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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Eintracht Frankfurt

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Testosteron

Das ging ab …

Schlimmer kann es nicht losgehen. Das erste Spiel der Rückrunde. Das erste Spiel in den 20-20er Jahren. Und dann nicht nur ein, sondern gleich zwei Einsätze in höchster Not kurz hintereinander … und wir reden hier nicht von unserer Defensive, sondern den Rettungskräften im Stadion auf den Sitzplätzen neben der Südkurve. Der Einsatz hätte dramatischer kaum  verlaufen können, denn just nachdem die ersten Person nach mehreren Herzmassagen in einem Transportsack in Richtung Sani bewegt werden konnte und die Rettungskräfte im Durchgang verschwanden, sprangen plötzlich 30 Sitze weiter wieder Menschen auf und schrien nach den Sanitätern, denn auch dort gab es plötzlich wohl einen Notfall. Diese Person konnte immerhin nach mehreren Minuten der intensiven Betreuung auf eigenen Beinen, wenngleich sehr schwach und gestützt die Treppen zum Ausgang hinuntergehen, wo man ihn dann ebenfalls auf eine Liege legen und zum Sani transportieren konnte.

Mit größerer Distanz nun zum Geschehen und nachdem – Stand jetzt – keine der beiden Personen verstarb, was bei Person 1 augenscheinlich sehr knapp war, wagen wir mal den Scherz, dass auf dem Platz auch nicht gerade viel mehr Leben herrschte.

Auf den Rängen, insbesondere der Südkurve, wurde, nachdem es dort eine entsprechende Durchsage gegeben hatte, sofort der optische und akustische Support eingestellt.

Das war zumindest aus akademischer Sicht, die ja ohnehin gerne etwas größere Distanz zum Evidenten wahrt, ein faszinierendes Phänomen.

Die Fans kannten die Person(en) nicht, um die es da ging. Es hätten auch Anhänger der gegnerischen Mannschaft sein können, aber das war den Hoffenheimer Fans egal, denn diese Personen schwebten offensichtlich in Lebensgefahr. Das genügte.

Es gab vor Jahren ein Spiel der TSG in Augsburg (genauer: September 2015), wo die heimischen Fans in Gedenken an zwei Fans aus ihren Reihen, die zuvor unter der Woche auf der Rückfahrt von einem Pokalspiel tödlich verunglückten, rund eine Viertelstunde stumm blieben. Dies wurde auch von uns mitgereisten Fans respektiert. Und bei aller Schönheit, mal die Möglichkeit zu haben, in relativer Ruhe und ohne ständiges und recht sinnbefreites Fahnengeschwenke ein Fußballspiel synästhetisch, also mit allen Sinnen erfassen zu können, fehlte dem Ganzen was.

Beim gestrigen Spiel blieb das Stadion nicht in Gänze still. Der Block der Eintracht skandierte in einer Tour. Man habe nichts mitbekommen, war danach im Zug zu hören. In dubio pro reo. Natürlich hätten sie sich auch wundern können, dass, und sich fragen können, warum wir auf unserer Seite bei einem Heimspiel so still sind, aber hätte, hätte ….

Hätte die Mannschaft besser gespielt, wenn es weniger ruhig gewesen wäre? Schließlich haben die Spieler von den Vorfällen nichts mitbekommen. Das Schweigen hingegen müssen sie mitbekommen haben, was die Jungs, die ja als Mannschaft ohnehin nicht mit dem größten Selbstbewusstsein ausgestattet sind, gewiss eher verunsichert haben dürfte.

Hätte man das Spiel abbrechen sollen? Beim 8. Dezember des vergangenen Jahres wurde dies nach einem medizinischen Notfall auf den Rängen kurz nach dem Beginn der Partie Köln gegen Nürnberg getan.

Allerdings war auch das ein Novum. Und es war nicht der FC gegen den FCN, sondern die Kölner Haie gegen die Thomas Sabo Ice Tigers, also Eishockey. (Mehr …)

Im Fußball gab es das ja nicht einmal nach der Katastrophe im Heysel-Stadion:
Vor dem Anpfiff des dort am 29. Mai 1985 stattfindenden Finales des UEFA-Pokals der Landesmeister, aus dem dann Jahre später die Champions League hervorging, zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool brach eine Massenpanik aus, in deren Folge 39 Menschen getötet und über 450 Menschen verletzt wurden. Das Spiel wurde mit rund 90-minütiger Verspätung angepfiffen und von Juve mit 1:0 gewonnen. (Mehr …)

Davon erfuhr man aber nur aus dem Radio oder der Zeitung am nächsten Tag, denn das ZDF brach seine Übertragung vor dem Spiel ab, da man nach so einem schlimmen Ereignis nicht einfach ein Spiel zeigen könne. Dass der Sender keinerlei Probleme damit hatte, die schrecklichen Bilder bis zuletzt zu zeigen, ist ein anderes Thema.

Auch wenn man da heute wahrscheinlich seitens der Fernsehsender anders reagieren würde, ob ein Fußballspiel wegen eines solchen Individualereignisses mit Segnung der DFL abgebrochen würde, ist eher unwahrscheinlich. Verbände sind da auch heute noch nicht sehr mitfühlend. Über die Gründe kann man natürlich nur spekulieren. Es dürfte wohl letzten Endes schlicht an den TV-Übertragungsrechten liegen. (Vielleicht sollte man zumindest in diesen Momenten mal überlegen, die Flimmerkiste in das umzubenennen, was es ist: ein Verbandskasten. 🙂 )

Immerhin musste die Mannschaft von Borussia Dortmund nach dem Sprengstoffanschlag am 11. April 2017 nicht am selben Abend ihr anstehendes Champions League-Spiel bestreiten. 90 Minuten vor Anpfiff wurde der Bus und all seine Insassen Ziel mehrerer Nagelbomben. Wie durch ein Wunder wurde bei diesem Angriff niemand getötet. Die UEFA verschob die Partie um gerade einmal 22 Stunden.

Wäre der BVB nicht angetreten, hätte die UEFA das Spiel mit 0:3 für den Gegner gewertet. Der Verein trat an und verlor mit 2:3 gegen den AS Monaco. Samstags drauf spielten sie erneut zuhause, dann in der Bundesliga. Diesmal gewannen sie, 3:1, gegen Eintracht Frankfurt.

Wir verloren auch das Rückspiel und das, wie bereits das Hinspiel, verdient. Damals mutmaßten wir an dieser Stelle:

Ja, man hat so eine Vorstellung, welchen Fußball Schreuder spielen lassen will. Die Idee ist gut, und er hat auch die richtigen Leute dafür, nur sie noch nicht den richtigen Draht, das richtige Verständnis und schon gar nicht das richtige Tempo, wobei wir die Präzision heute mal lieber nicht erwähnen wollen, denn was Ballan- und -mitnahmen angeht, lief sehr wenig zusammen …

Dass Akademiker besondere = nicht ganz normale Menschen sind, mag man wissen und aus den unterschiedlichsten Gründen bedauerlich finden, aber im Gegensatz zu eben ganz normalen Menschen wollen wir nicht um unserer Selbst Willen Recht haben. Es geht uns um die Sache und tatsächlich sind wir uns unsicher, ob die Aussage noch so stimmt, wobei wir uns noch unsicher sind, was genau falsch ist.

Gewiss hat der Trainer „so eine Vorstellung“, aber nach der Vorstellung gestern? War die Idee mit Stafylidis (trotz seines Gewaltschusses zum zwischenzeitlichen Ausgleich) statt Kaderabek wirklich gut? War es gut, Geiger und Baumgartner zu bringen statt Samassekou und Adamyan oder Locadia? Auch wenn dies alle keine Spitzenspieler sind, können sie allemal besser in der Spitze spielen als Bebou und Kramaric.

Was vor allem verwundert, ist, dass die Mannschaft immer noch nicht den richtigen Draht, das richtige Verständnis und schon gar nicht das richtige Tempo zu haben scheint – und auch Präzision sowie Ballan- und –mitnahmen sind nach wie vor stark ausbaufähig.

Dass die Frankfurter wie bereits im Hinspiel mit ihrer ersten Chance trafen, wenngleich nicht schon nach 38 Sekunden, rundet das Bild der fehlenden Entwicklung ab. Natürlich gab es wieder viele Veränderungen im Team, was einen generell über die Sinnhaftigkeit der Wintertransferperiode sinnieren lässt. Aber es gibt sie nun einmal, also versucht man sich daran und damit, den Kader zu optimieren. Im Falle Dabbur scheint das zu gelingen. Auch wenn das, was er zeigte, mehr die Galeristen unter uns erfreute, brachte er auch ein gewisses Maß an Maskulinität mit aufs Feld, die unserem Schwiegersohn-Ensemble nur gut tun kann – auch wenn Hübners Freundinnenmutter nicht erfreut sein dürfte, wenn er seine Meinung zum Essen ähnlich kundtun würde wie die über so manche Schiedsrichterentscheidung.

Bis dahin war es Pentke, den bei seinem Debüt eine gewisses Testosteronaura umgab, was ihm nicht nur den nötigen Mut gab, keinen Eckball, egal wie dicht die Spielertraube vor ihm war, zu fausten, sondern alle sicher zu fangen, sondern auch den ein oder anderen Angreifer der Gäste im 1:1 gegen ihn rund 30 Meter vor dem Tor jämmerlich zu versagen.

Die uns ohnehin völlig unverständliche Torschuss-Statistik weist zwar ein 12:13 auf, was halbwegs spannend anmutet, aber es waren die Hessen, die die weit besseren Torchancen hatten. Und sie waren effektiv, denn auch ihre erneute Führung war ihre erste Chance – dann halt im 2. Durchgang.

In dem spielten wir zwar mit Rudy auf rechts weitaus besser als in Halbzeit 1, aber weder er noch Geiger konnten sich da wirklich durchsetzen und halbwegs gefährlich Flanken schlagen. Auch wenn Pavel nicht der Flankenkönig des Kraichgaus ist, sind seine weniger berechenbar. Zudem bringt er selber eine höhere Dynamik mit als die beiden zusammen.

Die weiteren Hereinnahmen (Adamyan für Geiger / Locadia für Posch) sorgten zwar ebenfalls für eine Zunahme von 17β-Hydroxyandrost-4-en-3-on (= Testosteron), aber seine klassischen zumindest während des Sports positiven Wirkungen wie Imponierverhalten, Kampfverhalten, starke Belohnungsmotivation waren bestenfalls nur ansatzweise zu erkennen.

Spannend ist im Zusammenhang Fußball, den man ja gerne als „Männersport“ bezeichnet, ohne wirklich genau definieren zu können, was man damit meint, besser: ohne genauer definieren zu wollen, was man damit meint, da man sich mit einer solchen Definition spätestens bei ihrer Falsifikation (Widerlegung einer wissenschaftlichen Aussage durch ein Gegenbeispiel) der Lächerlichkeit preisgibt (Anderseits besagt die Duhem-Quine-These, dass es zu kurz greife, wenn man eine These nur duch Falsifikationen versuche zu beweisen.), dass die Verabreichung von 4-Androsten-17β-ol-3-on (= Testosteron) bei Männern die Tendenz zum Lügen senkt.

Daraus könnte man nun schlussfolgern, dass Spieler wie Neymar, Ronaldo etc. Männer mit einem eher niedrigen Testosteronlevel sind. (Bei Schwalben (sowie anderen Vögeln) sorgt ein erhöhter Wert von C19H28O2 (= Testosteron) für bunteres Federkleid.) 🙂

Einen erhöhten Wert braucht es aber dringend. Dabei kommt es natürlich auf Hirn an und darauf, die Räume optimal zu nutzen, schließlich wird dieses androgene Endprodukt der Dehydroepiandrosterone unter dem Einfluss von LH (Nein! Nicht: Lufthansa, sondern „Luteinisierendes Hormon“, das in der Hypophyse (Hirnanhangdrüse) gebildet wird) in den LZ (Nein! Nicht: Leistungszentrum, sondern „Leydiglichen Zwischenzellen“ im Bindegewebe der Hodens ) gebildet. Anders gesagt: Uns fehlen schlicht die Eier.

Das muss kein Problem sein, aber dafür braucht es ein passendes Rezept. Blätter-, Hefe- sowie Mürbe- und Strudelteig kommen bestens ohne Eier aus. Aber das schmeckt zumindest im Stadion nicht. Eher macht es den Fan mürbe oder sorgt dafür, dass wir in einen ganz ungünstigen Strudel geraten. Merke: Nahezu jede Saison trifft es eine Mannschaft, die nach der Hinrunde knapp hinter den sogenannten „europäischen Plätzen“ (Nein: Es gibt keine „europäischen Plätzchen“) rangiert und sich zum Ende der Saison kurz vor oder auf den Abstiegsplätzen befindet. Auch dieses Potenzial haben wir.

Es wird dringend Zeit, dass wer mit der Mannschaft das machte, was die Sanitäter mit den beiden Zuschauern macht: sie belebt, damit sie auflebt und auf dem Platz – und nur da – abhebt. Damit niemand unsere Unterüberschrift nicht mit „… wärts“ beenden muss.

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