1899 Hoffenheim vs. SV Werder Bremen
Abpfiff
Über Gegensätze, Seele, Hirn, Hopp und Hoeneß, den Fluch der guten Tat, 2016 im Allgemeinen sowie Allgemeines im Besonderen
Eigentlich ein harmonisches Ende des Jahres 2016. Im letzten Spiel des Jahres als Bundesliga-Trainer trennt sich Julian Nagelsmann mit seinem Team mit dem gleichen Ergebnis gegen den gleichen Gegner seines ersten Spiels als Bundesliga-Trainer.
Damals waren wir darüber froh. Heute sind wir es nicht. Womit bewiesen wäre: „Wie man es macht, macht man es falsch. Und macht man es falsch, ist es auch nicht richtig!“
Und, ja, richtig: Hoffenheim hat in dem Spiel einiges falsch gemacht. Das hat ja bei uns schon fast Tradition (gerade um die Weihnachtszeit), doch diesmal scheint es zum Guten zu gereichen, denn „aus Fehlern wird man klug“ bzw. „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“, wie einem der deutsche Volksmund mit seinen sprichwörtlichen Weisheiten lehrt.
Das Schöne an Sprichworten überhaupt ist ja, dass es derart viele gibt, dass immer eines passt – ganz unabhängig vom Sachverhalt, aber sehr abhängig von der eigenen Sicht. Beispielsweise „Gegensätze ziehen sich an.“ versus „Gleich und gleich gesellt sich gern.“
Diese beiden werden ja auch gerne bei Paaren genommen. Was glaubst du, geneigte/r Leser/in, welches der beiden langfristig die höheren Chancen auf eine dauerhafte Beziehung hat? Bei ersterem vermutet man ja kontinuierliche Reizsetzung, aber halt auch ein entsprechendes Konfliktpotenzial, während das andere – logisch – eher im Verdacht steht, etwas langweilig zu sein/werden, dafür aber eben insgesamt harmonischer funktioniert. Um es wider unsere Natur kurz zu machen: Paare, in denen sich die Einzelnen charakterlich eher ähneln, halten zumindest statistisch gesehen länger.
Noch so ein Gegensatz hierzulande ist ja der der öffentlichen Meinung versus der veröffentlichten Meinung. Lassen wir hierbei alles Gesellschaftliche und Politische außen vor und die Probleme, die in diesen Punkten aus diesem Gegensatz widerfahren, kennen wir Hoffenheimer das nur zu gut, denn auch hier war der Gegensatz von Anfang an präsent.
Wurden wir in den Medien als Wegbereiter des Endes des Fußballs dargestellt, weil irgendein Mäzen aus Langeweile einen Haufen Kohle in einen aus dem Boden gestampften Bundesligaverein pumpe, erfuhr man im persönlichen Gespräch (nicht nur im eigenen Umfeld) hohe Anerkennung und auch respektvollen Neid für das, was da aufgebaut wurde und dann letztendlich – zugegebenermaßen recht früh – in der 1. Bundesliga – endete, was dann ja auch noch in der ersten Saison mit der Herbstmeisterschaft seinen zwischenzeitlichen Höhepunkt fand. Interessant dabei: Beide Seiten fühlten sich durch die Hinrunde 2008/09 in ihrer Meinung bestätigt.
Für uns und vor allem die Verantwortlichen damals, war das schon ein Spießrutenlaufen, vor allem eben medial, weil bekanntlich in Deutschland (medial zumindest) mehr als in vielen anderen Ländern eines ganz sicher nicht mit Begeisterung aufgenommen wird: das Neue.
Offiziell gibt es den „Orden der Reichsbedenkenträger am langen Band“ nicht, aber wenn, sein Hersteller hätte immer volle Auftragsbücher – und wer auch immer diese Auszeichnung dann ans Revers heften würde, auch diese Institution könnte locker 100 Personen in Vollzeit beschäftigen. O.K., 1000. Auch interessant: Das ist alles sehr widersprüchlich, denn wir sind ein Land, dessen Reichtum nicht nur auf Fleiß basiert, sondern eben vor allem auf dem Export von Gütern, was nicht am Preis liegt, sondern eben an der Innovationskraft.
Dabei, das muss man allerdings zugeben, gibt es ganz selten bahnbrechende Erfindungen. Meist sind es kontinuierliche Verbesserungen bzw. Perfektionierungen bestehender Waren.
SAP war so eine bahnbrechende Idee – vor allem eben deren Anwendungen R/1 und R/2, weil sie erfolgreich alle geschäftsrelevanten Bereiche eines Unternehmens im Zusammenhang betrachteten. (Das meiste, was darauf folgte, sind wiederum „nur“ Weiterentwicklungen dieser Ur-Idee, was auch zeigt, wie bahnbrechend sie war.)
Hirn.
Ist das das Problem des Gegensatzes von öffentlicher Meinung und veröffentlichter Meinung?
Dass die einen (Medien) nicht glauben, dass es die anderen (Menschen) haben – und an seiner Statt vor allem „Angst“ das Sein dominiert? Wahrscheinlich gibt es eben solche und solche und vor allem unwahrscheinlich viele Sowohlalsauchs, wobei es dabei auf deren Mischungsverhältnis ankommt.
Nun zeichnet Hoffenheim die hochrationale und ganzheitliche Herangehensweise an das Thema „Fußball“ aus, was natürlich den anderen Vereinen ehedem Angst machte, weil sie ja auch nicht blöd, erkannt haben, was sie alles nicht erkannt haben, z. B. eine sehr frühzeitige, vollumfängliche Investition in die Jugend, Schaffung einer sowohl architektonischen als auch medizinischen sowie personellen Infrastruktur, die Höchstleistung in jedem Bereich ermöglicht – und das eben nicht mit dem Geld DER Steuerzahler, sondern EINES Steuerzahlers. (Aus Sicht der Fundamentaltraditionalisten ein ärgerliches Detail. 🙂
So gesehen ist die Angst natürlich nachvollziehbar, wobei diese Angst dann ja auch zu einem nicht geringen Teil darin begründet sein dürfte, dass andere erkennen könnten, was möglich gewesen wäre, wäre man das Ganze rationaler angegangen – und dann? Stünde man da als der Depp. Will man ja nicht, also betreibt man Lobbyarbeit – und schießt gegen uns.
Das ging auch sehr lange gut. Selbst, als es bei uns höchst bescheiden lief – und selbst das ist noch sehr beschönt formuliert –, wurde das von den TraFuFaGeMoDiFu („Traditionelle Fußballfans gegen die Modernisierung des Fußballs“) als Beleg dafür genommen, dass „Hoffenheim“ ein bloßes Konstrukt ohne Seele und Zukunft sei.
Das hatte man ja auch mal zwischenzeitlich bei uns erkannt und versuchte dem mit der Verpflichtung von Holger Stanislawski entgegenzuwirken. Auch wenn sein Engagement nicht die erhoffte dauerhafte Trendwende in der veröffentlichten Meinung gelang, hat er zumindest bei den Fans einiges bewirkt, denn ihm gelang es bei ihnen/uns, Selbstbewusstsein zu geben und uns mehr auf uns zu fokussieren – und nicht auf das, was andere von uns denken mögen – oder über uns schreiben (veröffentlichte Meinung). Völlig zu Recht hat er mit seinem Zitat einen Ehrenplatz in der Südkurve:
Doch so schön und gut der Spruch auch ist und vielen Fans aus der Seele sprach/spricht, er ist/war zu wenig für die Zukunft des Vereins, der ja ein wahnsinnig komplexes Konstrukt ist – vom Kinderperspektivteam bis hin zur 1. Mannschaft der Herren, die ja nun, im 9. Jahr ihrer ununterbrochenen Bundesligazugehörigkeit, einem Zeitraum, in dem Energie Cottbus, der Karlsruher SC, Arminia Bielefeld, VfL Bochum, Hertha BSC (2x), Eintracht Frankfurt, der FC St. Pauli, 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern, Fortuna Düsseldorf, die SpVgg Greuther Fürth, der 1. FC Nürnberg, Eintracht Braunschweig, der SC Freiburg, SC Paderborn, der VfB Stuttgart und Hannover 96 in die 2. Liga abstiegen, wieder ein Kapitel positiver Fußballgeschichte schreibt: 16 Spiele ungeschlagen.
Das ist für so ein Team mit mehr oder weniger (zu Anfang der Saison) Nobodys schon eine ganz und gar nicht kleine Sensation – und vor allem der Verdienst von Julian Nagelsmann, weil er nämlich gerade nach dem Spiel gegen Werder Bremen genau so ist wie wir: trotzdem unzufrieden.
Ja, das ist auch noch so ein Gegensatz: „Akademiker“ und Fußball. Die gehören ja – insbesondere in der veröffentlichten Meinung – angeblich auch nicht zusammen; schon gar nicht als „Fans“.
Was auch völliger Quatsch ist, da es in Deutschland immer mehr „Akademiker“ gibt – angefangen von jenen, die ein „Duales Studium“ betreiben bis hin zu jenen, die im Elfenbeinturm leben. Außerdem ist ja auch (fast) jeder Reporter Akademiker – und ihnen kann und will und soll man ja gewiss auch nicht ihr Fansein des Sports zumindest abstreiten. Warum sie also dazu neigen, Fans ein gesundes Maß an Hirn abzusprechen, liegt wohl ähnlich begründet wie der Umstand, wie andere Vereinsobere und –verantwortliche gegen Hoffenheim schießen und geschossen haben. Man fürchtet die Konkurrenz.
Nagelsmann tut das nicht. Ebensowenig macht er mehr Gewese aus dem Spiel, als unbedingt sein muss. (Das unterscheidet ihn doch sehr von uns.) Aber er macht daraus auch nicht weniger. Er fokussiert sich unbeschönigend auf die Fakten – und dazu zählen natürlich auch die Defizite, wovon es in der Hinrunde bisher doch einige gab und beim letzten Kick des Jahres eben auch – und diese nicht zu knapp.
Nagelsmann sprach sogar von der schlechtesten 1. Halbzeit der Hinrunde. Es muss sich bei dieser Einschätzung um ein Foto-Finish gegenüber den ersten 45 Minuten gegen Darmstadt gehandelt haben (interessanterweise auch ein Unterderwochespiel).
Dabei erinnerte die erste Aktion dieses Spiels doch sehr an die erste Aktion im Spiel gegen Borussia Dortmund, doch der Ball auf Uth kam leider wesentlich unpräziser. Es sollte nicht der letzte gewesen sein, auf den diese Beschreibung zutrifft.
Zwar gingen wir durch Wagner aus einer Halbchance in Führung und hatten danach durch Süle noch eine und die einzig bis zum Schluss des Durchgangs herausgespielte Chance, aber ansonsten liefen wir uns in den beiden Abwehrreihen der Bremer fest oder vermieden es überhaupt, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Herrliche Kombinationen aus der Defensive heraus, verpufften zum Teil kläglich kurz nach der Mittellinie. Bestenfalls wurde der Ball zumindest nicht verloren, sondern wieder zurück auf Vogt gespielt, der es wieder versuchte und wieder und wieder und nichts war’s.
In der 2. Halbzeit ging es anfänglich besser, phasenweise sogar gut, aber mehr kam auch nicht dabei raus, weil entweder der Gästekeeper – wie bereits in der 1. Halbzeit gegen Süle – gegen Toljan super hielt (leider) oder, was wesentlich öfter der Fall war, wir die Chancen durch schlampige (vor-)letzte Pässe zu Rohrkrepierern haben werden lassen. Und wenn man dann doch mal in bester Position und der Torwart bereits geschlagen war, dann trafen wir das Tor nicht.
Und wie das halt so im Fußball ist: Wenn du die Dinger nicht machst … – und so kam dann Werder kurz vor Schluss zum kämpferisch nicht einmal unverdienten Ausgleich. Was es umso ärgerlicher macht: Sowohl Zeitpunkt als auch Zustandekommens des Gegentores erinnerte stark an das Spiel bei den Lilien.
Uns freute es jedenfalls, als wir, völlig verwirrt ob der Freudengesänge des Ungeschlagens wegen, unsere Wahrnehmung nach dem Spiel in den Worten des Trainers auf der Nachspiel-PK wiederfanden. Und es freute uns, dass er an Selbstkritik nicht sparte, wenngleich er da gewiss mehr Punkte hätte erwähnen können, aber das war weder der Ort noch der Zeitpunkt zur Selbstkasteiung. Natürlich kann man auch mal Torschusstraining mit jenen durchziehen, die aufgrund seiner an sich hoch attraktiven Spielweise in Torabschlusszenen kommen. Aber auch Kondition war ganz offensichtlich ein Thema, was uns auch im Hinblick auf eine mögliche Teilnahme an einem europäischen Pokalwettbewerb in der nächsten Saison auch Sorgen macht, zumal uns da ja laut Medienberichten sowohl Rudy als auch Süle und eventuell sogar Toljan nicht mehr zur Verfügung stehen könnten, weil die Bayern eben Geld haben, aber ganz offensichtlich keine so erfolgreiche Jugend- und Nachwuchsarbeit wie unsere TSG.
Sie ist die Seele unseres Vereins – und Nagelsmann ist ihr entstiegen. (O.K., das Motiv würde jetzt besser zu Ostern oder Chirsti Himmelfahrt passen.)
Allein wie die TSG für seine Verpflichtung (medial) angegangen wurde, erst für die Bekanntgabe seines Engagements für diese Saison und dann sein vorzeitiger Start nach dem Rücktritt von Stevens, wäre ein eigenes Kapitel zum Thema Gegensätze wert – mit besonderem Schwerpunkt auf der jetzigen Berichterstattung über ihn. Bisweilen deucht es, wenn man den Journalisten Glauben schenken dürfte, insbesondere jenen, die seine Verpflichtung, sagen wir es positiv: kritisch gesehen, aber als Hirngespinst abgetan haben, als sei der Heiland erschienen. (Das passt jetzt wieder zum modernen Sportsjournalismus – und natürlich Weihnachten.)
Bei aller Freude jetzt über den guten Verlauf der bisherigen Saison der 1. Mannschaft (Nagelsmann gab hierfür eine Schulnoten-2), muss man vor allem auf diese unsere Seele achten, denn die Jugend- und Nachwuchsarbeit ist sowohl sportlich als auch wirtschaftlich eine der wichtigsten Säulen für die Zukunft der TSG.
Neben den Stammspielern Süle, Toljan und Amiri, sind ja auch mit Ochs und Atik zwei weitere Talente aus der eigenen Jugend regelmäßig im Kader. Zudem sind einige Spieler an andere Vereinen ausgeliehen, wo sie sich Praxis und Wettkampfhärte holen, so dass man diese zu Beginn der nächsten Spielzeit zurückholen und auf gutem Niveau wird (hoffentlich) integrieren können, aber das ist nicht mehr als der Beginn einer Kontinuität in der Konzeption.
Auf dem Platz fehlt sie, weshalb Nagelsmann der Mannschaft hierfür auch eine wesentlich schlechtere Note gab: 3-4. Hart, aber gerecht – und vor allem ist es sein Job, dass es besser wird.
In dem Punkt unterscheidet sich der Job eines Übungsleiters doch sehr von der eines Sportlehrers. Letzterer (wie auch jede andere Lehrkraft an Schulen) bewertet die Leistungen der Schutzbefohlenen, ohne selbst über das Zustandekommen der Leistungen gefragt zu werden oder gar Rechenschaft darüber ablegen zu müssen. Bei einem Trainer sieht das ganz anders aus. Er ist derjenige, der verantwortlich dafür ist, wenn es nicht klappt. Und selbst wenn er nachweisen kann, dass er es x-mal trainiert hat, er wäre trotzdem schuld.
Das scheint Nagelsmann auch wohl bewusst zu sein, denn er äußerte auf der Pressekonferenz nach dem Spiel, dass er wohl über die Feiertage Zeit finden wird, sich Gedanken darüber zu machen, wie er das ein oder andere optimieren kann. Dabei ging es ihm vor allem um den Torabschluss, aber gewiss wird es ihm auch darum gehen, wie er sein Spiel auch unabhängiger vom zur Verfügung stehenden Personal machen kann.
Gestern wurde Rudy sehr vermisst. Polanski nahm seine Position ein, aber niemals seine Rolle. Das kann er halt einfach nicht. Und Demirbay war trotz seiner Vorlage zum 1:0 sowie seiner in der Sportschau hochgejazzten Peckingrate bei weitem nicht so wirkungsvoll wie in anderen Spielen. Auch Amiri spielte schon besser und mit mehr (Be-)Zug zum Tor. Und so schön an sich es ist, dass Atik erneut zu Einsatzzeit kam, sein Wirbeln steht (aktuell noch) in klarem Missverhältnis zu seinem Wirken. Oder war seine Unfähigkeit, sowohl einen Eckball als auch einen Freistoß höher als 1,50m zu schießen, eine Hommage an Salihovic? Also da ist wahrlich noch viel Luft nach oben.
Vielleicht lag es am Ausfall Rudys oder eben an der Tatsache, dass es ein Unterderwochespiel war, aber das wird die (angeblich von allen so erhoffte) Zukunft sein: ohne Rudy und englische Wochen in (un-)schöner Regelmäßigkeit.
So gesehen war dieses Spiel eine schöne Vorschau auf das, was uns in der nächsten Saison blühen könnte. Es wäre wohl ein erneuter Fluch der guten Tat.
Jetzt sind es die Abgänge, die ins Haus stehen. Man sollte Realist bleiben und davon ausgehen, dass zumindest die Nationalspieler Hoffenheim am Ende der Saison verlassen werden – und nicht unwahrscheinlich in Richtung deutscher Rekordmeister, der ja nun seinerseits auch strukturell unsere TSG mit einem riesigen Nachwuchszentrum kopiert.
Hoeneß verfolgt dabei auch den gleichen Ansatz wie Hopp. Im aktuellen Bayern-Magazin sagte der Bayern-Boss, dass er mit „sehr viel Geld, Hirn und Geduld“ gedenke, ihre Jugendarbeit erfolgreich zu machen – also im Grunde genau jenen drei Punkte, mit denen Hopp antrat und was sich bei uns nach rund einem Jahrzehnt anfängt auszuzahlen.
Nur die Geduld wird man an der Isar wohl nicht haben. Nachdem Hoeneß (dank Hopps Intervention) daran scheiterte, Nagelsmann abzuwerben, macht man sich jetzt daran, sich die besten Früchte der Region herauszupicken. Gleich und gleich …
Das ist das Business – und im Grunde ein Ritterschlag, denn gibt es ein größeres Kompliment, als von dem sportlichen wie ökonomischen Musterverein zumindest Deutschlands kopiert zu werden? Kaum, aber es ist halt auch eine große Gefahr für uns, was aber auch heißt: Chance, denn nicht alle können zu den Top-Clubs.
Es wird sich auch bei den Spielern herumsprechen, welcher Weg sie am schnellsten wohin bringt – und dann jetten sie nicht unbedingt von der einen in die andere Metropole oder rasen auf der Autobahn von einer in die andere Großstadt, sondern kommen über Bundes- und Kreisstraßen an ihr wie auch immer geartetes Ziel – und das gegebenenfalls sogar schneller.
Das hat aber leider an sich noch zu wenig mit uns zu tun, sondern sehr viel mit dem Trainer. Das hat ja auch Hopp erkannt, der ihm wohl am liebsten heute schon einen Rentenvertrag anbieten würde, damit das noch mehr zu einer Einheit wird. Leider wird Nagelsmann den höchstwahrscheinlich nicht annehmen, obwohl ein solcher Kontrakt Rehhagels Zeit bei Werder wie ein Praktikum aussehen lassen würde, was ja auch wieder eine super TSGeschichte wäre. Naja, vielleicht irren wir uns ja, was Nagelsmanns Unterschriftsbereitschaft angeht …
Doch bevor wir nun völlig, zumindest bis ins Jahr 2056 abheben, freuen wir uns trotz des gestrigen Spielausgangs über 2016 und die Kapitel, die die TSG unter Julian Nagelsmann geschrieben hat.
Wir sind zuversichtlich, dass auch 2017 die ein oder andere Erfolgsepisode folgen wird und wir wieder bessere Spiele sehen werden, auch wenn wir am Ende der Saison nicht auf dem Platz stehen möchten, auf dem wir jetzt stehen. Damit wären wir zwar sicher in der EuropaLeague, was einen schon irgendwie freuen würde.
Aber jetzt mal im Ernst: Wer will denn wirklich inkl. dreimal Umsteigen zehn Stunden fliegen und im Anschluss zweimal so lange mit dem Trekker in ein osteuropäisches Hinterland fahren – wegen eines Fußballspiels?
Dann vielleicht doch lieber zwei Plätze schlechter – oder natürlich – und das wünschen wir uns, weil ja auch Weihnachten ist, zwei Plätze besser!, … denn das ist der große Vorteil aller Champions League-Teilnehmer: Kaum einer kickt mehr als 60 Minuten entfernt von einem internationalen Flughafen.
🙂
Wir wünschen dir/Ihnen samt Entourage ein frohes Fest sowie viel Erfolg, Spaß und Gesundheit im neuen Jahr.
Es gibt Wichtigeres als Fußball.
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Wie immer hervorragend getroffen! Ich liebe diese fundierten Kommentare 🙂
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Ich bin jedesmal auf’s neue beeindruckt. Danke für die großartigen Nachbetrachtungen, die weit über die gewohnte Spielberichtserstattung hinausgehen. Eine bemerkenswerte Darstellung, einerseits unterhaltsam, geistreich, witzig, andererseits fachlich höchst kompetent. Ihre Sichtweise auf eigentlich banale saisonal wöchentlich stattfindende Ligabegegnungen: immer wieder etwas Besonderes. Ein großes Kompliment an das Autorenteam. Sicherlich gibt es noch Wichtigeres als Fußball, wie sie treffend in ihrer Kolumne TSG1899 vs.Werder Bremen abschließend feststellen, aber auch sehr viel Unwichtigeres.
Frohe Weihnacht und alles Gute für das neue Jahr
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