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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen

1899 Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen

Natürlich freut sich der Verein über viele, viel Fanclubs. Dennoch sind sie kein Indikator für die Verankerung der Mannschaft im Leben der Menschen.

Kaum ein anderer Verein dürfte zu Beginn eines Spieles ein solches Fahnenmeer aufweisen, wie es in Heimspiel für Heimspiel in der Rhein-Neckar-Arena zu sehen ist.

Pfiff

Die Musik, das Spiel und die Taktlosigkeit des Zuschauers

Dennoch hat die Unterstützung der Mannschaft nicht die Bedingungslosigkeit, wie sie allgemein dem gemeinen Fan unterstellt wird.

Denn wohl in keinem anderen Stadion so viele GEMA-Werke, die den eignen Verein zum Thema haben, vor dem Spiel abgespielt werden, wie bei uns:

Da kommt erst das alte Fan-Lied („Hoffe, Hoffe“), dann das offizielle Fanlied („Unsre Hoffnung, unsre Heimat, unsre Liebe“), woran sich direkt noch ein Bums-Hit anschließt („Olé, olé – Super TSG“). Ganz offensichtlich hat man erkannt, dass diese Pubertätsschmonzette nicht gerade massenkompatibel ist und Balladen ein schwierig Ding sind, denn zumindest aktuell klafft doch noch ein zu großer Unterschied zwischen den Hügeln des Kraichgaus und der Anfield Road.

Doch ganz gleich, wie viele beats per minute vor dem Spiel aus den übersteuerten Boxen hämmern, ihr motivatorischer Effekt auf die Zuschauer hält nicht wirklich lange an.

Es war rund nach einer halben Stunde. 1899 Hoffenheim liegt bereits seit 20 Minuten mit 0:2 hinten, und das Spiel scheint den typischen Verlauf eines Spiels gegen Leverkusen zu nehmen, gegen die wir ja bislang immer verloren und geradezu zuhause äußerst deutlich.

Rudy spielt einen völlig unmotivierten Querpass; daraus wird ein völlig unnötiger Fehlpass. In der Tat kein gutes Zuspiel, aber eines, wie es in einem Spiel oft im Dutzend vorkommt. Nichts wirklich Dramatisches und gerade in dem Spiel, wo die Mannschaft, bis auf die beiden Gegentore, gut spielte, sicher kombinierte, wenngleich nicht so schnell, wie man es sich wünschte, aber sich wirklich mühte, gegen einen seinerseits spielstarken, kombinationssicheren Gegner das Spiel zu machen.

Das Publikum reagierte darauf. Aber nicht mit Aufregen und kurzzeitigem Meckern und „Weiter geht’s …“, sondern mit etwas, was Ralf Rangnick „Angstpfeifen“ nannte. Das habe nichts mit Wut oder Verärgerung zu tun.

„Die Zuschauer wollen zu Hause unterhalten werden und dazu gehört auch ein Erfolgserlebnis.“

Es scheint doch ein recht reflektionsfreies Handeln, denn wenn ich die, die mir ein Erfolgserlebnis bescheren sollen, demotiviere, sinkt doch gleichzeitig die Wahrlichkeit auf sie mit dieses Erfolgserlebnis bescheren wird.

Wozu mit Anfeuerungen dafür sorgen, dass die Mannschaft Mut fasst, sich nicht aufgibt und die noch ausstehenden 60 Minuten nutzt, um einen Zwei-Tore-Rückstand aufzuholen, scheint sich der Besucher zu denken. Lieber lässt er lästernd seinem Unmut über den status quo freien Lauf statt seinerseits für einen status pro Hoffenheim zu sorgen.

Fakten wie die Stärke des Gegners, insbesondere seiner Abwehr, der Spielstand, das Wetter sowie das Alter der eigenen Mannschaft, die Art und Weise, wie sie spielte, all das interessiert den im wahrsten Sinne des Wortes: Zuschauer der Rhein-Neckar-Arena nicht. Ein Querpass und der Operettenfan gibt ein Pfeifkonzert.

All das wäre durchaus in Ordnung, wenn derselbe Fan auch seine Mannschaft im Rahmen seiner Möglichkeiten auch mal motivieren würde. Das aber ist nicht der Fall. Für den Fan besteht eine Bringschuld der Mannschaft. Wenn die erfüllt wird, gibt’s artig Applaus, wenn nicht, ’n paar hinter in die Ohren. Motto: Nicht geschimpft ist gelobt genug.

Und das wird nicht besser werden, wenn man diese Fans in ihrem Tun unterstützt – was der Verein tut. Vielmehr müsste man sie daran erinnern, dass Sie Teil des Publikums sind und damit auch Anteil haben am Gelingen des Gesamtschauspiels.

Immer wieder wird gerne auf Dortmund oder St. Pauli referenziert und die dortigen Fans gelobt. Seltsamerweise aber genau von denen, die hier durch ihre schweigende oder pfeifende (nicht: pfiffige) Präsenz genau eine solche Fankultur verhindern bzw. ad absurdum führen.

Nur wenige Minuten nach diesem Fehlpass fiel der Anschlusstreffer. Großer Jubel. Halbzeit. Pause. Ruhe.

Es schien Wichtigeres zu geben. Glühwein, z. B. Aber auch er brachte keine Wärme ins Publikum. Die gesamte zweite Halbzeit war es sehr eher still im Stadion. Angstschweigen? Unsere Mannschaft spielte und spielte und versuchte, die sehr gute Abwehr des Gastes zu überwinden, was aber leider nur selten gelang. Unterstützung von den Rängen? Geringst!

Und fünf Minuten vor Schluss gingen dann auch die ersten. Noch fünf Minuten regulär zu spielen, die eigene Mannschaft am Drücker, 1899 Hoffenheim kreierte Angriff um Angriff, aber die Leute gehen? Was ist das für ein Volk?

Wenn sie nicht im Stau stehen wollen, sollen sie am besten gar nicht kommen. Aber an solchen Aktionen sieht man einfach, welchen Wert das Spiel und die Mannschaft an sich hat. Auf Seite der Verantwortlichen dürfte man das gewohnt kurzfristig sehen: „Sie haben bezahlt, sie dürfen auch gehen.“ Das ist so richtig wie schade.

Wie wäre es mit einer Modfizierung der Stadionordnung, z. B. durch einen Passus

Das Verlassen des Stadions
a) Das Verlassen des Stadions während des Spiels ist prinzipiell nicht gestattet. Ausnahmen sind ….
b) Zuschauer, die das Stadion während des Spiels verlassen wollen, haben keinen Anspruch darauf, dass ihnen andere Besucher, die das Spiel weiter sehen wollen, Platz machen.

Oder so?

Natürlich war es schön, dass in der Nachspielzeit dann noch der hochverdiente Ausgleich fiel. Endlich hatten wir mal in der Nachspielzeit einen Punkt gewonnen (bisher ja mind. vier verloren)! Und diesen Jubel, diese Freude bekamen diese Menschen vielleicht im Radio mit, was natürlich nicht dasselbe ist, aber denen dürfte es egal sein.

Uns war es das nicht. Wir waren zufrieden mit der Mannschaft, mit ihrem Auftreten, ihrem Spiel und schlussletztendlich auch dem Ergebnis. Nur mit einem Gutteil der Zuschauer sind wir es nicht. Aber vielleicht muss man es Ihnen einfach mal beibringen – mit einer Serie in der Stadionzeitung: „Du bist Fan!“ – oder so. Gegen ein marktübliches Honorar machen wir das gern.

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