, tut nix bringen. 🙂 Auch wenn uns in dem Falle wieder nur ein Platz von einem europäischen Wettbewerb trennen würde, Tatsache ist: Aktuell sind wir immer noch näher und bedenklich nah dran … an Liga 2.

Der allgemeine Reflex ist in solchen Momenten, in denen es knapp ist, man unter Druck ist und ganz besonders ist das im Fußball so, der genau in solchen Situationen all seinen Proletariermief in Gänze ausdünstet, die Hinwendung zum Körperlichen – vor allem bei den Fans der Fall und in den Medien (was man aber nicht überbewerten sollte, weil sie ja an sich keine Meinung, dafür ein so nachvollziehbares wie großes Interesse am Selbsterhalt, sprich: Geldverdienen haben), so dass gefühlt 95% aller Leser/innen dieser Zeilen spontan diesem Zitat von Otto von Bismarck zustimmen würden:

„Für die Jugend habe ich nur drei Worte als Ratschlag: Arbeite, arbeite, arbeite!“

Gerade hierzulande scheint das Seelenheil in der protestantischen Arbeitsethik zu liegen. Doch interessanterweise beginnt auf Vereinsseite ein neuer Wind zu wehen, der diesen Mief vertreibt. Die Zeiten der Lorants, Magaths und auch Stevens’ dieser Welt scheinen endgültig vorbei. Jüngere Trainer machen nicht alles anders, aber vieles besser, um letztlich das gleiche Ziel zu erreichen – und das sogar schneller. Sie haben andere Methoden der Motivation, die sich weniger an der Primitivität eines Preußen als vielmehr an der Faszination eines Franzosen orientiert, genau genommen  an dem bekannten Satz von Antoine de Saint-Exupéry:

„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“

Genau dies scheint Nagelsmann zu tun mit seinen Erwähnungen all der Ziele, die in dieser Saison immer noch zu erreichen sind. Er bringt unsere jungen Spieler dazu, sich nicht auf das Vermeiden möglicher Gefahren, sondern auf das Erreichen möglicher Ziele zu konzentrieren – mit Erfolg.

Obwohl wieder einen Elfer verschossen, konnten wir wieder einen Heimsieg einfahren, haben wir wieder knapp gewonnen, hatten wir wieder ein Spiel gedreht, erzielten wir wieder erst kurz vor Schluss den Siegtreffer, hatten wir wieder Baumann, der uns mit seinen Reflexen wieder vor Schlimmeren bewahrte, hatten wir wieder Uth, der wieder von Anfang an spielte und dies wieder mit einem Tor rechtfertigte, hatten wir wieder Amiri, wieder erst auf der Bank und dann wieder als Torschütze.

Im siegreichen Nachhinein kann man darüber natürlich leicht fabulieren, aber welche Bedeutung dieses Spiel für die Mannschaft und vor allem den Trainer hatte, konnte man schon lange vor dem Eintrudeln der anderen Ergebnisse sehen – nämlich am Trainer selbst. Saß er bei den letzten Spielen doch sehr häufig auf seinem Platz, war er diesmal wesentlich präsenter in der Coaching Zone – erst mit Jacke, dann ohne und das lag gewiss nur am Spiel und seiner Bedeutung und nicht an der 4. Offiziellen, dem einzigen Lichtblick der Schiedsrichterschar. Was die drei Herren da ablieferten, ward in der Bundesliga in den letzten Jahren nicht gesehen.

Gewiss war das Spiel nicht leicht zu leiten. Es wurde gerade in der Anfangsphase insbesondere seitens der Gäste sehr robust geführt. Das sah nicht immer schön aus, aber auch das gehört zum Spiel und selbstverständlich kann man so agieren. Es ist nur dann die Aufgabe des Schiedsrichters, die Regelverstöße zu ahnden. Gravitation ist kein Regelverstoß (wurde aber stets gepfiffen), ein Ellenbogencheck ins Gesicht ist einer, der auch mit einem Platzverweis zu ahnden ist (wurde er aber nicht).

Julian Nagelsmann betonte in der Nachspiel-PK, dass die temporäre Unterzahl während des Gegentores nicht der Grund für das Tor der Gäste war, sondern die eigenen Fehler in der Abwehr. Damit mag er Recht haben und es ehrt ihn, dass er das, natürlich nachdem das Spiel gewonnen war, so sagt, aber  es war für den Betrachter schon ein arges Stück, dass unser Innenverteidiger neben dem Platz lag und seine Platzwunde hat behandeln lassen müssen, während der Verursacher und sein Team ein (in der Tat schlecht verteidigtes) Tor erzielt.

Leider ist die Sitzung des IFAB, das ist das Gremium, das die Fußballregeln macht, bereits vorbei und die neuen Regeln im Grunde beschlossene Sache, aber fürs nächste Jahr, könnte man doch mal überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, dass, wenn ein Spieler verletzungsbedingt außerhalb des Spielfeldes behandelt werden muss, für die Zeit der Behandlung der Verursacher ebenfalls nicht mitspielen darf. (Hier kann man noch überlegen, ob das nur gilt, wenn der Verursacher für sein Vergehen auch verwarnt wurde.)

Der Rückstand kam zwar in einer dämlichen Situation, aber insgesamt auch nicht unerwartet, denn so recht wollte das Spiel der TSG nicht funktionieren. Mit Rudy rechts hinten erhoffte man sich einen Vorteil für den Spielaufbau, weil die Ingolstädter mit zwei, drei Leuten sehr früh pressten, aber leider funktionierte er in dem Spiel auf der Position bei weitem nicht so gut wie zuletzt in der Nationalmannschaft.

Es gab aber gerade von Rudy zu wenige und vor allem wieder zu wenig präzise Bälle nach vorn – und als dann der erste richtig gute Pass auch noch recht kläglich vergeben wurde, konnte man schon befürchten, dass man heute so einen Tag hat, an dem man stundenlang wird spielen können, ohne auch nur ein Scheunentor zu treffen. Aber man musste sich darüber zum Glück nicht echauffieren, weil die Aktion eh wegen Abseits abgepfiffen wurde. So gesehen war es gut, dass die Chance vertan wurde, denn wie im Fernsehen zu sehen war, war es rund einen Meter kein Abseits. Aber zu den Scheißrichtern Schiedsrichtern war ja schon alles gesagt.

Wie wichtig schnelle und präzise Pässe in die Spitze sind, sah und hörte man dann wenige Minuten später: Mark Uth erzielte auf Zuckerzuspiel von Kramaric den langersehnten und auch nicht unverdienten Ausgleich.

Mit der Zuversicht ging es in die Pause und kurz darauf war sie wieder verschwunden, nachdem sich Kramaric zu Polanski und Volland in die Liste der Elfmeterverschisser Elfmeterverschießer einreihte. Dabei war der völlig klare Strafstoß, auch wenn der Gästetrainer meinte, niemand im Stadion habe gewusst, was da los war, gar nicht mal so schlecht geschossen. Er war nur einfach noch besser gehalten.

Das war ebenso Pech wie kurz darauf Glück, dass die Pfeife nicht in selbige blies, als einer der Gäste in unserem Strafraum zu Boden ging, sein Team aber den gegebenen Vorteil nicht nutzen konnte. Dieses 1:1 wiederholte sich noch in zwei weiteren Szenen, bei denen jedes Mal die beiden Torhüter gewannen.

Und dann kam Nadiem …

Nagelsmann wechselte ihn in der 61. Minute zusammen mit Kaderabek für Ochs und Rudy ein – und um kurz vor Viertel sechs waren es just jene beiden, die den Sieg klarmachten. Erst machte der Tscheche das, was er viel zu selten tut: Er lief mit dem Ball die Linie runter, band entsprechend Verteidiger, was wiederum Platz für einen freien Mann schuf, in dem Falle Volland, der den Ball nach vorn weiter spielte, dann zurück auf Amiri, der sich clever freigestellt hatte, der dann in die Maschen – und aus dem Leibchen (er), aus dem Häuschen (das Stadion), denn ganz kurz zuvor drehten rund 100 Kilometer nördlich die Gäste das Spiel, was uns in eine wesentlich kritischere Tabellensituation brachte – aber nur für ganz wenige Sekunden.

So aber konnten wir den Abstand nach unten halten und seltsamerweise durch die anderen Ergebnisse den Abstand nach oben verkürzen. Damit ist noch alles drin – von Platz 8, aber eben auch bis Platz 16.

Also bleiben wir ent- und gespannt auf den Ausgang der letzten beiden Endspiele der äußerst seltsamen Saison aus Sicht der TSG, bei der in dieser Saison ja so ziemlich viel falsch lief, die aber am Ende offensichtlich alles richtig gemacht hat:

  • keine Rieseninvestionen mit den Firmino-Millionen
  • keine Panikkäufe im Winter
  • der vorgezogene Arbeitsbeginn von Julian Nagelsmann.

Am besten fragt sich jeder selbst mal, wie so seine Position zu den Themen war, als sie akut waren. Und dann bitte den Hut ziehen vor einem inzwischen 76-jährigen, der es womöglich weder mit Bismarck noch mit Saint-Exupéry, sondern mit einem hält, der wie er mit seinem Treiben eine Institution ins Wanken brachte. Luther sagte:

„Nur, wer sich entscheidet, existiert.“

Und Dietmar Hopp entschied so, dass, wie und wo wir hochwahrscheinlich in der nächsten Saison existieren werden:

Erstklassig.

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