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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. 1. FC Köln

Ist schon fast Nacht?

Langsam geht die Sonne unter,
doch wir bleiben hell und munter.
Weil wir lieber uns komprimierend konzentrieren
als uns in kompromittierendes Spielchen zu verlieren.

Hä?

Wir waren Freitag irritiert – und das lag nicht an den Folgenschäden irgendwelcher Festivitäten im Rahmen von Altweiber-Veranstaltungen bzw. Altherren-Verfehlungen am Schmutzigen Donnerstag. Es lag an unserem Trainer und dessen Vorspiel-PK. Standen die beiden Buchstaben nun für Pressekonferenz oder Physikkurs?

„Wir müssen unsere Unzufriedenheit komprimieren und am Sonntag auf den Platz bringen.“

Man kann es gerne dibbelschisserisch („kleinkariert“) nennen, aber es ist faktisch befremdlich, wenn Menschen mit Verantwortung vor eine externe (Gruppe) Menschen stellt (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Wählerinnen und Wähler und Journalistinnen und Journalisten und so weiter) und davon künden, wenn sie über ihren Job / ihre Rolle sprechen, was „SIE müssen“.

Als Empfänger dieser Nachrichten lässt sich da ja nur nicken – oder staunen, schließlich sind das Selbstverständlichkeiten: „Wir müssen eine Politik machen, die die Gesellschaft mitnimmt, nicht spaltet.“ / „Wir müssen unsere Angebote den Bedürfnissen unserer Kundinnen und Kunden anpassen!“/ „Wir müssen gewinnen.“
Was soll man zu sowas sagen außer „Äh, ja …. Äh, dann mach‘ …?

Das soll natürlich suggerieren einerseits, dass man genau das tut – aber keiner von uns ist so doof, das zu glauben, denn wenn dem so wäre, würde man es ja erst recht nicht erwähnen (müssen) – bzw. gedenkt, genau dies als Nächstes zu tun, was man ja gerne glaubt, aber dann doch lieber auf die entsprechenden Fakten / Ergebnisse wartet, um dem Glauben noch mehr Glauben schenken zu können. (Abgesehen in reinen Glaubensfragen, also Sachen, die rein theologischer Natur sind, auch wenn es zahlreiche Versuche für einen Gottesbeweis gibt.)

Nicht minder dibbelschisserisch ist es heutzutage, wenn man das (vermeintlich) Gemeinte ignoriert und sich ausschließlich auf das Gesagte kapriziert. Also versuchen wir hier mal beides.

Gehen wir davon aus, dass dieses „Wir müssen“ ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des im Folgenden näher beschriebenen Handelns sein soll, welches zudem das implizite Versprechen enthält, dass man das tun WIRD. Nun kann der Trainer selbst dafür natürlich keine Gewähr übernehmen, da er nicht auf dem Platz steht, weshalb es auch in Ordnung, wenngleich keine Ausdruck von Mut ist, dass er das nicht explizit verspricht.

Mut braucht immer die Bereitschaft zum Risiko, zum Scheitern, zum Verlieren (eines Spieles, von Geld, von Ansehen, weshalb es zwar sehr ehrenwert und moralisch von höchster Güte ist, wenn man sich gegen offensichtliche und/oder von der überwältigenden Mehrheit innerhalb einer Gruppe als solche empfundenen Ungerechtigkeiten stellt, aufbegehrt oder gegen sie demonstriert, aber mutig ist das nicht.

Es ist selbstverständlich. Zumindest müsste / wird es das auch in der Wahrnehmung aller (der eigenen Gruppe) sein, weshalb man da auch gerne von „Gratismut“ spricht.

Es ist klar, dass uns kein Gegner den Sieg schenken wird, also braucht es dazu eines Investments. Dieses Investment soll hier dieses durch die Metapher der „Kompression“ implizite Versprechen einer explosiven Spielweise sein.

Nun wissen wir, dass „Unzufriedenheit“ weder ein Gas noch eine Flüssigkeit ist und auch keine Datei, und dass Kompressionen in entsprechenden Umgebungen zu allerlei Veränderungen von Aggregatszuständen führen können: von gasförmig zu fest (Kohlenstoff –> Diamant), flüssig zu fest (Wasser -> Eis) oder sie können zur Verbesserung von Flüssigkeiten bzw. Strömungen sorgen (Kompressionsstrümpfe).

Manche Flüssigkeiten lassen sich aber auch derart fein zerstäuben, dass ein Gas entsteht, welches dann auch ganz allein nur dadurch, dass es unter Druck kommt, explodiert, z. B. Dieselkraftstoff. (Bei Ottokraftstoff braucht es dazu noch einen Funken, den die Zündkerze liefert, aber auch da entfaltet sich die ganze Kraft der Explosion durch Kompression.)

Sahen wir nun ein explosives Spiel? Nein.
Sahen wir ein besonders druckvolles Spiel? Auch nicht.

Man könnte es eher als kompromittierend werten als komprimierend, aber was bitte schön, sollte denn eine „kompromittierende Unzufriedenheit sein“? Und wir haben auch keinerlei Interesse an der Bloßstellung einer Person anderen Personen gegenüber, auf dass diese dann von Dritten gedemütigt bzw. gekränkt wird, was ja „kompromittieren“ wäre.

Da finden wir „komprimieren“ schon schöner, denn das heißt ja nichts anderes als „verdichten“. Also verdichten wie dieses Spiel – jahreszeitgemäß und irgendwie auch passend zum Gegner und dessen Kultur“gut“:

„Wir wollen euch kämpfen sehn!“ –

… riefen nach Schlusspfiff in Süd die Massen.
Sie wussten es besser, aber sie konnten’s nicht lassen.
Irgendwie musste er ja raus, der Ärger, der Frust,
die erneute Enttäuschung der Freude auf Lust
am Spiel, am Sieg, am Erfolg, auf Sprung auf Platz 7.

Dabei hat sich die Mannschaft wirklich aufgerieben
und eigentlich auch sehr vieles richtig gemacht,
am Ende doch noch ein Tor erzielt, einen Punkt geholt und gehalten Platz 8.

Der Südkurve Rufe erschallten nicht lang,
denn dem Team ging’s zwar nicht gut, aber ihm war auch nicht bang,
so ging es zu ihnen, den Treusten, zum Zaun.
Immerhin das war schön anzuschau’n.

Das Spiel selbst? War es bei weitem nicht:
Unsere Offensive sehr langsam, der Gäste Abwehr dicht,
und der Gäste Konzept war einfach: Nichts tun, außer als warten
auf Fehler der uns‘ren, um dann einen Konter zu starten,
um einen Treffer zu erzielen, natürlich einen schnellen,
um sich dann sehr früh noch tiefer, noch weiter hinten reinzustellen.

Und so nahm das Spiel gemächlich seinen gemächlichen Lauf,
unsere Spieler passten … vor allem auf.
Immerhin wenig nach hinten, aber auch nicht dynamisch nach vorn.
So entwickelte sich auf dem Platz wenig Druck – und auf den Rängen der Zorn.

Die Pässe unserer Mannschaft waren erstaunlich gut und sogar oftmals exakt,
doch sie hatten keine Tiefe und kein Tempo, und auch der Takt
erinnerte mehr an John Cages Orgelstück ORGAN2/ASLSP
als an den Wiener Opernball, denn das Spiel der TSG
hatte keine Grazie, keine Eleganz,
da wurd‘ nicht gewirbelt wie beim Walzer, dem Tanz.
Es fehlt ihm den Anmut, auch wenn die Chancen in Halbzeit 1
so eine Anmutung besaßen,
denn immerhin hatte unser Team eine Dreiviertelchance pro Viertelstunde auf dem Rasen.
Die erste und beste hatte Bebou, Weghorst die anderen beiden.
Auf dem Rasen war’s lahm, auf den Rängen war’s Leiden
und auch die Hoffnung, denn da war was drin –
nur nicht im Tor der Ball – des Spieles Sinn.
Beide schienen ihn anders zu seh‘n:
bloß nicht, bloß nicht in Rückstand geh’n.

Das soll Spitzenfußball sein? Es kam einem nicht so vor.
Die Gäste hatten nicht einen einzigen Schuss aufs Tor.
In Halbzeit 2 ging es mehr
hin und her,
aber das war auch nicht schwer.
Dafür blieb alles sehr
verquer
und wirr und warr.
Das Rund still. Das Team starr.

Frisches Blut
tät‘ dem Spiel gut,
dachten sich wohl Pelle und seine pals.
Wir brauchten dringend ein Tor und zwar ein schnell’s,
um den Sieg zu kriegen – unter Dach und Fach.

Es kamen Akpoguma, Kramaric und Stach.
Sie sollten die Wende bringen,
doch es war zum Händeringen,
äh: Haare raufen,
denn mit ihnen wurd’s nur noch mehr ‘n Haufen,
sie brachten eher weniger Dynamik und Struktur.
Und weiter runter tickte die Uhr.

Und ganz unten grad noch so kommt Stach an den Ball,
doch auch der Gästespieler dabei zu Fall,
was der Schiri als Foulspiel sieht und Freistoß pfeift.
Die Zweikampfregelauslegung deucht nicht ausgereift.
Es kam, wie es kommen muss:
Der Freistoß war der Gäste erster Schuss
auf Baumanns Gehäuse.
Und drin. „Schäuße!“

Zehn Minuten noch zu spielen
und selbst von den Ecken vielen,
die wir hatten, entwickelte sich keine Chance.
Zu lange spielten wir auf Nummer Sicher, aber halt wie in Trance.

Das Spiel selbst wurde danach auch kein Kracher,
doch immerhin unsere Mannen wacher.
Auch wenn es ein wenig klingt nach Hohn,
sie fühlten sich nicht mehr wohl, aber wohl betrogen um ihren Lohn.
Also metaphorisch, nicht finanziell,
so reagierten sie auf dem Platz dann doch überraschend schnell,
auch wenn sie dort nicht viel schneller agierten,
indem sie aber doch mit mehr Überraschung variierten.
Einen gab’s, den auf einmal nichts mehr hält:
Kabak schob sich nun ins Mittelfeld,
sorgte für Verwirrung und Überzahl.
Doch mit jeder Sekunde stieg die Qual
und die Erkenntnis, dass es wohl wieder nichts wird mit dem Dreier,
und sie leider stimmt die alte Leier
vom Aufbaugegner TSG.
Es tat weh.

Die 90 Minuten waren rum,
doch des Schiris Pfeife, die blieb stumm.

Die Kölner Fans hatten zu Anfang der Halbzeit Aufmerksamkeit begehrt
und ihre fliegenden Äpfel ihnen und uns sieben Minuten Nachspielzeit beschert.
Diese nutzten wir dann doch recht flott –
nein, nein, nein, nicht zum Kompott.
Wir griffen weiter und weiter an.
Und dann?
Köpfte Kabak auf Krama, genauer: den Ball auf dessen Brust,
der diese Vorlage sehr gut annahm mit großer Lust,
von da fiel er ihm vor seinen linken Fuß –
und hatten dann die Gäste nicht ihren Salat, nicht ihr Mus,
doch endlich, endlich den Ball im Netz.
Der hochverdiente Ausgleich. Kommt etwa jetzt,
wo die Zeit immer mehr verrennt,
doch noch das verdiente Happy End?
Nein.
Es hat nicht sollen sein.

Nach 90+8 war das Spiel aus,
und wir, die in Blau, weiter graue Maus.

Die Mannschaft hat sich zwar wieder aufgerieben,
doch wieder reicht‘ es nur zum Unentschieden.
Wieder klappte es nicht mit dem Sieg.
Wieder wird’s wohl nix mit der Champions League.

Bevor sich wer aufregt: Das war ein Scherz!
So was tut gut, denn zu groß ist der Schmerz,
dass uns offenbar fehlen die „Waffen“
und wir es einfach nicht schaffen,
gegen so limitierte Teams zu gewinnen.
Und entsprechend sieht es aus, drinnen
im Herzen der Fans, die ja genau damit dabei sind
und Ausreden leid sind,
weswegen sie aus ihm keine Mördergrube machten
und schrien und skandierten statt lachten.

Danach ist ihnen verständlicherweise nicht zumute,
doch immerhin halten wir dem Team zugute,
dass sie es schaffte, die Niederlage abzuwenden.
Doch wir wollen natürlich auch, dass die Spiele besser laufen und vor allem besser enden.

Es ist heutzutage natürlich ein heißes Eisen,
aber ist es nicht selbstverständlich? Moral beweisen!

Daran fehlt es keinem, und das ist ja auch schee,
aber schlimm ist, dass uns was anderes fehlt: eine Idee.

Eine Idee, einfach, klar und chic,
eine Idee für ein Spiel mit Kick.
eine Idee, die ein Feuer entfacht,
damit die TSG wieder brennt – und der Fan wieder 🙂 !

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