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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. RB Leipzig

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Rumpf war Trumpf beim Rumpelkick

Dieses Spiel gilt es flugs zu kompensieren. Glücklicherweise steht bereits am Dienstag die nächste Partie an, dummerweise gegen einen fast übermächtigen Gegner (auf dem Papier) und Julian Nagelsmann immer noch nur eine Rumpfmannschaft zur Verfügung. Letzteres wird wohl auch beim nächsten Ligaspiel der Fall sein. Zum Glück ist dann erst einmal Pause.

Der Fluxkompensator ist das Kernstück der Zeitmaschine, die Dr. Emmett L. Brown in seinem DeLorean DMC-12 in der Spielreihe „Zurück in die Zukunft“ verbaut hat – und eine Fehlübersetzung. Eigentlich heißt das Ding nämlich „flux capacitor“, also „Flusskondensator“. Und als solcher passt er noch besser zur Beschreibung des Auftretens unserer Mannschaft gegen Leipzig.

Ein Kondensator ist ein passives elektrisches Bauelement, der in einem Gleichstromkreis elektrische Ladung speichern kann. (In einem Wechselstromkreis ist er ein Widerstand.) Doch welchen Stromkreis man auch immer für den gestrigen Kick heranziehen will, klar ist, dass so ein Kondensator den Energiefluss hemmt.

Leider gelang es unserer Mannschaft im gesamten Spiel nicht, über eine längere Zeit Vollgas zu geben, was natürlich auch insofern schlecht ist, da der Fluxkompensator mindestens 88 Meilen pro Stunde als Zeitsprunggeschwindigkeit benötigt. Und so machten wir keinen Sprung nach vorn, sondern fielen nicht nur tabellarisch zurück – obwohl man natürlich es auch positiv sehen kann: Wir haben den Abstand auf die Bayern um ein Tor verringert.

Aber das ist vielleicht auch das einzig Positive. Oder vielleicht auch, dass dieses Spiel gezeigt hat, welche Quantensprünge Julian Nagelsmann mit seiner Mannschaft seit seinem Amtsantritt erreicht hat, auf was für einem Niveau wir sonst spielen, wenn wir das, was wir gestern sahen, zu Recht als latent kreisklassig empfanden. Dabei war es ein an sich ganz normales Bundesligaspiel, das noch unter Babbels, Gisdols und Stevens’ Ägiden als sehr ordentlich durchgegangen wäre. So aber … gingen alle doch nach der 1:2-Niederlage sehr frustriert nach Hause.

Dazu muss man sagen, dass die Gebete Nagelsmanns vom Fußballgott nicht nur nicht erhört wurden, sie wurden geradezu aufs Übelste ignoriert und ins Gegenteil verkehrt. Denn nicht er flog über Sinsheim ein, sondern Pech ergoss sich morgens über uns.

Vogt und Bicakcic mussten verletzungsbedingt aus dem Kader genommen werden, da es beim einen im Oberschenkel, beim anderen in der Wade zu sehr zwickte, als dass sie hätten spielen können. Und so musste Hoogma sein Debüt in der Abwehrzentrale geben – mit Posch links und dem immer noch nicht so ganz fitten Akpoguma rechts.

Also schon das verhieß nichts Gutes. Dann gewannen die Leipziger wohl auch die Platzwahl, was zur Folge hatte, dass wir entgegen unserer Gewöhnung bereits in der ersten Halbzeit in Richtung Süd spielten. Doch dann ließ es sich gar nicht mal so schlecht an, weil Leipzig auch die neue Abwehr nicht anging. Die drei Youngster konnten sich in aller Ruhe die Bälle zuspielen, was zur Gewinnung von Spielsicherheit hilfreich war, denn insbesondere Hoogma machte seine Sache hinten, wenngleich halt ohne je unter Druck geraten zu sein, extrem gut.

Er machte es aber nur sehr selten schnell. Wenn er denn mal einen langen Ball auf die Außen spielte, gab es auch gleich Chancen – hingegen durchs Mittelfeld, wo die Leipziger eng und in klassischer Konterlauerstellung standen, kein Durchkommen. Dafür fehlte es an Tempo und Passsicherheit, und sollte ein Ball nach vorne kommen, an Durchsetzungskraft.

Ja, wir hatten Chancen, in Führung zu gehen. Der Kopfball von Belfodil, der von der Latte deutlich nicht hinter, sondern nur auf der Linie landete, war ja auch alles andere als schlecht, aber insgesamt war alles zu träge und berechenbar, was gewiss der Belastung der letzten Tage und Wochen geschuldet ist, aber halt auf dem Niveau nicht unbedingt eine Ausrede sein darf, zumal die Leipziger ja ein ähnliches Programm hinter sich und in den Knochen haben.

Das macht die Niederlage noch ärgerlicher, denn das Problem – und damit der Grund, dass wir am Ende des Spieltages auf Platz 12 stehen –, war nicht die zwangsumgestellte Defensive, sondern unsere Offensivabteilung.

Dabei agierte insbesondere Kramaric hochunglücklich. Er machte immer das Falsche: Er passte, wenn er besser alleine durchgegangen wäre, oder verhedderte sich, statt einen Mitspieler in Szene zu setzen. Eine Ausnahme: Er hat den Strafstoß in der Nachspielzeit verwandelt, der zum Endstand führte. (Und das ist auch ein Hoffnungsschimmer, denn auch in der letzten Saison kickte Krama lange kacke, bis eben ein Elfertor bei ihm die Seuche beendete.)

Aber auch, dass er, nachdem er den Elfer versenkt hatte, nicht den Ball aus dem Netz holte und auf den Anstoßpunkt legte, sondern sich benahm, als wäre noch eine halbe Ewigkeit zu spielen, zeugt von dem fehlenden Zutrauen, dass er wohl in sich und/oder die Mannschaft hatte.

Selbiges gilt aber auch für die Anhänger der TSG, die nach dem 0:2 ihre Mannschaft nur noch sehr spärlich anfeuerte. Dabei dürfte es weniger eine Rolle gespielt haben, dass dem 0:1 aus TSG-Sicht von Werner ein Foul an Posch voranging und die Gäste Glück hatten, dass Poulsens Schuss nach Zuspiel von Werner nur dadurch seinen Weg ins Netz fand, weil er unglücklich durch Akpoguma abgefälscht wurde.

(Und einige Fans müssen sich dann auch fairerweise fragen lassen, wie stringent es ist, sich über die Verbalinjurien gegen Dietmar Hopp zu echauffieren, dann aber „Tiiiiimo Werner ist ein Hurensohn“ anzustimmen. Die Mehrheit in der Kurve sah das wohl ähnlich, so dass dieser Chant schnell wieder verstummte.)

Das Problem mit der mangelnden Unterstützung dürfte vielmehr das 0:2 gewesen sein, in dessen Entstehungsgeschichte Grillitsch einfach vergaß, den Ball auf die Autobahn zu dreschen, und so er, der Ball, statt dessen wieder bei den Gästen, dann auf Poulsens Lenden, dann in Olis Maschen landete.

Auch danach sendete die Mannschaft nicht das Signal, das die Fans gebraucht hätten. Ein wirkliches Aufbäumen war nicht zu erkennen. Die besseren Chancen hatten die Gäste, während wir weiterhin die Seuche vor dem Tor des Gegners haben: Entweder wir schießen wieder aus wenigen Metern den Keeper an oder, das war neu in diesem Spiel, aber passt ins Gesamtbild, wehren die Bälle für den Gegner ab. Demirbays Schuss hätte gute Chancen gehabt, hinter die Linie zu kommen, aber landete leider nur an Szalais Oberschenkel.

Und auch Nagelsmann klang nach dem Spiel alles andere als zufrieden. Und stünde nicht bereits am Dienstag das nächste Spiel an und ihm mehr Spieler zur Verfügung, wären seine Worte wohl weniger wohlfeil und etwas realitätsbeschönigend gewesen.

Ja, ein Unentschieden wäre auch nicht unverdient gewesen. Aber ob wir das Spiel wirklich gewonnen hätten, wenn wir in der ersten Halbzeit in Führung gegangen wären? Nach allem, was wir in dieser Spielzeit von unserer Mannschaft gesehen haben, gibt es dafür wenig Grund zu der Annahme. Viel wahrscheinlicher ist es einfach, dass er die Aussage in der Pressekonferenz als motivatorische Ansage für die Mannschaft nutzte. Auf dass sie nach dem Schritt zurück in Zukunft weniger Fehler, mehr aus ihren Chancen und wieder sowohl in Sachen Erlebnis als auch Ergebnis Freude macht. Auch diese Mannschaft hat genug PS. Sie muss sie halt nur auf die Stra…auf den Rasen bringen. Denn brauchen wir auch keinen Fluxkompensator, was ja auch ein ironisches Synonym bisweilen ist für hochentwickelte, unverständliche und Wunder verheißende Technik.

Die brauchen wir nicht. Wir brauchen Punkte. Und dazu brauchen wir nicht einmal Glück.

Es würde wahrscheinlich schon reichen, wenn einfach mal das Verletzungspech aufhören würde und Hübner, Geiger, Amiri, Rupp, Nuhu, Nordtveit, Bicakcic und Vogt genesen würden. Denn dann dürfte sich der Fastfehlstart auch flugs kompensieren lassen.

Aber jetzt ist es, wie es ist. Das ist zwar noch nicht gut, aber das Beste, was aktuell möglich ist. Und vielleicht haben wir auch in unseren Reihen eine Art Dr. Brown, der das Wundermittel findet – und einen Spieler, der bereit ist, das Steuer zu übernehmen und Gas zu geben.

Wo ist der TSG Marty McFly?

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