1899 Hoffenheim vs. FCSB Bukarest
Noch kein Zugzwang
Weiter zuhause ungeschlagen in der Europa League
Hierzulande interessierte das Match kaum wen. Und es wurde ja auch nicht in den großen Sendern übertragen. Und auch die Medien berichteten kaum über das Event, zumal die Protagonisten zumindest in Deutschland nicht DIE ganz große Zugkraft haben. Folge: Nur die eingefleischtesten Fans taten sich das an.
Dabei war es ein gnadenloser Schlagabtausch – nicht auf höchstem Niveau, aber von einer immensen Dramatik, denn es brauchte Geduld, Geduld, Geduld.
Natürlich waren die Akteure bestens vorbereitet. Das Positionsspiel erlaubte zwar gerade zu Anfang einen Schlagabtausch, aber beide Seiten waren bestens vorbereitet, so dass die ganz großen Überraschungen ausblieben. Und zwischenzeitlich passierte gar nichts. Dann aber, nach einer gefühlten Ewigkeit, hatte eine Seite ihre Figuren fast unmerklich perfekt in Position gebracht, so dass es nur noch eine Frage der Zeit zu sein schien, dass der Gegner matt gesetzt würde. Der aber wehrte sich im Endspiel und hatte plötzlich selbst seine Riesenchance, aber sie nicht nutzen können.
Dann aber in den letzten Zügen, bevor es in die Nachspielzeit gegangen wäre, verkalkulierte sich der bis dahin amtierende Weltmeister, wollte durch einen Turmtausch das Remis sichern, womit es in den Tie-Breaker gegangen wäre, schoss aber damit ein Eigentür, weil er seinen eigenen Läufer im Eck hatte, von wo aus es kein Entrinnen mehr gab. Der Herausforderer stellte ihn, womit er sich seinen Vorteil mit zwei Bauern gegen einen Bauern sicherte. Ding Leren gab dann auf und der gerade einmal 18-jährige Inder Dommaraju Gukesch krönte sich zum jüngsten Schachweltmeister aller Zeiten.
Gib’s zu, geneigte/r Leser/in, du hast davon auch nichts mitbekommen, oder? Hierzulande kennt man vielleicht noch Fischer, Karpow, Kasparow und dann natürlich noch Magnus Carlsen, aber ansonsten? Schach? Geht’s langweiliger?
Nein, das ist nicht der Übergang zum Spiel gegen das Team, das die meisten noch unter dem Namen Steaua Bukarest kennt, aber heute unter FCSB antritt.
Steaua Bukarest gibt es immer noch, spielt aber unter dem Namen in der 2. rumänischen Liga. Der Grund hierfür ist seine Herkunft: Der Verein wurde 1947 als Abteilung des Militärvereins CSA Steaua Bukarest gegründet. 1998 privatisiert, was aber wohl wen störte und klagte. Im Frühjahr 2017 gingen dann nach einem Gerichtsverfahren Rechte am Namen und am Logo zurück an das rumänische Verteidigungsministerium, woraufhin der Militärverein seine Fußballabteilung in den Tiefen des rumänischen Fußballs neu eröffnete. Von da aus kämpfte er sich in Liga 2, wo er in der Saison 2021/22 den 4. Platz erreichte und sich sich damit für die Aufstiegs-Play-Offs zur Liga 1 qualifizierte. Der rumänsiche Fußballverband erklärte den Verein jedoch für nicht aufstiegsberechtigt, da er sich in öffentlich-rechtlicher Hand befindet und eine Teilnahme an der von der Liga Profesionistă de Fotbal betriebenen Liga daher nicht erlaubt ist.
Auch kein langweiliger Fakt, oder?
Nein, Schach ist auch nicht langweilig. Es ist nur nicht schnell genug. Optisch. Und nicht laut und bunt genug für die große Masse. Hierzulande. Und es gibt natürlich zu wenig gute deutsche Spieler, also zu wenige Vorbilder, und zu wenig gute Erklärer.
Aber solltest du, geneigte/r Leser/in, dem Schachsport mal eine Chance geben wollen, dann können wir folgende Kanäle empfehlen – dort wurden auch alle 14 WM-Partien besprochen und analysiert:
Auf deutsch: https://www.youtube.com/@TheBigGreek (sehr sachlich)
Auf englisch: https://www.youtube.com/@gothamchess (auch unterhaltsam)
(Gegen Letzteren trat unser CCEO sogar ein Mal in einem Simultanturnier an.
Achtungserfolg: Er verlor nicht als Erster.)
Das Spiel gegen FCSB Bukarest hatte was von Schach, wobei unserem Trainer das nicht gefiel. Das lag vor allem am Gegner, der seine Figur…äh…Spieler sehr gut positionierte und vor allem gnadenlos deckte und alles sehr kompakt hielt. Aber auch an unserem vor allem Flügelspiel, wo uns kein einziger entscheidender Durchbruch gelang. Unsere Türme entwickelten keine Gefahr nach vorne. Einzig und allein unsere Läufer waren sehr aktiv. Dabei gelang zwar Bischof hin und wieder ein Vorstoß nach vorne, aber prallte immer wieder an der massiven Deckung im Zentrum ab. Zudem sah er schon sehr früh gelb, so dass er gut daran tat, die restliche Zeit vorsichtig zu agieren, um nicht frühzeitig das Feld verlassen zu müssen. Samassekou hingegen war insbesondere defensiv gebunden, um zu verhindern, dass der Gegner entscheidend durchbrechen konnte. Unsere Springer (Stach, Kaderabek) agierten meist glücklos und auch das Rochieren des Königs (Kramaric) brachte oft nichts.
Natürlich wäre das Spiel ein anderes geworden, hätten wir unsere Topchance nach rund zwei Minuten nutzen können, aber wir taten es wieder einmal nicht. Andererseits hätte das auch so ausgehen können wie die 14. Partie der Schach-WM aus Sicht von Ding: urplötzlich zu unseren Ungunsten, als die Gäste die beste Chance des Spiels und ihre einzige im zweiten Durchgang richtig verwertet hätten, aber zum Glück zog deren Stürmer vor, den Ball zirkusreif verwerten zu wollen, als ihn einfach in unsere Maschen zu dreschen.
Auch die zweitbeste Chance des Spiels gehörte den Gästen, doch Oli blieb trotz der Patzer zuletzt cool, stehen, Sieger im 1:1.
So blieb es bei einem ganz ansehnlichen, aber halt doch auch unglücklichen 0:0.
Immerhin erkannte man phasenweise das fußballerische Potenzial der Mannschaft, aber nach wie vor den teilweise geringen Zusammenhang. Viele Spielzüge verpufften aufgrund der technischen Unzulänglichkeiten bei der Ballannahme oder der steten Tempoverschleppung, insbesondere über die linke Seite.
Wir kennen die Elozahl von Jurasek nicht, aber er hätte das Potenzial zu einem großen Schachspieler, wenn man sich vor Augen hält, wie oft er den Ball stoppte und sich den nächsten Zug ganz, ganz genau zu überlegen.
Obwohl, die Elozahl, also die Wertungszahl, die Aufschluss gibt über die Stärke eines Schachspielers, berechnet sich nicht nach Zeit pro Zug, sondern nach Sieg, Remis oder Niederlage sowie der Wahrscheinlichkeit eines Spielausgangs. (Details)
Aber so schön es gewesen wäre, wenn wir diese Partie gewonnen hätten, und der Erwartungswert hierfür war hoch, wie man z. B. an den Quoten der Wettanbieter sehen konnte, ist ein Remis ja auch nicht schlecht. Immerhin haben wir noch kein Heimspiel in der UEFA Europa League diese Saison verloren.
Heimspiel? Zumindest akustisch fühlte es sich ein wenig nach Auswärtsspiel an.
Und ganz am Ende auch heimelig weihnachtlich, als die Fans auf den Rängen ihre Handytaschenlampen erstrahlen ließen.
Friede. Freude. Punkteteilung.
Sonntag gerne wieder …
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