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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC Schalke 04

Die Passion.

Glauben und Wirken

Zugegeben, wir machen uns ja gerne einen Spaß aus der Nutzung von Fremdworten und lateinischer Phrasen. Wir übertreiben es maßlos, um etwas so Banalem wie einem Fußballspiel so etwas wie Komplexität zu geben und das Ganze ja geradezu absurd zu erhöhen.

Im Gegensatz zu klassischen oder Fachjournalistinnen und -ten tun wir dies aber bewusst. Deren Gerede/Geschreibsel von fluider Sechs, falscher Neun und hängender Acht, um über die Raute ein hohes Pressing zu provozieren, um dann auf die Flügel zu kommen und über die entsprechende Peckingrate dann den xG-Wert zu erhöhen (oder so), ist leider allzu oft allzu ernst gemeint.

Nun, wir sind uns  dessen wohl bewusst, dass am Ende eines Spiels ein Ergebnis steht – und das entscheidet letztlich über die Einordnung, ob ein Spiel nun als Erfolg oder Misserfolg zu werten ist.

Andererseits gibt es eben im Sport ganz allgemein und im Fußball insbesondere eine weitere Ebene, die über die rein sportliche Bewertung hinausgeht und die interessiert uns eben auch, so dass du, geneigte/r Leser/in, auch wenn mal ein Spiel verloren geht, immer gewinnst – und sei es Erkenntnis.

Non ludo sed vitae pedifolle ludimus, diligentius: narramus.

Also spielen, genauer: erzählen wir nicht des Spieles wegen über Fußball, sondern weil man daraus etwas fürs Leben lernen kann – wenn man denn will. Dafür finden wir sehr gerne irgendwelche Analogien.

Manchmal erschließen die sich einem nicht sofort oder es dauert auch, bis man sie gefunden hat, manchmal aber verhalten die sich wie ein Nachwuchsspieler im Training: Sie drängen sich auf. Und der sehr souveräne 2:0-Sieg gegen den FC Schalke 04 zu diesem Termin schreit geradezu nach einer Oster-Analogie – und NEIN: Der Sieg symbolisiert definitiv keine Wiederauferstehung. Vielmehr ist er Ausdruck der Passion.

Nun ist „Passion“ eines der Fremdworte, das einer großen Masse bekannt ist.

Die einen kennen es aus dem Englischen, manche aus dem Französischen, manche von einem Parfumflacon. Kaum wer kennt es aus der Bibel, was daran liegt, dass das Wort in dem Werk selbst ebenso oft vorkommt wie „Apfel“, „Fußball“, „Ostern“ und „Ei“ – genau: null Mal.

(N. B. Ein „Ei“ allein wir in der Bibel nie erwähnt, „Eier“ hingegen vier Mal. Und eine Stelle hiervon kann man durchaus auf einzelne, auch juristische Personen (wie einen (Traditions-)Fußballverein) beziehen:

„Wie ein Rebhuhn, das Eier brütet, die es nicht gelegt hat, so ist, wer ein Vermögen erwirbt, aber nicht auf rechtmäßige Weise; in der Mitte seiner Tage muss er es verlassen, und an seinem Ende ist er ein Narr! (Jeremia 17,11)

Und obwohl „Passion“ (wie „Apfel“) als Terminus nicht in der Bibel steht, dreht sich darum im Grunde die komplette Story, ist sie es, die das Werk und den auf ihr fußenden Glauben einzigartig macht.

O. K., jungfräuliche Geburt ist auch noch etwas sehr Besonderes, aber die kann man zumindest dergestalt nachvollziehen als dass man jeder Frau unterstellt, schon einmal Sex gehabt zu haben – außer der eigenen Mutter. So gesehen …

Nun ist die komplette Ostersache eine mega Story – und das fängt schon bei den Begrifflichkeiten an:

So leitet sich das Wort „Ostern“ selbst von „Eos“ (Göttin der …) und „aurora“ (… Morgenröte) ab und geht zurück auf griechisch πάσχα [ˈpasxa], was wiederum auf hebräisch פֶּסַח pésach (Fest) zurückgeht.

Der Zeitpunkt wiederum ist auch klar 🙂 geregelt:

Ostern wird immer zwischen dem 22. März und dem 25. April gefeiert, genau: am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond des Frühjahrsanfangs auf der nördlichen Halbkugel.

Und zum „Pessach“ kommt die „Passion“. Das Wort wiederum wird korrekt mit „Leidenschaft“ übersetzt und dabei doch inzwischen das Wesentliche übersehen.

Der Duden definiert „Leidenschaft“ als

          • sich in emotionalem, vom Verstand nur schwer zu steuerndem Verhalten äußernder Gemütszustand (aus dem heraus etwas erstrebt, begehrt, ein Ziel verfolgt wird)
          • große Begeisterung, ausgeprägte [auf Genuss ausgerichtete] Neigung, Passion für etwas, was man sich immer wieder zu verschaffen, was man zu besitzen sucht, für eine bestimmte Tätigkeit, der man sich mit Hingabe widmet
          • sich in starkem Gefühl, in heftigem, ungestümem Besitzverlangen äußernde Zuneigung zu einem Menschen

Was nicht gesehen wird, ist das, was es im biblischen Sinne heißt: „Leiden“. Denn unter der Passion Jesu (von griechisch πάσχειν paschein, deutsch ‚leiden‘, ‚durchstehen‘, ‚erleben‘ sowie von lateinisch pati ‚erdulden‘, ‚erleiden‘; passio ‚das Leiden‘) versteht man den Leidensweg Jesu Christi, das heißt sein Leiden und Sterben samt der Kreuzigung.

Von der Auferstehung ist hier interessanterweise nicht die Rede. Wir zählen die aber mal mit dazu, zumal sie ja auch in den Evangelien immer miterzählt wird.

Was wird darin noch erzählt? Nach dem Einzug Jesu nach Jerusalem am Palmsonntag gab es diverse gravierende Ereignisse:

Am Mittwoch fassten die Hohepriester und die Schriftgelehrten den Entschluss, Jesus zu töten. Jesus ahnte, dass ihn einen der seinen verraten werde. Dies geschah dann Donnerstag beim Abendmahl (bekanntlich durch Judas, der dafür 30 Silberlinge erhielt, durch einen Kuss bei der Begrüßung. (Als er sich später gewahr wurde, was er tat, wollte er das Geld zurückgeben, was die Gelehrten aber nicht taten mit der Begründung, dass dies Blutgeld sei, woraufhin sich Judas erhängte (Matthäus-Evangelium) oder einem Unfall auf dem mit dem Geld gekauften „Blutacker“ zum Opfer fiel, bei dem sein Körper aufbrach und alle Eingeweide herausfielen. (Lukas-Evangelium))) und andere (Petrus) ihn verleugnen (drei Mal, bevor der Hahn kräht.)

Freitag wird Jesus an Pontius Pilatus ausgeliefert, der dann aber das Volk entscheiden ließ, wen er gemäß dem Brauch, einmal im Jahr auf Verlangen der Masse einen Menschen freizulassen, begnadigen möge. Bekanntlich hatte das der des Aufruhrs und Mordes Angeklagte Barrabas das Wohl des Volkes auf sich.

Jesus wurde also in der Früh gekreuzigt und verstarb am Nachmittag. Normalerweise war es zu der Zeit wohl so, dass man die Gekreuzigten hat einfach schlicht verwesen lassen. Da Jesu Jude war, gab es jedoch die Möglichkeit der Bestattung.

Ein gewisser Josef von Arimathäa ging nach dem Kreuzestod Jesu zu Pontius Pilatus und bat ihn um die Herausgabe des Leichnams. Diesen nahm er vom Kreuz ab, hüllte ihn in ein Leinentuch und bestattete ihn in einem unbenutzten Felsengrab, das von Maria Magdalena „und einer anderen Maria“ bewacht wurde, denn die Gelehrten erinnerten Pilatus daran, dass Jesus sprach, als er noch lebte, dass er nach drei Tagen auferstehen werde.

Sie wollten nun, dass das Grab sicher bewacht werde bis zum dritten Tag, damit nicht etwa seine Jünger in der Nacht kommen, ihn stehlen und zum Volk sagen: Er ist aus den Toten auferstanden!, und der letzte Betrug schlimmer wird als der erste. So gab es die Wache – und doch war das Grab am dritten Tage leer. Das war nach damaliger Zählweise Sonntag – und es kehrte damit zurück der Glaube an den, der noch kurz zuvor vom Volk verspottet wurde.

Tattaaaa, …

… die TSG.

Man könnte es natürlich auch völlig übertreiben und diese Geschichte auch anders erzählen. Aber wenn man auch nur im Ansatz versuchen würde, die wesentlichen Elemente der Story auf die Leit-/Leidfigur der TSG und das Drumherum zu übertragen, setzte man sich natürlich völlig dem Volkeswahn aus.

Dabei gibt es ja mehr als ein Indiz für den Verrat in den eigenen Reihen (gegen Geld), der Verleugnung langjähriger Weggefährten sowie überhaupt den Parallelen zwischen Sanhedrin (dem Hohen Rat unter Vorsitz des kick…äh…. Kajaphas) und den (Sozialen) Medien, die sich ja nicht unähnlich dem Pontius Pilatus ihre Hände in Unschuld waschen, nicht zuletzt, weil sie das Volk durch entsprechende Agitation dazu bewegen, das ihnen genehme Urteil zu fällen.

Und als ob es eines finalen Indikators dafür bedürfte zu zeigen, wie boshaft hier agiert und agitiert wird, präsentierten die führenden Fachmedien die Anzahl der Unterstützerinnen und Unterstützer der Gastmannschaft.

Das war in der Tat beeindruckend, aber auch de facto null überraschend und für das Ergebnis völligst unerheblich. Würde man sich aber die inhärente Logik der Information zu eigen machen und diese entsprechend dem kategorischen Imperativ als Grundlage allgemeinen Handelns ansehen, stehen wir hier – gerade auf den Fußballportalen in den Sozialen Medien – vor den Toren– nein: NICHT eines Spielfeldes und auch nicht Jerichos oder Jerusalems, sondern des Totalitarismus, denn was keine Legionen bereithält, ist zu eliminieren.

Unser CCEO kommentierte dies auf der Facebook-Seite des kicker wie folgt:

Wo ist die Sinnhaftigkeit dieser Information?
Was soll die Aussage sein – außer Agitation?
Liebe kicker – Redaktion, das ist schon arg jämmerlich.

Ja, es mag den Gepflogenheiten von Social Media-Journalismus entsprechen, aber welch anderen Werten ihres Hauses entspricht das? Gerade ein Medium mit Ihrer Historie sollte sich der Folgen demagogischer Kommunikation bewusst sein.

Aber zugegeben: Recherchen zu Stories, warum Käffer wie Hoffenheim, Heidenheim, Sandhausen, Darmstadt, Aalen erfolgreicher sind als der HSV, Hertha, Dresden, 1860, Aachen sind aufwändiger und das Ergebnis weniger billig gefällig als so ein Populismuspost.

Letztlich ist Ihnen aber auch das egal. „Klick mich oder fick dich!“ dürfte der einzige relevante Maßstab sein. Na dann … sei dem so. Gab auch schon Vereine, die meinten, sie könnten und würden niemals absteigen …

Wir halten es (s.o.) in dem Falle nicht so mit dem ersten Satz Jesu bei der Kreuzigung nach Lukas 23,24. Warum vergeben, denn sie wissen sehr wohl, was sie tun.

Dasselbe gilt leider auch für die Fans der TSG, die den Zeitpunkt und/oder die enorme Präsenz der gegnerischen Fans zum Anlass für ihr ganz eigenes Osterfeuer genommen haben.

Das Abfackeln der mindestens drei Bengalischen Feuer zu Beginn des Spiels sowie diverser Rauchtöpfe zu Beginn der zweiten Halbzeit werden zu einer Verurteilung der TSG von mindestens 5.000 Euro durch das DFB-Sportgericht führen. Sonst zu gar nichts. Also sollten sich wer der Verantwortlichen TSG-Ultras davon Anerkennung in der Gesamtcommunity der Ultras erhofft haben, sie wird sich nicht erfüllen. Zudem ist es auch einfach sehr schlechter Stil von ihnen, ausgerechnet den Spieltag zu nehmen, wo der Verein und alle ihm verbundenen Menschen Abschied von der guten Seele des Vereins, Christiana Rienesl, nahmen.

Ganz anders waren die fahnenschwenkenden Fanclubs. Sie bezeugten ihren Respekt vor ihr nicht nur durch Nichtschwenken, sondern sogar durch Ablegen der Fahnen. Dies war eine derart eindrucksvolle Geste, dass selbst die Schalker Fans, die meinten, die kurze und sehr emotionale Ansprache unseres Stadionsprechers zu Christiane, durch Zwischenrufe stören zu müssen, nach sehr kurzer Zeit innehielten.

Das war insgesamt ein sehr emotionaler Rahmen, zu dem sich auch sportlicher Druck gesellte, denn die Ergebnisse aller Spiele zuvor erhöhten die Notwendigkeit ein-, nein: dreifach zu punkten.

Die erste Chance hatten die Gäste – nach rund 30 Sekunden –, die zweite wir – rund 30 Sekunden später – und die dritte, die vierte, die fünfte, die sechste, die siebte, es war faszinierend. Wir ließen Ball und Gegner ganz wunderbar laufen. Natürlich gab es Stimmen, die das anders sahen, die meinten, es lag daran, dass der Gegner schlicht schlecht spielte, kein Zweikampfverhalten an den Tag legte etc., was ja sein mag. Was aber auch ursächlich dafür gewesen sei kann: Wir waren ein Team. Wir waren besser. Wir wollten mehr. Wir konnten mehr. Wir machten mehr. Wir machten wieder das 1:0.

Es war zwar ein Eigentor, aber auch das war das Ergebnis einer herrlichen Stafette, wie wir zuvor schon einige mehr hatten. Wir hätten längst schon in Führung sein müssen, aber die Chancenverwertung ließ auch diesmal zu wünschen übrig. In puncto Chancenvermeidung hingegen waren wir top gegen diesen Gegner. Lediglich nach dem Führungstreffer kamen die Schalker gefährlich vor unser Gehäuse, ansonsten war es ein überraschend gemütliches und souveränes Spiel unserer Mannschaft.

Diese Gemütlichkeit nahm in der zweiten Halbzeit sogar noch zu. Hätte der Trainer dies nach dem Spiel nicht moniert, man hätte es für Taktik halten können. Jedenfalls überließen wir den Gästen das Spielgerät, die damit nichts anfangen konnten. So dauerte es eine gute Weile, bis die TSG in der zweiten Halbzeit den ersten ernstzunehmenden Angriff aufs Schalker Tor startete. Elfmeter.

Kramaric zuvor ausgewechselt, Skov verletzt, blieb Bebou als Schütze, der bis dahin ein super Spiel hinlegte. Aber schon die Körpersprache verhieß nichts Gutes. Kläglich verschoss er ihn, aber er bekam regeltechnisch korrekt die Chance zur Wiederholung. Da machte er es besser und Schalke danach im Grunde gar nichts mehr – trotz sechs Minuten Nachspielzeit.

Und so erzielten wir den 3. Sieg in Folge, aber sonst nichts. Es war erfreulich festzustellen, dass Trainer und Team sich alle bewusst sind, dass wir noch gar nichts erreicht haben. Bei dem Restprogramm sind fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsplatz gar nichts – und schon gar kein Beweis für eine Wiederauferstehung.

Die Art und Weise aber, wie wir gespielt haben, zeigt die Leidenschaft, mit der die Mannschaft um den Klassenerhalt kämpft. Und so schön die drei Siege am Stück waren, so zwingend waren zumindest die beiden Heimsiege.

Und beim Letzteren kommt noch etwas ganz Entscheidendes hinzu – gerade wenn man sich der ganzen Gülle gewahr wird, die insbesondere in Fußball-Social Media-Plattformen über uns ausgeschüttet wurde: Humor.

Alle möglichen Gruppierungen propagierten und feierten die Abertausende Anhängerinnen und Anhänger des Stadtteilvereins aus Gelsenkirchen als Heimspiel, so dass die Fans des Stadtteilvereins von Sinsheim nur folgerichtig nach dem Spiel skandierten:

„AUS – WÄRTS – SIEG!“

Und vielleicht hören wir den Gesang auch nächste Woche noch … mit ein bisschen Fortuna und sehr viel Passion … am Quasimodogeniti. 🙂

 

 

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