Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image

Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

Scroll to top

Top

No Comments

1. FC Heidenheim 1848 vs. 1899 Hoffenheim

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

صِفْر

– 0 ≥ 1

Der Fußball, so sagt man, sei unberechenbar. Und dennoch finden sich überall im Fußball Zahlen. Zahlen, die zu allen möglichen und unmöglichen Erklärungen herhalten müssen – meist nach Belieben.

Ein beliebtes Beispiel ist folgende Statistik:

Gelb hatte mehr Torschüsse, mehr Ecken, mehr Flanken geschlagen, mehr Dribblings gespielt, eine bessere Passquote und doch ist die Aussagekraft dieser Werte nur begrenzt, wie diese Statistik auch beweist, denn das ist die kicker-Statistik des WM-Halbfinals Brasilien – Deutschland von 2014. Und wir alle wissen, wie das ausging.

Es mag sein, dass Zahlen nicht lügen, aber sagen sie auch immer die Wahrheit?

Naturwissenschaften wie Physik oder die Mathematik stehen ja in dem Ruf, genau diese zu bieten. Dabei bieten aber auch sie ganz herrliche Beispiele dafür, dass genau das nicht stimmt. Oder doch?

Auf Zahlen wird auch sehr gerne sprichwörtlich zurückgegriffen, wenn es um Beweisführung geht, schließlich müsse man da nur 1 + 1 zusammenzählen. Was passiert aber, wenn man das tut? Ist das Ergebnis zwei? Nein, es ist eins, nämlich eine Lösung. Und auch wenn du, geneigte/r Leser/in, alle natürlichen Zahlen zusammenzählen würdest, kämest du nicht auf das Ergebnis, dass du vermutest.

Zwei Physiker aus dem sogenannten Mutterland des Fußballs, was bekanntlich auch nicht wirklich England ist, sondern China, wo Menschen bereits vor 5.000 Jahren eine mit Federn und Haaren gefüllte Lederkugel zum Spielen benutzt haben und  dieses Spiel Cuju“ (sprich: Ts´uh-kü) – das heißt so viel wie „mit dem Fuß stoßen“ – nannten (Quelle), namens Edmund Copeland und Tony Padilla bewiesen, bewiesen, dass die Summe aller natürlichen Zahlen -1/12 ist.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden


(Erklärung zum Nachlesen auf deutsch)

Und so absurd ist auch Fußball. Wenn man kein Gegentor kassiert, ist das ja weniger als eins, was aber gleichbedeutend damit ist, dass man auf jeden Fall mindestens einen Punkt erhält. Wir haben das mal auf die Formel -0 ≥ 1 gebracht, was ja auch heißt, dass Null größer Null ist. Irgendwie.

Ist das Quatsch? Schon ein bisschen, aber faszinierend ist es ja schon und man man kann sich eigentlich gar nicht vorstellen, dass die Null als solche noch gar nicht so alt ist – und damit meinen wir selbstredend nicht die eine Person in deinem Bekanntenkreis, geneigte/r Leser/in, sondern eben die Zahl.

Angeblich haben ja schon die Babylonier damit gerechnet. In der Perser- (539–331 v. Chr.) und hauptsächlich der Seleukidenzeit (305–63 v. Chr.) gab es als Vorstufe der Zahl Null ein Fehlzeichen im Sexagesimalsystem (Zahlsystem zur Basis 60) der Babylonier, nämlich in sexagesimalen Zahlen an Stellen ohne Wert.

Wenn das stimmt, fragt man sich natürlich, wie die Chinesen das machten, wenn sie „Cuju“ spielten.

Dieses „nichts“ gab es aber auch bei den Ägyptern. Sie setzten hierfür eine Hieroglyphe ein: D35.

Die Griechen und die Römer, die ansonsten so prägend für unsere Kultur, unsere Schrift und unser Denken waren, hatten nichts für nichts.

Ausnahme war der griechische Astronom Klaudios Ptolemaios, der im 2. Jahrhundert n. Chr. in der berühmten Bibliothek des Museions in Alexandria (Ägypten) arbeitete. Er verwendete in astronomischen Angaben das Fehlzeichen o, abgeleitet von gr. οὐδέν (sprich: ouden („nichts“)). Hieraus lässt sich unser heutiges Zeichen für Null ableiten.

Aber auch sie nannten es „nichts“ bzw. „leer sein“, arab.:
صِفْر, sprich „sifr“, wo wir unser Wort „Ziffer“ herhaben oder auch „Chiffre“.

Ist das Quatsch? Nein. Das ist hochinteressant und zeigt, wie besonders doch der Fußball ist, denn in kaum einer anderen Sportart (außer vielleicht Feldhockey) ist diese Zahl von einer deratigen Relevanz, schließlich werden in fast allen anderen Sportarten in der Regel (viel) pro Spiel / Wettkampf mehr als null Tore und/oder Punkte erzielt.

Diesmal war es mal wieder so weit. Die TSG spielte 0:0. Und der Aufschrei war groß bzw. der Verriss. Ein Unding.

Erstens gab es das Ergebnis zuletzt am 17. April 2022 gegen die SpVgg Fürth (also schon ein Weilchen her), zweitens standen beide Teams noch Donnerstagabend wenige Stunden vor Mitternacht in enigen tausend Kilometer Entfernung auf einem Fußballplatz und spielten auch dort um Liga-Punkte.

Wer sich also hier über fehlende Dynamik etc. echauffiert, ist schlicht (und) dumm. Natürlich fehlte da die Spritzigkeit und die Präzision über 90 Minuten, aber war es nicht beeindruckend, wie einsatzfreudig unsere Mannschaft agierte?

Matarazzo startete fast so wie in Porto, also keine wirkliche Rotation, weil sich, und auch das scheinen einige zu vergessen, die Mannschaft fast von selbst aufstellt.

Immer noch fehlen mit Kabak, Geiger, Prömel, Becker, Bebou echte Größen aus allen Mannschaftsteilen im Kader auf dem Platz.

Aber weder er noch die Mannschaft nehmen das als Ausrede, sondern die Herausforderung an. Sie wollten europäisch spielen, wir wollten, dass wir europäisch spielen, jetzt ist es so, jetzt müssen wir das auch mit allen Konsequenzen annehmen. Auch wenn es, wie eben jetzt, zahlreiche verletzte Stammspieler gibt, was zur Folge hat, dass die nicht nur physische Belastung für alle höher ist.

Dass es Spieler wie Attila Szalai in so einer Siuation dennoch nicht in den Kader schaffen, verwundert da allerdings schon. Samassekou hingegen ist wieder da – und das nicht nur im Kader, sondern auch wieder auf dem Platz, und das gegen Heidenheim zum wiederholten Male, wenngleich nur als Kurzeinsätze, aber immerhin.

Als er auf dem Platz war, ging es bereits darum, die Null zu halten. Da waren noch rund zehn Minuten zu spielen, und alle waren verständlicherweise platt, hatten wir doch bis dahin sehr viel in das Spiel und vor allem die Balance zwischen Offensive und Defensive investiert.

Fast 120 Kilometer rannte unser Team diesmal wieder, zwei mehr als die Heimmannschaft. Und auch die 53% Ballbesitz zeigen, dass unsere Mannschaft couragiert agierte.

Leider fehlte in der ersten Halbzeit die Präzision beim letzten Pass (oder nur wenige Zentimeter) und in der zweiten die Konzentration beim Abschluss (Bülter, 52.) bzw. das Glück (Berisha, 92.). Letzteres hatten wir aber genau zwischen den beiden Großchancen, als unsere Nr. 1 zeigte, warum er aktuell die Nr. 1 auch in der Nationalmannschaft ist, hielt er zwar das 0:0 nicht fest, lenkte es aber an die Latte bzw. um den Pfosten.

Natürlich gab es auch einige Schwachpunkte. Insbesondere unsere Österreicher gehen wohl auf der letzten Rille, denn besonders ihnen fehlte das richtige Gefühl im Fuß, so dass man zwischenzeitlich den Eindruck gewinnen konnte, dass das Gegenteil von Passspiel Prassspiel ist. Und auch Grillitsch zeigte auf dem Platz weit weniger Galligkeit als wie nach seiner Auswechslung.

Aber die mannschaftliche Geschlossenheit war da. Jeder Ball, ganz gleich wie leichtsinnig verloren, wurde zurückerobert, weggegrätscht oder geblockt, so dass wir endlich auch mal wieder ein Ligaspiel ohne Gegentor beendeten. Auch das ein weiterer Fortschritt, der der Mannschaft gerade nach den zwei doofen Gegentoren in Porto guttun und Kraft geben dürfte für die beiden nächsten wichtigen Heimspiele – im DFB-Pokal am Mittwoch gegen den 1. FC Nürnberg und den Tabellen-Nachbarn aus St. Pauli am Samstag.

Auch wenn das Spiel eine Nullnummer war, es war kein Nullsummenspiel, was ein Fußballspiel in der Spieltheorie ohnehin nicht ist, aber der Ligabetrieb schon. Fußball ist halt auch mathematisch etwas ganz Besonderes.

q.e.d.

Submit a Comment