1899 Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg
sic transit gloria spectaculi
Die Lehren eines Spiels
Ja, es macht Sinn. Die preußische Beschwerdeordnung insbesondere die Vorschrift des mindestens Eine-Nacht-darüber-Schlafens ist sehr, sehr sinnvoll. Man gewinnt Zeit und damit nicht selten auch Einsichten.
Was würde es bringen, einzelne Personen zu schelten, wie man es nach dem Spiel tat? Ja, de facto war es vor jedem Tor Vorsah, der den entscheidenden Fehler machte, aber es war in der Tat nicht der einzige. Er war einfach nur der letzte. Und sooo viele waren es ja nicht: 2, aber das genügte leider, weil unsere Mannschaft ihre Chancen nicht nutzte und nur einen Treffer erzielte, der allerdings war traumhaft schön von Eduardo und Maicosuel herausgespielt und von Ibisevic vollendet.
Eichner hatte das Pech an einem schlechten Tag immer frei zu stehen. Er wurde stets angespielt, konnte aber an dem Tag gar nichts mit dem Ball anfangen. Ist das das Problem – oder dass die, deren primäre Aufgabe der Spielaufbau ist, nicht anspielbar waren?
Lange Rede, kurzer Sinn (und in den unten verlinkten Spielberichten ist das ja alles akribisch deskriptiv nachzulesen): Der amtierende Deutsche Meister gewann das Spiel aufgrund der verschlafenen Anfangsviertelstunde in der 2. Halbzeit unserer Mannschaft. Ansonsten war es ein sehr ansehnliches bis sehr gutes Fußballspiel zweier ebenbürtiger Mannschaften, bei der die etwas erfahrenere und die, die den einen Fehler weniger machte, gewann.
Weil dies aber letztlich so einfach ist und nicht mehr Worte bedarf, möchten wir uns der Aussage Sepp Herbergers annehmen, wonach die Menschen zum Fußball gingen, weil sie nicht wüsste, wie es ausgeht.
Dies impliziert, dass der Ausgang des Spiel für die Zuschauer das Interessanteste ist. Nun, zumindest in Hoffenheim scheint nicht der Ausgang des Spiels das Spannendste zu sein, sondern der Ausgang des Stadions.
Schon zur Halbzeit wird nicht gewartet, bi die ersten 45 Minuten rum sind. Bereits zehn Minuten setzen sich diverse Menschen in Bewegung. Klo, Bier, Wurst – bloß nicht in einer Schlange stehen, das scheint jenen Menschen wesentlich wichtiger als das Spiel selbst.
Wenn dieses Verhalten dich wenigstens eine La Ola auslösen würde. Theoretisch müsste es gehen, da sich ja jeder erheben muss, wenn einer „Entschuldigung, darf ich mal kurz?“ zum Ausgang, zur Schüssel, an den Trog oder sonst wohin will. Aber dazu sind es dann doch zu wenig. Noch. Aber im Grunde ist jeder Einzelne zuviel.
Doch wir wollen nicht zu denen zählen, die ein ärgerliches Problem beschreiben, wir wollen es lösen. Dazu unterbreiten wir hiermit offiziell der Geschäftsführung der TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs-GmbH folgenden Vorschlag:
* Sofortbedienungsaufschlag am Kiosk.
Vor dem Halbzeitpfiff ist alles bis 2,50 Euro um 50 Cent, alles ab 2,50 € einen Euro teurer.
Noch mehr Möglichkeiten zu Zusatzeinnahmen bestehen durch die, die zehn Minuten vor Schlusspfiff gehen. Beispielsweise durch
* „Last Minutes-Tickets“.
Die Tickets derer, die gehen, werden eingesammelt und wieder verkauft. Preis: 1 Euro pro Minute (immer incl. 2 Minuten Nachspielzeit)
* „Asso-Agio“
Wer insbesondere bei knappen Spielständen das Stadion vor dem Schlusspfiff ohne triftigen Grund verlässt, muss, da er seine Mannschaft nicht nur nicht unterstützt, sondern geradezu demoralisiert, was ein unsoziales Fanverhalten darstellt, einen Aufschlag von 1 Euro pro Minute zahlen.
Bei Dauerkartenbesitzern 2 Euro.
Zudem werden diese Personen namentlich erfasst. Spätestens ab dem 3. frühzeitigen Verlassen wird ein Stadionverbot ausgesprochen. Bei Dauerkartenbesitzern verfällt zudem das Vorkaufsrecht auf eine Dauerkarte in der Folgesaison.
Diese Menschen führen Herbergers Aussage definitiv ad absurdum. Sie wollen vielleicht wissen, aber definitiv aber nicht unbedingt erleben, wie es ausgeht. Bei ihnen ist die zeitige Heimkehr von der Priorität weitaus höher angesiedelt als das Schlussresultat. Diese Menschen wollen schnell ins Auto, vielleicht machen Sie auch gleich das Radio an, lauschen der Schlusskonferenz und freuen sich, dass sie etwas hören, was sie bis vor kurzem noch sahen.
Es ist ein arg seltsames Verhalten, das sehr viel über den modernen Stadionbesucher sagt, der eine weitaus größere Gefahr darstellt als der sogenannte „moderne Fußball“.
Es war überraschend, wie viele Menschen wie früh das Stadion verließen, obwohl die eigene Mannschaft ja noch die Chance hatte, zumindest einen Punkt zu gewinnen. Zudem gab es diese Saison ja auch schon ein gutes (Bei-)Spiel, das zeigte, dass unsere Mannschaft ein Spiel auch noch in den letzten Minuten drehen kann.
Hier wäre es durchaus sinnvoll, wenn der Verein kundtun würde, dass er dieses Verhalten nicht schätzt. Leider wird dies nicht der Fall sein. Dazu fehlt es einigen doch an Rückgrat. Vielleicht weil sie selbst letztlich soviel Interesse an Fußball haben wie dieses Adabeis. Man erinnere sich nur an die Eröffnung, wo sich nicht Geschäftsführung, sondern die sportliche Leitung darüber aufregte, dass die Haupttribüne nach der Halbzeit noch lange leer war.
Die Geschäftsführung sollte bei ihrer Vermarktungsstrategie aufpassen, dass die Geister, die sie rief, sie nicht heimsuchen. Event ist ja schön und gut, der Eventfan nicht.
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