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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. 1. FC Köln

Das Uraltproblem
der TSG Hybrisheim

Das falsche Rezept und kein Bock gegen die Geißböcke

Dass früher alles besser war, ist eine historische Konstante bzw. eine generationenübergreifende Mär.

  • „Die Jugend achtet das Alter nicht mehr, zeigt bewusst ein ungepflegtes Aussehen, sinnt auf Umsturz, zeigt keine Lernbereitschaft und ist ablehnend gegen übernommene Werte“ (Keller, 1989, ca. 3000 v. Chr., Tontafel der Sumerer).

  • „Unsere Jugend ist heruntergekommen und zuchtlos. Die jungen Leute hören nicht mehr auf ihre Eltern. Das Ende der Welt ist nahe“ (Keilschrifttext, Chaldäa, um 2000 v. Chr.)

  • „Die heutige Jugend ist von Grund auf verdorben, sie ist böse, gottlos und faul. Sie wird niemals so sein wie die Jugend vorher, und es wird ihr niemals gelingen, unsere Kultur zu erhalten“ (Watzlawick, 1992, ca. 1000 v. Chr., Babylonische Tontafel).

  • „Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer“ (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

  • „Die Jugend von heute liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und verachtet die Autorität. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer. (Sokrates, 470-399 v.Chr.)

  • „Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen“ (Aristoteles, 384-322 v. Chr.)

Von daher kann man auch sehr entspannt sein, was diese diversen Aktivisten und Aktionen, z. B. des sich Anklebens, der sogenannten „Letzten Generation“ angeht, was allein schon mal am Namen liegt, denn sie ist nicht, was sie behauptet. Es wird Generationen nach ihr geben und in wenigen Jahrzehnten werden sie diese als das empfinden, was die Leistung unserer Mannschaft gestern war.

Die Leistung unserer Mannschaft gestern war unzureichend.

Die Herausforderung wird dann darin bestehen, aber sie wird gemeistert werden, einen geeigneten Namen für diese nachkommende Generation zu finden, wenn man sich selbst schon als das … die Letzte bezeichnet hat. Aber selbst diese Nomenklatur ist typisch für diese Generation: Sie steckt voller Hochmut, Überheblichkeit, Selbstüberhebung, Vermessenheit, worin auch eine Erklärung für das Auftreten des Teams so oft in der Saison und auch gestern liegt, zumindest liegen könnte.

Gestern sahen wir leider (wieder) die TSG Hybrisheim.

Das hat ja – leider? Immerhin? Zumindest? – Tradition. Wie einleitende Beispiele zeigen, dachte man auch schon früher so über die letztlich eigene Nachkommenschaft, aber hielt es allgemein als „die Jugend von heute“. Dann begann die Zeit der Zuschreibungen der Jugend – allerdings von außen –, aber nach „Hitler-Jugend“ nahm man dann doch lieber den Terminus „Generation“ als Sammelbegriff.

War es anfänglich noch klar verständlich, wer oder was gemeint war („Nachkriegsgeneration“, „68er-Generation“) ist es genau das heute nicht mehr („Generation X“, „Generation Y“, „Generation Z“). Andererseits ist diese begriffliche Ungenauigkeit auch ein typisches Zeichen für jüngere Menschen. Sie sind vage, aber wagen nichts mehr.

Aber woher sollten sie das auch können, denn man darf ja nicht vergessen, wer ihre Eltern sind: wir – und wie wurden wir genannt? Die Generation „No Future“ („Upsi!“) oder, wie die Mehrheit sie/uns damals nannte: die „Null Bock-Generation“.

Die Vorwürfe an uns waren identisch denen, die wir hier einleitend genannt haben. Aber auch wenn sie / wir im Gegensatz zu den Generationen vor uns namentlich zeitlich nicht verortbar waren, schrieb man uns immerhin eine Eigenschaft zu.

Eine Eigenschaft, die im Fußball zwar auf alle Mannschaften außer dem Gegner zutrifft, dennoch ist es immer eine doofe Idee, bocklos gegen die Geißböcke anzutreten.

Woher kommt das? Genauer er, der Terminus? Man könnte mutmaßen, dass nach der totalen Ich-Fokussierung, die ja maximal kennzeichnend war für unsere Vorgänger-, also die „68er“, mit ihren Selbsterfahrungs, -verwirklichungtrips – manche physisch, z. B. durch Reisen nach Poona, manche psychodelisch, z. B. durch LSD-Konsum, wo es also ausschließlich um den Menschen ging, es eine typische Gegenbewegung war, so dass das Tier mehr in Fokus rückte.

Dafür spricht, dass der Vegetarismus verstärkt aufkam, aber es auch sprachliche Veränderung gab, gerade wenn es um Emotionen ging: „tierisch“ wurde nicht mehr als rein deskriptives Adjektiv, sondern auch als als steigerndes Attribut oder auch Adverb eingesetzt, plötzlich waren nicht nur Wesen „bären-“, was sich ja durch das Tier an sich erklären ließe, sondern auch Dinge – materiell wie immateriell – „sau“stark oder „schweine-“, häufiger: „affen“geil, was wiederum zum Kompositum „affenstark“ führte – und manchmal auch „bockstark“. Aber das war es nicht.

„Dieser „Bock“ hatte nichts mit dem Tier zu tun, sondern geht zurück auf bokhajlem, was aus der stark dialektal zerklüftete indoarische Sprache der europäischen Roma mit Interferenzen aus den jeweiligen Kontaktsprachen (insbesondere dem Griechischen), also politisch korrekt Romani (inkorrekt: „Zigeunersprache“) stammt und so viel heißt wie „hungrig geworden sein“.

Und schon ergibt das viel mehr Sinn. Schon die Null Bock-Generation, also wir, waren nach Ansicht unserer Eltern- bzw. Vorgängergeneration einfach satt. Und genau diesen Eindruck konnte man auch von unserem Team gestern gewinnen.

Der TSG fehlt(e gestern (einfach)) die Gier, der Biss, der Punktehunger.

Man sah gestern an ich sehr gut, was der Unterschied ist zwischen der Beschreibung, der uns zuteil wurde, und der, die sich die „aktuellen“ Generationen selbst zuschreiben. Sie bezeichnen sich ja gerne als wach und aufmerksam („woke“). Das kann man unserem Team auch nicht absprechen. Das waren sie.

Die TSG ließ extrem wenig zu. Dummerweise machte sie selbst noch weniger für das eigene Angriffsspiel. Das sah zwar alles sehr nett und gefällig aus, aber halt auch nicht wirklich hungrig, zielführend. Da waren die Gäste schon, nicht fähiger, aber eben gieriger. So übten sie sich im Torschuss, was nichts ein-, aber ihnen das gute Gefühl brachte, mit jedem Versuch dem Ziel, unserem Tor näherzukommen, das sie dann auch erzielten.

Der Handelfmeter war ärgerlich, aber letztlich korrekt. Weitaus ärgerlicher war, dass dies zu keiner Veränderung in unserem Spiel führte. Es war immer noch wie die Frisur so mancher Herren der Nachkriegs- sowie der heutigen Generation: pomadig.

Das vor allem offensiv, aber dann auch defensiv und das hatte zur Folge: Erst standen unsere Verteidiger nur so rum und dann 0:2.

Das konnte einem schon sehr Appetit verderben, der ja bekanntlich beim Essen kommt. Aber es gab ja nichts, was man auch nur ansatzweise hätte als Leckerbissen werten können.

Das wurde in der 2. Halbzeit deutlich besser. Da wurde auch mal was serviert, was aber insgesamt mikrowellig daherkam, d.h. es sah gut aus, schien heiß zu sein, verdampfte aber recht schnell und war dann, als man hätte zubeißen können, bestenfalls nur noch lauwarm.

Ja, defensiv war die Mannschaft nach wie vor „woke“, aber das waren die Gäste auch. Sie hatten auch kaum mehr Gier nach vorn, wozu es auch keinen Grund gab, schließlich war ihr ärgster Hunger nach Punkten gestillt. Also achteten sie auf ihre Linien und darauf, dass bei ihnen hinten nichts mehr anbrannte.

Das tat es zwar, aber das ging als Röstaromen durch. Die TSG machte zwar auch noch ihr Tor, aber erst zum Ende der Nachspielzeit durch Dolberg, nachdem an deren Anfang die Gäste sogar (wenngleich aus unserer Sicht) sehr unglücklich auf 0:3 erhöhten.

Das war alles höchst ungenießbar, was man da sah. Da blieb und bleibt einem nichts anderes, als sich so schnell wie möglich auszukotzen. Das taten zwar auch die Spieler in den diversen Interviews nach dem Spiel, aber das schlägt zumindest dem Fan noch mehr auf den Magen. Wenn ein Restaurant ein Mehr-Gänge-Menü serviert, bei dem die Vorspeise ein Feuerwerk an Freuden verspricht („Lieblingsgegner“), es sich dann aber statt an klassischer Hausmannskost an Molekularküche versucht wird, obwohl einem dazu sowohl die Zutaten als auch die Technik fehlen und man dann denkt, dass man es mit Nouvelle Cusine noch rausreißen kann, dafür dann aber weder die Raffinesse noch die Zeit besitzt, dann bringt es auch nichts, wenn ganz am Ende der Shot aufs Haus, hier: ins Tor geht.

Wenn die TSG sich endlich mal ihres Dauerproblems entledigen will, ein Problem, das nicht nur wir, aber super erfolgreiche Mannschaften nie haben, dann bedarf es der Zuwendung zum (politisch inkorrekt: zigeunerischeren, sprich:) weniger berechenbareren, überraschenderen, gewitzteren, zielgerichteteren, sprich: Spiel und damit Typen, die weniger den Swag, sondern Bock haben (s. bokhajlem). Dazu wiederum braucht es genau das Gegenteil von Hoch-, nämlich Demut. Dieser Verein feiert sich für zu viel zu sehr.

Vier Spiele nicht verloren, davon drei gewonnen, eines Unentschieden, Letzteres gegen die Bayern. Natürlich war das toll und unerwartet, aber statt von „Lieblingsgegner“ zu reden oder auf die positive Statistik gegen Köln zu verweisen, wäre es auch nicht falsch gewesen darauf zu verweisen, dass man nach einem (Punkt-)Gewinn gegen die Bayern bisher immer verlor …

(„Kann das mal bitte wer gegenchecken? Danke.“ Der Red.)

… und uns das in der aktuellen Situation mehr schadet, zumal die Gegner der nächsten Spieltage nicht einfacher werden. Die Tatsache, dass der nächste Heimspielgegner unter der Woche ein Pokalspiel hat, ist auch nur ein Thema für die Medien. Dennoch wird auch das Denken und leider auch dann das Handeln unserer Mannen, Männer und Männlein beeinflussen, wenn sie nicht dauer- und ernsthaft bokhajlem.

Und wo wir heute schon so politisch inkorrekt sind und waren, bleiben wir es auch bis zum Schluss: Schluss mit dem veganen Gekicke, das weder Fisch noch Fleisch ist!

(Die Forderung ist ja nicht neu (von uns), aber vielleicht sollte man sie mal genauso rüberbringen, (was ja zum einen für einen shitstorm sorgen könnte, was uns zur Gegenfrage brächte, was daran schlecht sein sollte, wenn unser Sturm der heißeste Scheiß wäre), und zum anderen in den eigenen Reihen für Heiterkeit und damit einem schönen Spiel immer zuträglichen Leichtigkeit sorgen könnte – und gewiss auch würde.)

Es muss Butter bei die Fische, wir den Gegner jagen, grillen und mit Haut und Haaren verspeisen wollen. Dazu ist es nicht nötig, ihm was auf die Knochen zu geben (Wenn schon muss man sie (um im Sprachbilde zu bleiben), bis auf dieselben blamieren wollen.), sondern schlicht Biss. Gestern sah man ja, dass ein Bisschen nicht reicht und null Punkte bringt.

Ja, es sind immer noch vier Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Alles in Ordnung, wenn wer so nach dem 33. Spieltag denkt. Aber falls vorher, ist man Teil des Problems. Denn:

Es hätten sieben Punkte Vorsprung sein können. Theoretisch war vor dem Spieltag sogar Platz 7 in der Tabelle drin.

Klar nur theoretisch – und ein wenig theologisch, also mit Fußballgottes Hilfe –, aber genau darum geht es.

Wir brauchen mental eine andere Generation (u. a. an Spielern) – und diese sollten im Idealfall noch älter sein als wir im Durchschnitt, aber die richtige Einstellung mitbringen – und das ist die der 68er, genauer der „Spontis“:

„Du hast keine Chance. Nutze sie!“

——

Anmerkung der Red.:
Denkst du jetzt nicht, dass wer denken könnte, inwiefern haben wir keine Chance. Wir haben die doch noch. Wir haben es doch immer noch alles selbst in der Hand.

Antwort:
Leck mich am Arsch mit dieser modernen Scheiße von wegen „Denkst du nicht, dass wer denken könnte …“ Erstens: Es wäre generell extrem wünschenswert, dass wer denken könnte. Und dies dann auch würde. Und ja, ich weiß, du hast das anders gemeint. Aber auch das – und das ist zweitens – ist ein Dreck, denn wer so was sagt, ist ebenfalls ein Teil des Problems, denn er / sie ist wie das Spiel unseres Teams in dieser Spielzeit – und hier ein letztes Zeugma für zwei sehr daran interessierte Leser – witzlos.

Ohne Spielwitz gewinnst du weder Herzen noch Punkte, noch Partien.

Anmerkung der Red.:
Jetzt fühle ich mich beleidigt.

Antwort:
Idiot!

 

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