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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC Augsburg

Einfach (und) schön.

… trotz Schlafs, der fast (!) zum Alptraum wurde.

Hellwach, große Augen – und der Anpfiff war noch lange nicht erfolgt …

Oh, life …

Es war (leider) ausnahmsweise mords was los vorm Stadion und eben lange vorm Anpfiff – und doch spielte schon alles zusammen beim Familientag bei der TSG. Das Wetter war hervorragend, das Rahmenprogramm zielgruppengerecht (insb. Fressbuden) und die Atmosphäre so viel positiver als bei und gar nicht zu vergleichen mit dem vorangegangenen Heimspiel. Der einzige Unterschied dazu war: Da war auch der Gästeblock ausverkauft.

Das war Leben von seiner schönsten Seite …

… is bigger
It’s bigger
Than you and you are not me
The lengths that I will go to
The distance in your eyes
Oh no, I’ve said too much
I set it up

Da konnte man sich ganz ent- und nicht nur den Bauch gespannt auf die Partie gegen den vermeintlichen Lieblingsgegner vorbereiten. Andererseits sind diese medial vergebenen und oft unreflektiert übernommenen Titulierungen der Medien oft auch die Grundlage postludischer Frustration, weil ja nicht selten Titulierung und Ergebnis nicht zusammenpassen.

Aber die Vorfreude … sie war groß, sie war spürbar und nur die größten Zyniker sprachen dem Volksmund das Wort und erwähnten den Rang, den sie auf der Freudeskala hat. Andere zweifelten still … und ergingen sich in die regional übliche Schwarzseherei, um eine ejaculatio praecox von Dopamin und Serotonin zu unterbinden, also jenen Neurotransmittern, also Botenstoffen zwischen Nervenzellen, die die Vorfreude auf etwas auslösen sowie zudem motivieren und zur Tat schreiten zu lassen (D.) und einen ganz bedeutenden Einfluss auf die Stimmung, Schmerzwahrnehmung oder den Schlaf-Wach-Rhythmus haben (S.).

That’s me in the corner
That’s me in the spotlight
Losing my religion
Trying to keep up with you
And I don’t know if I can do it …

Und spätestens, als die Buden schlossen, ging es in Richtung und durch die Tore, auf dass man nichts verpasse, wenn unsere Elf auf die Tore und damit ihre Buden schossen. Wir haben in der Saison gar nicht mal so selten ganz zu Anfang des Spiels getroffen und damit den Grundstein für zumindest einen Punktgewinn erzielt. Aber bei dem Spiel musste es ein Sieg sein …

Oh no, I’ve said too much
I haven’t said enough

Man ist auch als kritischer Fan immer hin- und hergerissen, ob man sich dem bräsigen Posaune anschließen soll bzw. in den Chor der geschwätzigen Schwadronierer einstimmen soll, die stets bar allen Verstands und Respekts vor Spiel und Gegner mit lautem Getöse sich in irgendwelche Kommunikationskaskaden ergehen, die schon schwer an Logorrhoe („Sprechdurchfall“) erinnern, zumal man somit wirklich gar nichts erreicht außer seinem garantierten Frust, denn natürlich ist ein Spiel so gut wie nie so perfekt, wie sich ein solcher Mensch ein solches wünscht. Das ist also schlicht (und) dumm und damit werden wir ungern in Verbindung gebracht.

Andererseits unterliegen solche Äußerungen ja auch nicht akademischer Strenge und sind oftmals nur sehr beredter Ausdruck stiller Sehnsucht im Rahmen einer begrenzten Rhetorik, die halt nicht das Ergebnis kognitiver Kompetenzen sind, sondern Herzenssache – und ein solches hat halt so seine Ausschläge, was gut ist, denn … Puls.

Noch wenige Minuten und das Herz schlägt höher … und hier ist sie:
„Die Mannschaftsaufstellung UN – SA – RA  T – S – G …“

Es sind immer die Details, auf die man achten muss, und die den anderen in der Ausführung dann gar nicht auffallen, die aber einen erheblichen Anteil am Gelingen des Ganzen haben. So dürfte den meisten nicht die geänderte Typografie an der Anzeigetafel aufgefallen sein und deren perfekt zum Familientag passende Kindhaftigkeit – und es war nicht Comic Sans, die angeblich meistgehasste Schriftart der Welt.

Dagegen dürften keinem die Bilder der Spieler entgangen sein, die diesmal nicht vor Martialität strotzten, sondern Kinderzeichnungen waren.

I thought that I heard you laughing

Sie waren schlicht (und) rührend – und passten perfekt zum Anlass, aber natürlich auch Sinn und Zweck der Rahmenveranstaltung, die es ja war, den Stadionbesuch zu einem Erlebnis gerade auch für die kleinen und ganz kleinen Stadionerstbesucherinnen und Stadionerstbesucher zu machen – samt ihren Familien – und nicht für die Hobbyproletinnen und -proleten, die sich versuchen, mit Urschreien und Vulgarismen möglichst stark aka unflätig darzustellen. Nein, diese Vorstellung war durch und durch wie unser Verein: sympathisch, anders, friedfertig.

Anpfiff durch den Schiedsrichterneuling. Es war die erste einer Vielzahl von absolut makellosen Entscheidungen, die er traf.

I thought that I heard you sing
I think I thought I saw you try

Von Anfang an war positive Stimmung im eckigen Rund. Nicht der Gegner wurde diffamiert – durch „Ar….loch.., Wi…., Hu….ohn“ –, nicht die Vereinskasse reduziert – durch Pyro –, sondern schlicht (und) nur die eigene Mannschaft angefeuert. Nach nicht einmal einer Minute kam schon die Aufforderung aus der Süd zum „Steh auf“-Männchen – bzw. -Weibchen zu werden.

Every whisper
Of every waking hour
I’m choosing my confessions
Trying to keep an eye on you
Like a hurt lost and blinded fool, fool

Das Spiel ließ sich gemächlich an, aber sehr ansehnlich, kontrolliert. Das ließ hoffen, zumal Prömel zurück in der Startelf war – und man hoffte natürlich sehr, dass er seine Verletzungszeit auch dazu nutzte, sich daran zu erinnern, dass so ein Spiel keine Qualifikation für eine olympische Mittelstrecke ist – mit 12 Kilometer Laufleistung und drei Ballkontakten.

Um es vorwegzunehmen, er lief weniger, hatte mehr, aber hinkte doch weit hinter sowohl Erwartungen und Form hinterher. Und wir haben auch nichts dagegen, wenn sich ein Spieler auf dem Platz zum sprichwörtlichen Tier entwickelt, aber ob es wirklich eines Pfaus in unserem Zoo bedarf …

Stach stach da schon ganz anders heraus. Dabei agierte er zwar nicht ganz so giftig, dafür größer als ein Skorpion, jedoch ähnlich kraftvoll, dafür filigraner als ein Nashorn. Ja, das war schon ein wildes Durcheinander, das aber Struktur hatte.

Augsburg stand im Wesentlichen tief und baute ein dichtes Abwehrnetz vor dem eigenen Tor auf, aber wer verfängt sich nicht in einem solchen Netz? Eine Spinne – und diese Rolle übernahm Kramaric, der sich diesmal nicht in den Linien verhedderte, sondern sich darin sehr frei bewegte und für Bewegung sorgte. Er war es auch, der nach etwas mehr als einer Viertelstunde erkannte, wo die Lücke war, und den Hasen Kaderabek losschickte, der den Steckpass locker erlief, den Ball querlegte, wo Widder Weghorst, der eigentlich Löwe ist, wieder mal (und) locker einnetzte.

Fünf Minuten später erinnerte Kramaric an eine Konusspinne, die ihre Beute im Netz ca. 1 Meter über dem Boden lagert – meist in der Mitte, aber manchmal, wie in seinem Fall, schön (und) platziert im Eck. Das Besondere an ihr ist, dass sie sich vor Feinden dadurch tarnt, dass sie das Netz in Schwingungen versetzt. OK, das passt jetzt nicht so als Vergleich, aber viel wichtiger, der Schuss passte – zum Anlass, zum Wetter, zur Spielweise, zur Leistung. Das war schon alles sehr souverän …

Oh no, I’ve said too much
I set it up
Consider this
Consider this
The hint of the century
Consider this

Noch zwei Tore und wir würden die Fuggerstädter sogar in der Tabelle überholen.

The slip that brought me
To my knees, failed

Aber nach dem hochverdienten 2:0 wurde auch verständlich nicht sofort nachgesetzt, sondern der Fokus vermehrt auf die Spielkontrolle gelegt. Damit legte sich auch der Schwung auf dem Platz. Allerdings führte der wieder dazu, dass die Konzentration nachließ, und der Gegner kurz vor der Halbzeit zu seiner ersten Chance kam.

What if all these fantasies
Come flailing around?

Wir alle wissen, wozu nicht erfüllte Hoffnungen führen können …

Now I’ve said too much …

Man konnte nur hoffen, dass diese 1000%ige der Gäste zu einem Hallo-Wach-Effekt für den zweiten Durchgang sorgen würde, denn eigentlich gab es nichts, was den Sieg an dem schönen Familien-Sonntag würde gefährden können … Nur noch zwei Tore ….

I thought that I heard you laughing
I thought that I heard you sing
I think I thought I saw you try

But that was just a dream
That was just a dream

Es waren keine drei Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, als die Gäste schon drei Chancen zum Anschlusstreffer hatten. Und es wurden mehr und mehr. Zwar kamen wir gelegentlichst auch mal vor deren Kasten, aber ohne Torgefahr für sie. Für uns bestand sie unentwegt. Irgendwie kamen unsere Tiere nicht aus den Hufen. Schlimmer noch, es schien, als seien sie noch in den Federn.

Eine Halbzeit dauert ca. 15 Minuten. Und es gilt ja als großes Mysterium, was da währenddessen in einer Kabine passiert. Man hat ja so eine Vorstellung, aber genau wissen tut man es nicht. Es ist wie mit dem Schlaf selbst: Wir alle wissen, dass es ihn braucht, aber warum und was dabei genau passiert, weiß niemand. Vielleicht hat unsere Mannschaft diese Halbzeit einfach zu einem sogenannten Power-Nap genutzt.

Bei einem Powernap reichen schon zehn Minuten aus, um neue Energie zu tanken. Die Dauer sollte 30 Minuten nicht überschreiten. Zum einen könnte ein längerer, regelmäßiger Mittagsschlaf der Gesundheit schaden. Zum anderen fällt es den meisten Menschen bei einem Powernap von mehr als 30 Minuten schwer, wieder richtig wach und fit zu werden. Der gewünschte Effekt der Leistungssteigerung würde also nicht einsetzen. Die Parallelen sind unverkennbar … Anschlusstreffer nach rund einer Viertelstunde in Durchgang 2 …

That’s me in the corner
That’s me in the spotlight
Losing my religion
Trying to keep up with you
And I don’t know if I can do it …

Wieder ertönte in “Steht auf” von der Süd – und man war gewillt, daraus ein “Wacht auf“ zu machen …

Oh no, I’ve said too much
I haven’t said enough

Weghorst köpft den Ball von der eigenen Linie.

I thought that I heard you laughing
I thought that I heard you sing

So langsam fühlten sich die Fans wie zu Hause in der Familie, wo man das ja auch kennt, dass sich wer angeblich nur kurz hinlegt, bevor es zum Besuch der Schwiegereltern, des Baumarkts, des Möbelhauses geht, aber dann partout nicht wachzukriegen ist. Da hilft, wenn man gerade keine Serotonin-Ampullen und Spritzen zum Injizieren parat hat, nur Schreien. Und plötzlich kommt Bewegung in den Torso. Und plötzlich kam auch wieder Bewegung in das Korsett – und viele frische Leute. Und alle fünf (neben Tohumcu ein reines B-Team mit Bebou, Bender, Brooks und Bülter) funktionierten …

I think I thought I saw you try
But that was just a dream
Try, cry
Why try?

Weil es immer noch um viel geht. Ja, eine mögliche Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb, aber auch mal wieder einen Heimsieg und eben die Stimmung bei den vielen Stadionerstbesucherinnen und -besuchern. Schließlich sollen die auch wiederkommen wollen, auch wenn die Tickets mal mehr als 10 € kosten und der Gegner eben nicht Bayern, Dortmund oder Schalke heißt. (“Pssst! Ja, DFB-Pokal???”)

That was just a dream, just a dream, …

Aber in einem Powernap träumt man nicht. Das passiert eigentlich nur in der sogenannten Tiefschlaf- bzw. REM-Phase, wobei REM für „rapid eye movement“ steht. Bis geschlossenen Lidern bringt das aber auf dem Platz nichts. Und mit offenen Räumen in der Defensive auch nichts. Zwar hielt die Führung, aber die hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt vor einer Woche auch noch inne – und kurze Zeit später das Spiel verloren.

…just a dream.

Der Notruf an die kardiologische Fachkraft war schon fast geschrieben, da passflankte Kaderabek, der rund 70% der Spielzeit von seinen Mitspielern übersehen wurde, den Ball auf den Bebou, der ihn sensationell (und) hellwach per Brust mitnahm, und Stürmersachen machte: Ball unter Kontrolle, direkt aus Tor zulaufen, draufhauen. Drin! Drin! Der Ball war im Netz – und wir aus dem Häuschen. 3:1. Halleluja …

Wir fielen wieder (!) nicht vom Glauben ab ans Team. Wir nicht.

Oh, danke, Fußballgott, dafür dass du uns belohntest.

Dream

Eu – Roo – Paa …

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