Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image

Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

Scroll to top

Top

No Comments

1899 Hoffenheim vs. FC Union Berlin

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Der Zirkus der Ziegen

Fun? Da: Mentalist!

Eine der seltsamen Abkürzungen im Sport der Neuzeit ist die des Größten aller Zeiten, die zum Glück auf Englisch populär wurde, was sie nicht besser macht, aber immerhin positivere Assoziationen weckt, als wenn sie auf deutsch wäre.

„GröAZ“ wäre wahrlich gar nicht gut. „G.O.A.T.“ (Greatest of all time“) ist da schon lustiger, wobei es allein der Assoziation des Akronyms wegen („goat“ – „Ziege“) seltsam anmutet, dass damit der beste Spieler gemeint sein soll.

Allein der Assoziation des Akronyms wegen würde es wesentlich besser zu den Forenfans der TSG passen, denn wenn sie was können, dann meckern.

Wieder kein Sieg. Diesmal nicht einmal ein Punkt. Nicht einmal ein Tor. Man sollte, sollten der Ausdruck „nomen est omen“ ein Fünkchen Wahrheit besitzen, erwägen, unsere Spielstätte von „PreZero-„ in „Pro7-Arena“ umzubenennen.

Oder noch besser: „Circus“, denn „Arena“ leitet sich vom lateinischen (h)arēna ab: Sand, Sandfläche, Küste. Damit war dann der mit Sand bestreute Kampfplatz des Amphitheaters gemeint. Wir aber spielen auf Hybridrasen. Und zudem erinnert unsere Heimstätte mit bislang nur zwei Heimsiegen und den paar Unentschieden gegen Tabellenkellerkinder eher an eine Sandburg denn an eine Festung.

„Circus“ kommt vom griechischen kírkos (κίρκος) und bedeutet „Ring“. Nun ist ein Stadion nicht eckenfrei, aber doch spricht man da gerne vom weiten Rund. Zudem ist beiden gemeinsam, dass es sich um ein festes Gebäude mit festgelegter Spielfläche in der Mitte sowie ansteigenden Sitzreihen um selbige handelt, in der unter anderem artistische Darbietungen und Clownszenen zur Unterhaltung dargeboten werden. Heute wird der Begriff auch schon einmal abschätzig verwendet für ‘Durcheinander, (unnötiger) Wirbel, Trubel, viel Aufhebens, Lärm’ – meist um nichts.

Womit bei Shakespeare wären, doch wir wollen uns an dieser Stelle nicht um die Hochzeit des Florentiner Adligen Claudio mit Hero, der Tochter des Gouverneurs von Messina, kümmern, sondern eher um die Tatsache, dass es sich um eine Intrigen-Komödie handelt, also ein klassisches Lustspiel, in dem wenngleich nichts moralisch Ehrenwertes, doch Menschliches allzu menschlich dargestellt wird, das seine Komik aus dem Umstand zieht, dass sich der Zuschauer mit dem Gezeigten (still und heimlich) identifizieren kann.

Das ist beim Fußball bekanntlich nicht so. Fußball ist fundamentalistisch. Wenn das Gezeigte so ist, wie man selbst ist, auch wenn man es nicht wahrhaben will, ist das nicht lustig. Hier besteht die Kunst darin, dass das Gezeigte nicht den eigenen Künsten entspricht, sondern seinen kühnsten Erwartungen entsprechen muss:

    • Alle Akteure spielen für die Ehre, also arbeiten wie Künstler einzig für den Applaus, nicht für Geld.
    • Alle Akteure tun alles, was sie tun, mit Herz für ihren Arbeitgeber.
    • Alle Akteure agieren jederzeit perfekt, damit jede Szene, jede Pointe sitzt.

Und alle wollen das perfekte (Zusammen-)Spiel der besten Spieler (GOATs) sehen, womit wir, nehmen wir die Mehrheit der Besucher und Forenfans als Grundlage: Männer, die auf Ziegen starren.

Dies allerdings ist eine absurde Komödie – und die haben es schon schwerer in der Zuschauergunst, da ihnen meist das Identifikationspotenzial mit den Protagonisten fehlt. Auch die Abstrusität der Handlung verlangt ein gewisses Abstraktionsvermögen, also die Fähigkeit, die Dinge mit einer gewissen Distanz und noch wichtiger: von oben zu sehen. Und das gelingt den wenigsten, obwohl das eigentlich bei einem Fußballspiel dank hoher Ränge sowie Führungskamera faktisch gegeben ist.

Der Film erzählt von einer experimentellen Spezialeinheit der US-Armee, der New Earth Army, deren Mitglieder parapsychologische Kampftechniken entwickelt und eingeübt haben sollen, unter anderem mit bloßen Blicken Tiere zu töten.

Die Parapsychologie (von altgriechisch παρα- para-, deutsch ‚neben‘, und ψυχολογία psychología, deutsch ‚Seelenkunde‘) versteht sich selbst als wissenschaftlichen Forschungszweig, der angeblich jenseits des normalen Wachbewusstseins liegende psychische Fähigkeiten des Menschen untersucht, die das normale Erkenntnisvermögen überschreiten.

Der Gag ist natürlich, dass einer der Truppe einmal eine Ziege anstarrt und diese nach einer Weile tot umfällt. War das nun kausal (also im Anstarren begründet) oder korrelativ (Zufall, also er schaute sie an und die Ziege bekam einen Herzinfarkt, den sie aber auch gehabt hätte, hätte er sie nicht angeschaut.)?

Für insbesondere den Foren-Fan wäre das auf jeden Fall kausal, denn alles, was passiert, hängt ursächlich mit seinem Wirken zusammen. Das Doofe ist, dass er nichts Gutes im Sinn hat. Sein Ziel ist es, mit seinen Sentenzen zu ätzen und zu zersetzen. Und er glaubt an seine Kraft und erfreut sich an der – in seiner Selbstwahrnehmung – durch sie verursachte Zerstörung. Um die Sache geht es ihm nicht. Und auch nicht um den Erfolg der Mannschaft oder ums Gute, was ihn noch schlimmer macht als den Teufel, den Goethe in „Faust. Der Tragödie Erster Teil“ ja vorstellt mit den Worten „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will, doch stets das Gute schafft!“

Natürlich könnte man auch annehmen, allein des Namens und ihren vielen zahlreichen Engagements zum Wohle der Welt, das Team der TSG wäre diese „New Age Army“, aber dagegen spricht folgendes Zitat aus dem Film:

„Wir wurden ausgebildet korrekte Entscheidungen zu treffen. Jemand kommt auf dich zu und sagt: Da vorne ist ‘ne Weggablung: Gehen wir links oder gehen wir rechts? Du sagst: Wir gehen rechts.“
„Einfach so? Zack, zack?“
„Einfach so. Zack, zack!“
„Aber wir stehen hier seit ‘ner halben Stunde. Was ist daran zack, zack?“

Für Fundamentalisten ist das null fun zu erkennen. Und das war es auch nicht im Spiel, wobei das doch eigentlich von Anfang an bzw. gerade am Anfang sehr viel Spaß gemacht hat. 2. Minute, Doppelchance Bebou, doch die erste landete in einer Menschentraube, die zweite am Pfosten.

Das sah doch sehr danach aus, dass der Trainer Wort halten sollte. Er versprach ein offensiveres Spiel. Das ward geboten – in der Anlage, auch in der Durchführung, aber eben nicht bis zu dem, was jeder unserer Mitglieder haben muss – ganz gleich ob Abi + Unibesuch, Bachelor, Master, Diplom, Meister, Promotion und/oder Habilitation: einen guten Abschluss.

Die meisten Bälle landeten aber irgendwo – nur nicht in Tornähe – und das galt auch für die inzwischen obligatorischen Tennisbälle, die die Gästefans ab der 36. Minute mehrfach aufs Spielfeld warfen, um ihren angeblichen Unmut über den Einstieg eines Investors in die DFL zur Aufmerksamkeitsgenerierung zu gewinnen.

Hier wird dann gerne von „aktiver Fanszene“ gesprochen, wobei das auch zeigt, wie wenig den Medien an einer aktiven Fanszene liegt, wenn sie sich NICHT durch Würfe von Gegenständen, Beleidigungen und/oder Pyro auf ihr Anliegen aufmerksam machen, denn auch die Südkurve protestierte gegen einen, wie sie es sehen – Investor. Sie hielten rote Zettel hoch, die symbolisieren sollten „Rote Karte für ROGON“, der Sportberatungsagentur, die in den letzten Jahren sehr, sehr viele Spieler zu und von der TSG vermittelt hat.

Diese Aktion schaffte es nicht in die Sportschau, die Tennisbälle schon – und da sagt man immer, die Medien wollten immer was Neues. Ts, ts, ts …

Vielleicht ist das auch nicht DAS Narrativ, das man vermitteln will, nämlich, dass die TSG eine sehr aktive Fanszene hat, die (sieht man mal von diesen Böllerdeppen in Augsburg ab) durchaus mit Hirn agiert, wenngleich unklar ist, ob hier wer im Hintergrund agiert, der sie glauben lässt, dass sie ähnlich der New Age Army erfolgreich würde agieren können.

Übrigens: So absurd ist das gar nicht, denn die New Earth Army gab es als First Earth Battalion wirklich. Sie war eine private Initiative einzelner US-Offiziere. Zudem hat die CIA von 1953 bis in die 70er Jahre MK Ultra, ein Projekt über Möglichkeiten der Bewusstseinskontrolle, bei dem die wissenschaftlichen Untersuchungen von Foltermethoden der Nazis weiterentwickelt wurden.

Von 1972 bis 1995 forschte das US-Militär im Bereich der Parapsychologie unter dem Codenamen „Star Gate“. Es wurde mit der Begründung eingestellt, dass es sich in keiner Operation des Dienstes als nützlich erwiesen habe. Nach 23 Jahren. 🙂

Krawall auf den Rängen verkauft sich wohl besser. Aber den gab es nicht.

Für den sorgten dann Nsoki und Volland, nachdem das Spiel endlich, endlich weiterging, die sich plötzlich einen Infight lieferten, die nach der klassischen Distanz einer Boxrunde, bei der beide mehrfach zu Boden gingen, letztlich in Platzverweisen für beide mündeten.

Halbzeit.

Das 10:10 bekam uns gut. Wir hatten mehr Platz und den nutzten wir direkt für mehr Direktspiel, aber letztlich nicht zu mehr Chancen. Dennoch war es beeindruckend, dass und wie unsere Mannschaft Angriff um Angriff startete, immer wieder Druck machte, aber einfach kaum bis kein Durchkommen fand. Das Tor für Hoffenheim lag in der Luft und dann fiel es kurz vor Schluss – für die Gäste – und die Mannschaft nachvollziehbarerweise in sich zusammen.

Es war durch das Anrennen unserer Mannschaft ehr ein Lust- denn ein Trauerspiel, aber vor allem war es ein Jammer, dass der Gegner bei seinem ersten Schuss in der zweiten Halbzeit auf unser Tor ins Tor und damit uns ins Mark traf.

Dann war Schluss und doch nicht, denn gingen die Spieler in der letzten Woche noch „auf Geheiß“ der Fans zu ihnen, taten sie es dieses Mal aus freien Stücken, denn die Süd feierte sie. Wozu? Zu Recht, denn in diesem Spiel zeigte sie viel von dem, was wir in den letzten Partien vermissten: Einsatz, Offensivspiel und Drang zum Tor.

Nur eben in Sachen Abschluss war das, was sie zeigte, bestenfalls Mittlere Reife – und so stehen wir auch tabellarisch da. Da ist noch viel Luft nach oben – und auch noch einigermaßen nach unten, weshalb man nun nicht nervös werden muss, aber weitermachen – nicht auf dem Niveau, aber in diese Richtung.

Vor dem Können kommt das Wollen – und wollen taten unsere Spieler. Das sahen die aktiven Fans in Süd und Ost und Nord und West.

Die vor dem Fernseher nicht, denn kaum war das Spiel aus, ging es für die New Earth Army und diese mit all ihren Streitkräften auf den Trainer los.

Er solle / müsse gehen. Dieser oder jener Trainer sei gerade arbeitslos und hernach verfügbar. Wenn, wenn nicht das, dokumentiert den Glauben an die eigenen parapsychologischen Fähigkeiten. Nicht nur zeigt das ihre feste Überzeugung, dass, weil sie das wollen, Matarazzo fliegt, sondern auch, dass dieser oder jener bei uns landet. Warum sollte er das tun? Wegen unserer Willkommenskultur. Weil hier viel fun da – oder „Mentalisten“?

Der Zirkus hier ist schon schwer begreiflich – und Clowns gehören halt irgendwie dazu. Aber – und das ist Aufgabe der Mannschaft – das ein oder andere Kunststück. Was das sein könnte? Ein Sieg nächsten Sonntag. 🙂

 

 

 

Submit a Comment