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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Bayern München

Ode an die Freude

Feiertag mit einem Ergebnis,
das erst nächste Woche feststeht.

Es geht um den letzten Satz. Er reißt es raus. Er ist der eigentliche Grund für die Berühmtheit, aber auch die Faszination. Weltweit. Was ein Wurf …

„Wem der große Wurf gelungen …“

ist hier keine Frage, sondern ein Zitat, was du, geneigte/r Leser/in, natürlich erkannt hast und weißt, dass das nicht der letzte Satz ist, von dem oben die Rede ist. Du weißt, worum es geht. Du weißt, wem der große Wurf, wem dieses Werk gelungen, du weißt, dass man, wenn nach einem bedeutenden deutschen Komponisten gefragt wird, besser nicht mit „Mozart“ antworten sollte.

Für die, die das jetzt nicht verstehen, und jetzt schon ganz ungeduldig auf den Bezug zum Saisonabschlussspiel gegen Bayern München warten, möchten wir das mal so erklären: Grillitsch ist auch kein deutscher Nationalspieler bzw. im Gegensatz zu unseren Nrn. 1 und 14 nicht im – noch nicht ganz endgültigen – Kader der deutschen Fußball-Nationalmannschaft zur UEFA Fußball-Europameisterschaft – was nichts mit seiner Leistung zu tun hat.

Andererseits, in seinem Heimatland – und dem Mozarts – nahm sein, des Werks Siegeslauf seinen Anfang – und selbst dieser Ort hat nämlich ein wenig mit Fußball zu tun: im Theater am KärtnerTOOOR in Wien. Und das vor so ziemlich genau vor 200 Jahren: am 7. Mai 1724.

Wir hätten dieses Datum natürlich auch zum Anlass nehmen können, dieses Werk als Basis unseres Spielkommentars zur letzten Partie der TSG zu nehmen, immerhin dem bisher höchsten Auswärtssieg unserer Bundesligageschichte, aber gerade weil der so hoch ausfiel, nehmen wir es als Basis für diesen Spielkommentar zum letzten Spiel der TSG in dieser Saison.

Es geht um Ludwig van Beethoven – und seine Sinfonie Nr. 9 in d-moll, op. 125.

In der klassischen Musik gibt es wohl kein anderes Werk, das – und keinen besseren Komponisten als ihn, der – besser zur TSG passt, als die letzte vollendete Sinfonie des Genies aus Bonn. Nicht nur, weil er sprachlich schlicht kongenial zu uns und unserer Region passt, bedeutet doch sein Nachname nichts anderes „vom Rübenacker“, sondern auch, weil alles, was man auch bis dahin unter Sinfonie (= Fußballverein) verstand, hierdurch und von ihm auf den Kopf gestellt – und besser – wurde. Kein anderes Werk (= kein anderer Verein) setzte solche nicht nur spielerisch, nachhaltigen Maßstäbe.

Und so wie die einen, wir, mit unserer Spielweise bei unserer Premiere im Oberhaus unter Ralf Rangnick 2008 ff. Fußball revolutionierten und definierten, war es dieses Werk im Opernhaus in Bayreuth 1951 unter Wilhelm Furtwängler, das die Spieldauer einer CD festlegte. So wie er, Furtwängler, das Spiel definierte, war es 74 Minuten lang – und genau das ist auch das Zeitlimit einer CD (die Älteren erinnern sich), weil die Techniker der Meinung waren, länger könne niemand am Stück konzentriert Musik hören.

Hätte man sich übrigens an der Spielweise Herbert von Karajans orientiert, hätte man auf die Silberscheiben nur 66 Minuten brennen können.

A propos „die Älteren erinnern sich“:
So wie Karajan am Pult dirigierte, dirigierte Rangnick an der Seitenlinie: Tempo, Tempo, Tempo. Und das von Anfang an, wobei das Tempo allerdings nicht übertrieben, dafür das Spiel schon mit souveräner Eleganz und Überzeugung vorgetragen werden sollte – oder wie es auf der Taktiktafel … äh … dem Notenblatt überliefert ist: allegro ma non troppo, un poco maestoso.

Beethoven hat mit diesem Werk die Welt der Traditionalisten erschüttert, ist doch eine Sinfonie per definitionem ein Orchesterwerk ohne Gesang. Mit Gesang? Ein Unding. Und das, obwohl es gefiel. So sind halt Traditionalisten.

Die Kritik kam vor allem – noch eine Parallele zur TSG – aus der eigenen Zunft. Sein Zeitgenosse und Komponistenkollege Louis Spohr schrieb dazu:

„Ich gestehe frei, dass ich den letzten Arbeiten Beethovens nie habe Geschmack abgewinnen können. Ja, auch die viel bewunderte 9. Sinfonie muss ich zu diesen rechnen, deren 4. Satz mir monströs und geschmacklos und in seiner Auffassung der Schiller’schen Ode so trivial erscheint, dass ich immer noch nicht begreifen kann, wie ihn ein Genius wie der Beethoven’sche niederschreiben konnte.“

Falls du, geneigte/r Leser/in, nun fragen solltest, wer dieser Herr Spohr ist, so möchten wir dir hier keine Liste seiner Werke aufführen, sondern nur die Erfindung nennen, die ihn selbst bis heute unsterblich machte, auch wenn kaum einer weiß, was ihn so berühmt gemacht hat:

Er erfand den Taktstock.

Und so, wie die Konzeption des Werkes ein jedes Spiel von Rangnick ganz gut beschreibt, beschreibt das Orchesterwerk mit Gesang ganz gut den Verlauf der Saison 2024/25. Es fing an mit (s. o.):

allegro ma non troppo, un poco maestoso

Am Anfang ist ja immer etwas Irritation. Und so ist das auch bei der Sinfonie, deren Beginn ja fast so klingt, als ob das noch nicht alles stimmen würde bzw. das Orchester seine Instrumente. Aber auf einmal merkt man: Es ist einfach nur ein furioser Start.


(bis 00:40)

Haben wir nicht sehr besonders angefangen? Platz 5 nach sieben Spieltagen mit fünf Siegen und nur zwei Niederlagen? Das machte doch schon mal Eindruck und Lust auf mehr.

Molto vivace – Presto

Es geht los mit Pauken und … Schlägen. Ja, sehr lebhaft, genauer: sehr, sehr lebhaft geht es in der Partitur weiter …


(bis 00:15)

… und auch in unserer Partien-Tour, denn bis zum Ende der Hinrunde hatten wir mit nur noch zwei Siegen in den folgenden zehn Spielen (sowie 3 Unentschieden und fünf Niederlagen) eine erste sehr leb- wie ernsthafte Phase, allerdings lagen wir mit 24 Punkten immerhin noch auf Platz 8 und in Sachen Punkteausbeute voll im Soll.

In unserer besten Saison überhaupt (2017/18), die wir auf Platz 3 beendeten und uns erstmals direkt für die UEFA Champions League qualifizierten, hatten wir zum Ende der Hinserie gerade mal zwei Punkte mehr.

Adagio molto e cantabile

Der mit Abstand ruhigste Teil dieses Opus – und auch das a) ein Aufreger für die Puristen, denn ihrer Ansicht nach gehört der ruhige Teil in den 2. Satz, b) ein Beleg dafür, wie passend das Werk zu unserer Saison passt, denn zu Beginn der Rückrunde – sozusagen Teil 3 der Saison – ging es auch wahrlich langsam und ruhevoll weiter.

Da verbreite sich dieses immer wiederkehrende Motiv der Komfortzone …


(ab 00:50 bis nach Gusto)

… immer mehr. Bis zur Länderspielpause im Frühjahr gab es neun Partien, wovon lediglich zwei gewonnen wurden (bei drei Unentschieden und vier Niederlagen). Zwar lagen wir auf Platz 8, damit in der oberen Tabellenhälfte, aber der Abstand auf Platz 6 war nur ein Punkt geringer als der auf Platz 15.

Presto – Allegro assai – Allegro assai vivace (alla marcia) – Andante maestoso –
Adagio ma non troppo ma divoto – Allegro energico e sempre ben marcato –
Allegro ma non tanto – Presto – Maestoso – Prestissimo

Das, geneigte/r Leser/in, ist die echte Beschreibung des Komponisten. Schon allein daran erkannte man, auch wenn das Spiel gerade ruhte (Wechsel vom 3. zum 4. Satz bzw. Länderspielpause), dass da einiges würde geboten werden – und was immer es dann sein würde, es würde ein wilder und wüster düstrer Ritt. Das kann man hören, …


(bis 01:00)

… und konnte man sehen, denn genau so wild, wüst und düster war auch die Schlussphase der Saison:

  • Wir verloren – beim da fast schon sicher feststehenden deutschen Meister in der Nachspielzeit.
  • Wir gewannen.
  • Wir kamen unter die Räder des Karnevalszugs.
  • Wir gewannen.
  • Wir verloren – und auch der ein oder andere die Nerven („90% …“)
  • Wir erochsten einen Punkt gegen zehn Bullen.
  • Wir schossen ein erstes Mal ein halbes Dutzend Tore auf des Gegners Platz.

Und endlich kam, worauf alle so sehnlichst warteten: das Finale, auch wenn das so ganz anders war, als man es sich vor dem Beginn der Spielzeit vorstellte. Da kam nicht die „volle Kapelle“, nicht die Meistertruppe aus München – und auch nicht die Meisterschale –, es ging nicht mal um etwas Briefkopfwürdiges für die Bayern. Dafür für uns um alles, schließlich war vor dem Spiel für uns alles drin – von Champions League bis Goldene Ananas.

Es ging also los – und die Kehlen waren gestimmt. Jetzt nicht gerade, um konzertant aufzutreten, aber vehement – und ganz im Sinne des Liedes, denn die „Ode an die Freude“ ist viel mehr als die abgehobene Europahymne, für die sie viele heute halten.

Die Begründung hierzu ist aber auch ganz im Geiste des Gedichts:
1972 wurde das Hauptthema des letzten Satzes vom Europarat zu seiner Hymne erklärt und 1985 von der Europäischen Gemeinschaft als offizielle Europahymne angenommen. In der Begründung heißt es, jetzt kommt’s:

„sie versinnbildliche die Werte, die alle teilen, sowie die Einheit in der Vielfalt“.

Jetzt zum kompletten Verständnis bzw. dem besagten Geist, manche sagen auch Weingeist des Gedichts, denn Schiller verfasste die „Ode an die Freude“ als, sogar sehr exzessives Trinklied.

Na, wenn das dann mal nicht die Werte sind, die wir in unserem Kulturkreis und ganz besonders in unserer Region versinnbildlichen. Zugegeben, das erkennt man nicht gleich zu Beginn der 1. Strophe, die wohl jede/r kennt:

Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium!
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, Dein Heiligtum.
Deine Zauber binden wieder,
was die Mode streng geteilt,
alle Menschen werden Brüder,
wo Dein sanfter Flügel weilt.

Aber schon der Folgesatz zeigt den Bezug zur Geselligkeit, auch wenn in wohl mehr Leute fiskalisch und dadurch einen Bezug zum Fußball-Business sehen dürften.

Seid umschlungen, Millionen …

A propos „umschlungen“:
Die 2. Strophe beginnt mit den Worten, mit denen wir dieses Referat begonnen haben, die dann aber eine schon verbindendere Komponente einnehmen:

Wem der große Wurf gelungen,
eines Freundes Freund zu sein,
wer ein holdes Weib errungen,
mische seinen Jubel ein!

Und dann kommt auch sprachlich Fahrt in die Verse. Strophe 3 endet mit:

Froh wie seine Sonnen fliegen
durch des Himmels prächtigen Plan,
laufet Brüder, eure Bahn,
freudig wie ein Held zum Siegen!

Und in der 4. Strophe wird der Geist des Gedichts dann ganz offensichtlich:

Freude sprudelt in Pokalen;
in der Traube goldnem Blut
trinken Sanftmut Kannibalen,
die Verzweiflung Heldenmut. –
Brüder, fliegt von euren Sitzen,
wenn der volle Römer kreist;
lasst den Schaum zum Himmel spritzen:
dieses Glas dem guten Geist!
Den der Sterne Wirbel loben,
den des Seraphs Hymne preist,
dieses Glas dem guten Geist
überm Sternenzelt dort oben!

Und wenn man möchte, könnte man in der abschließenden 5. Strophe sogar eine Mahnung / Warnung an alle Foren-Fans der TSG erkennen:

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen –
Brüder, gält es Gut und Blut:
dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!
Schließt den heil’gen Zirkel dichter!
Schwört bei diesem goldnen Wein,
dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!

Überall Sterne. Ja, natürlich schwingt da auch sofort der Gedanke an die Champions League mit. Aber die war ja nicht zu erreichen – nicht in dem Spiel. Aber man konnte die Grundlage dafür schaffen – und sicherstellen, dass man in einem anderen anderen beiden Wettbewerbe der UEFA teilnimmt. Bedingung: Sieg!

Aber das war nicht so einfach denn, denn wenngleich der Rekordmeister ohne Kane, ohne Gnabry, ohne Sané, ohne Musiala, ohne Guerreiro, ohne Kim, ohne Choupo-Mouting nach Sinsheim kamen, starteten sie mit einer Mannschaft, die überall sonst eine ganz eindeutige Stammelf wäre.

Da standen schon sehr gestandene Profis mit mords was auf der Naht auf dem Platz und unseren Jungs auch sofort auf den Füßen. Nach zwei Minuten hatten sie schon die erste Großchance, nach vier Minuten die Führung erzielt und nach zwei weiteren Minuten die Führung ausgebaut – nach zwei desolaten Abwehrleistungen.

0:2 nach sechs Minuten, das sah aber mal so gar nicht gut aus für uns, zumal wir weder im Spiel noch bis dahin auch nur ein Mal halbwegs gefährlich im oder am Strafraum der Gäste waren. Das war bis dahin aber mal so gar nichts – und doch gelang uns dank des Gästekeepers mit viel Glück und Gestocher wiederum nur zwei Minuten später der Anschlusstreffer durch Beier.

1:2 nach acht Minuten – also wenn das mal nicht ein top Allegro des Spiels war, das sich dann immerhin beruhigte, weil wir auch neue Saiten aufzogen, d.h. in der Verteidigung offensiver wurden. Das war gerade nach den ersten Minuten mutig, denn die Gäste hatten da gar keine Probleme mit unserer Defensive. Aber nun bekamen sie den Ball nicht mehr so einfach strukturiert nach vorne.

Es folgte das Adagio, so wie das die Traditionalisten mögen, aber ohne je behäbig zu sein. Die Virtuositäten der Gäste ließen nach, während wir nach und nach mehr und mehr zum Angriff bliesen, jedoch beste Chancen vergeigten. So blieb es beim 1:2 zur Halbzeit, und dennoch war das Publikum nicht verstimmt.

Auch blieb die TSG zu Beginn der 2. Halbzeit wortwörtlich am Ball – und das gegen eine Ballbesitzmannschaft wie die Gäste und ohne, dass die TSG einen erkennbaren Dirigenten auf dem Platz hatte. Hin und wieder gab Grillitsch den Takt vor, aber immer wieder setzte er vor allem Akzente durch Triller, deren Wirkung aber keine Verzierung des Spiels war, sondern eher FAST den ein oder anderen Thriller verursachte. Überhaupt gab es die bekannten Dissonanzen im Aufbauspiel vor allem durch Prömel, aber auch Stach hielt sich in Sachen furioso stark zurück.

Es war mehr das Leitthema „Wir wollen noch ein Tor!“, das die Aufführung unserer Mannschaft mit Verve erfüllte, Und es harmonierte ohne allzu großen Variantenreichtum. Es war ganz klassisch die Führung von Subdominante zur Dominanten zur Tonika. Und so spielten auch wir weiter und weiter und weiter nach vorn. Diese Beharrlichkeit wurde dann auch belohnt, durch das einzig erlaubte Handspiel im Fußspiel, und dessen Einsatz wir ja hier auch schon immer wieder und wieder forderten: Einwurf Jurasek auf Bebou, ein kurzer Hüftschwung, ein Blick in die Mitte und Pass auf Kramaric, der nur noch einschieben musste – und es tat. Tattaaa… Ausgleich!

Und wie in Beethovens Sinfonie Nr. 9 ging es jetzt auf Platz, Logen und Rängen so richtig ab. Es brauchte ja einen Sieg, um Platz 7 sicher zu halten. Und dazu brauchte es noch ein Tor. Und noch mehr Tempo …

Dachte man bis dahin, dass die Gäste durch Verwaltungsfußball einfach nur den Vorsprung über die Zeit retten wollten, erkannte man, dass bei ihnen gar nichts mehr zu retten war. Spätestens jetzt hätte man doch mal vermutet, dass sich ihr Trainer an der Außenlinie zeigt und irgendwie versucht einzugreifen, zu motivieren, zu …. irgendwas. Nix.

Und was tat dagegen unser Team? Alles. Mit viel Tammtamm und Täterätä – und Struktur. Es spielte im Schlusssatz, dem Finale in dem Spiel, dem Finale der Saison so, wie es Beethoven es für das Finale seiner Sinfonie Nr. 9 notierte:

  • Allegro energico e sempre ben marcato –
    energisches Tempo, schon leicht, aber mit deutlichen Akzenten
  • Allegro ma non tanto –
    Tempo und Leichtigkeit beibe- sowie Konzentration hochhalten
  • Presto –
    wirklich, wirklich schnell (Presto gehört mit vivacissimo zu den schnellsten musikalischen Tempi überhaupt und wird nur gelegentlich noch durch den Superlativ Prestissimo „äußerst schnell“, zu steigern versucht.)
  • Maestoso –
    souverän
  • Prestissimo –
    schneller geht’s nicht – der Superlativ.

Dabei war das Spiel unserer Akteuere nicht eines, welches durch Grazie beeindruckte, sondern eben diesen Willen, endlich, endlich mal seine Haus- bzw. Heimspielaufgaben zu machen. Da capo!

Interludium:
Die Kurve verabschiedete höchst würdig ihren Capo, …

… allerdings im Präludium, also vor dem Spiel, was natürlich erst einmal im Kontrast zum Banner „Ohne Rosen? Ohne uns!“ zu stehen schien. Aber dem war mitnichten so, denn der Geschäftsführer Sport wurde nach dem Spiel von Alex und seiner Kurve auf den Zaun gerufen, denn das Spiel war ja noch nicht zu Ende.

Prestissimo …

Nicht nur wegen der Temperaturen ging es auf dem Rasen heiß her. Aber auch. Und besonders, denn noch waren einige Minuten auf der Uhr. Für die sichere Teilnahme an einem europäischen Fußballwettbewerb brauchte es ja noch nicht den Arc de Triomphe, nicht das Brandenburger, sondern ein weiteres Tor auf der Südkurve – und das fiel dann auch, nicht zuletzt weil im Duell der Nationaltorhüter die Nr. 1 in Deutschland ein weitaus schlechteres Spiel machte als unsere Nr. 1.

Baumann hatte in der 2. Halbzeit fast gar nichts mehr zu tun, nachdem er uns zu Beginn des Spiels trotz der zwei frühen Gegentreffer mit tollen Paraden im Spiel hielt. Im Grunde tat das da auch sein Kollege durch sein missglücktes Zuspiel auf einen Mitspieler, das unserem Anschlusstreffer vorausging. Aber er tat es wieder und wieder.

Kramarics Fernschuss wähnte er in fast schon Stein’scher Manier im Aus. So hechtete er nicht nach ihm, sondern hob auf Knien nicht nur seinen legendären Reklamierarm, sondern auf Knien beide Arme, während wir uns in die unseren fielen, denn das heißersehnte Tor fiel. Der Schuss schlug auf der für uns richtigen Seite des Pfostens ein. 3:2. Spiel gedreht, Platz 7 gesichert, und es waren immer noch fünf Minuten auf der Uhr.

Noch ein Tor und Schützenhilfe des letzten Heimspielgegners – und möglicherweise Champions League. Man wagte nicht, daran zu glauben. Aber man musste es auch nicht, denn im gleichen Rhythmus wie zu Beginn des Spiels fiel zwei Minuten später wieder ein Tor, wieder für uns, wieder nach einem Bock des Gästekeepers, wieder durch Kramaric, der damit einen perfekten Hattrick erzielte. Was! Für! Ein! Finale! 4:2.

In den all dem Jubel, all der Freude, kam uns ein typisches Kleinod Kraichgauer/Kurpfälzer Lobkultur zu Gehör. „Der Kramaric funktioniert auch erst ab 15 °C.“ – und weil es auf dem Rasen gewiss 30 waren, funktionierte er natürlich doppelt gut.

Was! Für! Ein! Spiel!

Schlusspfiff!

Was! Für! Ein! Saisonfinale!

Ein Gedicht – und was könnte besser dazu passen, als das Finale des von Beethoven vertonten  Schiller’schen – und keine Zeilen könnten uns, den Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V., mehr in unserem pathologischen Optimismus bestätigen:

Festen Mut in schwerem Leiden,
Hilfe, wo die Unschuld weint,
Ewigkeit geschwornen Eiden,
Wahrheit gegen Freund und Feind,
Männerstolz vor Königsthronen –
Brüder, gält es Gut und Blut:
dem Verdienste seine Kronen,
Untergang der Lügenbrut!
Schließt den heil’gen Zirkel dichter!
Schwört bei diesem goldnen Wein,
dem Gelübde treu zu sein,
schwört es bei dem Sternenrichter!

A propos Sterne:
Die TSG war erfreulicherweise vorbereitet ..

Und auch wir, die wir ja nun wahrlich nicht die größten Sängerinnen und Sänger sind.  Aber wir geloben Besserung auf Basis des Selbsteingeständnisses, dass wir nicht ganz dicht sind. Wir sind Dichter – und als solche stellen wir hier unsere Ode an die Freude vor:

Freude, blaue Donnerfunken,
Söhne des Brimborium,
Wir verlassen sturzbetrunken,
Himmlische, uns‘ Heiligtum.

Deine Tore binden wieder,
was uns Fans fast schon zerteilt.
Alle Menschen werden Brüder,
wenn dein Spiel durch Spaß erfreut.

Tschüss!

Bis zur nächsten Saison – oder früher mal und ganz egal, ob in der UEFA Europa League oder der UEFA Conference League – auf jeden Fall gilt auch für uns:

Danke für alles!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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