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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. SV Darmstadt 98

Tor, Tor, Tor, Tourette

Die nächste Prodomalphase der TSG Hypnosenheim?

Die Akzeptanz von Komplexität verifiziert sich in der vehement konsequenten Intention der Kreation von Simplizität. Oder, um es in den Worten Einsteins zu sagen:

„Klug ist jener, der Schweres einfach sagt.“

Hier schwingt jedoch ein Wortspiel mit, denn vieles lässt sich einfach sagen, also einfach so, so dahinsagen, aber eigentlich meint man es gar nicht so. Arschloch. Scheiße. Wichsenkacke. Tourette.

Der französische Neurologe und Psychiater George Gilles de la Tourette beschrieb 1884/85 erstmals das Krankheitsbild einer angeborenen Erkrankung des Nervensystems. Hauptmerkmale des nach ihm benannten Syndroms und unter F95.2 in der internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation kombinierten vokalen und multiplen motorischen Tics sind unwillkürliche Bewegungen sowie Tic-artige Laut- oder auch sprachliche Äußerungen.

Die Ursache hierfür liege häufig in Veränderungen am Erbgut. Sollte dies stimmen, ist man dagegen machtlos.

      • Einfache motorische Tics können sich als Augenblinzeln, Naserümpfen, Kopfwerfen oder Grimassenschneiden äußern.
      • Beispiele für einfache vokale Tics sind das Ausstoßen von bedeutungslosen Lauten, Husten oder das Nachahmen von Tiergeräuschen.
      • Unter die Kategorie der komplexen Tics fallen im motorischen Bereich das imitierende Grimassenschneiden und das Nachmachen von Handlungen anderer.
      • Komplexe vokale Tics sind das Nachsprechen von Wörtern oder das Herausschleudern obszöner und aggressiver Ausdrücke.

Angeblich leiden deutlich weniger als 1% der Bevölkerung unter dem Tourette-Syndrom. Erwachsene litten deutlich weniger darunter als Kinder, jedoch Jungs rund dreimal so häufig wie Mädchen. Letzteres wird evidenzbasiert durch jeden Stadionbesuch verifiziert, wobei es sich dabei vor allem um die Variante der Koprolalie handelt.

Koprolalie – wortwörtlich „Scheiße schwätzen“ (aus griechisch: κόπρος (kópros) = Kot und λαλιά (laliá) = Gerede gebildet. (Wer also in Zukunft gebildet reden will, schwätzt keine Scheiße, sondern … bedient sich der Koprolalie.

Wer sein Missfallen ebenso, aber schriftlich kommunizieren möchte, bedient sich der Koprographie, wie man es oft perfekt zum Wort passend an Klowänden findet. Wer das lieber nonverbal tut, ist ein/e Kopropraktiker/in. Unter Kopropraxie versteht man das Ausführen obszöner Bewegungen und Gesten, „Stinkefinger“ etc.

Die Bandbreite kommunikativer Tics ist so riesig, dass man die sehr geringe Zahl der Betroffenen bezweifeln darf. Und gerade jetzt zur Weihnachtszeit, wenn man sich mit seiner Verwandtschaft trifft, hat man sie alle an einem Tisch:

        • Echolalie –
          Hierbei werden von den Betroffenen mechanisch und zwanghaft Wörter oder Sätze, die andere Personen von sich geben, wiederholt nachgesprochen.
        • Echopraxie –
          dasselbe, aber eben nur in Gesten.
        • Palialie –
          das krankhafte Wiederholen desselben Wortes oder Satzes.
        • Pornolalie –
          dasselbe mit eingeengtem Themenspektrum
        • Logorrhoe –
          bekannt auch das „Sprechdurchfall“. bezeichnet den zwanghaften Drang, sich übermäßig verbal zu vermitteln. Dabei kommt es zu einem nahezu ununterbrochenen und übermäßig schnellen Redefluss. Man unterscheidet kohärenten und inkohoränten Logorrhoe. Bei der inkohärenten Form ist dem Redefluss nicht mehr zu folgen. Logorrhoe kann bei manchen psychischen Erkrankungen, allerdings auch bei übermäßigem Genuss von Drogen auftreten, inkl. Koffein und Alkohol (vgl.: „lallen“).

Es geht also nicht darum, einfach etwas zu sagen, sondern etwas einfach zu sagen. Und gerne hätten wir etwas Einfaches gesagt, dass dieses Kackkick erklärt, aber Kack, Kack, Kack, Scheiße.

Das Spiel gestern war nicht von Taktik geprägt, nicht von der ein oder anderen schönen Pirouette, sondern es prägte uns … eren , nicht: Bei-, sondern Anfall. Tourette. Die Mannschaft spielte nicht unter ihren Möglichkeiten, sie spielte einfach Scheiße. Kacke. Mist. Arschloch. Alle allesamt. An die Wand.

Äh, nein, Letzteres gerade nicht. Bzw. nur sehr, sehr temporär. Einstein:

„Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas ändert.“

Gegen Bochum mag die Idee ja noch über 90 Minuten gegriffen haben, dem vermeintlichen Underdog Schweinehund Scheiße den Ball überlassen zu haben, um ihn dann zu überraschen Überfall Angriff Hitler Dreck, gegen die laalaa laalala Lilien lief da gar nix. Dreck. Scheiße. Auch falsch.

Vielleicht ging es auch einfach zu leicht. Wenn man sich vor Augen führt, wie schlecht die Gäste gegen den Ball agierten, bevor der letzte Mann im Defensivverbund gegen Bebou agierte. Kramaric verwandelte. Souverän. Ruhig.

Tourette wird auch oftmals als „Gewitter im Kopf“ bezeichnet, die die Betroffenen einfach nicht kontrollieren können. Es kommt einfach so über sie. Und egal, was sie da sagen und tun, sie sind dagegen absolut macht- und hilflos. Sie können nicht anders.

Bei anderen psychischen Erkrankungen gibt es hingegen bisweilen sogenannte Trigger, also Auslöser eines nicht normalen bzw. „normalen“ Menschen nicht verständlich zu machenden Verhaltens.

Nun hatten wir in der TSG in den vergangenen Spielzeiten immer wieder Phasen herber Rückschläge bzw. zahlreicher Niederlagen am Stück, die sehr oft auf Phasen folgten, in denen es zuvor überraschend gut lief.

So schlimm ist es aktuell nicht, dennoch sind die Verläufe und Indikatoren aus den letzten Spielen das, was Fachleute bei schizophrenen Menschen Prodomalphase nennen würde, in der Betroffene bereits erste Krankheitszeichen zeigen.

Darauf folgt dann die Akutphase und wenn man Glück hat, was wir in den letzten Spielzeiten hatten, klingen diese Phasen in der abschließenden Remissionsphase – rechtzeitig vor dem 34. Spieltag – teilweise oder vollständig ab.

Der aus dem Griechischen stammende Begriff Schizophrenie bedeutet so viel wie „gespaltener Geist“ oder auch „gespaltenes Bewusstsein“. Häufig wird davon fälschlicherweise auf eine gespaltene Persönlichkeit geschlossen. Letzteres träfe auf die TSG, sähe man sie als Körper, nicht zu. Durch eine Schizophrenie verändert sich nicht der Charakter eines Menschen, sondern seine Wahrnehmung und sein Verhalten.

Dieser stete Wechsel im Verhalten der Mannschaft war gestern überdeutlich. Kaum ward man sehr ruhig und entspannt in Führung gegangen, wurde offensichtlich jeder Spieler von großer Ruhe und Entspannung heimgesucht.

Wie in Trance (Drogen sind auch ein Trigger) schwebte man über das Grün und suchte Schönheit in der Distanz. Damit wollen wir nicht sagen, dass die Spieler schon gedanklich im Urlaub waren, aber zu ihren Gegenspielern wahrten sie größte Abstände. Ganz offensichtlich waren sie sich dessen nicht gewahr, was dieses putzige Treiben dieser putzigen Wesen in diesen putzigen Leibchen sollte. Sie spielten mit ihnen, die Südhessen gegen uns.

Das war wirklich nicht leicht zu erkennen, denn die Lilien kickten auch einen rechten Müll zusammen, so dass es gar nicht mal so leicht war, das Gefahrenpotenzial ihres Gekickes zu erkennen. Aber plötzlich – oh, welch Verwunderung – lässt unsere Defensive am Sechzehner im 1:1 den Angreifer innen passieren („Was soll schon passieren?“) – 1:1.

Hoppala!?

Da standen sie dann da unsere Herren in blau und wussten ganz offensichtlich nicht, was grad geschehen war. Sie schienen wie aus einer Hypnose erwacht. Sprachen miteinander, gestikulierten, ruhig und sachlich. 5 Minuten später war die alte Ordnung wieder hergestellt. Bebou nutzte einen erneuten kapitalen Bock der Darmstädter Abwehr zur erneuten Führung.

Erst gegen Ende der Nachspielpressekonferenz erfuhr man ansatzweise, was wohl in der Halbzeit in der Kabine los war. Zumindest der Cheftrainer ließ dann alle Angst vor der Diagnose der Koprolalie fahren und dafür Emotionen erkennen. Er (wer nicht aus TSG-Sicht?) fand Spiel, Leistung und Ergebnis „zum Kotzen“.

Es war wohl nicht der Plan, übers satte Grün zu schweben, sondern auf Selbigem zu schieben – und zwar keine ruhige Kugel, sondern die Reihen – und die Kugel ruhig.

Es wäre gegen den Gegner ein Leichtes gewesen, Selbiges zu tun und so die Führung entspannt auszubauen. Allerdings hätte es dazu etwas Einsatz bedurft.

Dieser kam auch, jedoch bedurfte es dazu erst des 2:2. Auch danach wieder dieses Momentum offensichtlich enthypnotisierter Spieler. Wieder viel …lalie und …praxie, und wieder kurz darauf … Tor für die TSG.

„Jetzt aber“, dachte man sich nach der dritten Führung, die erneut ohne großen Aufwand erzielt wurde. Diesmal wurde sogar nach-, aber die beste Chance hatte Brooks per Fuß nur drei Meter frei vor dem Tor zu hoch angesetzt.

Und wieder fiel die TSG in eine unerklärliche Starre – und der Ausgleich, nachdem Kabak bei einem völlig ungefährlichen Freistoß in der eigenen Hälfte den Gegner übersah. Wie tief muss die Hypnose gewesen sein, dass er den Mann in Leuchtorange hat übersehen können?

3:Scheiße, Scheiße, Scheiße.

Wie kann es sein, dass so eine Mannschaft wie die unsere gegen eine Mannschaft wie die gestrige (fast) verliert? Jedes Mal, wenn wir schnell, präzise und direkt gespielt hatten, hatten wir Chancen. Fast jedes Mal führten die auch zu einem Treffer. Warum brauchte es immer erst eines Gegentores, um sich dessen bewusst zu werden? Hatte man Angst vor einer Demütigung des Gegners? Solche Bescheidenheit ist die höchste Form der Arroganz.

Wenn wo kein gespaltener Geist bei der TSG zu erkennen war, dann in der Südkurve. Man muss ihr ein riesen Lob aussprechen, dass sie auch noch nach dem dritten Ausgleich ihr Bestes gab, Stimmung in dem nur zur Hälfte besetzten Stadion zu erzeugen. Und auch, dass sie die Mannschaft nach dem Schlusspfiff mit Applaus in die Mini-Winterpause verabschiedete. Der Rest übte sich in Koprolalie und Kopropraxie.

Ja, es spendete etwas Trost, dass die Teams um uns nicht davoneilten. Das alles darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir uns selbst nicht über diese Phase hinweg täuschen dürfen.

Unattraktiv spielen und keine Punkte einfahren – das ist Schizoscheiße. Man kann nur hoffen, dass wir uns nicht schon wieder in einer Prodomalphase befinden.

Und der Start ins neue Jahr wird nicht einfach. Freitagabendspiel. Bei den Bayern. Dann in Freiburg. Nach der Vorstellung gestern will man sich gar nicht vorstellen, was dann bei uns los ist bzw. wie voll das Stadion dann gegen Heidenheim sein wird.

Es würde uns nicht überraschen, wenn die Psychiater der Region dies zu einer Aktion zur Patienten-/Patientinnengewinnung nutzen würden. Also gerade die Spezialistinnen und Spezialisten für Tourette könnten da nachhaltig fündig werden.

Scheiße.

Aber mit einem solchen Wort/Anfall wollen wir dich, geneigte/r Leser/in, nicht in die Winterpause entlassen.

Wir begann dieses Spielfazit mit einem Zitat Einsteins und wollen auch mit einem solchen enden, zumal wir denken, dass es sehr gut zu deiner Stimmung, aber auch deinen Sehnsüchten passt:

„Nur wer von Herzen negativ denkt, kann positiv überrascht sein.“

In diesem Sinne musst du auch keine Angst vor dem Weihnachtsfest mit der Verwandtschaft haben.

Wir alle haben unsere Tiks. Sie machen uns auch liebenswert.

Wir wünschen ein frohes Fest, einen guten Rutsch sowie dir und der TSG
eine funktionierende Taktik für mehr Erfolg im neuen Jahr.

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